Dem Herbstwald auf der Spur -Waldpfad im Prümer Tettenbusch

Wenn Bäume sprechen könnten … Bedenkt man die Geschichte der Eifel und das Alter so mancher Bäume vor Ort, so ist es immer eine besonders spannende Sache, hier im Wald unterwegs zu sein. 2022 (kurz nach meinem letzten Besuch) wurde im Prümer Tettenbusch ein neuer Waldpfad eingerichtet, der ein tieferes Naturerlebnis ermöglichen und zudem wertvolle Informationen zum Wald und zur Forstwirtschaft bieten soll. Solche Themenwege kombinieren mittlerweile Infotafeln mit QR-Codes, die vor Ort abgerufen werden können und mit zusätzlichen Audiodateien abwechslungsreich Auskunft geben. Ich werde neugierig und nutze einen sonnigen Herbsttag Ende Oktober, um den neuen, 4,7 km langen Rundweg zu erkunden.

Die Route startet gleich neben dem Postferiendorf am oberen Ende der Straße „Pferdemarkt“, wo auch Platz zum Parken vorhanden ist. Hier laufe ich nicht weiter bergauf, sondern wende mich nach rechts, wo ich auch sofort von der Eingangstafel des Waldpfades begrüßt werde – und natürlich von einer schönen Bank; aber vielleicht sollte ich erst einmal starten? Bereits hier gelange ich über einen QR-Code auf die Seite des Landesforst Rheinland-Pfalz und werde beim Abrufen des Audiobeitrags angemessen begrüßt. (Übrigens, hier oben ist der Empfang ziemlich gut!) Schön ist es hier zu jeder Zeit: Im Frühjahr mit 1000 Grüntönen, im Sommer durch angenehme Kühle, und im Herbst sind es die Rot-, Gelb- und Brauntöne, die sich in das letzte Grün mischen. Am Wendepunkt der Route, etwa zur Halbzeit, freue ich mich schon jetzt auf einen Ort, den ich auch bei meinem letzten Ausflug in den Tettenbusch besuchte und wo ich nun erneut einen kleinen Eindruck in das winterliche Prüm erhaschen kann. Aber so weit bin ich noch nicht. Begleitet von bunten Bäumen, moosüberwucherten Wurzeln und Pilzen geht es über den breiten Waldweg zügig vorwärts. Das Laub raschelt unter meinen Füßen, hier und da höre ich ein Tierchen im Unterholz oder die Vögel in den Bäumen.   Ich kann mich nicht sattsehen an dem Laub, und jeder einzelne Baum scheint mindestens drei Farbtöne in seinen Blättern zu vereinen. Ein Farbenspiel, dem ich mich auch mit meiner Kamera ausgiebig widme, besonders, wenn die Sonne durch das Laub scheint. Die erste Tafel gibt Auskunft zum Waldumbau, an einer Stelle, an der lange Zeit nur Fichten angebaut wurden und sich nun langsam ein Mischwald entwickelt. Als sehr eindrucksvoll empfinde ich das Schild, auf dem deutlich wird, dass Fichte und Douglasie angesichts der steigenden Temperaturen und mehr Trockenheit für unsere Wälder recht ungeeignet sind. Besser sieht es da schon mit Buchen, Eichen, Weißtannen und Kiefern aus.

„Aha!“ Neugierig ziehe ich weiter, nicht ohne immer wieder stehen zu bleiben, um die bunte, vielfältige Natur zu betrachten, sie zu genießen und natürlich zu fotografieren. 421 Fotos mache ich bei diesem Ausflug, so sehr hat die Natur mich gepackt. Keine weiteren Fragen … Oder doch? Sobald ich die Infoschilder erreiche, steigt mein Wissensdurst. Und ich lerne spannende neue Begriffe wie „ungleichaltriger Mischwald“ – und warum er so wertvoll ist. An Station 5 erfahre ich, wie der Wald, bedingt durch Klimaveränderungen, in unseren Breiten entstand und sich veränderte und warum es durch die Nutzung durch Menschen keine unberührten Urwälder mehr gibt. Der Tettenbusch hatte das Glück, dass die frühen Eigentümer, das Prümer Kloster und die Kurfürsten von Trier, finanziell nicht vom Wald abhängig waren und daher weniger intensiv Forstwirtschaft betrieben, und das vor allem in Form von Niederwaldbewirtschaftung mit Eichen; das Holz diente als Brennholz, die Rinde wurde auch zur Ledergerbung genutzt. Erzählt wird das Ganze, während ich unmittelbar vor einer etwa 120 Jahre alten Buche stehe. Was haben diese Bäume nicht alles schon gesehen und miterlebt? In einigen finden sich heute noch Bombensplitter aus dem Zweiten Weltkrieg.

Kurz darauf führt mich der Weg an die Schneise der Wolfsschlucht und hinab zur Skihütte. Die Aussicht ist grandios: Zunächst offenbart sich – eingerahmt vom bunt leuchtenden Wald rechts und links – der gegenüberliegende, ebenso bunt bewachsene Höhenzug, und dann, wie eine Krone darauf, Weinsheim, das dort in der Sonne zu thronen scheint. Je tiefer ich komme, desto mehr verschiebt sich die Perspektive. Weinsheim wird kleiner, die Landschaft zum Tal hin sichtbar, und die Skihütte weckt meine Neugier. (Heute habe ich leider kein Glück, doch auch in den Sommermonaten ist sie zeitweise geöffnet und vom Ski-Klub Prüm bewirtschaftet, so dass Wanderer und Ausflügler dort Rast machen können.) An der Tafel mit der Übersicht über die Skigebiete schaue ich mich um. Die Vorstellung, hier im Winter bei Schnee hinunterzusausen (vorausgesetzt, man beherrscht seinen Ski oder Schlitten), ist atemberaubend. Hier muss ich mich noch eine Weile herumtreiben und die Schönheit der Landschaft, der Farben und der Ausblicke genießen und mit der Kamera festhalten.

Nur wenig später gelange ich an die Clemens-Hosius-Hütte, wo ein eindrucksvoller Baumstamm – mit kunstvoll geschnitzter Glühbirne! – als „Klimastamm Strom“ veranschaulicht, wie viel Strom eine Person in Deutschland durchschnittlich verbraucht, und was das für die CO2-Bilanz bedeutet – und wie Bäume unser Verhalten ausgleichen. Ein ähnlicher Baum, jedoch mit einem geschnitzten Auto, findet sich später auf meinem Weg, an Station 10. An diesen beiden Infopunkten gibt es nichts zu hören, aber reichlich Lesestoff. Zum Verdauen bietet sich, zumindest hier, eine ausgiebige Pause in der gemütlichen Hütte an – mit herrlichem Ausblick auf eine Feuerstelle und natürlich auf den „Klimastamm Strom“. Ruhe macht sich breit, Klarheit und der Wunsch, hier meinen Gedanken Raum zu geben. Ich bleibe fast eine Stunde hier sitzen und schaue aus der Hütte hinaus auf die sonnige Waldlichtung. Und mir fällt ein Ausspruch ein, den mein Vater gerne zitierte: „Manchmal sitze ich und denke – und manchmal sitze ich auch nur.“

Wie wertvoll ist doch der Wald! Das spüre ich eigentlich sofort, auch ohne das Audio der Station 8 zu hören, das ich vor einem idyllischen Tümpel genieße und in dem deutlich gemacht wird, wie wichtig das Auffangen und Filtern des Regenwassers durch den Wald für unser aller Leben ist. Doch zusätzlich erfahre ich auch Dinge, die noch weitaus weniger offensichtlich sind, wie zum Beispiel, dass Nadelbäume mehr Wasser brauchen als Laubbäume. Oder, im weiteren Verlauf der Tour, dass mehr Menschen in der Wald- und Forstwirtschaft arbeiten als im Maschinen- und Anlagenbau oder in der Automobilindustrie. Oder dass Stämme (zum Beispiel für Blockhäuser) zwischen Voll- und Neumond geerntet werden sollten, da der Wassergehalt zum Neumond hin abnimmt und das Holz dann weniger arbeitet. Meine Finger fahren ehrfürchtig über die grobe, rissige Rinde der Douglasie, von der ich an Station 9 erfahre, dass sie etwa 120 Jahre alt ist. Eine lange Zeit, in der dieser Baum eine gewaltige Höhe und einen beachtlichen Umfang erreichte.

Irgendwann reiße ich mich wieder los. Der Weg führt schräg hinauf auf die etwas höher gelegene, parallel verlaufende Trasse (markiert als Prümer Land Tour Route 1 und Stadt Prüm 3). Schon bald bieten sich nun zur Linken fast schon spektakuläre Ausblicke auf die gegenüberliegende Höhe, und ich gelange, vorbei am Forstamt, auf das ich hinabschauen kann, hinunter an den Waldrand am Schneifelweg. Von hier aus geht es steil rechts bergauf zum Ausgangspunkt, wo ich mich nur widerwillig von der bunten Pracht verabschiede. Noch duftet es nach Moos und Pilzen und herbstlichem Wald, noch richtet die Sonne durch das Blätterdach einzelne Spots auf mich, die ich als Sonnensterne zu verewigen versuche. Das Laub raschelt bei jedem Schritt, und hier oben herrscht eine Ruhe, die ewig scheint und mich ganz und gar einhüllt und mir Geborgenheit schenkt.
Doch gleichzeitig zieht mich die Neugier schon wieder weiter, weil sich hier, auf dem Weg über die Straßen hinunter in das geschäftige und liebenswerte Prüm, spektakuläre Ausblicke auf die Stadt und ihre in der Sonne leuchtende Basilika ankündigen. Ich schaue noch einmal zurück auf den Wald, der mich nun eine Weile beherbergt hat. Schön war’s! Ich komme wieder! Und denke an den zutiefst berührenden und ach so wahren Ausspruch Eugen Roths, der an Station 5 zitiert wird: „Zu fällen einen schönen Baum, braucht’s eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht’s, Mensch, bedenk es, ein Jahrhundert.“

 

Weitere Infos:
Tourist-Information Prümer Land, Haus des Gastes, Hahnplatz 1, 54595 Prüm, www.ferienregion-pruem.de

https://www.wald.rlp.de/forstamt-pruem/angebote/waldpfad

Öffnungszeiten der Skihütte: https://www.facebook.com/SkiKlubPruem

 

Clemens-Hosius-Hütte und der „Klimastamm Strom“
Skihütte Wolfsschlucht mit Aussicht

Von antiken Brötchen, Brücken, Gräbern und monumentalen Gestalten – römische Villenanlage bei Duppach-Weiermühle

Wenn ich eigentlich alles möchte, nur nicht die Eifel verlassen, dann treibe ich mich noch ein bisschen herum.
Die Römervilla in Duppach hatte ich bereits 2021 besucht – aber damals war weder das Wetter besonders schön zum Fotografieren, noch hatte es die aktuellen, spektakulären Erkenntnisse gegeben. Gut also, dass ich einen willkommenen Anlass hatte, meine Eifelzeit noch ein wenig auszudehnen!

Die römische Villenanlage liegt etwas versteckt zwischen Duppach, dem Eichholzmaar und dem kleinen Dorf Weiermühle auf einem Hügel. Das Gelände liegt unmittelbar am 20 km langen Geo-Wanderweg „Vulkane, Maare und Dreese“ (2 Schleifen à jeweils ca. 10 km). Besuchern ist es jedoch auch erlaubt, mit dem Auto quasi bis vor die Tür zu fahren und unmittelbar neben dem Nachbau eines römischen Speichergebäudes zu parken. Ich umrunde das Gebäude und erblicke die grüne Infostele, dann den legendären Greifenkopf, der gedankenvoll und etwas griesgrämig über das Land zu blicken scheint.

Es ist einsam hier oben, wunderschön und ganz still. Der Blick schweift weit über das schöne, sich sanft hebende und senkende Land. Vögel kreisen in der Luft, ein roter Milan, ein Falke und mehrere Schwarzstörche. Ich wage kaum zu atmen, vergesse alles, was war und sein wird, komme ganz bei mir an. Auf einem Baumstamm sitzt ein anderer Besucher und schaut ebenfalls auf all diese Pracht. Statt sofort zur Kamera zu greifen, setze ich mich erst einmal zu ihm, und wir schweigen eine Weile, bevor er beginnt, mir von dem Ort und seiner Tier- und Pflanzenwelt zu erzählen. Die Plauderei ist entspannt und trotzdem angeregt, und genauso unaufgeregt stehen wir schließlich auch auf. Er begibt sich auf einen Spaziergang durch die Senke, während ich beginne, die Anlage zu erkunden und Fotos zu machen.

Im Inneren des nachgebauten Speichergebäudes befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte des Ortes. Bereits 1906 wurden beim Pflügen der Kopf einer Skulptur und ein Relief gefunden. 1921 gesellten sich Löwen und Eber aus Buntsandstein hinzu. Erst in diesem Jahrtausend kam es zu umfangreichen Grabungen und Untersuchungen. Neben einer Villenanlage, einem Töpferofen und zahlreichen Alltagsgegenständen (bis hin zu einem antiken Brötchenrest) wurde auch ein Gräberfeld entdeckt. Zahlreiche Grabmale, -pfeiler, -kammern, -hügel und -gärten sowie Götterfiguren, Skulpturen und Denkmäler wurden zurück ans Tageslicht befördert. Aus diesen Funden lassen sich die historischen Ereignisse wie aus einem Buch ablesen.

Die Villa entstand in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts ganz in der Nähe der alten Römerstraße von Köln nach Trier. Sie gehörte einem Trierer Ehrenstadtrat. Der Ausbau des Wohnsitzes ging einher mit der Errichtung monumentaler Grabstätten. Die Funde lassen auf großen Einfluss und Wohlstand schließen. Erst um 250 sorgten Germaneneinfälle dafür, dass die Römer ihre Besitzungen aufgaben. Die vorhandenen Bauten wurden von neuen Bewohnern übernommen, die begannen, vor Ort Eisen zu verhütten, und bis zum Ende des 5. Jahrhunderts vor Ort blieben. Die Grabdenkmäler wurden zerstört und dienten vermutlich als Material für neue Gebäude.

Zu den Informationen aus der Ausstellung gesellt sich das, was ich aus der Zeitung erfahren habe: 2023 wurden ganz in der Nähe die Überreste einer römischen Brücke entdeckt. Die Sumpfbrücke war 280 m lang und etwa 10 m breit und gehörte zu einer frühen Wegführung der Römerstraße Köln-Trier, die im 2. Jahrhundert verlegt wurde. Ihre Holzpfeiler stammen aus der Zeit um 50 v. Chr.! Damit handelt es sich um die älteste römische Brücke Deutschlands!

Ich gehe wieder nach draußen. (Übrigens ist auch der Verschlussmechanismus der Tür nach echtem Vorbild gefertigt!) Vor der Tür blüht und brummt es im römischen Kräutergarten. Gleich nebenan lädt eine Ruhebank an einem Spieltisch zum Sitzen und Nachdenken ein. Sie wurde aus Steinen hergestellt, die auf die zerbrochenen Monumente zurückgehen. Ich lasse meine Finger über die Steine gleiten und kann das römische Leben hier überall sehen und fühlen. Es scheint aus den Steinen zu klingen wie das Summen der Bienen im herrlich blühenden Garten.

Nach einer Weile springe ich auf und beginne, den Ort aus jedem nur möglichen Winkel zu fotografieren. Am meisten begeistert mich der Blick ins Land. Mein Herz scheint Flügel zu bekommen und gleitet mit dem Milan über die Felder bis hin zum nahen Waldstück. Missmutig betrachtet der Greifenkopf mein Tun. Ich lächle ihm zu und beginne, mich auf den Heimweg machen. Doch so schnell gelingt mir das nicht. Es ist einfach zu schön! Erst 20 Fotos später steige ich ins Auto, lasse Ruhe und Frieden und Schönheit und auch einen Teil von mir hier. Denn so habe ich einen guten Grund, wieder zurückzukehren. Lebe wohl, liebe Römervilla! Bis bald!

 

Weitere Informationen:

https://www.archaeologie-duppach.de/

https://www.eifel.info/a-infopunkt-roemische-villenanlage-duppach-weihermuehle

https://www.gerolstein.de/aktuelles/news/2023/spektakulaerer-fund-bei-grabungskampagne/

https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/vermutlich-aelteste-roemische-bruecke-bei-archaeologischen-grabungen-in-der-eifel-gefunden-100.html

Vor langer Zeit in Form gepresst – Geo-Pfad „Prümer Held“

Wird über die Eifel gesprochen, so geht es in der Regel entweder um die Vulkaneifel, den Nationalpark in der Nordeifel oder um die Felslandschaften der Südeifel. Warum eigentlich? Im Herzen der Eifel liegt eine Region, wie sie spannender und abwechslungsreicher nicht sein könnte: die Region rund um Prüm! Dabei sucht nicht nur die landschaftliche Vielfalt ihresgleichen, sondern auch geologisch gibt es so viel zu entdecken und zu verstehen! (Und ja, auch am Wegrand zu sammeln!)

So stellt der Wetteldorfer Richtschnitt nahe des gleichnamigen Schönecker Ortsteils für manchen Fachmann den Nabel Europas dar. Dort wie auch in weiten Teilen der Umgebung zeigen sich die Ablagerungen eines flachen Meeres. Hier finden sich Fossilien von Brachiopoden, Trilobiten, Muscheln und Schnecken in wechselnden Lagen verschiedener Gesteine. Geologen helfen die Funde, eine internationale Referenz (GSSP) für die geologische „Zeitgrenze“ zwischen Unter- und Mitteldevon festzulegen. Dank der Schönecker Fundstelle konnte sie auf einen Zeitpunkt vor 393,3 Millionen Jahren festgelegt werden. Es handelt sich um den einzigen verbindlich festgelegten und allgemein anerkannten Richtschnitt in Deutschland. Noch heute gehen auf diesen unscheinbaren Ort und seine Funde wichtige geologische Publikationen und Erkenntnisse von internationaler Bedeutung zurück. Ich bin beeindruckt, auch wenn ich mich sehr bemühen muss, nachzuvollziehen, was das bedeutet. Mir das Ganze bildhaft vorzustellen, erleichtert die Sache etwas. Es ist die Geschichte „meines“ Stückchens Eifel, und ich will sie verstehen!

Also, warum ist das hier Sichtbare so einzigartig? Seit sich die Ablagerungen gebildet haben, ist viel Zeit vergangen, und ein Großteil der Schichten wurde abgetragen. Übrig blieben meistens nur die unteren Schichten, also die aus dem Unterdevon. Nur dort, wo die Ablagerungen aus Mittel- und Oberdevon bei der Auffaltung von Gebirgen in die Falten hineingedrückt wurden, sind sie heute noch erkennbar, in sogenannten Sätteln und Mulden. Eine davon ist die Prümer Kalkmulde! Fossilien sind hier in Massen zu finden – nicht nur in Steinbrüchen, sondern auch an dem einen oder anderen frisch gepflügten Feld, wo sie einfach zum Sammeln bereit herumliegen. Felder sollte man natürlich nicht betreten, aber auch am Rand bieten sich reichlich Sammelgelegenheiten! Wirklich!

Den Wetteldorfer Richtschnitt hatte ich bereits früher bei meiner Wanderung auf dem Schönecker Panoramaweg ausführlich in Augenschein genommen – nicht aber den idyllischen Wanderweg oberhalb von Prüm, der im Winter, wenn die Bäume nicht belaubt sind, sogar den einen oder anderen Ausblick auf Prüm bietet: den Geo-Pfad „Prümer Held“ an der Ostseite des Prümer Talkessels. Er kommt mir gerade Recht, um noch besser zu verstehen, was es in der Prümer Kalkmulde zu sehen gibt und warum das so außergewöhnlich ist! Nichts wie los – und die Kamera ist natürlich auch dabei. Dort, wo die B410 sich von der Dausfelder Höhe nach Prüm hinunter schlängelt, bietet ein kleiner Parkplatz am Berg einen einfachen Einstieg in den Wanderweg. Der Wald ruft und lädt zum Erkunden ein. Also Wanderschuhe an, und auf geht‘s!

