Das Konzert mit dem Paukenschlag – die MozartWochenEifel 2024 und ihr Eröffnungskonzert

Zum letzten Mal in diesem Jahr bin ich in der Eifel, und wieder treibt die Neugier mich in neue, mir noch unbekannte Gefilde: ein neuer Waldpfad, ein Riesenstuhl (über beides werde ich noch berichten), aber auch noch etwas ganz Andersartiges erregen meine Aufmerksamkeit und ziehen mich in ihren Bann. Die Rede ist davon, dass das Eröffnungskonzert der MozartWochenEifel 2024 noch während meines Aufenthaltes stattfindet, und zwar an einem Ort, der mich immer wieder in eine ganz besondere und sehr andächtige Stimmung versetzt, nämlich die Basilika in Prüm.

Zunächst ist das – abgesehen von meinem Interesse – für mich nicht mehr als ein zusammengesetztes Wort aus drei Bestandteilen: Mozart, Wochen und Eifel. Ein bekannter Komponist, ein Zeitraum und meine Lieblingsregion, quasi zu einem Wort verschmolzen. Der Flyer zu der Veranstaltungsreihe verrät mir mehr. Im Verlauf von drei Wochen werden insgesamt acht Konzerte mit verschiedenen Programmpunkten und Mitwirkenden an besonderen Eifeler Orten gegeben, eines davon sogar in Luxemburg. Zum achten Mal findet das Festival nun statt, das als herausragendes Kulturereignis zwischen Mosel, Eifel und Ardennen gilt und dessen Organisation zentral über die Tourist-Information Prümer Land abgewickelt wird. Und tatsächlich stelle ich bei meinem Besuch fest, dass die Menschen weite Wege auf sich genommen haben: Direkt neben mir sitzen beispielsweise ein Herr aus Traben-Trarbach und eine Dame aus Montabaur mit Wurzeln unweit von Prüm.

Die Sankt-Salvator-Basilika, die etwa 600 Plätze fasst, füllt sich rasant – beim Herausgehen werde ich feststellen, dass einige Menschen sogar auf Sitzkartons aus Pappe Platz genommen haben, um den Klängen lauschen zu können. Bereits im Vorfeld hatte ich von der großen Freude erfahren, die insbesondere bei den Chören herrschte, fusionierten doch eigens zu diesem Zweck mehrere Gemeinschaften zu einem großen Festivalchor: Die Kirchenchöre Olzheim und Stadtkyll wurden ergänzt durch Mitglieder des Kammerchores der Region Westeifel und regionale Sängerinnen und Sänger. Mittlerweile halte ich auch ein detailliertes Programm zur Eröffnungsveranstaltung in den Händen und stelle interessiert fest, dass die hochkarätigen Solisten Ursula Thies, Sandra Schares, Marc Dostert und Harald Thome bei all ihren internationalen Qualifikationen entweder aus der Eifel stammen oder hier ihren Wohnsitz haben. Dirigent Martin Leineweber, der sich ebenso exzellent auf mehreren Kontinenten auf seine Aufgabe vorbereitete, hat sogar quasi ein Heimspiel, ist er doch im Alltag Lehrer am Regino-Gymnasium in Prüm. Und eine große Aufgabe hat er auch, denn er muss nicht nur mehrere Chöre und Solisten unter Kontrolle behalten, sondern auch noch ein Orchester, nämlich das Kurpfälzische Kammerorchester Mannheim. Und dann gibt es natürlich noch das Instrument, das ein fester Bestandteil dieser herrlichen Kirche ist: An der beeindruckenden Orgel – das Gehäuse wurde 1721 erbaut! – sitzt eine klein wirkende, sehr eindrucksvolle Person mit südkoreanischen Wurzeln und einem bemerkenswerten Lebenslauf, auch als Dozentin: die Regionalkantorin Dayoung Kang.

Meine Gedanken schweifen sofort ab. Als Kind erhielt ich einige Jahre, recht erfolgreich, Unterricht an der elektronischen Heimorgel. Irgendwann stand im Raum, ob ich auch in der Kirche Orgel spielen könne? Aber ich lehnte ab, weil mir der Unterschied zwischen den beiden Instrumenten, der wuchtigen Kirchenorgel mit ihren Registern und Manualen und meinem geliebten, aber doch recht quäkigen Teil mit dem Lautsprecher einfach zu groß war. Hätte ich jemals so eine Orgel beherrschen können? Auch die klassische Musik ist mir nicht fremd. Wie oft war ich dabei, wenn meine Eltern im Kirchenchor gesungen haben? Ein oder zwei Jahre war ich sogar selbst Mitglied und sang mit Begeisterung „Jesu, meine Freude!“

Nun sitze ich hier und studiere das Programm: Schwerpunkt in diesem Jahr ist tatsächlich nicht Mozart, der natürlich seinen Platz erhält, sondern Joseph Haydn, der zu seinen Lehrern gehörte. Ich persönlich freue mich besonders, als ich auch ein Stück von Bach auf dem Spielplan entdecke: Toccata und Fuge in d-Moll! Ich könnte es nicht auswendig spielen, aber ich weiß, dass ich es mag.

Endlich geht es los, und zwar nach den eröffnenden Worten des Verbandsbürgermeisters Aloysius Söhngen und des Professors Georg Mais, der sich hinsichtlich der Organisation und des Programms mit der Tourist-Information im regen Austausch befand. Für geraume Zeit bestimmen lediglich die Kantorin und ihre Orgel meisterhaft das Geschehen. Mit feinen Tönen und großem Brausen – und mit einem Paukenschlag! Ja, auch wenn er an der Orgel gespielt wurde: Es ist definitiv ein Paukenschlag, der mich zusammenzucken lässt. Die Klänge erfüllen den Raum und jeden einzelnen Zuhörer, vermitteln die verschiedensten Emotionen und Stimmungen. Menschen schließen die Augen (ich auch!), um alles tief in sich eindringen zu lassen, und an diesem Ort, an dem man ohnehin so viel fühlen kann, gelingt dies ganz besonders gut. Manch einer schaut auch zur Decke, und auch dies ist ein Genuss, der Blick in den Himmel, symbolisiert durch die Gewölbe, als Verbindung nach ganz oben, getragen von der Musik Mozarts, Haydns und Bachs.

Viel zu schnell hat die wunderbare Künstlerin ihr großes Werk vollbracht, und es geschieht ein eindrucksvoller Aufmarsch der Chöre, Solisten und des Orchesters. Nun gibt es auch im Altarraum etwas zu sehen. Und zu fühlen! Denn es wird laut und leise, heilig und jubilierend, andächtig und machtvoll. Manchmal reißt es mich fast vom Stuhl, und ich glaube die himmlischen Heerscharen zu spüren, dann wieder fühle ich Stille und Sehnsucht, wie ich sie immer wieder auch in mir wahrnehmen kann. Wo so viele Menschen mit Inbrunst und Herzblut Haydns „Paukenmesse“ in Szene setzen, schwingt so viel wunderbare Energie, so viel Freude am Leben und an der Musik im Raum. Und diese Welle, begleitet von den stehenden Ovationen des Publikums und der Euphorie der Künstler über ihre Leistung und deren Anerkennung, trägt mich nach dem Konzert wieder hinaus in den Herbstnebel und wird mich auch am nächsten Tag wieder zurück an den Niederrhein geleiten.

In den kommenden Wochen wird die Musik noch viele Menschen beglücken und bezaubern – danke, Mozart, dir und deinen Wochen!

