Weihnachtszauber von allen Seiten – Adventsblasen in Prüm

Vorfreude auf dem Hahnplatz in Prüm

Die Sehnsucht nach Lichterzauber und Andacht, nach der Stille, die sich so oft – wenn überhaupt – erst in der Heiligen Nacht über uns senkt, treibt mich am ersten Adventssamstag auf den Prümer Hahnplatz. Denn beim Adventsblasen, auch Turmblasen genannt, so das Versprechen (und da zitiere ich gerne einen TV-Artikel aus dem Jahr 2015), bleibt die Zeit für 20 Minuten stehen. Das möchte ich finden, das möchte ich spüren, nicht erst zur Weihnacht, sondern gleich zu Beginn dieser zauberhaften Lichterzeit! Sterne – am Himmel und über der Hahnstraße – geleiten und führen mich zum Ort des Geschehens, auf dem ein überdimensionaler, reich geschmückter Weihnachtsbaum (so einer, der wirklich bis obenhin geschmückt und verziert ist und auf dessen Spitze ein geschweifter Stern prangt) und weitere Sterne vom Zauber der Weihnacht künden.

Ein wenig schwindelig wird es mir, nachdem ich mich möglichst zentral und trotzdem leicht erhoben auf dem Hahnplatz positioniert habe, denn gleich muss ich nach allen Seiten schauen, um die Musiker im Licht der leuchtenden Sterne zu sehen: auf dem Balkon des Hotels Zum Goldenen Stern, im 1. Stock der Volksbank über dem Café 23, am Fenster eines Hauses an der Ecke zur Bahnhofstraße und last, but not least – hoch über allem und durch das Fenster weit entfernt und doch deutlich sichtbar – im linken Basilikaturm. Seit 1975 die Schwestern Marlies und Berta Hansen nach dem Vorbild des Salzburger Turmblasens die Veranstaltung ins Leben riefen, ist sie ein jährlicher Fixpunkt im Prümer Kalender und im Leben der Menschen vor Ort. Ganz bewusst wird auf jeglichen anderen Trubel ringsum verzichtet – alle Aufmerksamkeit gehört der Musik und denen, die sie schaffen.

Um mich herum finden sich immer mehr Menschen ein, und um Punkt 20 Uhr beginnt das einzigartige Erlebnis. Vorweihnachtliche Klänge aus Deutschland, aus dem Salzburger Raum und verschiedenen Nachbarländern, gespielt von den Bläsern des Musikvereins 1834 e.V. Prüm, füllen den Raum, und die Menschen werden still und horchen atemlos. Mit der Musik fluten auch Licht und Freude in die Herzen. Jeder einzelne Ton berührt die Seele, und die Ruhe, in der wir zuhören, findet ihren Widerhall in unserem Inneren. So gerne würde ich die Töne festhalten, doch Handy-Filmchen können den Zauber nicht wiedergeben. So bleibt mir nur meine Kamera, die die Lichter, den strahlenden Baum, die glänzenden Sterne und die eindrucksvolle Basilika in Bilder verwandelt, die mich an diesen Moment erinnern. Die eine Bläsergruppe beginnt, die andere folgt, man lauscht aufeinander, spielt nacheinander und gemeinsam, und dann schenken wir alle, die wir dort stehen, der Solotrompete unser Ohr. Traditionelle Weisen, Andachtsjodler und auch Klassisches wie „Tochter Zion“ bereiten uns vor auf die heilige Zeit. Und wenn der letzte Ton verklungen ist und der Jubel und das Klatschen uns noch auf dem Heimweg begleiten, dann sind Herz und Seele bereit für die nächsten Wochen: Es ist Advent!

 

Weiterführende Informationen:

https://www.ferienregion-pruem.de/kultur/tradition/turmblasen-zum-advent-in-der-abteistadt-pruem
https://www.pruem-aktuell.de/nextshopcms/show.asp?lang=de&e1=6&ssid=1&docid=2&newsid=58680
https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/zum-40-mal-spielt-der-musikverein-pruem-am-vorabend-des-ersten-advent-am-hahnplatz_aid-5542082
https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/adventsblasen-in-pruem_aid-64322261

Bläsergruppe auf dem Balkon des Hotels Zum Goldenen Stern
Bläsergruppe im linken Basilikaturm
Bläsergruppe an der Volksbank
Alle hören andächtig zu.
Vorweihnachtlicher Hahnplatz
Die Basilika im Lichterglanz.

Die Sterne weisen den Weg zum Hahnplatz.

 

Von Barrierefreiheit, Fischen und anderem Gedöns – Stausee Auw

Westufer

Es herbstelt ein wenig, als ich mich auf den Weg mache, den Stausee Auw zu erkunden. Warum ich ihn erkunden möchte? Weil ich Seen mag – nicht nur die großen, bekannten. Wenn mir ein Schild einen Hinweis auf eine landschaftliche Besonderheit gibt, dann muss ich da hin. Hier vor Ort, das erkenne ich schon bei der Anfahrt und erst recht, als ich an den See herantrete, ist zudem noch etwas ganz Neues, zur Zeit noch recht Seltenes, gestaltet worden: ein barrierefreier Komfortwanderweg.

Was ist das denn für ein See zwischen idyllischen Hügeln, den ich nun erkunden werde? In den 1970er Jahren wurde der Auwbach an dieser Stelle im Norden der Verbandsgemeinde Prüm zu einem 4,5 ha großem See aufgestaut. 2022 wurden nicht nur Sedimente entfernt, die die Wasserqualität beeinflussten, sondern auch der Staudamm saniert und vor allem der Weg angelegt, auf dem ich nun den See umrunden werde. Barrierefrei und bequem, mit zwei Parkplätzen und einer Toilette. Baden ist hier verboten, Angeln erlaubt und auch mit Handicap möglich.