Bereits am Parkplatz informiert ein Schild über die fünf Stationen und mögliche Fossilienfunde wie Trilobiten, Seelilien, Einzelkorallen, Koloniekorallen und Brachiopode. Folgt man dem Schneifel-Pfad oder der Prümer-Land-Tour (Route 1) bergauf, so findet man schnell einen Einstieg in den Geo-Pfad, der mit weniger als einem Kilometer Länge ohne viele Höhenmeter zugleich ein lohnendes Ziel für einen gemütlichen Sonntagsspaziergang darstellt. Auf diesem kurzen Stück gibt es so viel zu lernen und zu entdecken! Als ich mich im Herbst aufmache, die Strecke zu erkunden, entzücken nicht nur das bunte Laub, sondern auch die verschiedensten Pilze mein Herz! An den Stationen schaue ich mir die Gesteinsaufschlüsse an und staune! Ich blicke mitten hinein in die Entstehungsgeschichte unserer Erde und vor allem dieser wunderbaren Landschaft. Das, was ich hier sehe, ist vor 370 Millionen Jahren auf einem Meeresboden entstanden. Hier gab es eine Küste, Korallenriffe, jede Menge Tiere und Pflanzen, die sich uns heute noch in versteinerter Form darbieten. An fünf Stationen lernen wir vier verschiedene Ablagerungsformen kennen: die Wetteldorf-, Heisdorf-, Lauch- und Unteren Nohn-Schichten, die einer Zeit zwischen Eifelium, Mitteldevon, Unterdevon und Oberemsium entstammen. Ganz einfach gesagt: Bereits auf diesem kurzen Wegstück sieht das Gestein in Form und Farbe ganz unterschiedlich aus, und es lassen sich die verschiedensten Überreste finden – und das zum Sehen, Anfassen und (in kleinen Mengen) Sammeln und mit nach Hause nehmen!

Jeder Stein am Wegrand erzählt uns seine Geschichte. Ich packe meine Kamera aus und halte die Formen und Farben fest, um sie für immer mit nach Hause nehmen zu können. Mein Stück Eifel, mein Brocken Erdgeschichte, mein Splitter Ewigkeit. Ein paar kleine Fossilien stecke ich ein, die großen Steine fotografiere ich ausgiebig. Die Vielzahl an erkennbaren Lebewesen aus längst vergangenen Tagen ist gewaltig und überwältigend. Tief beeindruckt lasse ich mich in der schmucken Schutzhütte auf die Bank sinken und tauche ein in die uralten Zeiten. Meine Phantasie kennt keine Grenzen. Ich kann das Meer vor mir sehen, und die Wesen, die sich mir eben noch im Fels darstellten, nehmen Gestalt an. Korallen, Schnecken, Trilobiten im lichten Blau des Wassers, während um mich herum die Wellen schwappen und ich zwischen ihnen herumschwimme. Ich möchte die Hand nach ihnen ausstrecken, doch es ist nur mein Daumen, der 370 Millionen Jahre später über das Gestein streicht und einen Gruß an das versteinerte Wesen schickt, das sich darin für die Ewigkeit erhalten hat.

 

Hinweis für Geocacher: Dieser Geopfad ist zugleich ein Earthcache: https://www.geocaching.com/geocache/GC1MJ28_geological-footpath-prumer-held

Parkgelegenheit: an der B410 auf halber Höhe zwischen der Dausfelder Höhe und Prüm (links), GPS ca. 50°12’36.25″N,  6°25’52.71″E

Weitere Informationen: Naturparkzentrum Prümer Land, Tiergartenstraße 70, 54595 Prüm (https://www.naturpark-eifel.de/de/naturpark-erleben/Naturerlebniszentren/detail/Naturparkzentrum-Pruemer-Land-19v/)

Quellen:
Josef Miesen, „Fossilien der Eifel“
Wilhelm Meyer, „Geologie der Eifel“, E.Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller) Stuttgart
Informationsschilder am Wegrand

 

Station 1 (Wetteldorf-Schichten)
So liegen die Stationen und Aufschlüsse am Wegrand
Station 3 (Grenze Heisdorf-Schichten / Lauch-Schichten)
Gestein und Erdreich bei Station 5 (Untere Nohn-Schichten)
Station 4
Rastmöglichkeit am Wegrand
In diesem Waldstück verbirgt sich der Geo-Pfad mit seinen geologischen Geheimnissen.
Pilze am Wegrand

Von Barrierefreiheit, Fischen und anderem Gedöns – Stausee Auw

Westufer

Es herbstelt ein wenig, als ich mich auf den Weg mache, den Stausee Auw zu erkunden. Warum ich ihn erkunden möchte? Weil ich Seen mag – nicht nur die großen, bekannten. Wenn mir ein Schild einen Hinweis auf eine landschaftliche Besonderheit gibt, dann muss ich da hin. Hier vor Ort, das erkenne ich schon bei der Anfahrt und erst recht, als ich an den See herantrete, ist zudem noch etwas ganz Neues, zur Zeit noch recht Seltenes, gestaltet worden: ein barrierefreier Komfortwanderweg.

Was ist das denn für ein See zwischen idyllischen Hügeln, den ich nun erkunden werde? In den 1970er Jahren wurde der Auwbach an dieser Stelle im Norden der Verbandsgemeinde Prüm zu einem 4,5 ha großem See aufgestaut. 2022 wurden nicht nur Sedimente entfernt, die die Wasserqualität beeinflussten, sondern auch der Staudamm saniert und vor allem der Weg angelegt, auf dem ich nun den See umrunden werde. Barrierefrei und bequem, mit zwei Parkplätzen und einer Toilette. Baden ist hier verboten, Angeln erlaubt und auch mit Handicap möglich.

Ich parke oberhalb der Anglerhütte, kurz nach einer scharfen Kurve in der Senke, wo eine Brücke den Auwbach überquert. Der barrierefreie Parkplatz befindet sich weiter unten, aber den brauche ich Gott sei Dank noch nicht. Nach wenigen Schritten abwärts befinde ich mich am Ufer. Da sich links von mir Angler befinden, wende ich mich spontan nach rechts, um das Gewässer gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden. 2020 war ich schon einmal hier, aber da war alles noch anders: nicht barrierefrei, und sehr wenig Wasser im See. Darüber kann ich mich nun ganz und gar nicht beklagen, und so gelange ich gemütlich und in einem entspannten Trab (wenn ich nicht gerade wieder stehenbleibe, um einen besonders schönen Blick fotografisch einzufangen) sehr schnell zu dem geschützten Teil am südlichen Zufluss des Bachs, wo Schilf und Röhricht im sumpfigen Gelände unzähligen, teils seltenen Tieren Unterschlupf bieten. Es folgt ein hölzernes Fußgängerbrückchen parallel zur eigentlichen Brücke, denn hier kann ich kurz die Straße sehen, auf der ich hierher gefahren bin. Natürlich ist auch hier alles barrierefrei. Aber wenn ich hinunter zum Bach will, um ein paar Fotos zu machen, dann ist Trittsicherheit das Gebot der Stunde. Die Sonne kommt heraus, lässt das Wasser glitzern und bietet mir ein freundliches Geleit in ein Waldstück hinein, das in den ersten Herbstfarben leuchtet.

Zwischen den Bäumen kann ich den See funkeln sehen, und ab und zu bietet sich ein Ausblick auf die Anglerhütte, die malerisch direkt am gegenüberliegenden Ufer liegt. Die Luft ist frisch, und der feuchte Wald riecht leicht nach Pilzen. Etwas Laub raschelt unter meinen Füßen, als ich mich auf die Bank setze, um zu schauen, zu verweilen, mich am Anblick zu erfreuen – und natürlich, um zu fotografieren!

Kurz darauf treffe ich nach einer weiteren Brücke auf einen noch breiteren, asphaltierten Weg und den zweiten Parkplatz. Diese östliche Seite des Sees ist besonders komfortabel zugänglich, und ich habe die Auswahl zwischen gleich mehreren verschiedenen Bänken und Picknickplätzen. Außerdem geben Infotafeln mir Auskunft über den Rundweg und auch über das Leben der Biber. Ach, sähe ich doch einmal einen! Aber dieser Wunsch wird leider nicht erfüllt. Dafür erfahre ich, dass es sich bei den von mir so profan begangenen Landschaften um besonders geschützte Biotope handelt: Feuchtwiesen, Röhricht und Erlensumpfwald. Und wenn ich lese, dass ich es hier beim Auwbach mit einem Mittelgebirgsbach zu tun habe, dann klingt das einfach nur nach Urlaub. Hach, erst einmal Pause machen und den Blick über den See genießen! Gegenüber an der Angelhütte ist einiges los – es ist ja auch Sonntag. Mehrere Menschen haben ihre Ruten ausgeworfen und warten auf einen guten Fang. Dafür breitet sich links von mir noch einmal ein Schilfgürtel aus, der im Sonnenlicht besonders idyllisch anzusehen ist. Bei jedem Rascheln und Plumpsen spähe ich neugierig, wer sich im Röhricht versteckt. Wasservögel? Frösche? Ich kann es nicht erkennen. Sonne und Wolken wechseln sich ab, und ich setze mich wieder in Trab.

Wenige Meter weiter bietet ein barrierefreier Angelsteg nicht nur Menschen mit Angelschein die Möglichkeit, auch vom Rollstuhl aus Fische zu fangen, sondern mir zudem einen besseren Überblick über den Freizeitsee. Kurz darauf betrete ich den künstlichen Damm, der zum Stauwehr führt. Es geht ganz schön tief hinunter, über eine glatte Betonoberfläche. Doch dort unten, da geht es ganz idyllisch weiter mit meinem munteren Auwbächlein. Vorbei an einem Infoschild zum Landschaftselement Streuobstwiese und der Toilette (sehr praktisch; barrierefrei, allerdings mit normaler Eingangstür) laufe ich zurück zum Auto. Schön leise natürlich: Ich will den anwesenden Anglern ja nicht die Fische verjagen!

Gut 1,5 km Wanderweg liegen hinter mit, und für mich – wegen des Parkplatzes – auch 20 Höhenmeter. Entspannt war’s und einfach schön! Ich komme gerne wieder!

 

Wanderparkplätze: An der L1 zwischen Roth bei Prüm und Auw bei Prüm (GPS  50°18’19.62″N, 6°21’17.51″E und ca. 50°18’23.68″N, 6°21’36.08″E)

Weiterführende Links:
https://www.pruem.de/tourismus-freizeit/barrierefreie-angebote/
https://www.ferienregion-pruem.de/komfort-wanderweg-stausee-auw
https://bueroberg.de/stausee-auw-arbeiten-beginnen-im-mai/

barrierefreier Anglersteg

Am Südwestende des Stausees
barrierefreier Wanderweg zur Staumauer
Anglerhütte 2020
Stausee im Juni 2020
Juni 2020 vor Errichtung des barrierefreien Weges – im Hintergrund die Staumauer
Idylle im Juni 2020
barrierefreier Anglersteg im Juni 2020
Südwestliches Ufer im Juni 2020

Ein verwunschener Ort – Mühlsteinhöhlen in Hohenfels-Essingen

Borussia-Höhle

Eine meiner schönsten Entdeckungen der letzten Zeit verdanke ich einem Lesefehler! Während ich zum Erkunden der verschiedensten Orte kreuz und quer durch die Eifel fuhr, blieb mein Blick immer wieder an einem Schild hängen, unwiderstehlich angezogen von der Aussage: „Basaltbrücke“!

Wie mag diese Basaltbrücke wohl aussehen? Google hatte – bezogen auf die Eifel – keine Antwort für mich, was mich nur noch neugieriger machte. Falsche Antworten, andere Antworten – das ist normal. Aber keine Antwort? Selbst eine Mitarbeiterin im Eifel-Vulkanmuseum Daun konnte mir keine Auskunft geben, um was für eine Brücke es sich handeln könnte. In der Wander-App (Sie wissen schon, welche ich meine) finden sich auf der Höhe in der Nähe der Ortschaft Hohenfels-Essingen, in der dieses Schild wieder und wieder meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte, spannende Höhlen, so dass ich letztlich meiner Neugier nachgebe und einfach dem Schild nachfahre. Wobei: Bei genauem Hinsehen stelle ich fest (und die Enttäuschung ist groß), dass auf der braunen Tafel keineswegs „Basaltbrücke“ steht, sondern „Basaltbrüche“ – ein kleiner Buchstabe, der einen großen Unterschied macht. Nun bieten diese Steinbrüche natürlich immer noch spannende Einblicke in die Erdgeschichte und bereiten besonders Kindern und Geologen große Freude, aber mein inneres Bild von einer stattlichen Bogenbrücke à la „Herr der Ringe“ oder „Game of Thrones“ schmilzt dahin und löst sich in Sekundenschnelle auf, bis nur noch ein Häufchen Asche übrig ist.

Schilder mit der Aufschrift „Mühlsteinhöhlen“ oder auch „Mariengrotte“ leiten mich über eine schmale Straße und Serpentinen hinauf auf den Mühlenberg. Parken ist hier oben gar kein Problem. Noch ein paar Meter bergauf, dann stehe ich zu meiner eigenen Verblüffung nicht nur vor einem hübschen Festplatz mit mehreren Hütten und Bänken, sondern auch vor einem abenteuerlichen Spielplatz, der spektakulär in eine Felsenbucht hinein gebaut wurde, mit einer Röhrenrutsche, die in etlichen Windungen reichlich Höhenmeter abwärts überwindet. Ganz in der Nähe befindet sich ein funktionierender und zu meiner Freude auch geöffneter Toilettenbau! (Bitte beim Nachwandern pfleglich behandeln. Wir können den Ortsansässigen – hier dem Verschönerungsverein – so dankbar sein für die Errichtung und Pflege solcher Einrichtungen!)

Zwei Kinder spielen dort mit ihrer Oma, klettern in den Felswänden und auf den Vorsprüngen herum und weisen mich fröhlich darauf hin, dass mein Wanderweg hinauf zu den Mühlsteinhöhlen gleich am oberen Ende ihrer Rutsche vorbei führt. Ich eile hinauf, und schon nach wenigen Metern bleibe ich verzaubert stehen: Ich habe einen verwunschenen Ort gefunden! Das Grün der knorrigen Bäume schimmert im Licht der Sonne, und der Felspfad geleitet mich durch eine märchenhafte Welt! Einladend leuchtet mir eine Schutzhütte entgegen, vor deren Fenstern sich spektakulär die Eifellandschaft des Gerolsteiner Landes unter mir ausbreitet, passend in Szene gesetzt durch einige drohend-dunkle Wolken. Und noch etwas hält mich davon ab, endlich die Höhlen zu erkunden: Die Mariengrotte! Hier oben bietet sich, malerisch eingerahmt von Felsen und sich windenden Wurzeln, Efeu, Felsen und einer Umrandung aus Bruchstein, eine heilige Stätte der Andacht und der Stille. Ich nehme Platz, fühle den Ort und atme vor mich hin. Es fühlt sich mächtig, kraftvoll und magisch an.

Endlich begebe ich mich auf den kurzen, abwechslungsreichen Rundweg zu den Mühlsteinhöhlen, die so abenteuerliche Namen tragen wie „Borussia-Höhle“, „Schwedenfeste“ und Martinshöhle. Sie sind frei zugänglich und laden zum Erkunden ein. Natürlich kann auch ich nicht widerstehen, auch wenn ich leider keine Bergziege bin und beim Herumklettern bestimmt ulkig aussehe. In den Höhlen sind noch Reste des Mühlsteinabbaus und einiger halbfertiger Steine zu erkennen.

Die Seite des Eifel-Tourismus weiß zu berichten, dass sich „agglutinierte Basaltschlacken“ (Ablagerungen flüssiger, glühender Lavafetzen am Kraterrand) hervorragend für die Mühlsteingewinnung eignen, da das Gestein fest und zäh miteinander verschweißt wurde, aber große Poren aufweist. Das klingt schon nicht uninteressant, fühlt sich aber in den dunklen und kalten Höhlen und Gängen ungleich spannender an. Dass sich hier Fledermäuse wohl fühlen, versteht sich von selbst! Wer Angst davor hat oder die Tiere nicht stören möchte, sollte die Höhlen lieber nur zwischen Mai und November betreten.

Noch einmal halte ich inne an der Mariengrotte, noch einmal schaue ich weit über das Land, und als ich mich endlich losreißen kann von diesem wilden, grünen, felsigen Wunderland, lachen mir tief unter mir auf dem Spielplatz die Kinder entgegen, und die Oma ist – wieder so ein wunderbarer Eifelmensch – zu einem Schwätzchen aufgelegt. So macht mir ein simpler Kilometer Wanderung mit nur wenigen Höhenmetern für viele Stunden Freude. Ich lächle, als ich daran denke, dass mir ein Lesefehler all dies beschert hat… Die Verzauberung hält an! Das alles will ich schon bald wiedersehen!!!

 

Weitere Infos:
https://www.eifel.info/a-eis-und-muehlsteinhoehlen-bei-hohenfels-essingen
https://www.geopark-vulkaneifel.de/eifel/landschaft/ausfluege-in-die-erdgeschichte/muehlsteinhoehlen-hohenfels-essingen.html
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=23185
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=18628
http://www.hohenfels-essingen.de

Einmaliger, spektakulärer Spielplatz!
Hier ist der zauberhafte Weg auch schon ein Ziel!

Weiter Blick über das Land
Mariengrotte
Mariengrotte
Schwedenfeste
Blick aus der Martins-Höhle nach draußen
Martins-Höhle

Der Rundweg führt an der Mariengrotte vorbei
Mariengrotte
Es gibt noch mehr zu sehen!
einladender Grillplatz und Spielplatz

 

Herbstleuchten am Wascheider Stausee

Wascheider Stausee im Herbst

Man muss keine romantische Natur sein, um sich angesichts dieser leuchtenden Schönheit in poetischen Anwandlungen zu verlieren! So treibt mich die Neugier bereits ein zweites Mal zu einem kleinen, aber feinen Ausflugsziel: zum Wascheider Stausee in der Nähe von Gondenbrett am Fuße des Schneifel-Höhenzugs.

Mein Wiedersehen mit dem Mehlenbach verläuft schwärmerisch, auch angesichts der leuchtenden Herbstfarben, die selbst ohne Sonne ein Lachen in meine Seele zaubern. Die Anreise verläuft auf kleineren Straßen von der Höhe nördlich von Prüm („Zur Tafel“) kurvig mit ständig wechselnden Aussichten hinab ins Tal, vorbei an der trutzigen Kirche von Gondenbrett. Ich bestaune ihr auffallend-ungewöhnliches unverputztes Schichtmauerwerk, die hohen gotischen, in Buntsandstein eingefassten Fenster und den unverhältnismäßig klein wirkenden Glockenturm. Rechterhand begleitet von den Schleifen des glitzernden Mehlenbachs und umgeben von grünen Wiesen und leuchtendem Herbstwald folge ich den Hinweisschildern zum Stausee, der mich still begrüßt und mir die bunten Farben der Bäume spiegelnd entgegenwirft.

Wenige hundert Meter weiter bietet ein Parkplatz reichlich Platz, doch heute steht hier neben meinem nur ein einziges weiteres Auto. Menschen treffe ich hier heute keine. Bei meinem ersten Ausflug hierher im Mai 2020 war es auch recht einsam, und ich erinnere mich, dass ich eigentlich nur dem kleinen Rundweg um den See folgen wollte, aber letztlich beim Umrunden im Uhrzeigersinn den Zugang verpasste. Ich driftete viel zu weit ab, bis es nur noch bergauf weiterging und ich weit oberhalb des Sees den Wald erkundete, bis mich ein steiler und nicht allzu häufig begangener Pfad (auf dem ich kurz vor dem Tal sogar einen umgestürzten Baumstamm überwinden musste) wieder hinab führte. Ich erinnere mich an das Gefühl von Schönheit und Abenteuer, aber heute möchte ich am See bleiben und laufe daher „auf Nummer sicher“ andersherum, immer fein am Wasser entlang über die Staumauer, zunächst über die Straße und dann unterhalb zu dem barrierefreien Angelsteg mit der Bank, die nicht nur Angelfreuden, sondern auch eine schöne Aussicht bietet. Mein Blick gleitet nach links, zu dem kleinen Strandabschnitt. Heute ist alles leer, und ich genieße die Stille und Einsamkeit.

Über die Staumauer mit Blick über die Länge des Sees auf die umgebenden Hügel, begleitet vom Rauschen des Mehlenbach-Wassers, das jenseits der Mauer wieder in die Freiheit entlassen wird, gelange ich zu einem verträumten Uferpfad, der sich am Wasser entlang durch den bunten Mischwald schlängelt. Schließlich gelange ich am oberen Ende des Sees an eine kleine Holzbrücke, die mich – vorbei an einer geheimnisvollen Moorlandschaft – zurück zur Straße und zum Parkplatz geleitet. Nicht einmal einen Kilometer habe ich zurückgelegt, und doch bin ich – wie so oft – weitab von allen anderen Gedanken und Sorgen unterwegs. Ich verweile noch etwas auf einer Bank, noch nicht bereit, wieder „aufzutauchen“ und mich dem Leben und dem kommenden Winter zu stellen.

Zum Abschied bricht die Sonne durch die Wolken und taucht die Herbstlandschaft noch einmal in die buntesten Farben. Still und starr ruht der See – und spiegelt mir die farbenfrohe Schönheit noch einmal kraftvoll entgegen bis tief in meine Seele. Zum Aufbewahren für den Winter. Und natürlich auch zum freudigen Fotografieren, um diese bunte herbstliche Freudenbotschaft für immer festzuhalten.