 

www.mozartwochen-eifel.de

 

Die Solisten (v.r.): Ursula Thies, Sandra Schares, Marc Dostert und Harald Thome
Regionalkantorin Dayoung Kang vor der Orgel der Sankt-Salvator-Basilika Prüm

Von antiken Brötchen, Brücken, Gräbern und monumentalen Gestalten – römische Villenanlage bei Duppach-Weiermühle

Wenn ich eigentlich alles möchte, nur nicht die Eifel verlassen, dann treibe ich mich noch ein bisschen herum.
Die Römervilla in Duppach hatte ich bereits 2021 besucht – aber damals war weder das Wetter besonders schön zum Fotografieren, noch hatte es die aktuellen, spektakulären Erkenntnisse gegeben. Gut also, dass ich einen willkommenen Anlass hatte, meine Eifelzeit noch ein wenig auszudehnen!

Die römische Villenanlage liegt etwas versteckt zwischen Duppach, dem Eichholzmaar und dem kleinen Dorf Weiermühle auf einem Hügel. Das Gelände liegt unmittelbar am 20 km langen Geo-Wanderweg „Vulkane, Maare und Dreese“ (2 Schleifen à jeweils ca. 10 km). Besuchern ist es jedoch auch erlaubt, mit dem Auto quasi bis vor die Tür zu fahren und unmittelbar neben dem Nachbau eines römischen Speichergebäudes zu parken. Ich umrunde das Gebäude und erblicke die grüne Infostele, dann den legendären Greifenkopf, der gedankenvoll und etwas griesgrämig über das Land zu blicken scheint.

Es ist einsam hier oben, wunderschön und ganz still. Der Blick schweift weit über das schöne, sich sanft hebende und senkende Land. Vögel kreisen in der Luft, ein roter Milan, ein Falke und mehrere Schwarzstörche. Ich wage kaum zu atmen, vergesse alles, was war und sein wird, komme ganz bei mir an. Auf einem Baumstamm sitzt ein anderer Besucher und schaut ebenfalls auf all diese Pracht. Statt sofort zur Kamera zu greifen, setze ich mich erst einmal zu ihm, und wir schweigen eine Weile, bevor er beginnt, mir von dem Ort und seiner Tier- und Pflanzenwelt zu erzählen. Die Plauderei ist entspannt und trotzdem angeregt, und genauso unaufgeregt stehen wir schließlich auch auf. Er begibt sich auf einen Spaziergang durch die Senke, während ich beginne, die Anlage zu erkunden und Fotos zu machen.

Im Inneren des nachgebauten Speichergebäudes befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte des Ortes. Bereits 1906 wurden beim Pflügen der Kopf einer Skulptur und ein Relief gefunden. 1921 gesellten sich Löwen und Eber aus Buntsandstein hinzu. Erst in diesem Jahrtausend kam es zu umfangreichen Grabungen und Untersuchungen. Neben einer Villenanlage, einem Töpferofen und zahlreichen Alltagsgegenständen (bis hin zu einem antiken Brötchenrest) wurde auch ein Gräberfeld entdeckt. Zahlreiche Grabmale, -pfeiler, -kammern, -hügel und -gärten sowie Götterfiguren, Skulpturen und Denkmäler wurden zurück ans Tageslicht befördert. Aus diesen Funden lassen sich die historischen Ereignisse wie aus einem Buch ablesen.

Die Villa entstand in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts ganz in der Nähe der alten Römerstraße von Köln nach Trier. Sie gehörte einem Trierer Ehrenstadtrat. Der Ausbau des Wohnsitzes ging einher mit der Errichtung monumentaler Grabstätten. Die Funde lassen auf großen Einfluss und Wohlstand schließen. Erst um 250 sorgten Germaneneinfälle dafür, dass die Römer ihre Besitzungen aufgaben. Die vorhandenen Bauten wurden von neuen Bewohnern übernommen, die begannen, vor Ort Eisen zu verhütten, und bis zum Ende des 5. Jahrhunderts vor Ort blieben. Die Grabdenkmäler wurden zerstört und dienten vermutlich als Material für neue Gebäude.

Zu den Informationen aus der Ausstellung gesellt sich das, was ich aus der Zeitung erfahren habe: 2023 wurden ganz in der Nähe die Überreste einer römischen Brücke entdeckt. Die Sumpfbrücke war 280 m lang und etwa 10 m breit und gehörte zu einer frühen Wegführung der Römerstraße Köln-Trier, die im 2. Jahrhundert verlegt wurde. Ihre Holzpfeiler stammen aus der Zeit um 50 v. Chr.! Damit handelt es sich um die älteste römische Brücke Deutschlands!

Ich gehe wieder nach draußen. (Übrigens ist auch der Verschlussmechanismus der Tür nach echtem Vorbild gefertigt!) Vor der Tür blüht und brummt es im römischen Kräutergarten. Gleich nebenan lädt eine Ruhebank an einem Spieltisch zum Sitzen und Nachdenken ein. Sie wurde aus Steinen hergestellt, die auf die zerbrochenen Monumente zurückgehen. Ich lasse meine Finger über die Steine gleiten und kann das römische Leben hier überall sehen und fühlen. Es scheint aus den Steinen zu klingen wie das Summen der Bienen im herrlich blühenden Garten.

Nach einer Weile springe ich auf und beginne, den Ort aus jedem nur möglichen Winkel zu fotografieren. Am meisten begeistert mich der Blick ins Land. Mein Herz scheint Flügel zu bekommen und gleitet mit dem Milan über die Felder bis hin zum nahen Waldstück. Missmutig betrachtet der Greifenkopf mein Tun. Ich lächle ihm zu und beginne, mich auf den Heimweg machen. Doch so schnell gelingt mir das nicht. Es ist einfach zu schön! Erst 20 Fotos später steige ich ins Auto, lasse Ruhe und Frieden und Schönheit und auch einen Teil von mir hier. Denn so habe ich einen guten Grund, wieder zurückzukehren. Lebe wohl, liebe Römervilla! Bis bald!

 

Weitere Informationen:

https://www.archaeologie-duppach.de/

https://www.eifel.info/a-infopunkt-roemische-villenanlage-duppach-weihermuehle

https://www.gerolstein.de/aktuelles/news/2023/spektakulaerer-fund-bei-grabungskampagne/

https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/vermutlich-aelteste-roemische-bruecke-bei-archaeologischen-grabungen-in-der-eifel-gefunden-100.html

Mystische Giganten aus Moos und Stein – Felsenmeer Walbert

Hach, Urlaub am Meer!!! Für viele das Ziel ihrer Träume, die Füße hochlegen, die Sonne genießen … Mich dagegen zieht es in die Eifel, zu den sanften Hügeln und schroffen Felsen, in die tiefen Wälder und ans plätschernde Wasser. Urlaub am Meer mache ich hier trotzdem! Jawohl! Nur, dass es inzwischen – nun ja – versteinert ist. Doch vor 380 Millionen Jahren war hier das Meer. Und ich genieße es: Heute!

Unzählige Male zog es mich schon in den Walbert, das Felsenmeer südlich von Wallersheim, wo sich auf einer kleinen Runde von etwa einem Kilometer der ganze Zauber der Eifeler Landschaft entfaltet. Magie umgibt jeden Stein und jeden Baum, das Moos und den glitzernden Eisenbach auf seinem Weg durch die Schönecker Schweiz, wo er den Schalkenbach nährt, der mystische Geschichten zu erzählen weiß.

Ich befinde mich hier ganz am östlichen Rand der Schönecker Schweiz – und wie es für dieses wunderbare Gebiet typisch ist, nimmt mich die bizarre Landschaft gefangen: Klüfte, Höhlen, Spalten, hoch aufragende Felsen, steile Pfade, moosbewachsene Steine, die an struppige, bärtige Wesenheiten erinnern, und am tiefsten Punkt das muntere Bächlein. Hier unten wartet ein Picknickplatz darauf, dass ich mich niederlasse, den Blick schweifen lasse über das sich auftürmende Gestein, die üppige Vegetation und das idyllische Tal. Eine Infotafel gibt Auskunft. Ich befinde mich auf einem Teilstück des Schneifel-Pfades, der auch als Weg des Friedens bekannt ist, am „Muße-Platz Am Walbert“.