Ich parke oberhalb der Anglerhütte, kurz nach einer scharfen Kurve in der Senke, wo eine Brücke den Auwbach überquert. Der barrierefreie Parkplatz befindet sich weiter unten, aber den brauche ich Gott sei Dank noch nicht. Nach wenigen Schritten abwärts befinde ich mich am Ufer. Da sich links von mir Angler befinden, wende ich mich spontan nach rechts, um das Gewässer gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden. 2020 war ich schon einmal hier, aber da war alles noch anders: nicht barrierefrei, und sehr wenig Wasser im See. Darüber kann ich mich nun ganz und gar nicht beklagen, und so gelange ich gemütlich und in einem entspannten Trab (wenn ich nicht gerade wieder stehenbleibe, um einen besonders schönen Blick fotografisch einzufangen) sehr schnell zu dem geschützten Teil am südlichen Zufluss des Bachs, wo Schilf und Röhricht im sumpfigen Gelände unzähligen, teils seltenen Tieren Unterschlupf bieten. Es folgt ein hölzernes Fußgängerbrückchen parallel zur eigentlichen Brücke, denn hier kann ich kurz die Straße sehen, auf der ich hierher gefahren bin. Natürlich ist auch hier alles barrierefrei. Aber wenn ich hinunter zum Bach will, um ein paar Fotos zu machen, dann ist Trittsicherheit das Gebot der Stunde. Die Sonne kommt heraus, lässt das Wasser glitzern und bietet mir ein freundliches Geleit in ein Waldstück hinein, das in den ersten Herbstfarben leuchtet.

Zwischen den Bäumen kann ich den See funkeln sehen, und ab und zu bietet sich ein Ausblick auf die Anglerhütte, die malerisch direkt am gegenüberliegenden Ufer liegt. Die Luft ist frisch, und der feuchte Wald riecht leicht nach Pilzen. Etwas Laub raschelt unter meinen Füßen, als ich mich auf die Bank setze, um zu schauen, zu verweilen, mich am Anblick zu erfreuen – und natürlich, um zu fotografieren!

Kurz darauf treffe ich nach einer weiteren Brücke auf einen noch breiteren, asphaltierten Weg und den zweiten Parkplatz. Diese östliche Seite des Sees ist besonders komfortabel zugänglich, und ich habe die Auswahl zwischen gleich mehreren verschiedenen Bänken und Picknickplätzen. Außerdem geben Infotafeln mir Auskunft über den Rundweg und auch über das Leben der Biber. Ach, sähe ich doch einmal einen! Aber dieser Wunsch wird leider nicht erfüllt. Dafür erfahre ich, dass es sich bei den von mir so profan begangenen Landschaften um besonders geschützte Biotope handelt: Feuchtwiesen, Röhricht und Erlensumpfwald. Und wenn ich lese, dass ich es hier beim Auwbach mit einem Mittelgebirgsbach zu tun habe, dann klingt das einfach nur nach Urlaub. Hach, erst einmal Pause machen und den Blick über den See genießen! Gegenüber an der Angelhütte ist einiges los – es ist ja auch Sonntag. Mehrere Menschen haben ihre Ruten ausgeworfen und warten auf einen guten Fang. Dafür breitet sich links von mir noch einmal ein Schilfgürtel aus, der im Sonnenlicht besonders idyllisch anzusehen ist. Bei jedem Rascheln und Plumpsen spähe ich neugierig, wer sich im Röhricht versteckt. Wasservögel? Frösche? Ich kann es nicht erkennen. Sonne und Wolken wechseln sich ab, und ich setze mich wieder in Trab.

Wenige Meter weiter bietet ein barrierefreier Angelsteg nicht nur Menschen mit Angelschein die Möglichkeit, auch vom Rollstuhl aus Fische zu fangen, sondern mir zudem einen besseren Überblick über den Freizeitsee. Kurz darauf betrete ich den künstlichen Damm, der zum Stauwehr führt. Es geht ganz schön tief hinunter, über eine glatte Betonoberfläche. Doch dort unten, da geht es ganz idyllisch weiter mit meinem munteren Auwbächlein. Vorbei an einem Infoschild zum Landschaftselement Streuobstwiese und der Toilette (sehr praktisch; barrierefrei, allerdings mit normaler Eingangstür) laufe ich zurück zum Auto. Schön leise natürlich: Ich will den anwesenden Anglern ja nicht die Fische verjagen!

Gut 1,5 km Wanderweg liegen hinter mit, und für mich – wegen des Parkplatzes – auch 20 Höhenmeter. Entspannt war’s und einfach schön! Ich komme gerne wieder!

 

Wanderparkplätze: An der L1 zwischen Roth bei Prüm und Auw bei Prüm (GPS  50°18’19.62″N, 6°21’17.51″E und ca. 50°18’23.68″N, 6°21’36.08″E)

Weiterführende Links:
https://www.pruem.de/tourismus-freizeit/barrierefreie-angebote/
https://www.ferienregion-pruem.de/komfort-wanderweg-stausee-auw
https://bueroberg.de/stausee-auw-arbeiten-beginnen-im-mai/

barrierefreier Anglersteg

Am Südwestende des Stausees
barrierefreier Wanderweg zur Staumauer
Anglerhütte 2020
Stausee im Juni 2020
Juni 2020 vor Errichtung des barrierefreien Weges – im Hintergrund die Staumauer
Idylle im Juni 2020
barrierefreier Anglersteg im Juni 2020
Südwestliches Ufer im Juni 2020