 

Weiterführende Links:
https://www.ferienregion-pruem.de/oertlicher-wanderweg-wascheid
https://www.pruem-aktuell.de/stausee-wascheid-allg

Geocaches:
Am See:
https://www.geocaching.com/geocache/GC8PXN9
Am nahegelegenen Hof Steinrausch, wo Ziegenkäse produziert wird: https://www.geocaching.com/geocache/GC8Y9FW

Wascheider Stausee im Frühjahr

Der Rundweg führt direkt am Ufer entlang.

Brücke oberhalb des Stausees

Der Mehlenbach oberhalb des Stausees
Wanderweg oberhalb des Stausees

„Fingerzeig“ aus uralten Zeiten – der Langstein bei Wallersheim

Man könnte 1000x daran vorbeifahren, ohne ihn zu sehen – doch das wäre extrem schade, denn unweit der Landstraße von Fleringen nach Wallersheim versteckt sich ein „Schatz“ mit einer wahrhaft spannenden Geschichte: der Langstein, auch Langenstein oder Lahnstein genannt.

Die ganze Eifel ist voll von Relikten aus alten Zeiten, angefangen bei der Steinzeit und bei den Kelten über die Römer zu den Franken, Merowingern und Karolingern mit Karl dem Großen, der auch und gerade für das Prümer Land von größter Bedeutung war – der eine oder andere mag sich an den Beitrag „Prüm und die Sache mit den Karolingern“ erinnern…

An vielen Stellen finden wir Keltenringe und uralte Festungen; Anhäufungen von Steinen, die 1000 Geschichten erzählen könnten. Ähnlich bedeutsam, aber viel besser sichtbar sind die Menhire und Langsteine! Der Wallersheimer Basaltstein ist etwa eineinhalb Meter hoch und schaut – wie ein mahnender Finger – weit über das Land. Das Internet teilt uns mit, dass der Stein vermutlich auf die deutsche Megalithkultur der Jungsteinzeit zurückgeht, also deutlich vor Beginn unserer Zeitrechnung hier „abgestellt“ wurde. Man findet ihn aus Fleringen kommend an der L30, bevor die Serpentinen bergab Richtung Wallersheim beginnen. Von dem hier gelegenen Parkplatz folge ich 150 m weit in nordöstlicher Richtung einem Pfad. Schon nach wenigen Schritten wird er oben auf der Anhöhe vor mir deutlich sichtbar, umgeben von einem kleinen Zaun – ein Anblick, der mich fesselt. Je nach Wetterlage schaut er drohend oder interessiert auf jeden hinab, der sich ihm nähert. Die Neugier treibt mich voran, und schon bald bin ich „oben“. Eine Bank lädt zum Ausruhen ein, aber erst muss der Stein von allen Seiten betrachtet werden – und fotografiert natürlich!!! Ist es ein magischer Ort? Was passiert, wenn ich ihn anfasse? 1000 Bilder, Sagen und Legenden fallen mir ein, von Zauberei, verwunschenen und verschwindenden Menschen. Mir wird etwas flau im Magen…

Ach, was könnte dieser Stein erzählen! Wir müssten nur zuhören, und vielleicht hat der eine oder andere dies schon getan. Denn es gibt so viele Sagen, die sich um den Langstein ranken. Wikipedia weiß zu berichten, dass er sich dreimal um sich selbst dreht, wenn am Karfreitag mittags die Glocken läuten. Vor meinem inneren Auge läuft eine Art Comic ab, und ich muss unwillkürlich lächeln.

Eine andere Legende behauptet, dass er zu Ehren eines schwedischen Feldherrn errichtet wurde, dessen Grab sich in der Nähe befindet. Mir klingt das zu neu und zu profan, ich möchte lieber die alten Kelten oder steinzeitliche Kulturen vor mir sehen. Nichtsdestotrotz: Hier begraben zu sein hätte schon was – mit ewigem Blick über das weite Land mit seinen sanften Hügeln und Wallersheim mit seinem Kirchlein zu meinen Füßen. Ich atme tief durch und könnte ewig bleiben. Einfach hier sitzen und schauen… In der Ferne sehe ich die Wege und den Wald, auf denen ich schon als Kind so gerne unterwegs war. Eine kleine Zeitreise zurück zu diesen Spaziergängen mit meinen Eltern und Großeltern würde mir schon genügen. Damals lernte ich die Eifel lieben und hörte nie wieder damit auf.

Doch meine Phantasie reist weiter: Die wohl bekannteste Sage um den Menhir schildert die Suche nach einem alten Wikingerschatz, der unter dem Stein vergraben liegen soll. Dass er noch nie geborgen werden konnte, hat einen guten Grund: Denn dies muss schweigend geschehen. Es ist nicht so, dass es noch niemand versuchte. Aber immer geschah etwas, das die Schatzsucher dazu brachte, ihr Schweigen zu brechen. Einmal erschien eine alte Frau, vielleicht eine Hexe, die den grabenden Bauern große Angst einjagte. Dennoch blieben sie still und setzten ihr Werk fort. Doch dann stand neben der Alten auch noch ein wahrer Höllenhund und näherte sich geifernd und knurrend, bis einer der Männer die Schaufel wegwarf und einen Warnruf ausstieß. Sofort rutschte der Felsblock zurück, und das Loch war wieder verschlossen. Ich schließe die Augen und sehe sie vor mir, grabend, mit ihren Händen und mit Schaufeln und mit starken kräftigen Pferden, die am Stein ziehen und zerren, bis dieser eine von ihnen spricht und all ihre Arbeit unter ihren Händen zerrinnt und Hexe und Hund sich in Luft auflösen. Der Boden um den Stein wirkt unberührt und schaut mich unschuldig an. Einen Schatz zu heben ist hier noch niemals gelungen!

Ich schaue mich um – hier gibt es noch mehr Magisches und Mystisches: Auf der anderen Seite der Landstraße steigt ein Weg an bis auf den Merteshügel mit seinem Gipfelkreuz. Wie ungewöhnlich!!! Ein solches Kreuz würde ich im Hochgebirge erwarten. Hier in der Eifel ist es etwas ganz Besonderes und macht mich neugierig. Ganz bis dorthin kann ich nicht, da es sich auf einer eingezäunten Weide befindet, aber der Weg führt an der Wiese vorbei, so dass ich es aus der Nähe betrachten kann. Ganz oben, nicht weit von dem Kreuz entfernt, befindet sich das Grab eines Keltenfürsten, umringt von einfacheren Grabstätten. Natürlich (leider!) wurde es längst geplündert.

Folgt man dem Weg hinauf auf den Merteshügel, so verläuft er in einer geraden Linie zum Langstein, von einer Anhöhe zur nächsten. Weit unter mir liegt Wallersheim, aber hier ist es still und geht stetig bergauf bis zu dem Gräberfeld, und ich glaube ihn sehen zu können, den Trauerzug, der den Fürsten zu Grabe trug, vor ewigen Zeiten. Ob sie sangen? Oder schwiegen? Wir wissen so wenig. Aber hier, in der Eifel, können wir sie immer wieder fühlen, die uralten Zeiten!

 

https://wallersheim-eifel.de/index.php/gemeinde/geschichte
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2721
http://www.wingarden.de/wing/kelten/index-vorzeit.html

Buchempfehlung: Alois Mayer: Sagenhaft & Wunderbar – Sagen und Erzählungen aus dem Altkreis Prüm (Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Prümer Land, Band 59), www.gvpl.de

Gipfelkreuz auf dem Merteshügel

Der Weg zum Fürstengrab
Wallersheim zu Füßen des Merteshügels

Blick auf Wallersheim
Blick zum Steinbruch

Prüm zu allen Zeiten von allen Seiten – abenteuerlicher Panoramaweg

Blick von der Kalvarienbergkapelle auf Prüm und die Basilika

Egal, von welcher Seite wir uns nähern: Irgendwann ist er da, der erste Blick hinunter ins Tal auf Prüm und seine stolze Basilika – wunderschön, fast poetisch, lässt dieser Anblick niemanden kalt. Ich persönlich möchte mehr davon, Prüm von allen Seiten betrachten, erkunden, fotografieren – und nirgendwo ist das besser möglich als auf dem Panorama-Wanderweg 120 rund um die Karolingerstadt, der zudem auch reichlich Aussicht in andere Richtungen zu bieten hat.

Angelegt wurde die anspruchsvolle Route, auf der auf gut 20 km 430 Höhenmeter zu überwinden sind, 2008 anlässlich des 120jährigen Bestehens der Prümer Ortsgruppe im Eifelverein. Sie beginnt am Wanderparkplatz 14 („Wenzelbach“) an der B410 zwischen Prüm und Niederprüm, lässt sich aber auf diversen anderen Parkplätzen beginnen und natürlich auch vielfältig abkürzen oder durch Abstecher, zum Beispiel in die Innenstadt von Prüm, beliebig erweitern.

Für die Abenteurer unter uns haben sich die Prümer etwas ganz Besonderes ausgedacht. Auf dem Weg gibt es sage und schreibe 65 Geocaches zu heben (digitale Schatzsuche – Link siehe unten!). Vier Gruppen privater Cacher haben die „Schätze“ verschiedenster Art und unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade auf dem Weg versteckt (traditionelle, Multi- und Mystery-Caches) – unendlicher Entdeckerspaß inklusive! Wer nur geradeaus schaut und denkt, kommt meistens nicht weit. Es lohnt sich, ungewohnte Körperpositionen einzunehmen oder sich Dinge einmal von unten, oben oder auch von hinten anzuschauen. Zudem – und das ist uns mehrfach passiert – könnten auch andere Suchende sich gerade am gleichen Ort befinden, um ebenfalls ganz unauffällig („Muggel“ = Uneingeweihte dürfen ja nichts merken!) den Cache zu heben. So kommt man entweder ganz wunderbar ins Gespräch, oder man zieht sich zurück, bis die andere Gruppe fündig geworden ist. Denn eines möchte man ganz sicher nicht: einfach nur mitbekommen, wo sich das Versteck befindet!

Doch auch ohne digitale Schatzsuche gibt es so viel zu entdecken: Der Weg führt vorbei am Kalvarienberg, der 1949 durch die Explosion dort gelagerter Munition quasi in Stücke gerissen wurde, so dass vier Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs erneut Tod und Zerstörung in Prüm regierten. Noch heute beherrscht ein riesiger Krater den Gipfel, und ein Mahnmal erinnert an das schreckliche Ereignis. Für uns als Wanderer bietet der Berg jedoch auch wunderbare Ausblicke auf Prüm. Ein Abstecher zu der hübschen, nach der Katastrophe neu errichteten Kalvarienbergkapelle mit Blick über Prüm und über den Kreuzweg sei jedem wärmstens ans Herz gelegt. Vom Panoramaweg selbst kann der Blick hier oben nach Niederprüm und über das Mehlenbachtal mit seiner Wacholderheide schweifen und weit darüber hinaus bis nach Belgien.

Nördlich von Tafel führt die Strecke ein Stück über den Jakobsweg und den Schneifel-Pfad. In den oberen Regionen des idyllischen Tettenbuschs bietet sich im Skigebiet Wolfsschlucht ein spannender Blick durch die Schneise ins Tal und auf eine bayerisch anmutende Landschaft. Hier verläuft der Weg stellenweise identisch mit dem Gebietswanderweg 16. Es lohnt sich, erneut abzubiegen und (dem Weg Nr. 16 folgend) dem uralten Keltenring einen Besuch abzustatten. Der Wall lässt sich über verschlafene Waldwege erkunden, und an der Prümer-Land-Route befindet sich eine Infotafel dazu mit Blick auf ein rekonstruiertes Tor der Befestigungsanlage.

Natürlich kann der Weg in beide Richtungen erlebt und begangen werden. Unweit des Ausgangspunkts liegt Niederprüm. Von seinen Höhen bietet sich ebenfalls ein reizvoller Blick auf den Ortskern von Niederprüm mit der hübschen weißen Pfarrkirche St. Gordianus und Epimachus, die eindrucksvolle Talbrücke der A60 über die Prüm sowie auf die Höhenlagen von Prüm am Kalvarienberg und am Tettenbusch. Zeit, innezuhalten, Blick und Gedanken schweifen zu lassen und ganz tief durchzuatmen. Um dann mit frischem Schwung den nächsten Geocache zu heben. Oder einfach die Schönheit der Landschaft, der Ortschaften und des Augenblicks zu genießen.

 

Weitere Infos:
www.ferienregion-pruem.de
www.eifelverein-pruem.de
www.geocaching.com

 

Prüm mit Basilika und Abtei, im Hintergrund der Kalvarienberg
Blick ins Mehlenbachtal
Blick auf Niederprüm und die Höhenlagen von Prüm

Der Weg nach Niederprüm

Geocaching – moderne digitale Schatzsuche

Blick auf die Talbrücke der A60
Blick über Niederprüm zum Kalvarienberg und zum Tettenbusch
Niederprüm
Wanderweg in der Nähe des Wanderparkplatzes Wolfsschlucht
Ausblicke am Weg in der Nähe des Wanderparkplatzes Wolfsschlucht
Skihütte Wolfsschlucht

 

Von Quellen, Tannen und Schluchten – unterwegs im Prümer Tettenbusch

Prüm sieht nicht nur schön aus, wenn man durch die Stadt flaniert und die Basilika bestaunt. Rund um den Talkessel bieten sich die vielfältigsten Spazier- und Wanderwege, nicht selten mit Abenteueraspekten und/oder Aussicht! Ein „Häppchen“ dessen habe ich bereits beim Besuch des Kalvarienbergs zu spüren bekommen, und um einen Panoramablick zu erhaschen und zu fotografieren, habe ich mich auch schon sonntags (als nicht ganz so viel Verkehr war) am Abhang hinter der Leitplanke der Bundesstraße entlang gehangelt.

Nun ist es Zeit für mehr! Bei einem Besuch der Tourist-Information im Haus des Gastes in Prüm bekomme ich einen Stadtplan mit einer Umgebungskarte, auf der sämtliche Spazierwege „rund um Prüm“ narrensicher farblich eingezeichnet sind. Die Möglichkeiten sind vielfältig und werden den unterschiedlichsten Konditionsgraden der Wanderer gerecht: Die Routen variieren von 2 km bis zur Prümer Landtour 1 mit 12 km. Wem das zu kurz erscheint, dem sei der Panorama-Wanderweg 120 des Eifelvereins ans Herz gelegt, der auf 21 km über 430 Höhenmeter überwindet und Prüm weiträumig umrundet, natürlich mit Aussicht. Auf dieser Strecke gibt es auch 65 Geocaches zu entdecken!

Für mich wird es erst einmal der Tettenbusch, bevorzugtes Ziel so manches Prümer Sonntagsspaziergangs. Auch hier gibt es mehrere Wege und Möglichkeiten, und da ich den oberen Teil des Tettenbuschs bereits auf der Suche nach dem Keltenring besucht habe, beginne ich am Forsthaus und laufe den Forsthausweg hinauf zum Seilbach und weiter zur Wintersportanlage Wolfsschlucht (Roter Weg, Nr. 3). Der breite Weg führt entspannt bergauf, während der bewaldete Hang rechts steil abwärts und links ebenso steil aufwärts geht. Gleich nach wenigen Metern erwartet mich linkerhand ganz unverhofft eine kleine Sensation! Erst sind es nur ein hübscher kleiner steil bergauf führender Pfad und eine Sonnenbank, die mir zuwinken, doch als ich vorbei an Waldgräsern, Wurzeln und lichtem Wald hinaufstapfe, erblicke ich am Fuß eines Baumes eine Quelle: den sogenannten Adamsbrunnen! Unterhalb der Wurzel ist er in Steine gefasst, die teils mit Moos bewachsen sind. In einer Ritze zwischen den Steinen wächst keck ein kleiner Farn. Ich lasse es mir nicht nehmen, aus der Quelle zu trinken. Entzückt betrachte ich sie von allen Seiten, und natürlich wird sie auch inbrünstig fotografiert. Eine Infotafel gibt darüber Auskunft, dass der Weg, auf dem ich wandere, von historischer Bedeutung ist. Er diente sowohl als Verbindung zwischen dem Kloster in Prüm und dem Tettenbusch als auch als Viehtrift (Treibweg) zwischen Stallungen und Waldweide. Hirten, Waldarbeiter und auch das Vieh selbst werden die Quelle sehr geschätzt haben. Ich sitze noch ein Weilchen in der Sonne, erfreue mich an dem fein blühenden Waldgras und gönne mir ab und zu ein paar Tropfen Quellwasser, bevor ich meine Erkundung fortsetze.

Doch das Wasser bleibt mir treu. Neben dem Zwitschern der Vögel begleitet mich auch das Plätschern der kleinen Bäche, die überall von den Hängen herabrieseln und meinen Weg unterqueren. Ab und zu verweile ich auf einer Bank, um das Ganze so richtig zu genießen. So fühlt sich also Entschleunigung an. In einer Kurve (auf der Karte lese ich, dass ich mich am Seilbach befinde) schimmert ein Tümpel grün im Sonnenschein, während sich unterhalb gewaltiger Wurzeln eine Bank malerisch in der Sonne räkelt. Doch ich treffe eine Frau mit Hund und genieße die Eifeler Freundlichkeit und Offenheit, bleibe stehen und halte ein Schwätzchen!

Immer noch geht es bergauf, doch nun ist es wirklich nicht mehr weit bis oben. Doch zuvor muss ich noch schnell rechts eine achteckige Schutzhütte mit einem Grillplatz erkunden. Später erfahre ich, dass sie den Namen Clemens-Hosius-Hütte trägt. Noch schnell einen Ameisenhaufen bestaunen, der vom Weg aus sichtbar ist, und dann ist es endlich so weit: Ich mache einen Schlenker von meinem Wanderweg zur Skihütte Wolfsschlucht, und bin überrascht! Vor mir erstreckt sich eine Kulisse, die sich auch im Bayerischen Wald hätte befinden können: Ich stehe mitten auf einem Steilhang, an dessen Seite ein Skilift verläuft. Direkt unterhalb meines Standorts befindet ein relativ kleines, dekoratives Häuschen mit überdachter Terrasse und einem breiten Kamin, auf der sich ein Schriftzug mit dem Namen der Hütte befindet. Durch eine Schneise in den Bäumen schaue ich talwärts und auf die gegenüberliegenden Höhenzüge. Es ist wunderschön und fast schon zu süßlich für die Eifel! Damit hatte ich nicht gerechnet! Ich kann mir gut vorstellen, wie hier im Winter Skifahrer und Rodler 600m den Hang hinunter flitzen, und nehme mir vor, es mir einmal live anzuschauen, wenn Schnee liegt oder die Schneekanonen im Einsatz waren.
Nun bin ich wirklich fast auf der Kuppe und laufe scharf links auf dem Schneifelweg zurück. Teils bilden die querenden Wasserläufe unmittelbar unterhalb des Weges bereits eine Schlucht, und natürlich muss ich von der Brücke hinunterschauen. Als Kind habe ich an solchen Stellen immer hinunter gespuckt und geschaut, ob ich das Wasser treffe. Der Weg ist gut zu laufen, es geht nun immer bergab, und andere Wege treffen zu beiden Seiten darauf. So kann ich es mir schließlich nicht verkneifen, der Prümer Landroute 1 und dem Schneifelpfad wieder hinab zum Forsthausweg zu folgen, um noch einmal den zauberhaften Adamsbrunnen zu besuchen!

Am nächsten Tag erkunde ich vom Parkplatz Wolfsschlucht aus den nördlichen Teil des Tettenbuschs. Hier oben herrscht wieder eine ganz andere Stimmung mit weiten Blicken vom Waldrand über die Wiesen und Weiden des Schneifel-Höhenzugs unmittelbar oberhalb von Prüm und über den Bungartsweiher hinweg. Über den Triftweg treffe ich auf die Schutzhütte in der Nähe des Keltenrings und hebe erst einmal (nach längerer, etwas konfuser Suche an der Hütte selbst und im unmittelbaren Umfeld) erfolgreich den dort versteckten Geocache. Direkt neben dem Holzhäuschen befindet sich auch die Infotafel zum Keltischen Ringwall mit einem QR-Code, um über die ARmob-App (Antike Realität – mobil erleben) spannende Infos und Animationen abrufen zu können. Auch den magischen Keltenring möchte ich einmal wiedersehen. Ich erinnere mich noch gern an die abenteuerliche Erkundung im Spätherbst mit bunten Blättern und Pilzen im einsamen stillen Wald. Doch heute treibt die Neugier mich bergab zu den „Alten Tannen“. Ein verwunschener Ort, an dem ein Pfad ein Bächlein quert, bewacht von imposanten, weise erscheinenden sehr alten Bäumen.  Ein guter Ort, voller Ruhe und Weisheit. Ich atme tief durch und lausche dem Plätschern. Das Wasser fließt hinab zum Tettenbach, der dem Busch seinen Namen gab.