Ganz genau wird hier geschildert, dass die steinerne Wand vor meiner Nase im Zeitalter Devon entstand, in einer Atmosphäre mit viel CO2 und wenig Sauerstoff, in der der Rheinische Ozean, an dessen ehemaligem Rand ich mich gerade befinde, bereits zahllose Fische und kalk- und riffbildende Organismen beherbergte: Stern- und Röhrenkorallen, Trilobiten, Brachiopoden, Crinoiden und Goniatiten. So entstanden die Riffe der heutigen Prümer Kalkmulde, die nun als imposantes Dolomitgestein mit vielfältigen Felsformationen den Charakter der Schönecker Schweiz prägen. Die Kollison der Urkontinente, bei der unvorstellbare Kräfte auftraten, verursachte eine Faltung der flachen Schichten, so dass das, was einst waagerecht am Meeresboden lag, heute aufrecht in die Höhe ragt. Darin eingeschlossen und für die Ewigkeit erhalten – für unsere Augen sichtbar und mit unseren Händen greifbar – findet sich die Tier- und Pflanzenwelt, die vor Jahrmillionen zur Bildung des Gesteins beitrug.

Gut, dass mich niemand beobachtet. Von allen Seiten versuche ich, die geheimnisvollen Felsen für immer mit meiner Kamera festzuhalten, wieder und wieder und doch jedes Mal anders: von unten, von oben, sitzend, stehend, liegend, mit etwas Abstand und ganz nah mit Blick auf jedes Detail. Als könne ich so ein Stück Eifel mit zurück nehmen in die Ferne. Immer wieder hüpft mein Herz, wenn ich etwas Neues erspähe, das es zu erkunden und auf meine Speicherkarte zu bannen gilt.

Ich bekomme nicht genug von der Magie, überquere den Bach und setze meinen Weg auf der anderen Seite fort, dem Schneifel-Pfad folgend und auch der Prümer-Land-Tour-Route 3. Ein paar Stufen führen steil bergauf, und fast an der Kuppe der dem Rundweg gegenüberliegenden Anhöhe liegt neckisch-einladend ein Hochsitz, bevor sich der Wald am höchsten Punkt in Richtung Steinbruch öffnet. Der Weg führt hier weiter, nach Wallersheim oder auch in die Schönecker Schweiz, Richtung Hersdorf oder Schönecken – die Welt ist groß. Doch ich kehre zurück in meine stille Felsenwelt, lasse mich umhüllen vom mystischen Schweigen der steinernen Giganten – spüre den Hauch der Erde und lausche ihren Geschichten.

Parkgelegenheit: Wanderparkplatz an der L10 zwischen Wallersheim und Hersdorf (von hier aus den Schildern Schneifel-Pfad und Karolingerweg folgen und das Gesteinsmassiv einmal umrunden – oder den Bach überqueren und auf der anderen Seite weiterwandern)

Interessanter Artikel zum Thema:
https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/felsenmeer-walbert-bei-wallersheim-eifel-war-einst-ein-korallenriff_aid-63875495

Vor langer Zeit in Form gepresst – Geo-Pfad „Prümer Held“

Wird über die Eifel gesprochen, so geht es in der Regel entweder um die Vulkaneifel, den Nationalpark in der Nordeifel oder um die Felslandschaften der Südeifel. Warum eigentlich? Im Herzen der Eifel liegt eine Region, wie sie spannender und abwechslungsreicher nicht sein könnte: die Region rund um Prüm! Dabei sucht nicht nur die landschaftliche Vielfalt ihresgleichen, sondern auch geologisch gibt es so viel zu entdecken und zu verstehen! (Und ja, auch am Wegrand zu sammeln!)

So stellt der Wetteldorfer Richtschnitt nahe des gleichnamigen Schönecker Ortsteils für manchen Fachmann den Nabel Europas dar. Dort wie auch in weiten Teilen der Umgebung zeigen sich die Ablagerungen eines flachen Meeres. Hier finden sich Fossilien von Brachiopoden, Trilobiten, Muscheln und Schnecken in wechselnden Lagen verschiedener Gesteine. Geologen helfen die Funde, eine internationale Referenz (GSSP) für die geologische „Zeitgrenze“ zwischen Unter- und Mitteldevon festzulegen. Dank der Schönecker Fundstelle konnte sie auf einen Zeitpunkt vor 393,3 Millionen Jahren festgelegt werden. Es handelt sich um den einzigen verbindlich festgelegten und allgemein anerkannten Richtschnitt in Deutschland. Noch heute gehen auf diesen unscheinbaren Ort und seine Funde wichtige geologische Publikationen und Erkenntnisse von internationaler Bedeutung zurück. Ich bin beeindruckt, auch wenn ich mich sehr bemühen muss, nachzuvollziehen, was das bedeutet. Mir das Ganze bildhaft vorzustellen, erleichtert die Sache etwas. Es ist die Geschichte „meines“ Stückchens Eifel, und ich will sie verstehen!

Also, warum ist das hier Sichtbare so einzigartig? Seit sich die Ablagerungen gebildet haben, ist viel Zeit vergangen, und ein Großteil der Schichten wurde abgetragen. Übrig blieben meistens nur die unteren Schichten, also die aus dem Unterdevon. Nur dort, wo die Ablagerungen aus Mittel- und Oberdevon bei der Auffaltung von Gebirgen in die Falten hineingedrückt wurden, sind sie heute noch erkennbar, in sogenannten Sätteln und Mulden. Eine davon ist die Prümer Kalkmulde! Fossilien sind hier in Massen zu finden – nicht nur in Steinbrüchen, sondern auch an dem einen oder anderen frisch gepflügten Feld, wo sie einfach zum Sammeln bereit herumliegen. Felder sollte man natürlich nicht betreten, aber auch am Rand bieten sich reichlich Sammelgelegenheiten! Wirklich!

Den Wetteldorfer Richtschnitt hatte ich bereits früher bei meiner Wanderung auf dem Schönecker Panoramaweg ausführlich in Augenschein genommen – nicht aber den idyllischen Wanderweg oberhalb von Prüm, der im Winter, wenn die Bäume nicht belaubt sind, sogar den einen oder anderen Ausblick auf Prüm bietet: den Geo-Pfad „Prümer Held“ an der Ostseite des Prümer Talkessels. Er kommt mir gerade Recht, um noch besser zu verstehen, was es in der Prümer Kalkmulde zu sehen gibt und warum das so außergewöhnlich ist! Nichts wie los – und die Kamera ist natürlich auch dabei. Dort, wo die B410 sich von der Dausfelder Höhe nach Prüm hinunter schlängelt, bietet ein kleiner Parkplatz am Berg einen einfachen Einstieg in den Wanderweg. Der Wald ruft und lädt zum Erkunden ein. Also Wanderschuhe an, und auf geht‘s!

Bereits am Parkplatz informiert ein Schild über die fünf Stationen und mögliche Fossilienfunde wie Trilobiten, Seelilien, Einzelkorallen, Koloniekorallen und Brachiopode. Folgt man dem Schneifel-Pfad oder der Prümer-Land-Tour (Route 1) bergauf, so findet man schnell einen Einstieg in den Geo-Pfad, der mit weniger als einem Kilometer Länge ohne viele Höhenmeter zugleich ein lohnendes Ziel für einen gemütlichen Sonntagsspaziergang darstellt. Auf diesem kurzen Stück gibt es so viel zu lernen und zu entdecken! Als ich mich im Herbst aufmache, die Strecke zu erkunden, entzücken nicht nur das bunte Laub, sondern auch die verschiedensten Pilze mein Herz! An den Stationen schaue ich mir die Gesteinsaufschlüsse an und staune! Ich blicke mitten hinein in die Entstehungsgeschichte unserer Erde und vor allem dieser wunderbaren Landschaft. Das, was ich hier sehe, ist vor 370 Millionen Jahren auf einem Meeresboden entstanden. Hier gab es eine Küste, Korallenriffe, jede Menge Tiere und Pflanzen, die sich uns heute noch in versteinerter Form darbieten. An fünf Stationen lernen wir vier verschiedene Ablagerungsformen kennen: die Wetteldorf-, Heisdorf-, Lauch- und Unteren Nohn-Schichten, die einer Zeit zwischen Eifelium, Mitteldevon, Unterdevon und Oberemsium entstammen. Ganz einfach gesagt: Bereits auf diesem kurzen Wegstück sieht das Gestein in Form und Farbe ganz unterschiedlich aus, und es lassen sich die verschiedensten Überreste finden – und das zum Sehen, Anfassen und (in kleinen Mengen) Sammeln und mit nach Hause nehmen!