Mittlerweile laufe ich fast auf Socken, da ich ein älteres Paar Schuhe gewählt habe, dessen Sohlen sich während der Tour in Luft und Liebe auflösen. Auf dem Parkplatz gönne ich mir noch ein Abschiedsfoto von den Löchern, auf denen der Weg ganz schnell „steinig und schwer“ wurde, und lache darüber, bevor ich die Schuhe in den Mülleimer werfe.

Prüm, sein Panorama und die dort auf mich wartenden Geocaches werde ich noch weiter erkunden – demnächst und garantiert mit anderen Schuhen!

 

Weitere Informationen und Stadtplan: Tourist-Information Prümer Land, Haus des Gastes, Hahnplatz 1, 54595 Prüm (www.ferienregion-pruem.de)

Der Pfad hinauf zum Adamsbrunnen
Wunderschöne Lichtstimmung an der Sonnenbank am Adamsbrunnen

Der Adamsbrunnen

Lichtdurchfluteter Wald hinter dem Adamsbrunnen

Clemens-Hosius-Hütte

Skihütte Wolfsschlucht

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Blick auf den Bungartsweiher
Schutzhütte in der Nähe des Keltenrings
Hier geht es zu den Alten Tannen
Geocaching an der Schutzhütte

Die Alten Tannen
Pfad bei den Alten Tannen
Schutzhütte an den Wanderwegen 2 und 16

Von geheimnisvollen Steinen und Felsen – Burgruine Hartelstein bei Schwirzheim

Von weitem sichtbar überragt eine kugelförmige Kuppe das Örtchen Schwirzheim und weckt seit jeher meine Neugier. Was im Sommer als grüne „Haube“ erscheint, enthüllt im Winterhalbjahr Spannendes: Auf den hohen Felsen befindet sich eine von Bäumen und Sträuchern überwucherte geheimnisumwitterte, frei zugängliche Burgruine.

Die Prümer-Land-Route 3 führt direkt daran vorbei. Ich muss nur dem nach rechts abzweigenden Pfad folgen, um die Überreste einstiger Wehrhaftigkeit genauer in Augenschein nehmen zu können. „Naturdenkmal – Betreten auf eigene Gefahr“ erklärt das Schild an der gemütlichen Schutzhütte, und dann beginnt das Abenteuer, sowohl vom Weg aus, über den sich die Dolomitkuppe auf einer Strecke von 450 Metern umrunden lässt, als auch auf den Pfaden dazwischen.

Gleich zu Beginn offenbart sich in luftiger Höhe der „Ditzjeskeller“, ein ummauertes Loch, bei dem es sich um eine ehemalige Schießscharte handelt. Im Verlauf des Weges zweigen einige Stufen ab, die den trittsicheren Wanderer bergauf führen. Felsen und Mauerreste sind dabei so miteinander verschmolzen, dass es schwer ist, zu unterscheiden, wo das eine aufhört und das andere anfängt. Der niedriger gelegene Teil des Weges schlängelt sich verwegen durch den Wald.

Der Schatz, der sich hier oben zwischen den Bäumen versteckt, ist die Burgruine Hartelstein nordöstlich von Schwirzheim. Bereits 943 n. Chr. befand sich hier eine zur Abtei Prüm gehörende Burg. Zu dieser Zeit verlief in unmittelbarer Nähe ein Handelsweg zwischen dem Kloster in Prüm und den Gebieten an Ahr und Rhein. Ihren Namen erhielt die Burg jedoch erst 1340, als Graf Hartard von Schönecken sie zu einer Festung ausbauen ließ, die sich über eine Fläche von 100 x 50 Metern erstreckte und (wie bescheiden) seinen Namen trug: Aus „Hartardstein“ wurde später im Sprachgebrauch „Hartelstein“. Aufgrund dieser Verbindung halten sich im Ort Gerüchte, dass von der Ruine unterirdische Gänge bis zur Burg Schönecken führen. Noch ein Rätsel, das die Spannung hier an diesem Ort erhöht! Und damit ist noch lange nicht Schluss! Die Liste der Geschichten um die Burg und ihren Hügel ist lang. So sollen die Herren von Schönberg, die im 16. Jahrhundert hier herrschten und Raubritter gewesen sein sollen, aufgrund ihrer Freundschaft zu den Herren der Kasselburg in Pelm veranlasst haben, eine Schneise oder Schlucht in einen Berg zu schlagen, um Sichtkontakt zu haben.

Der Legende nach existierte jedoch bereits lange zuvor auf diesem Berg ein „Götzentempel“. Der römische Statthalter Rictiovarus, der um 286 in Trier Christen verfolgte und auf dem Marsfeld ein Blutbad anrichtete, das die Mosel rot gefärbt haben soll, stammte anscheinend von der Schwirzheimer Burg. Zu seiner Zeit soll bereits ein unterirdischer Gang zum Büdesheimer Wald bestanden haben. Noch heute soll der römische Statthalter hier spuken. Es ist eine Geschichte eines Handwerksburschen überliefert, der in den Ruinen übernachtete und Musik hörte, wie von einem großen Fest, obwohl im Dorf alles ruhig war.

Die Mauerreste könnten viel erzählen. 1560 fielen die Holländer darüber her und plünderten die Burg. 1712 gelangte sie erneut in den Besitz der Abtei Prüm und verfiel im Laufe der Zeit. Anwohner nutzten sie als Steinbruch. 1940 stürzten die letzten Reste des Burgturms bei einem Gewitter ein.

Man kann sie sich vorstellen, die uralte Burg, nicht viel mehr als ein Bergfried oben auf der Kuppe, umgeben von einer hölzernen Palisade. Dann später, nach dem Ausbau zur Festung: Stolze Mauern und Türme hoch über den Felsen – so unwegsam und steil, dass kein Feind sie erklimmen konnte. Ein Wohnhaus, Ställe, ein separates Küchenhaus und eine Burgkapelle mit einem sanftmütigen Priester, der die Familie und das Gesinde betreute. Und am höchsten Punkt noch der alte Bergfried als stolzer Turm, der weit über das Land hinausragte.

Wie eng die Ortschaft nach wie vor mit ihrer Höhenburg verbunden ist, zeigt sich auch darin, dass im örtlichen Gasthaus ein „Dietzjeskeller“ eingerichtet ist, in dem man herrlich feiern kann. Die dort servierten „Häppchen“ erfreuen sich großer Beliebtheit.

Heute brauchen wir reichlich Phantasie, um uns die stolze Burg vorzustellen – nicht jedoch, um die abenteuerlich-romantische Schönheit dieser Landschaft aus Felsen und Mauerresten zu erspüren. Die Hütte und die davor stehende Bank laden zur entspannten Pause mit Picknick ein, mit Blick über die Felder auf die lieblichen, sich sanft hebenden und senkenden Hügel nördlich von Schwirzheim.

 

Weitere Informationen:
www.ferienregion-pruem.de
www.schwirzheim.de
http://www.kostisch.de/dietzjeskeller/

Parkgelegenheit: Schwirzheim, am Friedhof

Wanderempfehlung: Prümer Land Tour Route 3

Ein spannend gestalteter Geocache vor Ort „mit Geschichte“: https://www.geocaching.com/geocache/GC1MZDR

Literaturempfehlung: Alois Mayer: Sagenhaft & Wunderbar – Sagen und Erzählungen aus dem Altkreis Prüm (Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Prümer Land, Band 59), www.gvpl.de

Im Wald auf dieser Dolomitkuppe hoch über Schwirzheim verbirgt sich die Ruine
Blick von der Burgruine ins Land hinein
An der Schutzhütte beginnt das Abenteuer; rechts der Weg, auf dem sich die Kuppe umrunden lässt.

Der Ditzjeskeller

Abenteuerlicher Waldpfad etwas unterhalb der Ruine

Der Wald öffnet sich
Pause mit Blick über die Felder nördlich der Burgruine

 

Von Figuren im Fels, Druidensteinen und einem steinernen Kreuz – unterwegs auf dem Bollendorfer Märchenpfad und dem Ferschweiler Plateau

Es gibt 1001 Gründe, das Ferschweiler Plateau zu ergründen! Einer davon ist der Bollendorfer Märchenpfad, der sich wunderbar mit dem Fraubillenkreuz, dem Druidenstein und – je nach Kondition und Motivation – noch diversen weiteren Sehenswürdigkeiten kombinieren lässt. Wer glaubt, es handele sich um eine kleine, einfache Kinderrunde mit ein paar verstaubten Märchenfiguren am Weg, hat sich getäuscht! Obwohl es sich um eine Kinderrunde handelt, Märchenfiguren durchaus eine Rolle spielen und sicher auch Staub darauf liegt, stellt sich die Realität doch völlig anders dar als die Bilder, die unser Gehirn beim Namen des Weges produziert.

Die Anreise gestaltet sich vergleichsweise einfach, denn es gibt oben auf dem Ferschweiler Plateau eine Parkgelegenheit an einem Waldsportplatz. Dort finde ich in einem Kasten an einer Schutzhütte ein Ausmalheft, in dem die Geschichte vom Bollendorfer Märchenpfad erzählt wird und auf dessen Rückseite sich auch ein einfacher Wegeplan befindet. Von hier folge ich der Straße zurück einige Meter bergab und werde linkerhand von einem ersten malerischen Felsen begrüßt. Liebevoll gestaltete Schilder weisen den Weg, und ich verlasse die Straße und wende mich rechts hoch den Felsen zu, in denen die Betrachter sagenhafte Gestalten erkennen können. Zunächst begrüßt mich der Märchenonkel mit dem markanten Kinn. Ich öffne mein Heft und tauche ein in die Geschichte des Königssohns Bollybur, der vier goldene Kugeln benötigt, um seine Burg und die geliebte Prinzessin Bollonia zurück zu erlangen, die sich in Gefangenschaft befindet.

Der schmale Pfad führt am Hang entlang, teils unter Felswänden hindurch, über Stufen, Felsen und Waldboden. Er geht über Stock und Stein und enthält einige steile Stellen, ist aber zu Fuß gut zu meistern. Ich bin froh, dass ich nicht mehr mit dem Kinderwagen unterwegs bin und entspannt solche Wege genießen kann! Etwas sprachlos hinterlässt mich allerdings die Begegnung mit einer Mountainbike-Fahrerin, die die Felsstufen mit spielerischer Leichtigkeit auf ihrem Rad überwindet.

Der Weg führt, vorbei an einer Höhle, die von einem Felsgeist bewacht wird, auf ein Felsplateau mit Aussicht – die Sonnenlay. Eine Bank lädt zum entspannten Verweilen ein. Während der Blick weit über das Tal und Bollendorf schweifen darf, umschließt mich eine einmalige Stille. Ruhe und Frieden hüllen mich ein, und ich tanke Kraft für den weiteren Weg, denn der Pfad zur „Madonna im Stein“ führt steil bergauf. Kreative Geister haben am Wegrand eine Rutsche für Kinder angebracht, die sicherlich schon für viel Freude bei den kleinen Gästen gesorgt hat. Hoch über dem Weg finde ich auf einer Lichtung einen großen Steinbrocken, auf den in bunten Farben eine Madonna gemalt wurde. 1977 stieß der damalige Jagdpächter auf einen Felsen, in dem sich als natürliche Form die Gestalt einer schwangeren Frau erkennen ließ. Er überredete eine Künstlerin, an diesem stillen, magischen Ort eine Madonnengestalt auf den Stein zu malen. Lange Zeit blieb die Lichtung geheim, der Jagdpächter starb, und die Künstlerin wollte der Natur freien Lauf lassen. Stattdessen wurde der Ort nun Teil des Märchenpfades und die Madonna von der Künstlerin frisch restauriert, so dass wir sie bestaunen und die besondere Atmosphäre dieses Fleckchens Erde in uns aufnehmen können.

Ich atme einen Moment durch, bevor ich mich bergab zurück in das märchenhafte Abenteuer stürze, vorbei an einem Thron, begleitet von einem Löwen, geheimnisvollen Augen und Fußabdrücken im Fels, bis wir schließlich in einer steilen Wand die goldenen Kugeln entdecken, die Bollybur so dringend benötigt und die der große wilde Drache so wütend verteidigt. Das glückliche Ende der Geschichte lässt sich auf dem Königsplatz ausgiebig feiern, bevor der Aufstieg zum Rückweg und zum Fraubillenkreuz beginnt, vorbei am „Stein der Wahrheit“, der für Erwachsene eine ganz andere Weisheit bereithält als für ihren Nachwuchs.

An einer Kreuzung können die Wanderer sich für den Rückweg, einen Besuch der Wikingerburg oder einen Abstecher zum Fraubillenkreuz entscheiden und die Wanderung entsprechend fortsetzen. Meine Wahl fällt auf die geradeaus liegende Strecke, auf der ich nach knapp 500 Metern an einem Bach entlang das Fraubillenkreuz erreiche: einen Menhir (Langstein/Hinkelstein), der als einer von vielen in der Jungsteinzeit als Teil der Megalithkultur auf das Plateau gelangte. Es war vermutlich der heilige Willibrord, der den Stein zu einem bauchigen, schief stehenden Kreuz umgestalten ließ. In einer Aussparung befand sich vermutlich früher einmal ein Heiligenbild. Es ist nicht schwer, sich diesen Platz als Kultort vorzustellen! Das Kreuz und seine Lichtung sind heute noch von einer atemberaubenden Stimmung umgeben, die sich mit der Kamera nicht festhalten lässt, so oft ich das weiblich anmutende schiefe Kreuz auch umrunde und von allen Seiten bildlich festzuhalten versuche.

1,5 Kilometer südlich treffen wir auf einen weiteren „heiligen Hain“, an dem der „Druidenstein“ über eine kreisrunde Lichtung wacht. Ich lausche aufmerksam, ob er nicht vielleicht doch zu summen beginnt. Doch die Reise zurück in der Zeit findet nur in meinem Kopf statt. Ich kann die Gestalten fast vor mir sehen, die den Stein umtanzen, begleitet vom Klang urtümlicher Lieder. Heute noch vergraben Liebespaare bei Vollmond silberne Löffel darunter, damit die Liebe ewig hält. Etwas sehr Buntes, Schönes, Gegenwärtiges weckt meine Aufmerksamkeit: ein kleiner, flacher, bunt bemalter Eifelstein mit einer niedlichen Spinne darauf, den ich liebevoll in die Hand nehme und dann wieder auf dem Felsen platziere. Ein guter Ort für einen kleinen farbigen reisenden Stein – hier darf er noch ein wenig verweilen, bis er weiter getragen wird an einen anderen spannenden Ort.

Von hier ist es nicht weit zum Auto. Erfüllt von aufregenden Eindrücken fahre ich zurück. Und komme wieder! Hier auf dem Ferschweiler Plateau gibt es noch so viel zu sehen – genug „Stoff“ für mehrere weitere Wanderungen! Ich freue mich darauf!

 

Parkgelegenheit: Waldsportplatz „Bollendorf Gärtchen“ auf dem Ferschweiler Plateau
(Anfahrt über Bollendorf/Neuerburger Straße (Richtung Nusbaum), nach 1,3 km rechts hoch (Altstraße) und den Schildern zum Bollendorfer Märchenpfad folgen)

„Technische“ Daten: 3,3 km Rundweg, mit Abstechern zum Fraubillenkreuz und zum Druidenstein 4,5 km, 120 Höhenmeter

Weitere Informationen: www.felsenland-suedeifel.de

Begrüßung

Sonnenlay
Die Madonna im Stein

An solchen Stellen wahrhaftig ein märchenhafter Pfad!

Augen im Fels

Königsplatz

Pfad zum Fraubillenkreuz
Das Fraubillenkreuz

Lichtung mit dem Druidenstein
Der Druidenstein

eifelnomaden – Lamawandern im Paradies (Schönecker Schweiz)

Seit 2020 gibt es etwas Neues in der Schönecker Schweiz, die ich so sehr liebe. Zeit, es endlich auszuprobieren:

Sie haben keine Hufe, sondern Sohlen, und auf diesen schleichen sie durch die Natur, mit uns an ihrer Seite, wenn wir das möchten. Es sind Yuri und Bingo, die uns auf unserer Wanderung durch die Schönecker Schweiz begleiten, und bevor es losgeht, lernen wir eine ganze Menge!

Die erste Lektion heißt: Distanz. Lamas sind keine Kuscheltiere, und wir müssen lernen, zu warten, bis sie von sich aus die Nähe zulassen oder suchen. Trotzdem ist es wichtig (und das ist die zweite Lektion!), zum Leittier unseres Lamas zu werden, und dies äußert sich auch über die Position, die unser Begleiter an unserer Seite einnimmt. Und natürlich erfahren wir auch, warum Lamas in der Regel keine Menschen anspucken…

Die anderen Lamas der Herde, Sonny, Luca, Arkan, Snickers, Luiz und Egon, schauen uns interessiert zu, als wir aufbrechen und nach wenigen Metern hinabsteigen ins Altburgtal. Die Zeit, die wir mit dem Lama verbringen, lässt sich im besten Sinne als „Quality Time“ bezeichnen: Wir konzentrieren uns nur auf „unser“ Tier; kein Handy, keine Kamera lenkt uns ab, selbst die Gespräche drehen sich um die Lamas. Das Erlebnis ist dicht und intensiv. Die erste Unsicherheit schwindet mit jedem Schritt, auch wenn ich immer noch sehr aufmerksam auf meine Führungsrolle achte. Wir lachen über die Position, die unser Lama einnimmt, als es sich erleichtert, lernen etwas über die Pflanzen am Wegrand, tauschen uns über die Beschaffenheit des Weges aus und besprechen Wünsche für die Route, die wir heute zurücklegen.

Die Schönecker Schweiz bietet unendliche Möglichkeiten: einen Besuch der Burg Schönecken (nun auch in Lama-Begleitung), das Altburgtal mit der alten Keltenburg, Wiesen auf der Höhe, Wacholderheiden, Felsen, Schwindbäche, den Wiesengrund mit dem plätschernden, sich windenden Bächlein, Bärlauch, wilde Orchideen, besondere Bäume und andere botanische Besonderheiten am Wegrand. Bei ausgiebigen Trekkingtouren kann von hier aus die ganze Eifel „erobert“ werden, andere Routen wiederum sind kurz und gemütlich.

Wir rasten auf einer gelb leuchtenden Wiese. Die mageren Böden der Schönecker Schweiz sind hervorragend für Lamas und ihre 3 Mägen geeignet. Aber ab und zu darf es auch mal eine satte Weide voll Löwenzahn sein. Die gelben Blüten verschwinden schneller in den Mäulern, als wir schauen können, und die Grimassen, die die Tiere beim Kauen ziehen, zaubern uns ein Grinsen ins Gesicht. Das liegt daran, dass den deutlich sichtbaren Schneidezähnen am Unterkiefer eine Kauplatte am Oberkiefer gegenüberliegt. Sie können damit das Gras hervorragend abbeißen und beschädigen so das Wurzelwerk nicht. Lamas gehören zur Familie der Kamele, und so eine Wanderung oder ein Trekking zaubert einen Hauch Exotik in die ohnehin schon faszinierende Welt der Schönecker Schweiz. Dies wird auch deutlich, wenn wir auf andere Menschen treffen. Unsere Tiere wecken Neugier und verzaubern. Man bleibt stehen und unterhält sich, und häufig möchten die anderen Wanderer Fotos von sich und den Lamas. Da gebe ich gleich ein bisschen mit meinem Wissen an: Bitte nicht so nah heran und nicht streicheln, wenn das Lama das nicht von sich aus anbietet… Und bin etwas stolz auf meine neuen Kenntnisse!

Die Lamas leben seit 2020 in Sichtweite der Burg Schönecken auf den Weiden unterhalb des ehemaligen Hotels „Burgfrieden“ am Rammenfeld. Hier beginnen auch die (begleiteten) Touren. Das Angebot reicht von einer kleinen Familienwanderung über eine intensive „Zeit zu zweit“ mit Picknickkorb und Sekt über Tageswanderungen bis hin zu mehrtägigen Trekkingtouren mit Zelten, beispielsweise auf dem Jakobsweg.

Am Ende fühlen wir uns entspannt, angeregt durch die Erlebnisse und wie nach jeder Wanderung etwas müde. Aber zunächst plaudern wir noch ein wenig und versorgen die Tiere. Ehrensache, dass wir sie nicht einfach anbinden und gehen! Sie sind unsere Gefährten geworden. Nun dürfen sie wieder auf die Weide zu den anderen. Sie werden schon sehnsüchtig erwartet!

Veranstaltungsort/Weide: Rammenfeld 6, 54614 Schönecken
Postadresse und Infos: eifelnomaden, Altburgstr. 26, 54597 Hersdorf. Telefon 06553/
8329762, post@eifeltrekking.de, www.eifeltrekking.de

SWR-Beitrag: https://www.swrfernsehen.de/landesschau-rp/lamatouren-durch-die-eifel-100.html

Hoch über Schönecken mit Blick auf die Burg: An diesem paradiesischen Ort leben seit 2020 die Lamas der eifelnomaden!
Es geht los! Abstieg ins Altburgtal.
Langsam gewöhnen wir uns aneinander.
Frühling im Altburgtal
Eine kleine Rast für alle

Ein wahrer Blumenfreund!
Julietta Baums von den Eifelnomaden mit zweien ihrer „Jungs“ – im Hintergrund ist Burg Schönecken zu sehen.
Auf dem Weg zur Burg Schönecken
Mein Weggefährte Yuri
Auch Yuri und Bingo lesen sich die Infos auf dem Schild genau durch!
An der Burg Schönecken!
Julietta Baums mit Bingo und Yuri an der Burgruine Schönecken
„Gruppenbild mit Dame“ – auch ich werde fotografiert!
(Foto: Julietta Baums)
Yuri und ich sind uns einig! Und nach mehreren gemeinsamen Kilometern lässt er mich auch schon näher an sich heran.
Rückweg zur Weide
Die anderen Lamas erwarten uns schon!
Lamaweide hoch über Schönecken
Von der Lamaweide zur Burgruine Schönecken sind es nur wenige hundert Meter.
Picknick mit Lama

Auf Wiedersehen! Bis zum nächsten Mal!
Ein letzter Blick aufs Lamaparadies und die Burg!

 

Alfbachtal – von einer Bachaue, sanften Hängen, Bibern, Schmetterlingen und Hummeln

Blick von oben ins Alfbachtal

Es ist vor allem die Aussicht auf Biber, die mich in das idyllische Alfbachtal lockt. Doch ich entdecke schnell, dass dort noch viel mehr auf mich wartet!

Schon immer haben mich die sich schlängelnden Bachauen in der Eifel aus tiefstem Herzen angesprochen, und so folge ich der Empfehlung für eine kleine, feine, 6 Kilometer lange Wanderung mit 70 Höhenmetern, etwas Aussicht und ganz viel Wasser.

Ich starte in Pronsfeld am alten Bahnhof mit dem sehenswerten Eisenbahnmuseum. Von hier erstreckt sich der Eifel-Ardennen-Hohes Venn-Radweg 12 Kilometer lang bis Bleialf (und von dort weiter nach St. Vith) über die alte Eisenbahnstrecke am Ufer des Alfbachs entlang: Eine leicht zu bewältigende Rad- und Wanderstrecke ohne viele Höhenmeter. Dieser Abschnitt des Alfbachs und seine Umgebung (insgesamt 164 Hektar) stehen unter Naturschutz.

Ich laufe also los, von Pronsfeld in Richtung Bleialf, erst einmal den Radweg entlang. Zu meiner Linken plätschert der Alfbach fröhlich seiner Mündung in die Prüm entgegen und glitzert im Sonnenschein. Hinweisschilder geben anschaulich Auskunft über die Natur am Wegrand. Nach etwa 900 Metern, bei den letzten Pronsfelder Häusern, halte ich mich links (dem Wanderweg 22 und der roten Nordic-Walking-Strecke folgend). Von einer malerischen Brücke schaue ich auf den immer natürlicher und wild umwachsen erscheinenden Alfbach. Kurz darauf finde ich die ersten Biberspuren, einen üppigen Damm, der quer über den ganzen Bach reicht.

Mein Weg führt stetig bergauf, und im Hintergrund türmen sich dunkle Wolken auf. Einen Moment überlege ich, ob ich die Wanderung abbrechen und so schnell wie möglich den Heimweg antreten soll, oder ob ich meinen Weg fortsetze. Aber da die Strecke nicht allzu lang ist und ich gerade die 70 Höhenmeter schon fast vollständig hinter mich gebracht habe, entscheide ich mich fürs Weitergehen – zu Recht übrigens, denn das Wetter bleibt mir wohlgesonnen.

Der Wanderweg 22 biegt rechts ab und folgt dem Hang auf halber Höhe, doch ich steige weiter hoch und wähle erst die nächste Möglichkeit rechts (markiert durch den roten Pfeil der Nordic-Walking-Strecke). Von hier oben bieten sich wunderschöne wildromantische Aussichten über den Alfbach, die ihn umgebende Landschaft und die umliegenden Höhenzüge. Um mich herum wogen Gras und Getreide um die Wette, durchsetzt von den verschiedensten Blumen und einem bunten Gesumm. Hummeln und Schmetterlinge werden meine Wegbegleiter. Der Wanderweg stößt wieder auf meine Strecke. Immer wieder wecken spannende Geländemerkmale mein Interesse, und die Kamera steht nicht still. Ein bewachsener Hügel im Feld, ein malerischer Waldrand, blühender Mohn – es gibt so viel zu sehen! Und gleichzeitig ist es ganz still – ich bin allein mit mir und meiner Kamera und all dem Überschwang. Es ist ein Genuss, ganz mit mir im Reinen hier oben unterwegs zu sein.

Nach knapp einem Kilometer wende ich mich nach rechts. Ab hier geht es deutlich bergab, hinunter ins Tal und zurück zum Alfbach, wieder begleitet von Gräsern, Blumen, Ähren und dem Summen der Insekten. Vor der Brücke hört die Schönheit für kurze Zeit auf: Nicht Biber, sondern schweres Gerät waren hier im Einsatz, aber es sind nur ein paar Meter, dann ist alles wieder gut! Sofort zieht mich die wildromantische Landschaft erneut in ihren Bann, die bildlich gesprochen das Wort „Biber“ in Großbuchstaben auf der Stirn trägt. Haufenweise Spuren von Dämmen und Bauten bestätigen das, und die passenden Infotafeln gleich dazu – nicht nur zu Bibern, sondern auch zu Amphibien übrigens, von denen viele verschiedene Arten den hier entstandenen Lebensraum nutzen! Ich spähe ins Schilf hinein und um mich herum, in der Hoffnung, all diese Dinge auch zu entdecken. Einen Feuersalamander fände ich spannend, doch vielleicht war ich zu laut, denn er lässt sich nicht blicken. Hier unten im Tal steht eine Bank, mit Blick auf Wasser und Aue und einem Eifelwald im Rücken, wie ich ihn schon aus meiner Kindheit kenne und liebe.

Der Rest des Weges führt über den Eifel-Ardennen-HohesVenn-Radweg und ist somit bequem zu meistern. Der Asphalt könnte unromantisch wirken, jedoch gleichen dies die Blumen und Tiere am Wegrand ebenso aus wie die liebliche Auenlandschaft um den Alfbach. Zwischendurch laden Bänke zum Rasten und Infotafeln zum Lernen ein. Bäume, Unterholz, der Bach, sumpfige Gebiete in der Aue, Biberspuren und eine bunte Vielfalt an Blumen geleiten mich zurück nach Pronsfeld. Das Leben ist schön!!!

Weitere Informationen: www.ferienregion-pruem.de (Hier gibt es sowohl Auskunft zum Eifel-Ardennen-Hohes Venn-Radweg als auch die Wanderroute 22 zum Download), www.pronsfeld-eifel.de (Wanderinfos und Übersichtskarten zum Download: https://www.pronsfeld-eifel.de/modules/news/article.php?storyid=1571&location_id=5 )

Parkgelegenheit: Wanderparkplatz Nr. 12, Pronsfeld (hier gibt es zwei verschiedenen Übersichtskarten mit Wanderwegen zum Mitnehmen und ebenso Infos zu den Nordic-Walking-Strecken)
Weitere Park- und Wandermöglichkeiten im oberen Verlauf des Alfbaches an der Habscheider Mühle, in Buchet und Bleialf.

Die Strecke beginnt in Pronsfeld am ehemaligen Bahnhof nahe der Mündung des Alfbachs in die Prüm

Wenn das keine Biberspuren sind…
Blick über den Wanderweg 22 ins Alfbachtal. Wir steigen noch etwas höher.
Oben…
Blick hinunter in die Bachaue
Aussichten
Es blüht und summt
Mohn am Wegrand

Nahe der Brücke

Am Alfbach

Blick über die Bachaue auf den Hügel, über den ich gekommen bin

Wieder kurz vor der Mündung bei Pronsfeld
Heimweg über den Eifel-Ardennen-Hohes Venn-Radweg

Von Ringen und Steinen – auf den Spuren der Kelten unterwegs (Keltenring Prüm)

Warum mich die Kelten so faszinieren? Vielleicht, weil sie für uns nicht so greifbar sind wie die Römer und alles, was in der Geschichte nach ihnen kam. Vor 30 Jahren stand ich in England vor den Steinen von Stonehenge, umringt von Touristen und durch Zäune fern gehalten, und wartete vergeblich darauf, etwas Magisches zu verspüren. In der Eifel ist das anders. In der Eifel begegnet man den Spuren der Kelten unmittelbar. Ihre Hinterlassenschaften sind nur teilweise offensichtlich erkennbar, und gerade das schafft diese faszinierende Brücke zwischen dem, was wir heute wissen und erleben, und der Welt der Sagen und Mythen.

An vielen Orten gibt es Keltenringe und Steine. Für mich von meiner Eifel-Unterkunft aus praktisch nur einen Steinwurf entfernt: die Kelten-Fliehburg in der Schönecker Schweiz, der Langstein in Wallersheim und die Keltenringe in Weinsheim und Prüm.

Anfang November 2019 mache ich mich auf, den Keltenring in Prüm zu erkunden. Auf der Wanderkarte (siehe Empfehlung unten) ist der Keltenring deutlich zu erkennen. Wer der Prümer-Land-Tour-Route 1 folgt, kann ihn nicht verfehlen. Aber wie üblich folge ich meiner eigenen Wegführung und mache dadurch auch meine ganz eigenen Erfahrungen! Ich parke am Ende der Straße „Pferdemarkt“, die sich geradeaus als breiter bequemer Wanderweg fortsetzt. Es geht stetig bergauf, links grüßt steil aufwärts ein vorwiegend aus Nadelbäumen bestehender Wald, rechts fällt der Hang, von Laubbäumen besiedelt, tief zur Prüm hin ab. Ganz oben angekommen, raste ich erst einmal in einer gemütlichen Schutzhütte mit Blick auf das harmonische Grün und die bunten Farben des Herbstwaldes. Von hier zweigen sternförmig Wege ab, und ich habe die Wahl: Der Keltenring lässt sich von oben oder von unten erfahren, und ich wähle den oberen Weg, der im spitzen Winkel direkt links von der Route, über die ich gekommen bin, über die Höhe führt. (Halblinks bergab wäre alternativ die Prümer-Land-Route 1 weitergegangen, die dann linkerhand zu der später beschriebenen Info-Tafel führt. Hier befindet sich auch ein Hinweisschild zum Naturdenkmal „Alte Tannen“ – schon wieder ein Plan für die Zukunft, die muss ich kennenlernen!) Genug der Wegbeschreibungen!

Auf dem recht breiten und bequemen Wanderweg über die Höhe, der links und rechts von dichtem Wald gesäumt ist, lässt sich der Ring in Form von zwei Wällen erahnen, die der Weg sanft überwindet. Dies ist hier oben der einzige Hinweis auf das Vergangene. Auf dem zweiten Wall schlage ich mich rechts in die Büsche und folge einem kaum sichtbaren Pfad, der mich im Halbkreis über den alten Wall durch ein fast unberührtes Waldstück führt. Ich wandele im wahrsten Sinne des Wortes auf den Spuren der Kelten! Rechts von mir raschelt es. Wenn jetzt direkt vor mir ein Reh auftauchen würde, wäre das keine Überraschung. Oder ein Wildschwein. Ich schaue mich um. Weit und breit keine Spur menschlichen Lebens. Was ich eigentlich sehr mag. Wie oft hier wohl jemand läuft? Bestimmt nicht täglich. Einmal in der Woche? Im Monat? Es ist wunderschön und ein ganz kleines bisschen gruselig. Was, wenn wirklich ein Wildschwein käme oder ich stolpern und mir die Beine brechen würde? Ich atme tief durch. Es riecht so gut nach Bäumen, Pilzen und Moos. Verwunschen sieht es aus. Reichlich Platz für Elfen und Zwerge und für mich mit meinen Gedanken. Ich kann gar nicht anders als diesem wunderbaren Pfad weiter zu folgen und den Wald zu erkunden. Das Wort „Traumpfad“ würde passen, und vielleicht ist es genau das, was die Menschen in Australien auch machen: Dem Herzen folgen. Interessanterweise gibt es auch in der Eifel eine ganze Reihe von sogenannten „Traumpfaden“. Zufall? Egal, das hier fühlt sich gut an.

Nach einem perfekten Viertelkreis über den Wall erreicht der Pfad die Oberkante einer aus Steinen aufgeschichteten und oben und seitlich mit Holz verstärkten Befestigung, die ich ausgiebig erkunde. Doch ich muss einem Pfad bergab zum tiefergelegenen parallelen Wanderweg (Prümer-Land-Tour 1) folgen, um die Infotafel zu lesen. Am Wegrand finde ich wunderschöne Pilze, die ich erst einmal ausgiebig fotografieren muss. Gut, dass mich keiner sieht, wie ich da auf dem Waldboden hocke und liege und krieche, um sie schön aufs Bild zu bekommen. Es entstehen Fotos vom Herbstwald und all seinem Leben und all seinen Farben, die zu Sinnsprüchen einladen: „Wenn du nicht weißt, wohin dein Weg führt, genieße die Farben am Wegrand“ poste ich am 16. November 2019 auf Facebook, begleitet von einem dieser Herbstwaldfotos, denn zum Zeitpunkt der Wanderung weiß ich gerade seit ein paar Tagen, dass ich meine Arbeitsstelle wechseln muss und dass vor mir eine lange schwierige Zeit der Suche und der Ungewissheit liegt. Da kommen mir Farben, Moos, Pilze und die Kelten gerade Recht.

Irgendwann ist es dann doch Zeit für die Infotafel, die mir auf einer Abbildung einen Eindruck der Größe und Bauweise der früheren Anlage vermittelt und natürlich noch mehr. So diente der Burgring vermutlich als Stützpunkt und Machtsymbol – übrigens später noch einmal im Mittelalter, auch wenn es dann natürlich nicht mehr die Kelten waren, die ihn bewohnten. Er wurde mit neueren Aufbauten vermutlich als Fluchtburg genutzt. Das rekonstruierte Tor der Keltenburg, das ich gerade bestaunt hatte, basiert auf Ausgrabungen aus dem Jahr 1974. Die ursprüngliche Anlage wird in die sogenannte Latèneperiode datiert und dürfte in der Eisenzeit etwa zwischen 500 und 100 vor Christus genutzt worden sein – ähnlich wie ihre „Schwester“ im Altburgtal der Schönecker Schweiz, die ich früher im Jahr bereits gesucht und schließlich auch gefunden hatte. Besucht habe ich auch den Langstein in Wallersheim, doch davon soll später einmal die Rede sein. Ich kann mich nicht überwinden, dem „geraden Weg“ der Route 1 zu folgen, und so klettere ich wieder hinauf auf die Höhe des Walls, bewundere noch einmal das rekonstruierte Tor, spähe in die Tiefe wie die Verteidiger vor über 2000 Jahren, rieche und spüre den feuchten bunten Wald um mich herum und genieße den federnden Boden unter meinen Füßen. Immer wieder spähe ich links und rechts, denn ich kann die Tiere ringsum hören und spüren, aber ich sehe nichts.

Der breite Wanderweg, der mich am Ausgangspunkt dieses abenteuerlichen Pfades erwartet, erscheint profan und unromantisch. So bin ich nur ein winziges bisschen erleichtert, weder mit gebrochenen Knochen noch vom Wildschwein erlegt vor der Welt verborgen auf dem Pfad zu dahin zu scheiden, und tief in mir kratzt die Enttäuschung, weil wieder alles so normal ist. Ich bin wieder im Heute. Irgendwie schade. Vielleicht blinzelt ja irgendwo hinter mir noch ein Kelte um die Ecke. Oder ein Zwerg, eine Elfe, ein heimliches Eifelwesen… Wer weiß.

Viel zu schnell erreiche ich bergab den Tannenweg und das Post-Feriendorf. Es erwartet mich ein fröhlicher Abend. Aber das weiß ich in diesem Moment noch nicht…

Quellen, Links und Empfehlungen:
www.ferienregion-pruem.de
Wanderkarte Nr. 17 (Prümer Land) des Eifelvereins, ISBN 978-3-944-620-00-8
https://www.eifelverein.de/index.php/verlag/buecher-und-karten/wanderkarten/254-pruemer-land-nr-17

Keltenring Prüm:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=23877, Wanderwege: Prümer Land-Tour Route 1
Parkgelegenheit: Am Postferiendorf (Straße „Pferdemarkt“ bis zum Ende durchfahren, am Straßenrand parken.)
Länge der von mir geschilderten Route: ca. 2,2 km

Kelten-Fliehburg Schönecken:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2416, Örtlicher Rundwege 1
weitere Empfehlungen:
https://susanne-wingels.de/schoenecker-schweiz-auf-der-jagd-nach-der-felsenburg

Oben angekommen! Hier biege ich scharf links ab (im spitzen Winkel, dem grünen Schild folgend). Die Prümer-Land-Tour 1 setzt sich nach links bergab und dann wieder links fort (auf diese Weise gelangt man automatisch zur Infotafel).
Links bergab ginge es zu diesem Naturdenkmal. Die Prümer-Land-Tour 1 folgt zunächst dieser Strecke.
Auf dem Weg ist der Wall deutlich erkennbar.
Das Abenteuer beginnt!

Rekonstruierte Toranlage der Keltenburg (Oberkante). Links der Pfad hinab zur Info-Tafel.

Rekonstruierte Toranlage der Keltenburg
„Wenn du nicht weißt, wohin dein Weg führt, genieße die Farben am Wegrand“

Auf dem Heimweg

Kalvarienberg – von einem Berg, einer Explosion und dem, was heute ist

Der Kalvarienberg thront über Prüm. In der Mitte erkennt man deutlich die fehlende Kuppe.

Ich folge der Kalvarienbergstraße in Prüm bergauf bis zu ihrem Ende und gelange an einen kleinen Wanderparkplatz, bevor Absperrpfosten den Weg nur noch für Fußgänger freigeben, hinauf in idyllisches Grün. Ich befinde mich auf dem alten Kreuzweg – und wandele auf den Spuren einer der größten Nachkriegs-Katastrophen.

Schon von weitem lässt sich erkennen, dass der Kalvarienberg, der über der Silhouette der Stadt thront, fast genau am Gipfel eine „Delle“ aufweist. Steht man davor, sieht man einen riesigen, dicht bewachsenen Krater (190×90 Meter groß und etwa 25 Meter tief). Kleine Pfade führen von mehreren Seiten steil bergab hinein – heute vor allem für Kinder ein großes Abenteuer, denn gut zu Fuß sollte man schon sein, bevor man diese Wege einschlägt.

Was war geschehen? Nach dem 2. Weltkrieg lag Prüm in Trümmern. Der Einsturz der Basilika am Heiligen Abend 1945 (davon wird in einem anderen Beitrag die Rede sein) gab der Bevölkerung fast den Rest. Erst nach der Währungsreform 1948 ging es bergauf, und die Stadt wurde mit einem riesigen Kraftakt wieder aufgebaut. Die französischen Besatzer ließen seit Kriegsende sämtliche Munition sammeln und in einen Bereitschaftsbunker bringen, der unter Hitler in Form von zwei Stollen unterhalb der Kuppe des Kalvarienbergs angelegt worden war. Zudem warteten hier etwa 500 Tonnen Sprengstoff darauf, die Westwallbefestigungen zu sprengen.

Am Abend eines schwülen Sommertages, des 15. Juli 1949 (ein Freitag), machte sich um 18.45 Uhr der Gendarmeriechef auf den Weg zum Kalvarienberg, nachdem eine Rauchsäule über dem Berg gemeldet worden war. Schnell wurde deutlich, dass auch die Feuerwehr nichts mehr ausrichten konnte. Der Landrat ließ die Stadt Prüm räumen. Innerhalb von einer Stunde hatten 2.700 Menschen ihre Heimat verlassen, die meisten zu Fuß und nur mit dem, was sie tragen konnten, die Alten sowie Frauen und Kinder mit einem letzten Zug Richtung Gerolstein. Manche suchten in ihren Kellern Schutz.