Jeder Stein am Wegrand erzählt uns seine Geschichte. Ich packe meine Kamera aus und halte die Formen und Farben fest, um sie für immer mit nach Hause nehmen zu können. Mein Stück Eifel, mein Brocken Erdgeschichte, mein Splitter Ewigkeit. Ein paar kleine Fossilien stecke ich ein, die großen Steine fotografiere ich ausgiebig. Die Vielzahl an erkennbaren Lebewesen aus längst vergangenen Tagen ist gewaltig und überwältigend. Tief beeindruckt lasse ich mich in der schmucken Schutzhütte auf die Bank sinken und tauche ein in die uralten Zeiten. Meine Phantasie kennt keine Grenzen. Ich kann das Meer vor mir sehen, und die Wesen, die sich mir eben noch im Fels darstellten, nehmen Gestalt an. Korallen, Schnecken, Trilobiten im lichten Blau des Wassers, während um mich herum die Wellen schwappen und ich zwischen ihnen herumschwimme. Ich möchte die Hand nach ihnen ausstrecken, doch es ist nur mein Daumen, der 370 Millionen Jahre später über das Gestein streicht und einen Gruß an das versteinerte Wesen schickt, das sich darin für die Ewigkeit erhalten hat.

 

Hinweis für Geocacher: Dieser Geopfad ist zugleich ein Earthcache: https://www.geocaching.com/geocache/GC1MJ28_geological-footpath-prumer-held

Parkgelegenheit: an der B410 auf halber Höhe zwischen der Dausfelder Höhe und Prüm (links), GPS ca. 50°12’36.25″N,  6°25’52.71″E

Weitere Informationen: Naturparkzentrum Prümer Land, Tiergartenstraße 70, 54595 Prüm (https://www.naturpark-eifel.de/de/naturpark-erleben/Naturerlebniszentren/detail/Naturparkzentrum-Pruemer-Land-19v/)

Quellen:
Josef Miesen, „Fossilien der Eifel“
Wilhelm Meyer, „Geologie der Eifel“, E.Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller) Stuttgart
Informationsschilder am Wegrand

 

Station 1 (Wetteldorf-Schichten)
So liegen die Stationen und Aufschlüsse am Wegrand
Station 3 (Grenze Heisdorf-Schichten / Lauch-Schichten)
Gestein und Erdreich bei Station 5 (Untere Nohn-Schichten)
Station 4
Rastmöglichkeit am Wegrand
In diesem Waldstück verbirgt sich der Geo-Pfad mit seinen geologischen Geheimnissen.
Pilze am Wegrand

Zauberhafte Wunderwelten an der belgischen Grenze – Ars Krippana und Ars Figura

Es ist was los in Losheim! Wie an der Grenze zwischen Deutschland und einem der Nachbarstaaten gebräuchlich, locken vereinzelte Orte mit einem bunten Angebot all dessen, was man „nebenan“ nicht oder nur zu einem höheren Preis erwerben kann. So bieten die benachbarten Gemeinden Losheim an der B265 auf deutscher Seite und Büllingen in Belgien bereits zum Thema Shopping so einiges auf: Tankstelle, Grenzmarkt, Imbiss, Bistro-Brotshop und ein Möbel-Outlet. Ein Paradies voller Kaffee, Bier und Schokolade! So weit, so üblich! Doch hier, in Losheim, macht mich noch etwas anderes extrem neugierig – nicht nur in der Advents- und Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr hindurch, offenbart ein wahres Wunderland Verzauberndes für Augen, Ohren, Verstand, Herz und Seele!

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ein Besuch der ArsTECNICA mit einer beeindruckenden H0-Modellbahnanlage, die 1979 als die größte Europas galt (mit Shop gleich nebenan), und der historischen Ausstellung OldHISTORIES mit Losheimer Grenzgeschichten aus der Zeit zwischen 1945 und 1958 wäre nach all den Eindrücken gleich nebenan einfach zu viel gewesen, wird aber definitiv nachgeholt! Heute tauche ich ein in die magische Welt der Krippen und Puppen. Der Weg dorthin führt mich durch eine weitere spannende Örtlichkeit: Die Ars MINERALIS, ein ganz außerordentliches Fachgeschäft für Steine und Mineralien (und vieles anderes), in dem sich auch die Kasse für den Eintritt in die Ausstellung befindet und das mich bereits etwas einstimmt und vorbereitet auf das, was mich erwartet: Europas größte Krippenausstellung!

Als großer Fan von Themenfahrten in Freizeitparks kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass genau das nun in dem Moment, in dem ich den Torbogen durchschreite, mit mir passiert: Ich reise, getragen von meinen eigenen Füßen, durch eine wunderbare, vielfältige und teilweise fremdartige Welt. Der Weg zu den weithin bekannten und berühmten Krippen führt durch eine andere, ebenso berührende eigene kleine Welt: Die ArsFIGURA – eine Ausstellung antiker Puppen in den verschiedensten Größen und Formen. Der Rundgang beginnt in einer Gasse mit malerischen Häusern, blühenden Bäumen, leuchtenden Laternen und spannenden Durchgängen, die mich in die Zeit vom 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurückversetzt. Nachdem ich sofort in den nachgebildeten Tante-Emma-Laden mit lebensgroßen Figuren und tausenden liebevoll in Szene gesetzten Details gestürmt bin und mich dort ausgiebig umgesehen (und reichlich Fotos gemacht) habe, begeistern mich auch die anderen Ausstellungsstücke. Eine historische Kneipe mit beweglichen Figuren (wohl dem, der ein 50-Cent-Stück in der Tasche hat!), ein Wohnhaus mit Stube und Küche aus der Kaiserzeit, antike Schilder an den Wänden und unzählige Schaukästen mit über 200 Puppen aus den verschiedensten Materialien: Porzellan, Wachs, Holz, Zelluloid (Schildkröt), Papiermaché… Winzige Figuren in kleinen Fernsehern, Puppenstuben, Kaufläden, Dioramen, Schaukelpferde, ein Karussell, Modepuppen, Badepuppen, der Kasperle, ethnologische Charakterpuppen aus verschiedenen Herkunftsländern und noch so viel mehr ziehen mich magisch hinein in die Welt, die sich mir in den Schaukästen und Häusern darbietet. Die ältesten Ausstellungsstücke sind über 200 Jahre alt.