Zwischen 20.22 und 20.23 Uhr hob unter einem dunklen Donnergrollen die Bergspitze ab, fiel wieder zurück, und nach einer weiteren Explosion und mehreren Erschütterungen erschien ein riesiger Feuer- und Rauchpilz über dem Berg. 250.000 m³ rote Erde, Sand, Gesteinsbrocken und Staub flogen durch die Luft, rollten in einer Lawine zu Tal und deckten 96 Hektar Land zu. Die Erschütterung war bis Aachen zu spüren und wurde selbst im entfernten Basel noch als Erdbeben aufgezeichnet. Nach der heftigen Druckwelle und dem Bombardement durch Steine und Schutt lag die Stadt Prüm erneut in Trümmern: 76 Häuser (mit 131 Wohnungen) wurden völlig zerstört, 161 stark beschädigt, 965 Menschen obdachlos, 60 Personen wurden verletzt und 12 starben – darunter Gendarmeriemeister Max Oberg und das Prümer Original Katharina Zimmer (Zömmisch Kätchen), das wie durch ein Wunder den Krieg im Keller des gesprengten Bischöflichen Konvikts überlebt hatte und nun wie in der eigenen Prophezeiung mit den anderen Opfern der Explosionskatastrophe mit einer großen Trauerfeier am 20. Juli 1949 durch den Bischof beigesetzt wurde. Ihr Grab und der Gedenkstein für die durch die Detonation Verstorbenen finden sich heute noch auf dem Friedhof.

Im Hier und Jetzt, vor meinen Augen und unter meinen Füßen, ist der Kalvarienberg ein stiller, friedlicher Ort. Die zerstörte Kalvarienbergkapelle wurde an einem anderen Standort nachgebaut. Sie bietet einen malerischen Blick über die Stadt Prüm hinweg bis zur Basilika und zur gegenüberliegenden Anhöhe. Ich raste auf einer Bank, hinter mir Gras, Wald und Löwenzahn – Grün, soweit das Auge reicht – und genieße den Anblick. Nach einer Weile betrete ich die Kapelle und zünde eine Kerze an. Der benachbarte Bestattungswald und der frisch benannte „Dechant-Josef-Zilliken-Weg“ im Gedenken an den aufrechten Pfarrer, der Opfer der Nationalsozialisten wurde, verstärken den tiefen Frieden. So schön und so idyllisch. Die Vögel singen. Ich stapfe bergauf bis zum Rand des Kraters, bewundere den neuen Kreuzweg (von dem ursprünglichen ist nur die 3. Station an der Kreuzung zur Straße „Am Ölberg“ erhalten – siehe Foto), schaue durch das Gestrüpp in die Tiefe und auf das jenseits des „Lochs“ liegende Gedenkkreuz. Dieses Loch ist groß, tief, eindrucksvoll und von einer schrecklichen, gewaltigen Wucht geschaffen worden. Doch seit 2020 gibt es dort trotzdem auch etwas zu lächeln, denn nun sind sechs Ziegen von Mai bis Oktober im Krater damit beschäftigt, den Bewuchs „in Schach zu halten“. Der Bereich ist eingezäunt, kann aber über drei Zugänge betreten werden (bitte nicht füttern!).

Auf dem Schneifel-Pfad und dem Jakobsweg umrunde ich die tiefe Senke und schaue nun von der anderen Seite, in der Nähe des Krankenhauses, hinab und hinüber. Hier finde ich die Gedenkstätte für die Kreuzkapelle mit Nachbildungen der sogenannten „Holtermänner“ – Figuren des Nicodemus und des Joseph von Arimathäa, die aus den Trümmern geborgen werden konnten und sich heute in der Basilika befinden. Das weithin sichtbare „Hohe Kreuz“, das ich schon von der anderen Seite erblickt hatte, trägt am Fuß die Inschrift „Zur Erinnerung an die Explosionskatastrophe am 15.7.1949 – Diene der Versöhnung und dem Frieden“. Ich atme tief durch und denke an die Opfer und das Leid, das an diesem Tag geschah.

Ein idyllischer Pfad führt durch den Wald im Sonnenschein hinab zurück zur Kapelle und zu dem kleinen Parkplatz, auf dem mein Auto auf mich wartet, als unverrückbarer Beweis der Gegenwart. Ein leichter Wind weht. In den Zweigen über mir zwitschert ein Vogel, und die Basilika leuchtet mir sauber und farbenfroh aus dem Tal entgegen.

Doch das, was ich hier erfahren, gesehen, gelesen und auf diese Weise fast hautnah erlebt habe, werde ich nie vergessen! Der 15. Juli 1949 wird heute noch von den Prümern der „schwarze Freitag“ genannt.

 

Buchempfehlungen / Quellen:
Monika Rolef (Hg.), „Das neue Prüm – Chronik einer Stadt – 1945-1975, erster Band“, Prüm, Dezember 2020;
Broschüre „Kalvarienberg Prüm, Kapelle Unserer Lieben Frau“, Verein Kalvarienbergkapelle Prüm, 2. Erweiterte Auflage 2006

Weitere Empfehlung: Stadtführungen von Zeitzeugen, u.a. Monika Rolef, buchbar über die Tourist-Information Prümer Land, www.ferienregion-pruem.de

https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/ziegen-als-landschaftsgaertner-maeh-arbeiten-am-kalvarienberg_aid-50488431

Wanderwege: Jakobsweg, Schneifel-Pfad, Prümer-Land-Tour Route 1, Prüm-Rundwege 8 und 9

Der Weg hinauf zur neuen Kalvarienbergkapelle und zum Krater
Explosionskatastrophe am 15. Juli 1949 (Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Monika Rolef)
Wie ein Wunder: Station 3 des Kreuzweges an der Kreuzung Kalvarienbergstraße / Am Ölberg (Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Monika Rolef)

Die neue Kalvarienbergkapelle

Aussicht von der Kalvarienbergkapelle
Blick auf die Basilika

Der neue Kreuzweg, Station 2
Kraterrand von Süden mit Treppe hinab; gegenüber das Hohe Kreuz

Das hohe Kreuz in der Nähe des Krankenhauses

Der nordliche Kraterrand am Hohen Kreuz
Blick vom nördlichen Kraterrand zur Treppe am südlichen Kraterrand
Kreuzkapelle mit Abbildung der beiden „Holtermänner“
Der Rückweg

Grabmal und Gedenkstein für die Opfer

Flieg nicht zu hoch, mein kleiner Freund… – der fliegende Käfer von Buchet

Was anfänglich nach Biene Maja oder Insektenforschung klingt, ist etwas sehr Ungewöhnliches. Im Internet hatte ich ein Foto gesehen, das mich sehr neugierig machte. Sofort sprang ich (ich hoffe nur innerlich!) auf und dachte: So etwas kenne ich noch nicht – das muss ich sehen! Und natürlich fotografieren, das versteht sich von selbst.

Und so kommt es, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben nach Buchet fahre. Waren Sie schon einmal da? Buchet liegt am Höhenzug Schneifel im Naturpark Hohes Venn-Eifel, einfach ausgedrückt zwischen dem Höhenzug und der belgischen Grenze. Fährt man von Prüm über Niedermehlen und Sellerich nach Bleialf und hält sich dann rechts, kommt man dort hin. Ich jedoch habe den Käfer von Buchet direkt für meinen Anreisetag geplant und besuche vorher noch meinen Freund, den Schwarzen Mann. Ich kann nicht durch die Schneifel fahren, ohne dort zu halten, den Kerl zu umarmen und nach Möglichkeit mit dem Selbstauslöser ein Foto davon zu machen. Also fahre ich im strahlenden Sonnenschein los, lege eine Kuschelminute bei dem Holzkerl oben auf dem Kamm der Schneifel ein, wandere vom Wanderparkplatz Brandscheid noch ein paar Meter durch den Wald bis zum Dreiländerblick und mache mich schließlich mit dem Auto auf den Weg nach Buchet.

Was auf der Landkarte so einfach aussieht, nämlich der sich schlängelnden „Hauptstraße“ Richtung Norden zu folgen, gestaltet sich im echten dreidimensionalen Leben etwas herausfordernder. So geht es kräftig bergab um die Kurve, in der sich zudem eine Baustelle mit einseitiger Straßensperrung befindet. Sozusagen Fahren im Blindflug nach Gehör. Und dann sehe ich ihn, gleich links von mir: den fliegenden Käfer von Buchet!

Auf einer Wiese befindet sich auf einem 7 Meter hohen Mast eine überdimensionale Wippe: an der einen Seite ist die Karosserie eines alten VW Käfer befestigt, auf der anderen Seite sein Motor und sein Getriebe. Der Wind treibt beide sanft wippend im Kreis herum. Und das bereits seit 2008. Im Rahmen einer internationalen Skulpturenausstellung von „Artemedia“ installierte derzeit der Metallbildhauer Herbert Kruft (sein Skulpturenpark in Niederprüm ist immer einen Besuch wert!) den fliegenden Käfer am Ortseingang von Buchet. Und dort dreht er sich auch heute weithin sichtbar im Wind und sorgt für staunende Gesichter.

Direkt unterhalb der Wiese befinden sich Parkmöglichkeiten am Gemeindehaus. Ein Wanderweg führt von hier durch das Alfbachtal nach Bleialf, doch wir nehmen den Pfad bergauf, der uns direkt zu dem rot leuchtenden Kunstwerk führt. Wildblumen begleiten mich am Wegrand, und zu meinen Füßen sonnt sich eine Blindschleiche. Nach wenigen Metern öffnet sich linkerhand das Gebüsch und gibt mir den Blick frei auf das Objekt meiner Neugier: den Käfer von Buchet. Und so nehme ich Platz auf einer Bank und schaue ihm zu, dem roten Automobil, wie es sich unermüdlich im Wind dreht und sich vorwärts und rückwärts neigt, als würde es gleich seinen Motor starten und einfach weiter zum Himmel fliegen. Irgendwie meditativ, das Ganze. Und absolut außergewöhnlich.

Nach einer Weile stehe ich auf und beginne, das überdimensionale „Windspiel“ von allen Seiten zu fotografieren. Besonders die Perspektive, bei der ich fast direkt darunter stehe und man die Wippe kaum wahrnehmen kann, macht mir Spaß. Meine Freunde lächeln immer darüber, wie viele Aufnahmen ich von einem einzigen Objekt machen kann. In diesem Fall sind es 72. Zufrieden hänge ich mir die Kamera wieder um den Hals und mache mich „auf die Socken“ zurück zum Auto. Nur noch schnell ein paar Blumen fotografieren und den Blick zum Alfbach hinunter. Ich schaue mich um.

Fröhlich wippend scheint der Käfer mir nachzuwinken und wendet sich mir noch einmal zu. Weiter unten im Tal gluckert der Alfbach idyllisch vor sich hin und wartet darauf, dass ich ihn erkunde. Wird gemacht, lieber Alfbach! Versprochen!

https://www.skulpturenpark-kruft.de/kunst/fliegender-vw-kaefer-6-internationale-skulpturenausstellung-gipfeltreffen-von-artemedia/, www.buchet.de, www.ferienregion-pruem.de, https://www.pruem.de/buchet#top_o

Geocache vor Ort: https://www.geocaching.com/seek/cache_details.aspx?wp=GC2MFYA&title=

Blindschleiche voraus
Am Wegrand
Das Alfbachtal
Der Weg nach Bleialf am Alfbach entlang

Ein bisschen Gullivers Reisen – die Suche nach der Pronsfelder Riesenbank

Die Neuigkeit dringt gleich aus mehreren Kanälen zu mir vor: Pronsfeld hat jetzt auch (wie Birresborn in der Nähe der Eishöhlen) eine Riesenbank! Sie liegt direkt am Wanderweg, oben auf dem Berg. Viel mehr ist zu diesem Zeitpunkt nicht herauszufinden, aber es wird deutlich, dass sie sich auf dem Höhberg am Wanderweg 22 befinden müsste.

Kurz darauf „urlaube“ ich wieder in der Eifel und mache mich sofort auf die Suche. Zu dem Zeitpunkt gibt es im Internet noch keine genaueren Angaben, aber ich habe mir auf der Wanderkarte angeschaut, wo sich der Höhberg befindet und welche Stellen ich mir für eine solche Bank vorstellen könnte. Auf dem Parkplatz am Bahnhof/Eisenbahnmuseum liegen brandneue Infoblätter mit Wanderwegen aus, und ich überlege mir eine Route, die mich ans Ziel bringen soll.

Da Wanderweg 8 (Route gelb), der nach oben auf den Höhberg zum Wanderweg 22 führen soll, ein Rundweg ist, stehe ich gleich hinter dem Bahnhof vor der Qual der Wahl: halbrechts durchs Alfbachtal oder halblinks an der Prüm entlang. Mein Ziel? Genau vor mir oben auf dem Berg „in der Mitte“, also zuckele ich unsicher nach links durch das Tal der Prüm, bewundere die Alfbachmündung und stocke in meiner Unentschlossenheit vor einem Schild, das auf einen Pfad zeigt, der durch den Wald steil nach oben führt: „Aussichtspunkt“. Damit könnte ja… Wahrscheinlich nicht… Aber wenn ich nicht da entlang laufe, ist es vielleicht doch der Weg zur Riesenbank. Und da hoch muss ich sowieso. Also lege ich alle Pläne ad acta, lasse Rundweg 8 sausen und folge dem Pfad über Stufen und Wurzeln im Zickzackkurs stetig bergauf. Es ist steil, aber schön, anstrengend, aber effektiv, und so stehe ich schon kurz darauf und etliche Höhenmeter weiter oben vor einer Bank, die durch eine Lücke zwischen den Bäumen einen malerischen Blick über Pronsfeld bietet (und einen Geocache – siehe unten). Ich ruhe mich aus und veranstalte ein kleines Picknick mit Keksen und Saft, bei dem ich schon mal ausgiebig fotografiere. Definitiv eine „Normalbank“, aber schön. Ich atme zufrieden durch. Immerhin bin ich bereits fast oben, und eine schöne Aussicht hatte ich auch schon.

Ein kleines Stückchen geht es noch bergauf, dann stoße ich wieder auf den Wanderweg 8, den ich ursprünglich erwählte. In welche Richtung ich nun gehen muss, ist einfach. Die Bank steht irgendwo ganz oben. Also bloß nicht bergab, sondern immer dahin, wo es noch etwas höher hinaus geht. Von Zeit zu Zeit geben Informationstafeln Auskunft zur Natur am Wegrand. Unterwegs begegnen mir Sonnenstrahlen im Laubwald und golden leuchtender Ginster. Auf der anderen Seite der Bergkuppe muss ich notgedrungen ein paar Höhenmeter wieder abgeben, doch dann führt der Wanderweg 22 rechts auf der Höhe entlang. Irgendwo hier muss sie sein. Und ich laufe, laufe, laufe… Schaue, schaue, schaue…

Mittlerweile ist die Position der Bank auch im Internet zu finden. Auch wer Wanderweg 22 (orangefarbenen Route auf der „alten“ Pronsfelder Wanderkarte) oder dem neu benannten „Alfbachhöhenweg“ folgt, kommt auf jeden Fall an ihr vorbei. Zu diesem Zeitpunkt im Mai jedoch ist ihre Lage für mich noch ziemlich unklar. Ich spähe rechts und links, immer auf der Suche nach einer großen Bank, die eigentlich nicht zu übersehen sein sollte, genieße die spannende Natur, die der Höhberg mir bietet, mit Ausblicken nach links ins Bierbachtal und nach rechts ins Alfbachtal und auf Pronsfeld in meinem Rücken. Deutlich später als gedacht erspähe ich hinter einer Wegbiegung mit bewaldeter Böschung endlich das ersehnte Objekt: die funkelnagelneue Riesenbank mit einem dekorativen Fahrrad (nur schauen, nicht benutzen) davor – noch abgesperrt, aber schon begehbar. Oder sollte ich „bekletterbar“ sagen? Eine Leiter führt hinauf, und ich nehme Platz und spähe nach Norden ins Alfbachtal hinunter und auf Pronsfeld, das sich im Osten die Hänge hinaufzieht.

Ich turne wieder hinunter. Zeit für den Beweis, dass ich auch hier war! Auf einem Zaunpfahl gegenüber stelle ich meine Kamera ab und habe ziemliche Probleme, sie geradezurichten, ohne dass sie hinunterpurzelt. Ich versuche es mit verschiedenen Gegenständen: Holzspänen, Taschentüchern… Schließlich ist es das Umhängeband der Kamera, das unter die linke Seite der Kamera gelegt dieser zum richtigen (geraden) Winkel verhilft. Die Fotos, die ich mit Fernauslöser mache, sind zu hell, aber schön, und zeigen mich in etlichen Positionen auf der Bank, immer mit meinem Handy (verschämt versteckt) als Auslöser. Ein Hoch auf die moderne Kameratechnik! Beine baumeln lassen ist auf dieser Bank Programm. Die Sitzfläche befindet sich oberhalb meiner Augenhöhe, die Oberkante der Lehne befindet sich auf 3,20 Metern Höhe. Ganz schön weit oben! Als ich direkt davor stehe, bekomme ich beinahe Genickstarre. Ich muss an die literarische Figur Gulliver denken, der sich im Land der Riesen zurechtfinden muss.

Ich klettere wieder auf die Bank und bin glücklich, denn ich bin in der Eifel, und meine Seele baumelt mit den Beinen um die Wette. Anschließend trage ich mich noch als eine der Ersten in das funkelnagelneue „Gipfelbuch“ ein, und freue mich daran, dass die Menschen in der Eifel sich so schöne Dinge ausdenken, um den Wegrand unserer Wanderungen mit spannenden Erlebnissen zu würzen.

Zurück wähle ich fast den gleichen Weg, nur dass ich dem Wanderweg 8 bis hinunter zur Landstraße und zum Alfbach folge. Ein Stück weiter westlich hätte ich auf die Landstraße stoßen können, das wäre kürzer und weniger anstrengend gewesen, aber womöglich langweilig und durch die Autos vielleicht ungemütlich. Unterwegs begegne ich neugierigen Kühen und sonst wieder einmal niemandem, bis ich im Tal bin. Ach wie schön, die ganze Eifel für mich allein zu haben, mit lieben Freunden, die am Abend auf „meinem“ Ferienhof schon auf mich warten.

So darf es weitergehen!

Weitere Infos: www.ferienregion-pruem.de, www.pronsfeld-eifel.de

Geocache: https://www.geocaching.com/geocache/GC62NTP_panorama-ii

Literaturempfehlungen:
Wanderkarte 17 des Eifelvereins – „Prümer Land“, Maßstab 1:25.000, ISBN 978-3944620008,
ausliegende Wanderkarten in den Infokästen an den Pronsfelder Parkplätzen

Rechts oder links? Wanderweg 8 führt rechts ins Alfbachtal und links an der Prüm entlang. Dazwischen direkt vor mir liegt das Ziel meiner Wanderung, der Höhberg.
Aufstieg zum ersten Aussichtpunkt (Blick zurück nach unten, wo hinter den Bäumen nicht mehr sichtbar der Alfbach in die Prüm mündet)
„Normalbank“ mit Aussicht
Ausblick auf Pronsfeld (mit Picknick und Geocache)
Eifelgrün
Eifelgold
Wanderweg 8 oben auf dem Höhberg
Wanderweg 22 oben auf dem Höhberg
Hinter der Kurve liegt die Riesenbank
Ganz frisch und neu – im Mai war das „Drumherum“ noch abgesperrt.
Die Bank im Profil (das Bild ist gerade!)
Blick von der Riesenbank ins Alfbachtal
Fotosession mit Selbstauslöser und Fernbedienung (nein, wir waren nicht zu dritt!)
Blick von der Riesenbank auf Pronsfeld
Das Gipfelbuch!
Wanderweg 22
Wanderweg 22
Wer Aufmerksamkeit wünscht, sollte an Kühen vorbei spazieren…
Noch mehr Eifelgold

Im Tal der Dämmerung – meine persönliche „Grüne Hölle“ in Bollendorf

Die Vorzeichen sind suboptimal: Ein langer Abend, geprägt von einer nicht unerheblichen Menge Alkohol, kein Kaffee am Morgen und wunde Füße vom Vortag (Panoramaweg Schönecken in Winterstiefeln bei steigenden Temperaturen). Aber ich bin schon auf halbem Wege, die Neugier ist groß und die grüne Hölle von Bollendorf ist ein absolutes Muss in meinem straffen Tourenprogramm für diese Woche. Ich bin hier, um zu erkunden, da gibt es kein Pardon.

Nachdem ich aus dem Prümer Land eine knappe Stunde angereist bin, haben es bereits die ersten 450 Meter Wegstrecke meiner Wanderung in sich. Auf diesem kurzen Stück erarbeite ich mir bereits 70 Höhenmeter bergauf, allerdings auf gut ausgebauten Wegen. (Das sind durchschnittlich 15% Steigung! Dieser Wert ist übrigens nebenbei bemerkt das höchste, was man auf einem Laufband einstellen könnte. Und ich bin definitiv nicht im besten Grundzustand dafür.) Erst dann beginnt der eigentliche Wanderweg, und als ich ihn erblicke, bin ich dankbar über mein gutes Schuhwerk (heute habe ich von vornherein besser gewählt als gestern – Versuch macht klug!): auf diesem Steig sind Wanderschuhe mit guter Sohle absolut empfehlenswert! Es sei denn, man ist eine Bergziege oder die einzige Person, die mir auf dem Weg begegnet. Aber dazu später.

Der Rundweg „Grüne Hölle“ ist gut ausgeschildert und führt über verschiedene Stationen einer Audiotour auf 6 Kilometern Länge an zehn interessanten Punkten vorbei. Trittsicherheit ist erforderlich, und auch die Höhenmeter (etwa 140 hinauf und hinunter allein auf meinem Teilstück von etwa 4 Kilometern Länge) sind nicht zu unterschätzen.

Die Schönheit dieser Felsenlandschaft zieht mich sofort in ihren Bann. Nicht umsonst nennt man dieses Gebiet die „Bollendorfer Schweiz“. Schnell spüre ich die geologische Verwandtschaft zur Teufelsschlucht. Doch im Gegensatz dazu ist dieser Pfad menschenleer, und der Anspruch an Kondition und Trittsicherheit ist definitiv noch höher. Wer die Kühle von Wald und Felsen liebt, abenteuerliche Herausforderungen, bizarre Felsformationen und verschlungene Wege, der ist hier genau richtig. Schnell verstehe ich auch, warum es „grüne Hölle heißt: der Wald ist grün, und die Felsen sind es auch. Tiefste Ruhe umgibt mich, und die Atmosphäre wechselt laufend von entspannend-freundlich grün bis hin zu einem bedrohlich-glitschigen Dunkelgrün, gepaart mit Felsen in hell-leuchtenden Brauntönen oder auch tiefem Dunkelgrau. Der Sandstein wird immer wieder von Farnen und Moosen überwachsen, und nach einigem Auf und Ab erreiche ich den Eingang zu dem Felsmassiv, das dem Rundweg seinen Namen gab. Um sicher zu gehen, wurde der Fels beschriftet: „Grüne Hölle“! Steinstufen führen tief hinab in einen schmalen Spalt mit hohen Wänden, der vor einem scheinbar undurchdringlichen hohen Felsen endet. Unwillkürlich denke ich an Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer. Genau so sah das Tal der Dämmerung aus! „Kann Emma nicht schneller…?“ Ob es hier auch so ein Echo gibt??? Ich probiere es, und Gott sei Dank donnern keine Felsen auf mich herab. Dafür packe ich (wie es im unten genannten Buch empfohlen wird) meine Taschenlampe aus und richte sie auf die feuchten Felswände: Sie leuchten tatsächlich grün! Dieses Leuchtmoos (Schistostega pennata) ist äußerst selten, und ich freue mich, dass es sich mir gezeigt hat. Auf der rechten Seite des riesigen Felsens, der mir den Weg zu versperren scheint, öffnet sich ein niedriger Durchschlupf, und ich nehme meinen Rucksack ab und ducke mich hindurch. „Draußen“ empfangen mich Licht, Wald, riesige helle Sandsteinfelsen, Vogelgezwitscher und eine Bank. Erleichtert nehme ich Platz, um mich von der fordernden Wegstrecke zu erholen, und genieße eine kleine Pause. Und nun kommt es zu einer äußerst bizarren Begegnung: Durch das Loch „schlüpft“ eine Joggerin. Eine Joggerin!!! Ich bin froh, dass ich diesen Untergrund irgendwie wandernd bewältige, und diese Frau hüpft einfach darüber hinweg… Auch sie hat nicht wirklich mit einem menschlichen Wesen gerechnet und fährt erschrocken zusammen, als sie mich sieht. Wir starren uns an – beide fassungslos! Dann springt sie leichtfüßig an mir vorbei und entschwindet hinter dem nächsten Felsen wie eine Fata Morgana.

Die nächsten Meter verlaufen etwas ruhiger auf und ab, dann öffnet sich vor mir mit dem „Eulenhorst“ das nächste Felsmassiv. Die Bezeichnung „labyrinthartig“, die sich in manchen Wanderbeschreibungen findet, kann ich nur unterschreiben: Es gibt zwei Möglichkeiten, diese Felsenlandschaft zu durchqueren, und nach längerer Betrachtung beider Passagen entscheide ich mich für den scheinbar einfacheren linken Weg. Das Auf und Ab und die schmalen Durchgänge zwischen den hohen Felsen nehmen kein Ende, und am Ausgang starre ich skeptisch auf die steile, von rutschigem altem Laub bedeckte Felstreppe zwischen schroffen Felswänden mit etlichen Vorsprüngen. Kurz hadere ich mit mir: Probiere ich es und rutsche gegebenenfalls ab und demoliere mir bestenfalls nur den Allerwertesten? Oder setze ich mich gleich hin? Ich trage Jeans, es ist trocken und sowieso kein Mensch in der Nähe. Die Joggerin ist längst über alle Berge, möglicherweise sogar bereits wieder zuhause. Seufzend setze ich mich auf meinen Po und bewältige den steilen Ausstieg aus dem Felsmassiv auf höchst unelegante, aber sichere Weise.

Die auf meiner Wanderkarte ebenfalls verzeichnete Heidenlay bietet weniger Herausforderungen als ihre Vorgänger, und plötzlich bin ich am Ziel meiner Sehnsüchte: Die „Kreuzlay“ als oberer Endpunkt dieses Rundweg-Teilstücks, das sich permanent an der Bruchkante des Ferschweiler-Bollendorfer Plateaus entlang bewegte. Hier gibt es tatsächlich ein Gipfelkreuz! Es trägt die Aufschrift: „Viele Wege führen zu Gott – einer führt über die Berge!“ Ich nicke zustimmend und grinse unwillkürlich. Das beschreibt meinen Zustand ziemlich gut. Ich verweile eine Weile auf einer Bank und genieße die Aussicht. Genug geklettert! Die Wanderkarte verrät mir, dass das nächste Teilstück des Rundwegs über einen entspannten Waldweg führt. Gott sei Dank!

Nach diesem flott bewältigten Wegstück wartet noch der Maria-Theresien-Stein auf mich. Es handelt sich um einen Grenzstein zwischen Echternach und Vianden, den die österreichische Kaiserin 1771 in ihrer Eigenschaft als Herzogin von Luxemburg errichten ließ. Von hier führt eine Abkürzung zurück zu meinem Ausgangspunkt. Ich liebe malerische Felsformationen! Aber für heute ist mein Soll erfüllt. Ich werde wiederkommen und mir den eindrucksvollen Predigtstuhl, die geheimnisvolle Muhmenlay und die phantastische Aussicht an der Lingelslay entspannt und mit Freude und unter besseren körperlichen Voraussetzungen als heute anschauen. Dann sicherlich auch mit dem Audioguide, denn die Geschichte der Muhmenlay scheint recht spannend zu sein.

Ab hier geht es nur noch entspannt abwärts. Im Nu befinde ich mich wieder an der Schutzhütte, bei der der Felsenpfad zur „Grünen Hölle“ beginnt. Fast schon im Trab laufe ich zurück zum Parkplatz am Waldhotel. Ich genieße die sonnigen Aussichten auf Bollendorf und das malerische Tal der Sauer und begebe mich zurück zu meinem Feriendomizil ins Prümer Land.

Die grüne Hölle ist geschafft! Es war ein unglaubliches Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde. Und das ich mit dem zweiten Streckenteil definitiv fortsetzen werde. Ich muss lächeln, als ich an die Joggerin denke. Auch der Moment, in dem ich auf dem Po aus dem Eulenhorst gerutscht bin, gibt eine gute Geschichte ab. Und das Bild vom „Tal der Dämmerung“ werde ich all jenen zeigen, die wie ich die Augsburger Puppenkiste mögen. Etwas habe ich dort oben ganz bestimmt bewältigt: meine ganz persönliche wild-abenteuerliche und zugleich wunderschöne grüne Hölle.

 

Fazit:
„Geheimtipp“ als fast menschenleere Alternative zur Teufelsschlucht, schöner Abenteuerpfad auch für wanderfeste Kinder, festes Schuhwerk erforderlich, hoher Abenteuerfaktor, nichts für Klaustrophobiker, tolle Aussicht und faszinierende Felslandschaften; spendet Kühle bei Hitze, bei feuchtem Wetter nur bedingt geeignet; der Audioguide wurde liebevoll von den „Leuten aus dem Dorf“ gestaltet

Parkmöglichkeit und Audioguide-Verleih:
Waldhotel Sonnenberg, Sonnenbergallee 1, Bollendorf

Weitere Informationen und Eindrücke:
https://www.eifel.info/a-gruene-hoelle,
https://www.naturpark-suedeifel.de/a-gruene-hoelle,
https://www.felsenland-suedeifel.de/a-audiotour-gruene-hoelle,
https://www.traumsteige.com/bollendorfer-schweiz-durch-die-grune-holle/,
www.bollendorf.de
https://www.naturpark-suedeifel.de/naturschatz/landschaftsraeume/das-ferschweiler-bollendorfer-plateau
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=3616
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=3617
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=3615
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=3614
https://www.youtube.com/watch?v=06scoGUGwR8
https://www.youtube.com/watch?v=WhUJmQoDuc8

Buchempfehlungen:
Loni Liebermann: 52 kleine und große Eskapaden in der Eifel, DuMont Reiseverlag 2018, ISBN 978-3-7701-8070-7
Topographische Karte 1:25000 „Naturpark Südeifel“, Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz, ISBN 978-3896372758

Bergauf auf dem Weg zum Rundwanderweg
Der Affenkopf markiert den Beginn des Rundwanderwegs

Die „Grüne Hölle“ erinnert mich an das „Tal der Dämmerung“ aus „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“
Es lohnt sich, mit der Taschenlampe die Felsen genauer zu betrachten
Blick zurück auf den Eingang der „Grünen Hölle“
Ausgang aus der „Grünen Hölle“ und die Lücke, aus der die Joggerin „schlüpfte“

Vor mir erscheint der Eulenhorst
Blick zurück auf den Weg, den ich gekommen bin

Im Eulen-Horst befindet sich ein labyrinthartiges System von Spalten und Wegen
Inmitten des Eulen-Horsts: „Trittsicherheit erforderlich“ trifft es ziemlich gut. Hier fallen mir automatisch Sinnsprüche zu Wegen und Hindernissen ein – zum Beispiel: „Die Schwierigkeiten, auf die wir stoßen, wenn wir ein Ziel zu erlangen trachten, sind der kürzeste Weg zu ihm“ (Khalil Gibran)
Ende einer Rutschpartie
Ausgangs des Eulen-Horsts

Aussicht von der Kreuzlay
Aufgang zum Aussichtspunkt Kreuzlay
Der Maria-Theresien-Stein. errichtet 1771

Nur Fliegen ist schöner – Aussichten rund um Schönecken

Eifelpanorama mit Blick auf Schönecken

Endlich ist sie wieder unverhüllt, die schöne Burg, die über dem Ort Schönecken thront, der sich selbst liebevoll als „Burgflecken“ bezeichnet und aus den Ortsteilen Schönecken und Wetteldorf besteht. Zwei Jahre lang musste ich an den für seine Verhüllungsobjekte bekannten Künstler Christo denken, wann immer mein Blick zum Wahrzeichen hinauf wanderte. Nun endlich strahlt sie im Sonnenlicht, die Steine hell und sauber, die Kanten rötlich abgesetzt. Oben ist im Innenbereich noch nicht alles zugänglich, und ein zweiter Bauabschnitt wird folgen, doch für mich ist es Zeit für ein buchstäbliches Rundum-Erlebnis.

Von der unglaublichen Natur und der spannenden Geschichte der Schönecker Schweiz hatte ich bereits in Blogbeiträgen erzählt, ebenso von der traditionellen Eierlage zum Osterfest. Ich nutze die „Enthüllung“ als Gelegenheit für einen Rundumschlag, um gleich in mehrerer Hinsicht meine Neugier auf Schönecken zu befriedigen: mich mit der Geschichte der Burg zu befassen, Aussichten zu genießen und den Wetteldorfer Richtschnitt kennenzulernen, der dafür sorgt, dass für Geologen der kleine Ort den Nabel Europas bildet. Dafür werde ich, abgesehen von einem alternativen Aufstieg, den Panoramaweg Schönecken begehen. Als ersten Ausblick jedoch möchte ich die Stelle finden, von der die Böllerschüsse bei der Eierlage abgegeben werden und von der man sich ausrechnen kann, dass sie eine hervorragende Sicht auf die Burg bieten müsste. Jedes Mal, wenn ich den Felsvorsprung mit Mauer, Geländer und Fahne sehe, kitzelt mich die Neugier, den Aufstieg zu suchen und zu finden. Daher steht das heute Morgen als erstes auf dem Plan, solange die Beine noch frisch sind.

Später bei der Suche im Internet werde ich herausfinden, dass der Ort südlich des Flüsschens Nims, zu dem ich nun aufstrebe, Marxberg heißt und etwa 30 bis 40 Meter über dem Tal thront. Gleich gegenüber auf der Nordseite der Nims erhebt sich Burg Schönecken, gut 70 Meter über der Talsohle. Ich habe Glück bei meiner Suche nach dem Aufstieg zum Aussichtspunkt. Mein Orientierungssinn lässt mich nicht im Stich. Zum Parken bietet sich das Gemeindezentrum FiF an, und von dort folge ich der Nims ein paar Meter nördlich und nutze dann die Brücke linkerhand. Nach ein paar Metern kann ich den Pfad schon sehen, der mit ein paar Stufen beginnt und sich dann am Berg entlang zunächst über eine Wiese und später durch Büsche schmal am Hang entlang bewegt. Etliche Höhenmeter und ein paar Kehren später stehe ich auf dem Rondell. Neben der freien Sicht auf die Burg – fast auf Augenhöhe – bietet die Plattform einen phantastischen Blick über Schönecken und auf die umliegenden Höhenzüge. Ich muss mich erst einmal setzen und alles auf mich wirken lassen. So viele große und kleine Dinge fallen mir ins Auge: die Burgruine, eine Kapelle, die malerischen Häuser, die sanften Hügel mit Wäldern und Feldern, Straßen, die sich wie Bänder durch die Landschaft schlängeln und schließlich weit unter mir mein eigenes Auto auf dem Parkplatz des FiF. Meine Speicherkarte ächzt unter der Last all der Fotos, die ich in alle Himmelsrichtungen schieße. Später werde ich feststellen, dass ich vor lauter Begeisterung sämtliche Blickwinkel und Sehenswürdigkeiten doppelt und dreifach festgehalten habe. Schönheit liegt im Auge des Betrachters – hier gibt es für jeden Geschmack reichlich davon. Dabei schaue ich besonders intensiv nach Süden, denn dort, wo in einiger Entfernung ein Kirchturm emporragt, werde ich mich nachher auf den Weg machen – auf den „Panoramaweg“.

Zuvor noch ein kleiner Abstecher in den nahegelegenen Park, der sich 300 Meter nordwestlich der Treppe zur Wilhelmshöhe an der Nims entlang nach Norden zieht. Auch hier nehme ich mir Zeit und atme tief durch. Idyllisch plätschert das Wasser des Flüsschens und glitzert im Sonnenschein. Vögel singen. Harmonisch angelegte Wege und Sitzgelegenheiten zwischen Wiesen und Baumgruppen bieten Ruhe für Körper und Seele. Immer wieder bieten sich Blicke steil hinauf auf die Burg. Ein paar Schritte entfernt runden ein bunt und phantasievoll gestalteter Kinderspielplatz und eine Hundewiese das Bild ab.

Ich kehre dem Tal den Rücken und wandere Richtung Wetteldorf. Vor der Kirche biege ich links ab (Alte Bitburger Straße). Für den Panoramaweg müsste ich der ersten Straße rechts Richtung Jugendlager/Feriendorf folgen, doch ich möchte erst einmal meine geologische Neugier befriedigen und den sagenhaften Richtschnitt betrachten. Daher wähle ich die 2. Straße rechts (Danielsberg) und folge den Schildern zum Richtschnitt. Bald geht die Straße in einen Weg über (hier oben gibt es tatsächlich noch einen richtig schönen weitläufigen Spielplatz!), und ich steige höher und höher und schaue, sobald ich mich umschaue, auf mit Kalkmagerrasen bewachsene Hügel. Ich liebe diesen Anblick! Schon bald erreiche ich eine Bank und nutze sie für eine kurze Rast, bevor ich dem Schild folge, das mir klarmacht, dass ich meinen Weg verlassen und dem Abzweig links hoch folgen muss, um zum Richtschnitt zu gelangen. Zu meiner Verblüffung geht es wenige Meter weiter erneut links ab und einen kaum erkennbaren Pfad hoch, der mich am Hügel entlang deutlich bergauf zu einer abgesperrten zugewachsenen Hütte führt. Hier ist er, der sagenumwobene Wetteldorfer Richtschnitt, und ich spähe durchs Fenster und sehe Erde und Gestein. Eine Taschenlampe kann hier nicht schaden, um etwas mehr zu erkennen. Geocachern sei der Earthcache an diesem Ort empfohlen.

Um zu wissen, was geologisch hier los ist, muss man etwas genauer nachlesen. Ein Schild am Weg gibt Auskunft. Die Heisdorf-Schichten zeigen die Ablagerungen eines flachen Meeres. Hier finden sich Fossilien von Brachiopoden, Trilobiten, Muscheln und Schnecken in wechselnden Lagen verschiedener Gesteine. Geologen helfen die Funde, eine internationale Referenz (GSSP) für die geologische „Zeitgrenze“ zwischen Unter- und Mitteldevon festzulegen. Dank der Schönecker Fundstelle konnte sie auf einen Zeitpunkt vor 393,3 Millionen Jahren festgelegt werden. Es handelt sich um den einzigen verbindlich festgelegten und allgemein anerkannten Richtschnitt in Deutschland. Noch heute gehen auf diesen unscheinbaren Ort und seine Funde wichtige geologische Publikationen und Erkenntnisse von internationaler Bedeutung zurück.

Meine unwissenden Augen haben genug gesehen. Ich kehre zurück auf den Weg und schlage mich über den gut ausgebauten Wanderweg Richtung Westen durch, wo ich bald auf den Panoramaweg stoßen werde. Ich picknicke auf einer Bank am Waldrand, als plötzlich ein Reh vor mir auftaucht und mich verblüfft anschaut. Es ist ganz ruhig und etwas fassungslos, scheint sich lange Gedanken über meine Anwesenheit zu machen (ich greife gar nicht erst zu meiner Kamera, da die Einstellungen gerade völlig unpassend für die Lichtverhältnisse sind und ich lieber zurückstarre). Nach einer Weile wendet sich das Tier in Ruhe von mir ab und durchbricht schließlich links von mir den Waldrand. Anscheinend sitzt hier nicht so oft jemand. Auf dem ganzen Weg treffe ich nur einen einzigen Menschen (nebst Hund). Mehr Ruhe fernab des Alltagsstresses ist gar nicht mehr möglich. Es gibt nur die grandiose Eifellandschaft, ihre tierischen Bewohner, die Steigung, 1000 Kleinigkeiten am Wegrand, meine Kamera, meine Füße und mich.

Ab dem Feriendorf geht es auf dem Panoramaweg stetig über eine Asphaltstraße bergauf. Der Blick auf Schönecken ist grandios und wird von Minute zu Minute noch besser. Auch das Angebot an Ruhebänken ist auf diesem Weg üppig. Nur der Aufstieg will und will kein Ende nehmen. Als ich endlich in der Schutzhütte auf der Höhe angekommen bin, lese ich in meinem Faltblatt zum Panoramaweg, dass ich 160 Höhenmeter geschafft habe. Nun denn, es waren ja auch nicht meine ersten Höhenmeter an diesem Tag. Links ab geht es weiter auf dem Hügelkamm entlang vorbei an einem Gehöft namens Irsfelderhof. Dieses Stück Weg kann man übrigens von der Burg Schönecken aus perfekt erkennen, wenn man weiß, wo es ist. Aus 560 Metern Höhe gesehen liegt selbst die Burg tief unten im Tal. Darunter erstreckt sich der Burgflecken, und die Fernsicht weit über die Hügel des Prümer Lands hinweg ist atemberaubend.

Der Abstieg führt über einen Wirtschaftsweg zunächst durch ein Waldstück. Auch hier bin ich ganz für mich. Am Ende des Waldes bietet sich erneut eine malerische Aussicht auf die Ortschaften Schönecken und Wetteldorf. Meine Füße sind müde und mein Herz (und meine Kamera) voll von eindrucksvollen Bildern. Ich beschließe, die Burg bei frischer Kraft mit voller Energie an einem anderen Tag zu genießen.

Auf einer Sonnenbank sitzend betrachte ich den Burgflecken ein letztes Mal malerisch im Tal liegend, bevor er beim Abstieg in die Tiefen des Alltags wieder auf Augenhöhe zurückkehrt.