Endgültig in eine Fata Morgana entführt fühle ich mich, als ich den Bereich der Krippenausstellung betrete. Hier empfangen mich eine eindrucksvolle orientalische Krippe und eine Windmühle sowie eine rotierende dreidimensionale Holzkrippe auf einer Drehscheibe – und eine Friedenskrippe mit Figuren, die Menschen aus aller Herren Länder darstellen. Einfach bezaubernd! Die bis zu 250 Darstellungen der Geburt Christi, die mich auf den folgenden 2.500 Quadratmetern begleiten, die sich über drei Etagen erstrecken, könnten vielfältiger und unterschiedlicher nicht sein. Und auf den Infotafeln geben auch Ochs und Esel ihren Kommentar zu den Darstellungen ab. Die barrierefreien Übergänge zwischen den Ebenen werden durch Schaukästen aufgelockert und enthalten Durchgänge und Bogenfenster, die eine Aussicht auf die Punkte der Ausstellung ermöglichen, die ich erst viel später erreichen werde. Das macht so unendlich neugierig! Und meine Kamera bleibt im Dauereinsatz! Die Farben, die Formen, Details und natürlich die überall vorhandenen Informationen wollen für die Ewigkeit (und für diesen Blogbeitrag) festgehalten werden. Auch das Licht, mit dem die Figuren in Szene gesetzt werden, ist für sich betrachtet bereits ein Kunstwerk und stammt aus den erfahrenen professionellen Händen eines eigens damit beauftragten Lichttechnikers. Herr über die ganze Krippenpracht ist Michael Balter, dessen Eltern 1989 das Gebäude extra als neue Heimat für die Dauerausstellung errichteten. Den Grundstock der Sammlung bildeten Stücke, die seit 1976 in einer ehemaligen Molkerei in Monschau-Höfen ausgestellt wurden – allerdings ursprünglich nur zehn Monate im Jahr, um in der Weihnachtszeit wieder in ihre heimatlichen Kirchen und Haushalte zurückzukehren. Nach dem Umzug nach Losheim wurde ein Verein gegründet und fleißig weiter gesammelt und gebaut. Die ganze Sammlung umfasst mittlerweile 400 bis 500 Krippen, die teilweise im Wechsel ausgestellt und durch Sonderausstellungen ergänzt werden. Die Krippen stammen aus Deutschland, den BeNeLux-Ländern, Frankreich, Italien, Spanien, Mexiko, Taiwan, Singapur, Peru, Tansania, Simbabwe, von den Philippinen… Die Figuren sind kunstvoll aus Holz, Mais, Ton, Stein, Kerzenwachs, Stoff (besonders im Kinderbereich, der flauschigen Zookrippe), Bambus, Terrakotta, Sägespänen, Modelliermasse, Metall, Draht oder Stoff gefertigt.

Während ich aufmerksam dem labyrinthartig gewundenen Rundweg folge und rechts und links die verschiedensten Darstellungen der Geburt Christi bewundere, öffnet sich plötzlich vor mir ein Bogengang, und meine Seele lacht vor Neugier und Entzücken: Ich habe das Herzstück der Ausstellung erreicht, die mechanische Krippe aus Ligurien. Rechts und links der Arkaden erstreckt sich eine fein modellierte, idyllische Landschaft voller Leben in einer bunten Vielfalt, die in einem Tag-Nacht-Rhythmus illuminiert ist, der insgesamt 8 Minuten dauert. Hier muss ich verweilen, und schauen, und staunen! Gerade noch leuchtet die heilige Familie in ihrer Scheune im Lampenschein, da graut der Morgen, und schließlich kann ich im hellen Tageslicht die Hirten am Berg bewundern, die arbeitenden Handwerker im Dorf und die römischen Soldaten, die die nahegelegene Stadt verlassen. Auf Knopfdruck setzen sich etliche Figuren in Bewegung und erfüllen mich mit kindlicher Freude. Wasser läuft über ein Wasserrad, Handwerker arbeiten, Frauen rühren im Topf, Hirten und Schafe ziehen am Horizont entlang, bis die Nacht sich wieder über das Land senkt. Ich könnte tagelang hierbleiben und schauen! Doch es warten noch so viele Höhepunkte: Eine Krippe im Einbaum, eine mit Wasser, eine in einer Wurzel, eine in einem römischen Kolosseum und schließlich im Untergeschoss eine Krippe, die das Gemälde „Die Volkszählung zu Bethlehem“ von Peter Brueghel dem Älteren in 3D darstellt. An der Wand hängt das Bild zum Vergleich: Die Szenerie ist in einer typisch flandrischen Winterlandschaft dargestellt ist – mit der schwangeren Maria auf dem Esel mittendrin. Viele Stunden halte ich mich hier auf, zwischen all diesen überwältigenden Wunderwerken, in deren Elementen so viel Liebe und auch so viel Freude stecken, bis ich schließlich müde und zufrieden brav dem Rundweg folgend durch den Ausgang wieder in der zauberhaften Welt der Steine und Mineralien lande, wo es auch so viel zu entdecken gibt.

Ein letztes Mal blicke ich zurück auf die Krippen. Wohin ich auch schaue: Überall finde ich so viel Märchenhaftes, wunderschöne Darstellungen, winzige, liebevoll gearbeitete Details, viel Phantasie und den wahren, still glänzenden Zauber der Heiligen Nacht unter dem Stern von Bethlehem!

 

Weitere Informationen:
Ardenner Cultur Boulevard
Hengersberg 1, B-4760 Büllingen (Belgien) /
Prümer Straße 55, D-53940 Hellenthal-Losheim/Eifel (Deutschland)
info@a-c-b.eu
www.arskrippana.net
www.arsfigura.net
www.arsmineralis.net
www.a-c-b.eu
Öffnungszeiten: täglich außer montags 10-18 Uhr
Eintritt (Stand 2023) 9,50 € für Erwachsene und 5 € für Kinder (6-12 Jahre, jüngere Kinder haben freien Eintritt), Familienkarte (2 Erw. + max. 4 Kinder) 26 €

Interessanter SWR-Bericht:
https://www.swrfernsehen.de/kaffee-oder-tee/wir-im-suedwesten/markus-bundt-in-der-arskrippana-100.html

Bogengang durch die mechanische Krippe aus Ligurien
Idyllische Gasse in der ArsFigura

Im Kolonialwarenladen
„Kinder ohne Grenzen“ – Charakterpuppen von Bets van Boxel

Orientalische Krippe im Eingangsbereich der ArsKrippana
Krippe in einer Windmühle

Phantasievoll angelegter Rundweg mit „Durchblick“
Figuren einer Maiskrippe
Kirchenkrippe aus Gips (Anfang 1900)
Durchblick vom Rundgang auf die Kirchenkrippe aus Gips
Die heilige Familie in der großen mechanischen Krippe aus Ligurien
Stadtszene der mechanischen Krippe aus Ligurien
Ausstellungsraum mit der großen römischen Marcellus-Krippe (hinten), die 1991/92 im Bahnhof von Rom ausgestellt wurde
Ehemalige Krippe aus der Pfarre St. Peter und Paul, Odendorf (D)
Pieter Brueghel in 3D
Krippe im sizilianischen Stil
Der Chor der Engel
Krippe aus Baumstümpfen
Alte toskanische Krippe (Ende 19. Jh.)

Erwachen der Hirten (katalanische Schule, 1988)
Die Quelle von Prades (Diorama)
Jesu Geburt auf einer Kerze

Weihnachtszauber von allen Seiten – Adventsblasen in Prüm

Vorfreude auf dem Hahnplatz in Prüm

Die Sehnsucht nach Lichterzauber und Andacht, nach der Stille, die sich so oft – wenn überhaupt – erst in der Heiligen Nacht über uns senkt, treibt mich am ersten Adventssamstag auf den Prümer Hahnplatz. Denn beim Adventsblasen, auch Turmblasen genannt, so das Versprechen (und da zitiere ich gerne einen TV-Artikel aus dem Jahr 2015), bleibt die Zeit für 20 Minuten stehen. Das möchte ich finden, das möchte ich spüren, nicht erst zur Weihnacht, sondern gleich zu Beginn dieser zauberhaften Lichterzeit! Sterne – am Himmel und über der Hahnstraße – geleiten und führen mich zum Ort des Geschehens, auf dem ein überdimensionaler, reich geschmückter Weihnachtsbaum (so einer, der wirklich bis obenhin geschmückt und verziert ist und auf dessen Spitze ein geschweifter Stern prangt) und weitere Sterne vom Zauber der Weihnacht künden.

Ein wenig schwindelig wird es mir, nachdem ich mich möglichst zentral und trotzdem leicht erhoben auf dem Hahnplatz positioniert habe, denn gleich muss ich nach allen Seiten schauen, um die Musiker im Licht der leuchtenden Sterne zu sehen: auf dem Balkon des Hotels Zum Goldenen Stern, im 1. Stock der Volksbank über dem Café 23, am Fenster eines Hauses an der Ecke zur Bahnhofstraße und last, but not least – hoch über allem und durch das Fenster weit entfernt und doch deutlich sichtbar – im linken Basilikaturm. Seit 1975 die Schwestern Marlies und Berta Hansen nach dem Vorbild des Salzburger Turmblasens die Veranstaltung ins Leben riefen, ist sie ein jährlicher Fixpunkt im Prümer Kalender und im Leben der Menschen vor Ort. Ganz bewusst wird auf jeglichen anderen Trubel ringsum verzichtet – alle Aufmerksamkeit gehört der Musik und denen, die sie schaffen.

Um mich herum finden sich immer mehr Menschen ein, und um Punkt 20 Uhr beginnt das einzigartige Erlebnis. Vorweihnachtliche Klänge aus Deutschland, aus dem Salzburger Raum und verschiedenen Nachbarländern, gespielt von den Bläsern des Musikvereins 1834 e.V. Prüm, füllen den Raum, und die Menschen werden still und horchen atemlos. Mit der Musik fluten auch Licht und Freude in die Herzen. Jeder einzelne Ton berührt die Seele, und die Ruhe, in der wir zuhören, findet ihren Widerhall in unserem Inneren. So gerne würde ich die Töne festhalten, doch Handy-Filmchen können den Zauber nicht wiedergeben. So bleibt mir nur meine Kamera, die die Lichter, den strahlenden Baum, die glänzenden Sterne und die eindrucksvolle Basilika in Bilder verwandelt, die mich an diesen Moment erinnern. Die eine Bläsergruppe beginnt, die andere folgt, man lauscht aufeinander, spielt nacheinander und gemeinsam, und dann schenken wir alle, die wir dort stehen, der Solotrompete unser Ohr. Traditionelle Weisen, Andachtsjodler und auch Klassisches wie „Tochter Zion“ bereiten uns vor auf die heilige Zeit. Und wenn der letzte Ton verklungen ist und der Jubel und das Klatschen uns noch auf dem Heimweg begleiten, dann sind Herz und Seele bereit für die nächsten Wochen: Es ist Advent!

 

Weiterführende Informationen:

https://www.ferienregion-pruem.de/kultur/tradition/turmblasen-zum-advent-in-der-abteistadt-pruem
https://www.pruem-aktuell.de/nextshopcms/show.asp?lang=de&e1=6&ssid=1&docid=2&newsid=58680
https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/zum-40-mal-spielt-der-musikverein-pruem-am-vorabend-des-ersten-advent-am-hahnplatz_aid-5542082
https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/adventsblasen-in-pruem_aid-64322261

Bläsergruppe auf dem Balkon des Hotels Zum Goldenen Stern
Bläsergruppe im linken Basilikaturm
Bläsergruppe an der Volksbank
Alle hören andächtig zu.
Vorweihnachtlicher Hahnplatz
Die Basilika im Lichterglanz.

Die Sterne weisen den Weg zum Hahnplatz.

 

Von Barrierefreiheit, Fischen und anderem Gedöns – Stausee Auw

Westufer

Es herbstelt ein wenig, als ich mich auf den Weg mache, den Stausee Auw zu erkunden. Warum ich ihn erkunden möchte? Weil ich Seen mag – nicht nur die großen, bekannten. Wenn mir ein Schild einen Hinweis auf eine landschaftliche Besonderheit gibt, dann muss ich da hin. Hier vor Ort, das erkenne ich schon bei der Anfahrt und erst recht, als ich an den See herantrete, ist zudem noch etwas ganz Neues, zur Zeit noch recht Seltenes, gestaltet worden: ein barrierefreier Komfortwanderweg.

Was ist das denn für ein See zwischen idyllischen Hügeln, den ich nun erkunden werde? In den 1970er Jahren wurde der Auwbach an dieser Stelle im Norden der Verbandsgemeinde Prüm zu einem 4,5 ha großem See aufgestaut. 2022 wurden nicht nur Sedimente entfernt, die die Wasserqualität beeinflussten, sondern auch der Staudamm saniert und vor allem der Weg angelegt, auf dem ich nun den See umrunden werde. Barrierefrei und bequem, mit zwei Parkplätzen und einer Toilette. Baden ist hier verboten, Angeln erlaubt und auch mit Handicap möglich.

Ich parke oberhalb der Anglerhütte, kurz nach einer scharfen Kurve in der Senke, wo eine Brücke den Auwbach überquert. Der barrierefreie Parkplatz befindet sich weiter unten, aber den brauche ich Gott sei Dank noch nicht. Nach wenigen Schritten abwärts befinde ich mich am Ufer. Da sich links von mir Angler befinden, wende ich mich spontan nach rechts, um das Gewässer gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden. 2020 war ich schon einmal hier, aber da war alles noch anders: nicht barrierefrei, und sehr wenig Wasser im See. Darüber kann ich mich nun ganz und gar nicht beklagen, und so gelange ich gemütlich und in einem entspannten Trab (wenn ich nicht gerade wieder stehenbleibe, um einen besonders schönen Blick fotografisch einzufangen) sehr schnell zu dem geschützten Teil am südlichen Zufluss des Bachs, wo Schilf und Röhricht im sumpfigen Gelände unzähligen, teils seltenen Tieren Unterschlupf bieten. Es folgt ein hölzernes Fußgängerbrückchen parallel zur eigentlichen Brücke, denn hier kann ich kurz die Straße sehen, auf der ich hierher gefahren bin. Natürlich ist auch hier alles barrierefrei. Aber wenn ich hinunter zum Bach will, um ein paar Fotos zu machen, dann ist Trittsicherheit das Gebot der Stunde. Die Sonne kommt heraus, lässt das Wasser glitzern und bietet mir ein freundliches Geleit in ein Waldstück hinein, das in den ersten Herbstfarben leuchtet.

Zwischen den Bäumen kann ich den See funkeln sehen, und ab und zu bietet sich ein Ausblick auf die Anglerhütte, die malerisch direkt am gegenüberliegenden Ufer liegt. Die Luft ist frisch, und der feuchte Wald riecht leicht nach Pilzen. Etwas Laub raschelt unter meinen Füßen, als ich mich auf die Bank setze, um zu schauen, zu verweilen, mich am Anblick zu erfreuen – und natürlich, um zu fotografieren!

Kurz darauf treffe ich nach einer weiteren Brücke auf einen noch breiteren, asphaltierten Weg und den zweiten Parkplatz. Diese östliche Seite des Sees ist besonders komfortabel zugänglich, und ich habe die Auswahl zwischen gleich mehreren verschiedenen Bänken und Picknickplätzen. Außerdem geben Infotafeln mir Auskunft über den Rundweg und auch über das Leben der Biber. Ach, sähe ich doch einmal einen! Aber dieser Wunsch wird leider nicht erfüllt. Dafür erfahre ich, dass es sich bei den von mir so profan begangenen Landschaften um besonders geschützte Biotope handelt: Feuchtwiesen, Röhricht und Erlensumpfwald. Und wenn ich lese, dass ich es hier beim Auwbach mit einem Mittelgebirgsbach zu tun habe, dann klingt das einfach nur nach Urlaub. Hach, erst einmal Pause machen und den Blick über den See genießen! Gegenüber an der Angelhütte ist einiges los – es ist ja auch Sonntag. Mehrere Menschen haben ihre Ruten ausgeworfen und warten auf einen guten Fang. Dafür breitet sich links von mir noch einmal ein Schilfgürtel aus, der im Sonnenlicht besonders idyllisch anzusehen ist. Bei jedem Rascheln und Plumpsen spähe ich neugierig, wer sich im Röhricht versteckt. Wasservögel? Frösche? Ich kann es nicht erkennen. Sonne und Wolken wechseln sich ab, und ich setze mich wieder in Trab.