Ich komme wieder!

 

Weitere Informationen:
www.schoenecken.de, www.schoenecken.com
www.ferienregion-pruem.de
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=19017
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=5583
https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/ein-weltberuehmtes-stueck-eifel-warum-fast-jeder-geologe-wetteldorf-kennt_aid-5994613

Geocache (Earthcache) am Wetteldorfer Richtschnitt: https://www.geocaching.com/geocache/GC2ZT2M_wetteldorfer-richtschnitt?guid=2401f3b7-c010-480d-beaa-4ec1f3d942a5

Ruhebank an der Nims am FiF (Forum im Flecken) mit Blick auf die Burg und die Wilhelmshöhe (oben links)
Aufstieg auf den Marxberg
Auf dem Weg zum Aussichtspunkt auf dem Marxberg
Noch nicht ganz oben; ein erster Blick auf Schönecken
Rondell auf dem Marxberg
Blick Richtung Wetteldorf und Panoramaweg: Oben über den Kamm zwischen beiden Wäldern werde ich später laufen
Burg Schönecken vom Marxberg aus
Blick auf Wetteldorf und den Aufstieg des Panoramawegs (Der Weg führt quer hoch von unten links nach rechts und weiter hoch nach oben links. Oben links neben dem Wäldchen befindet sich die Schutzhütte, an der der Weg links abbiegt.)
Burg Schönecken
Im Park
Blick vom FiF auf den Marxberg

Kurz vor dem Ziel: Die Ludwig-Happel-Hütte, die über einem Teil des Wetteldorfer Richtschnitts errichtet wurde, ist recht zugewachsen.
Blick durch das Fenster der Ludwig-Happel-Hütte auf einen Teil des Wetteldorfer Richtschnitts
Tierische Begegnung – Teil 1

Noch auf Augenhöhe mit der Burg (auf dem Panoramaweg in der Nähe des Feriendorfs). Hier wird deutlich, wie sich die Häuser von Schönecken an den Wegen entlang nach oben „bewegen“.
Schönes am Wegrand
Tierische Begegnung – Teil 2
Endloser Aufstieg mit grandiosen Aussichten
Blick nach Süden „auf die andere Seite“ der Anhöhe von der Wegkreuzung „ganz oben“ an der Schutzhütte
Endlich oben! Blick aus der Schutzhütte nach Westen
Blick auf Schönecken vom Panoramaweg – etwa auf Höhe Irsfelderhof

Ein Wasserfall im Wachstum – die Nohner Wasserfälle (Wasserfall Dreimühlen)

Ein Wasserfall im Wachstum – die Nohner Wasserfälle (Wasserfall Dreimühlen)
Irgendwo im Nirgendwo wartet eines meiner Lieblingsmotive: Wasserfälle sind immer toll, und Wasser begleitet mich in der Eifel fast immer. Nach einer langen Phase der Neugier (Notiz aus der Zeit vor meinem Navi: auf der Karte herauszufinden, wo ich eigentlich hin muss, ist gar nicht so leicht…) finde ich im Mai 2017 erstmals mit ortskundiger Hilfe in Begleitung einer Eifeler Freundin diesen märchenhaften Ort: den Wasserfall Dreimühlen, auch unter dem Namen Nohner Wasserfälle bekannt. Und kehre immer wieder zurück, denn Wetter und Jahreszeiten verleihen dem Naturdenkmal ein täglich neues Gesicht: in romantischem Tiefgrün im späten Frühjahr, bunten Herbstfarben im Indian Summer und verziert mit bizarren Eiszapfen im Winter.
An einem zauberhaften Novembermorgen 2019, der mich mit Nebel im Tal und Sonne auf den Höhenrücken der Eifel begrüßt, führt mich mein Weg – unmittelbar vor der Abreise – wieder dorthin. Im Gepäck viele schöne Moment und Geschehnisse und Erinnerungen an die letzten Tage und noch mehr wichtige Wünsche für die Zukunft. In der Kapelle an der Nohner Mühle – so viel ist klar – will ich auf dem Rückweg sechs Kerzen anzünden, jede einzelne für eine ganz bestimmte Person oder einen ganz besonderen Gedanken. Bereits dreimal an diesem Tag haben mich die Eifeler Menschen mit ihrer Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft positiv – nun, überrascht kann man nicht sagen, das ist es ja, was ich an diesen Menschen so mag – sagen wir: überzeugt.
Gleich hinter dem Kalkofen an der Landstraße biege ich links ab auf den Wanderparkplatz „Nohner Mühle“ und mache mich von hier aus auf den Weg. Zunächst betrachte ich die Kapelle nur freundlich im Vorübergehen und lasse auch die Nohner Mühle links liegen, die ohnehin (wen wundert es so spät im Jahr mitten in der Woche und mitten am Tag) nicht geöffnet ist. Wenig später muss ich mich entscheiden, ob ich unten am Bach entlang gehe oder weiter oben (links) den asphaltierten Weg wähle. Ich schlage zunächst den Pfad unten ein, mir kommen auch Menschen entgegen, aber er ist mir zu nass, rutschig und steinig, was sich mit meiner Erinnerung an das letzte Mal deckt. Es wäre sicher zu schaffen, aber das mit dem Abrutschen und Hose zerreißen verschiebe ich auf eine andere Gelegenheit. So laufe ich ein paar Meter zurück und schlage durch die Unterführung den „harmlosen Weg“ (Kalkeifel-Radweg) zu den Fällen ein und nähere mich den Wasserfällen. Mein Weg kreuzt den eines Ehepaares, das zum ersten Mal hier ist und keine Ahnung hat, ob es auf dem richtigen Weg ist (ja! Es ist nicht mehr weit! Etwa 500 Meter.) – gemeinsam setzt man den Weg fort.
Der Anblick der Wasserfälle ist immer schön! Kaum in Sichtweite, beginnen meine beiden Begleiter, sich gegenseitig mit den Fällen im Hintergrund abzulichten. Ich nehme die Sache in die Hand, nehme ihr Handy und fotografiere beide gemeinsam vor diesem schönen Hintergrund, und im Gegenzug bieten beide mir das Gleiche an, was ich gerne annehme. Bis heute ist dieses Foto von mir vor den Nohner Wasserfällen mein Profilbild bei Instagram.
Vor den Fällen geht ein Stieg mit Geländer hinab ins Tal, und dort erfahre ich auch auf einer Infotafel, wie dieses Naturwunder entstanden ist: nämlich erst Anfang des 20. Jahrhunderts, als wegen Bauarbeiten an der Bahnstrecke nach Jünkerath ein gemeinsamer Lauf für drei Karstquellen des Mühlenbachs geschaffen wurde. Seitdem fällt das Calcium- und CO2-haltige Wasser an genau dieser Stelle über eine Breite von etwa 12 Metern über die Kante etwa 6 Meter in die Tiefe. Durch eine besonders starke Verdunstung, Laubmoos und Kieselalgen (die eine viel größere Oberfläche bieten als glatter Fels) bilden sich hier Kalksinterverkrustungen, die den Wasserfall jährlich um etwa 8-10 Zentimeter zum Tal hin wachsen lassen. Die drei Bäche hatten bereits zuvor seit der letzten Eiszeit eine 300 Meter lange und 100 Meter breite Sinterbank entstehen lassen. Es handelt sich um das nördlichste Kalksintervorkommen in Europa. Seit 1938 gilt der Wasserfall Dreimühlen (benannt nach der nahegelegenen Burgruine) als Naturdenkmal. Das Wasser enthält 200 mg Calcium je Liter. Ich staune.
Anschließend erkunde ich den Wasserfall an seiner Basis von allen Seiten. Der Weg führt teilweise fast darunter hindurch, und von jeder Seite bietet er neue und spannende Perspektiven. Das Wasser gleitet wie ein Vorhang an Höhlen vorbei, springt und tropft über moosige Absätze im Gestein, platscht auf Felsen und in seinen eigenen Abfluss zum Ahbach, den ich über die malerische Brücke überquere, um den Wasserfall aus der Ferne mit seiner umgebenden Landschaft zu betrachten und natürlich zu fotografieren. Auf einer Bank genau gegenüber gönne ich mir eine Rast, bevor es auf den Rückweg geht. Wieder vorbei am Wasserfall, wieder eine endlose Kette von (noch besseren) Fotos…
Es dauert eine Weile, bevor ich mich von all dem abwenden kann. Auf dem Weg zum Auto kehre ich in die winzige Kapelle ein. Sechs Kerzen sind schnell gegriffen, bezahlt und auf dem Altar arrangiert. Ich sehe mich im ganzen (überschaubaren, aber sehr hübschen) Raum um. Keine brennende Kerze, kein Feuerzeug, keine Streichhölzer. Seufzend hoffe ich, dass sich jemand, der besser ausgerüstet ist als ich, meiner Kerzen und damit auch der Wünsche, die ich hineingelegt habe, annehmen wird, und ziehe weiter. Nach fünfzig Metern stoppe ich. Ich habe nicht gebetet! Das gehört aber unbedingt dazu. Ich drehe um und betrete die Kapelle erneut. Und bevor ich überhaupt anfangen kann zu beten, öffnet sich die Tür, und eine Wanderin mit voluminösem Rucksack kommt herein (es wird eng!), die – welch wunderbare Fügung – ein Feuerzeug bei sich hat. So bedanke ich mich überschwänglich und bringe meine Wünsche auf den Weg.
Nun kann ich beruhigt fahren! Und habe so viel Gutes erfahren an diesem schönen Herbsttag!

Weitere Informationen: https://www.gerolsteiner-land.de/a-wachsender-wasserfall-dreimuehlen, https://www.nohn-eifel.de/tourismus/wasserfall, https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-255237, https://www.eifel.info/a-wachsender-wasserfall-dreimuehlen, https://www.eifelsteig.de/a-wachsender-wasserfall-dreimuehlen, https://www.eifelverein.de/index.php/hauptwanderwege
(Rad-)Wandern: Fernwanderweg Eifelsteig, Kalkeifel-Radweg, Rundweg
Parken: Wanderparkplatz Nohner Mühle, GPS 50°19’18.0″N 6°46’45.1″E (Abzweig von der L68) – ab hier 1 km Fußweg zum Wasserfall
Essen und Trinken: Nohner Mühle, Nohner Mühle 2, 54578 Nohn, www.nohnermuehle.de

Ein Blick von „gegenüber“:
Hier erkennt man die Kalksinterbank, die seit der Eiszeit entstanden ist, in ihrer ganzen Breite

Kalk verdunstet auf der vergrößerten Oberfläche des Mooses.
Diese Verkrustungen lassen den Wasserfall wachsen

Zulauf oberhalb des Wasserfalls
Die kleine Kapelle – ein guter Ort für wichtige Wünsche
Der Ahbach im Tal

Auf der Flucht vor dem Coronavirus rund um das Mehlenbachtal

Am 18.03.2020 wird es Zeit, die Eifel zu verlassen und mich an meinem Heimatort in die mehr oder weniger freiwillige Isolation zu begeben. Keine Urlaubsreisen mehr. Jeder kehre in sein Haus oder seine Wohnung zurück – wie in der Bibel: ein jeglicher in seine Stadt… Also Lebewohl Eifel, Lebewohl Freiheit, wer weiß schon, für wie lange und was danach sein wird. Welche Restaurants und Feriendomizile nach der „Reisesperre“ überlebt haben und noch existieren. Und welche geliebten und geschätzten Menschen der Krankheit womöglich zum Opfer fallen.
Nun also, wie ein letzter freier Atemzug, eine Wanderung im Mehlenbachtal. Das Tal macht mich schon lange neugierig, leuchtet es mir doch auf meiner Wanderkarte grün und einladend entgegen. Ich habe mir die Sache auf der Karte genau angeschaut und ein paar Tourenbeschreibungen durchgelesen und mich entschieden, direkt im Tal unterhalb von Niedermehlen zu parken, dort, wo der Wanderweg 8 auf die Landstraße trifft. Auf der Durchfahrt habe ich bereits ausgekundschaftet, dass dort neben der Landstraße ein wenig Freiraum mit zum Parken geeignetem Untergrund vorhanden ist. Spannend klingt auch das Wacholdergebiet, also beschließe ich, beides miteinander zu kombinieren.
So überquere ich zum ersten Mal den Mehlenbach, genieße den Blick auf das Bächlein, das unter Sträuchern geduckt dahinplätschert, und folge zunächst der Landstraße Richtung Westen leicht aufwärts nach Niedermehlen und biege nach 150 Metern links ab in den Wacholderweg. Die Straße ist wie ausgestorben. Klar, wegen Corona sitzt jeder in seinem Haus. Doch hinter der nächsten Kurve begrüßt mich ein Hund äußerst freudig, und seine Besitzerin grüßt entspannt, wünscht mir erst einmal einen schönen Tag (ich mag die Eifelmenschen so gern!) und erkundigt sich dann nach meinem Ziel. „Oh, das Wacholdergebiet, da müssen Sie ja den Weg ganz hoch!“ Ja, das muss ich, und sie beschreibt mir genau, wie mein Weg weiter verlaufen sollte. Ich bedanke mich herzlich für ihre hilfreichen Angaben. Sie bezweifelt, dass der Wanderweg oben schon freigeschnitten ist, und ich sehe das nicht so verkrampft. Zur Not komme ich eben einfach wieder zurück. Außerdem verrät mir meine Wanderkarte, dass es „oben“ Alternativen gibt. Ich hatte mir eigentlich eine tiefer liegende Route ausgesucht. Die Praxis zeigt: Auf dieser Route hätte ich gar keinen Wacholder gesehen. Also hier noch einmal ein ganz herzlicher Dank an die nette Dame mit dem genauso netten Hund. Ich verdanke ihr einen ganz besonderen Moment.
Also einfach immer nach oben. Die kleine gepflasterte Straße lässt das entspannt zu und bietet Aussichten, die alle zwei Meter schon wieder noch spektakulärer erscheinen als einen Moment zuvor. Ein Aufstieg mit Genuss – es müssen etwa 100 Höhenmeter gewesen sein, bei denen jeder Schritt es wert war, gegangen zu werden. „Oben“ ist nicht zu verfehlen. Ich tauche in den Wald ein, sehe rechterhand den ersten Wacholder, als sich zur Linken ein Wald- und Wiesenweg mit einem verwitterten Hinweisschild „Wacholdergebiet“ öffnet, der definitiv noch nicht freigeschnitten wurde. Ich klettere über den Baum, der mir den Weg versperren möchte, und genieße den Wiesenpfad zwischen Waldrand und Weiden, der immer wieder eindrucksvolle Aussichten bietet. Auf der anderen Seite des Tals erhebt sich der Kalvarienberg. Ich kann das Krankenhaus und ein paar Häuser der Ortschaft Tafel erkennen. Mein Weg führt direkt auf eine skurrile Formation aus drei Kiefern zu, doch zuvor lädt mich zur Rechten eine malerische Schutzhütte zum Verweilen ein. Ich setze mich, trinke, esse, schaue auf die Karte und lese dann eine Nachricht. Einer meiner Eifel-Menschen bedankt sich bei mir, weil ich ihm heute Morgen noch etwas Gutes zurückgelassen habe. Ich blicke von meiner Bank aus durch die Fenster und die Tür und genieße die Schönheit der Eifel, die unglaubliche Stille des Landes um mich herum, und der Abschied wird mir noch viel schwerer. Kein Mensch ist in der Nähe – ein guter Ort, um einfach einmal die Seele fließen zu lassen und eine Runde hemmungslos zu weinen. Hört ja keiner. Außer mir ist niemand hier.
Irgendwann ist es wieder gut. Ich trinke etwas Wasser, stärke mich und ziehe weiter. Nach wenigen Schritten erreiche ich die Kiefern, stark und knorrig und ganz einzigartig gewachsen. Wie alt mögen sie sein? Ihr Ausblick über das Tal ist einmalig. Und hier gibt es ihn dann auch in Hülle und Fülle: den Wacholder. Wild und struppig geleitet er meinen Weg, und über ihn hinweg schaue ich hinunter ins Tal und hinüber auf die nächste Hügelkette. Den Germanen war der Wacholder heilig. Irgendwie kann ich das verstehen.
Irgendwann ist es vorbei mit dem Wacholder, und ich treffe auf den breiten, heute etwas schlammigen Wanderweg 17, von dem es heißt, dass er später steil abwärts geht. Mal schauen, wie ich und mein Knie das so verkraften. Vor meinem geistigen Auge bildet sich ein Bild von mir mit schlammverkrusteter Kleidung. Alles dreckig und verschrammt, bloß die Kamera heil und sauber. Auch das gab es schon einmal bei einer Wanderung. An einer Weide öffnet sich ein grandioser Weitblick bis zum Viadukt der Schnellstraße mit viel typischer Eifellandschaft und der eindrucksvollen Architektur der Brücke und der Straße, die sich wie ein Band durch die Natur zieht.
Ein Stück weiter bergab zeigt ein Wegweiser, dass mein Weg (17) sich rechts durch einen Laubwald fortsetzt. Kaum erkennbar schlängelt er sich abwärts zwischen den Bäumen hindurch, und ruckzuck (und ohne nennenswerte Probleme mit dem Gefälle, eher beim Erkennen des Weges) bin ich unten. Das letzte Stück Böschung renne ich, damit ich nicht rutsche (später erkenne ich, dass ich eine Serpentine verpasst habe – so viel zum Thema Geländetauglichkeit).
Und dann bin ich fast im Tal und werde von nun an begleitet von dem freundlichen Plätschern verschiedenster Wasserläufe, die den Weg kreuzen oder parallel dazu verlaufen, und von sprießendem Grün. Ich folge dem Weg nach rechts auf der Suche nach einem Übergang und mit dem Ziel, endlich den Mehlenbach nicht nur aus der Ferne, sondern auch aus der Nähe zu erkunden. Dafür muss ich nur weiter dem Gebietswanderweg 17 folgen. Zwei querliegende Bäume weiter (kein echtes Hindernis, ein malerisches Motiv und zudem gut für mein Wanderer-Abenteurer-Selbstbewusstsein, mit allem fertig zu werden) ist es endlich so weit: über einen Blockbohlenweg gelange ich zu einer Brücke über den Mehlenbach, der sich malerisch durch das weite grüne Tal windet – mäandern sagt der Fachmann wohl dazu. Parallel zur hölzernen Brücke führt eine Furt durch das Wasser, und ich stelle mir den Spaß für Pferd und Reiter beim Durchqueren des Bachbetts vor – es sei denn, einer von ihnen ist wasserscheu oder nutzt die Gelegenheit für ein Bad. Das Gewässer wird begleitet von niedrigen und höheren Büschen, die zeitweise Hecken bilden und sich wie das Dach eines Kirchenschiffs über dem Bächlein wölben.
Auf der anderen Seite geht es wieder kurz bergauf, dann folge ich dem örtlichen Wanderweg 8 nach links bis zu meinem Ausgangspunkt. Immer noch werde ich linkerhand begleitet von dem plätschernden Mehlenbach, auf den ich immer wieder Blicke erhaschen kann. Zur Rechten steigt der Wald teilweise steil an, und von meinem Standpunkt aus, vielleicht 20 oder 30 Meter über der Talsohle, schaue ich zurück auf die andere Seite des Tals, dorthin, wo ich hergekommen bin. Deutlich oberhalb meines Standorts liegt gegenüber das Wäldchen, das ich erreichte, nachdem ich schon eine ganze Weile abwärts gelaufen war. Das Wacholdergebiet wird nur teilweise sichtbar, und plötzlich erkenne ich, wie hoch ich eigentlich war. Hoch über den Dingen, allein in meiner Hütte am Feldrand neben den alten Kiefern.
Ein guter Ort für den letzten Tag in Freiheit – für wie lange, das werden wir sehen.

Parkmöglichkeit: Bleialfer Straße (L17) 50°12’59.1″N 6°23’32.3″E
Daten zur begangenen Route: Länge: gut 4 km, Höhenmeter: aufwärts wie abwärts je etwa 130; Nutzung der Wanderwege 10 (nicht auf der Karte, aber an den Wegen gekennzeichnet), Gebietswanderweg „Route 17“ (Prümer Land) und Ortswanderweg 8 (Prüm)
Weitere Infos: www.ferienregion-pruem.de/wandern
Empfehlung: Wanderkarte Nr. 17 des Eifelvereins, „Prümer Land“, ISBN: 978-3-944-620-00-8

Weiter Blick über Niedermehlen
Blick zurück von fast ganz „oben“
Traumhafte Aussichten vom Wiesenweg am Waldrand über die Felder auf dem Weg zum Wacholdergebiet
Rast mit traumhaftem Blick
Einsame Hütte mit Ausblick

Kiefern mit Ausblick: Diese Bäume könnten viel erzählen
Traumhafter Blick über das Wacholdergebiet in die Landschaft hinein