Wenige Meter weiter bietet ein barrierefreier Angelsteg nicht nur Menschen mit Angelschein die Möglichkeit, auch vom Rollstuhl aus Fische zu fangen, sondern mir zudem einen besseren Überblick über den Freizeitsee. Kurz darauf betrete ich den künstlichen Damm, der zum Stauwehr führt. Es geht ganz schön tief hinunter, über eine glatte Betonoberfläche. Doch dort unten, da geht es ganz idyllisch weiter mit meinem munteren Auwbächlein. Vorbei an einem Infoschild zum Landschaftselement Streuobstwiese und der Toilette (sehr praktisch; barrierefrei, allerdings mit normaler Eingangstür) laufe ich zurück zum Auto. Schön leise natürlich: Ich will den anwesenden Anglern ja nicht die Fische verjagen!

Gut 1,5 km Wanderweg liegen hinter mit, und für mich – wegen des Parkplatzes – auch 20 Höhenmeter. Entspannt war’s und einfach schön! Ich komme gerne wieder!

 

Wanderparkplätze: An der L1 zwischen Roth bei Prüm und Auw bei Prüm (GPS  50°18’19.62″N, 6°21’17.51″E und ca. 50°18’23.68″N, 6°21’36.08″E)

Weiterführende Links:
https://www.pruem.de/tourismus-freizeit/barrierefreie-angebote/
https://www.ferienregion-pruem.de/komfort-wanderweg-stausee-auw
https://bueroberg.de/stausee-auw-arbeiten-beginnen-im-mai/

barrierefreier Anglersteg

Am Südwestende des Stausees
barrierefreier Wanderweg zur Staumauer
Anglerhütte 2020
Stausee im Juni 2020
Juni 2020 vor Errichtung des barrierefreien Weges – im Hintergrund die Staumauer
Idylle im Juni 2020
barrierefreier Anglersteg im Juni 2020
Südwestliches Ufer im Juni 2020

Auf Zeitreise im Land der 12000 schönen Dinge – Museum Prüm

„Geh mal ins Museum in Prüm! Es wird dir gefallen!“ Diese Worte hörte ich bereits des öfteren von meiner Freundin, und mittlerweile habe ich diesen Rat bereits zweimal befolgt. Es ist interessant: Bei einem zweiten Besuch gibt es Ausstellungsstücke, auf die man sich bereits im Vorfeld freut wie ein kleines Kind! Bei mir sind es der Zinnteller, aus dem ich selbst als Kind gegessen habe (natürlich nicht aus genau diesem, aber er sah identisch aus) und das Modell der Stadt Prüm, wie sie 1769 vor dem großen Brand ausgesehen haben muss.

Wenn ich „kulturgeschichtliche Sammlung“ lese, klingt das erst einmal langweilig. Doch wenn die Ausstellung in Prüm eines nicht ist, dann das! Sie befindet sich in einem Seitenflügel des Rathauses und geht auf insgesamt 1000 m² über vier Etagen. „Eine Zeitreise durch die Geschichte des Prümer Landes“, so heißt es auf der Homepage. Ja, das trifft es schon eher, und ist doch immer noch zu kurz gegriffen. Für mich ist es auch eine Reise in meine Kindheit, denn auch wenn die bedauerlicherweise nur wenige Wochen im Jahr hier im Prümer Land stattfand, so gibt es doch etliche Ausstellungsstücke, die sicherlich jedem Besucher aus seiner Kindheit bekannt ist – es sei denn, er ist noch sehr jung.

Nun ist es also so weit: Ich besuche endlich wieder die 12000 (!) spannenden Ausstellungsstücke und freue mich wie ein Kind darauf! Die bunte Vielfalt beginnt in der 1. Etage gleich hinter der Kasse mit den Exponaten aus der Glockengießerei Weinsfeld, die zwischen 1461 und 1587 Weltruhm erlangte. Diese erste Etage ist übrigens barrierefrei und legt auch inhaltlich die Basis für mein Erlebnis: Im Flur dreht sich alles um die Geschichte Prüms. Eindrucksvoll und übersichtlich sind die Anfänge der Abtei ebenso dokumentiert wie die Hintergründe der enormen Entwicklung der Stadt als Zentrum der geistlichen Macht, in deren Schatten unzählige Siedlungen als Rodungen angelegt wurden. Karten, Fotos, Kunstprojekte und Schautafeln veranschaulichen die erläuternden Sachtexte. Daneben finden sich Schreib- und Rechenmaschinen, Grammophone und Schallplattenspieler, alte Schilder sowie alles, was zu schwer ist, um in den anderen Etagen ausgestellt zu werden: Maschinen, geologische Fundstücke, Versteinerungen und Relikte aus der Stein-, Kelten und Römerzeit. Und eine historische Kneipe! Zu manchen Themen können zusätzlich per QR-Code Videos und Informationen abgerufen werden. Von Zeit zu Zeit laden Stühle zum Verschnaufen ein, doch Augen und Hirn können keine Pause machen. Selbst das Treppenhaus ist vollgestopft mit interessanten Dingen, Informationen, Flaggen, Fotos, Modellen und Schautafeln zu historischen Ereignissen bis hin zum historischen Feuerwehr-Spritzenwagen oben unter dem Dach. Hier oben befindet sich zudem auch eine lichtdurchflutete Remise, die bis unter das nachgebaute Scheunendach angefüllt ist mit altem landwirtschaftlichem Gerät – eine Zeitreise für alle Sinne! Im Anschluss erwartet mich eine abwechslungsreiche Tour durch die Geschichte von Handel und Gewerbe. In jedem Raum wartet ein anderes Abenteuer: ein Tante-Emma-Laden, eine Schulklasse, eine Apotheke, eine Zahnarztpraxis, eine Post, ein Damen- und Herrenfriseur, historische Geräte zur Milchverarbeitung, Korbherstellung, zum Imkern, Waschen, Kochen, Nähen, Schneidern, Spinnen, Weben, Töpfern, Schmieden, Filmen und Fotografieren. Doch damit ist noch längst nicht Schluss: Alte Wasserleitungen, Werbe- und Hinweistafeln, echte Prümer Holz-Kleiderbügel, Fernseher aus längst vergangenen Zeiten und noch unendlich viel mehr runden das bunte Bild ab!

Und was liegt dazwischen? Die Puppen aus den Kasperletheatern haben teilweise die gleichen Gesichter wie die aus meiner Kindheit! Gretel, Kaspar, die Prinzessin, der Polizist… Ich hatte noch ein Krokodil. Wenn ich denke, dass deren Stoffumhänge längst in Fetzen hängen… Aber es gibt sie noch! Wäre meine Mutter noch am Leben, würde sie neue Umhänge nähen. Hier in der 2. Etage dreht sich alles ums Spielen: bunte Schaukelpferde, Puppen, Baukästen, Spielkarten und Brettspiele aus den verschiedensten Epochen. Auch ein Hochrad fehlt nicht und allerlei Kuriositäten! Im Treppenhaus dann wieder Informationen zu den Burgen im Prümer Land, zu Ereignissen wie dem Zeughaussturm, der Explosion am Kalvarienberg, Prüm zur Zeit der Gotik, Reformation und Gegenreformation, im 2. Weltkrieg und während der Zeit bis zur Verwaltungsreform 1971.

Gleich im Anschluss wieder etwas völlig anderes: Hüte und Kleidung, eine alte Küche, eine Kapelle und eine Klosterschreibstube mit religiösen Exponaten, Messgewändern, Wege- und Grabkreuzen. Der Weg führt vorbei am Goldenen Buch von Prüm und an Stuben, die bäuerliche Wohnkultur und bürgerliche Einrichtungsstile vom Biedermeier bis in die 1950er Jahre demonstrieren. In einem Regal im Flur steht das Radio, das in den 1970er Jahren noch im Wohnzimmer meiner Eltern seinen Platz hatte, und daneben die älteren Modelle der vorangegangenen Epochen. Im gleichen Flur: Hutnadeln!

Irgendwann schwirrt mir der Kopf! Sicher habe ich noch nicht einmal die Hälfte der Exponate überhaupt wahrgenommen! Aber es tut so gut, für ein paar Stunden abzutauchen aus unserer Zeit in eine andere, die nicht besser war, nur anders – aber diese Veränderung, diese Zeitreise, tut gut, entschleunigt, macht nachdenklich und entführt mich in eine andere Welt.

Ich werde meine Wanderung durch die Zeiten fortsetzen. Bald komme ich wieder! Und besuche natürlich wieder als erstes „meinen“ Teller. Und Papas Radio. Und den Kasperl. Ganz bestimmt! Au revoir, liebes Museum! Schön, dass du da bist!

 

Weiterführende Informationen: www.museum-pruem.de

Öffnungszeiten:
1. Juni – 15. September: Di, Do, Sa + So14-17 Uhr
16. September – 31. Mai: Mi, Sa + So 14-17 Uhr
(an Feiertagen geschlossen!)

Eintrittspreise (03/2023): Erwachsene 2 €, Kinder 1 €, Kinder bis 10 Jahre und Schulklassen frei

Museumsrallye: https://www.museum-pruem.de/museumsralley

 

 

„Was wollt ihr eigentlich mit dem ganzen Obst???“ – Euelsberger Brennerei

Die Eifel und Alkohol – das ist seit jeher eine gelungene Kombination. Dass jemand seine Liebe und Verbundenheit zu dem rauen und doch idyllischen Landstrich durch Spirituosen ausdrückt und damit international Ruhm und Ehre erlangt, ist dagegen neu und macht mich absolut neugierig! Nicht zuletzt wegen der Parallele zu mir: Das Leben spielt sich eigentlich außerhalb der Eifel ab, und doch fasst man beruflich genau dort Fuß, wo das Herz zuhause ist.

Also machte ich mich – natürlich nicht ohne telefonische Absprache – an einem trüben Herbsttag auf in das für mich immer noch etwas verwirrende Labyrinth an kleinen Ortschaften irgendwo zwischen den Hügeln südwestlich von Schönecken: nach Dingdorf, das laut Wikipedia Ende 2021 111 Einwohner zählte. („Funfact“ am Rande: Genau diese Zahl, 111 Einwohner, zählt Schönecken derselben Quelle zufolge übrigens pro km².)

Einer dieser Einwohner des Dorfes ist Stephan Thomé, der mich in einem umgebauten alten Kälberstall erwartet, und das in bester Gesellschaft: Im Regal über dem massiven Bartisch stehen etliche Sorten Gin, Limoncello, Eierlikör und verwirrend viele Flaschen und Behälter mit dem prägnanten Euelsberger-Logo, einer stilisierten Eule. An der Stirnseite des Raums glänzt mir die Brennanlage entgegen, eine klassische Anlage von Kothe aus 4 mm starkem Kupferblech mit einer 100-Liter-Brennblase, die speziell für die Gegebenheiten vor Ort angefertigt wurde und deren Größe beispielsweise durch Türbreite und Raumhöhe limitiert wurde. Passend zum Ambiente fällt mir auch der stilechte Fußboden aus 2 cm starken Zementfliesen ins Auge, der ganz klassisch ländlich-schwarz-weiß daherkommt und so aussieht, als hätte er auch schon vor 100 Jahren diesen Raum schmücken können. Ich erklimme einen der Barhocker und lausche, wie es zu der Erfolgsgeschichte kommen konnte.

Eigentlich kommt Stephan Thomé gar nicht aus der Eifel; der Hobbykoch aus dem Harz und seine Frau Claudia lebten und arbeiteten sehr erfolgreich in Berlin. Im Herbst jedoch kümmerten sie sich bereits einige Jahre um die Eifeler Streuobstwiesen der Schwiegereltern am Euelsberg, die vor langer Zeit vom Uropa angelegt und gepflegt wurden. 2012 bekam das Paar die Wiesen geschenkt, und der Schwager stellte ihnen zu Recht die Frage: „Was wollt ihr eigentlich mit dem ganzen Obst???“ Es war später am Abend, der Alkohol floss, und plötzlich stand die geniale „Schnapsidee“ im Raum: „Ich baue eine Brennerei!“ Gesagt, getan: Es wurden die Brennrechte beantragt, Gesetze studiert und Techniken und Fertigkeiten erlernt. Und da es schon reichlich Obstbrennereien in der Region gibt, experimentierte der Mann mit dem feinen Gefühl für Aromen und entwickelte aus 120 Kräutern gleich drei Prototypen Gin für die Freunde zum Ausprobieren. Der Cousin der Ehefrau, Eric Remberg (besser bekannt unter dem Künstlernamen Specter), entwarf das Eulen-Logo für die Brennerei am Fuße des Euelsbergs. Der Zuspruch war groß, entscheiden konnte sich niemand so recht, und so gingen gleich alle drei Produkte in Serie, als Mitte 2017 die bereits erwähnte kupfern glänzende Brennanlage im ehemaligen Kälberstall einzog. Der Qualitätsanspruch ist gewaltig. So verwendet Stephan Thomé 4 kg Wacholder zur Herstellung von 100 Litern Gin. Keine der verwendeten Früchte hat den Boden berührt; auf diese Weise werden Verunreinigungen und die Bildung von Pilzsporen ausgeschlossen. Durch einen verlängerten Herstellungsvorgang von 14 Tagen – man spricht hier auch vom Mazerieren – entsteht ein Aroma, das seinesgleichen sucht. Und reichlich prämiert wird. So erhielten mehrere Produkte bereits den „Oscar“ der Branche bei den World Spirit Awards. Bei der „New York International Spirits Competition“ wurde Euelsberger zur „German Gin Destillery of the Year 2019“ ausgezeichnet. 2022 erhielt die Nummer 4 die Auszeichnung „Best German London Dry“ bei den „World Gin Awards“. Innerhalb kürzester Zeit fanden die hochdekorierten Eifeler Spirituosen den Weg in die Spitzengastronomie und die hippen Clubs der Großstädte. Längst hat das Paar die früheren Berufe und das Leben in Berlin aufgegeben und lebt in Dingdorf, wo sich alles um die Gin-Produktion dreht. Der Verkauf erfolgt sowohl online als auch im kleinen Hofladen und im Einzelhandel. Auch Verkostungen und Führungen werden in verschiedenen Varianten angeboten, beispielsweise „analog“ vor Ort oder auch online. Dabei gibt es eine Menge zu lernen: Wie unterscheidet sich ein Gin von einem Geist oder einem Obstler? Wo liegen die Unterschiede im Herstellungsverfahren? Was genau passiert in der Brennanlage? Vor Ort gibt es dann noch Limousin-Rinder und bei einem Spaziergang auch den Euelsberg zu sehen – und auf dem Spielplatz in der Nachbarschaft einen der ältesten Birnbäume in Rheinland-Pfalz. Er ist über 170 Jahre alt.

Nun sitze ich hier und muss mich entscheiden. Mit einem verschmitzten Lächeln legt Stephan Thomé die Reihenfolge fest, in der ich die fünf verschiedenen Sorten verkosten soll, alle gemischt mit Tonic Water. Sie zu unterscheiden ist einfach, denn sie tragen sowohl Nummern als auch einen zusätzlichen Namen, beispielsweise Euelsberger #1 „Pepper & Lemon“. Ich probiere hin und her, immer wieder, spüre den Gin auf der Zunge und lasse den Geschmack auf mich wirken. Es macht Freude, ist spannend, doch die Unterschiede sind gewaltig! Jede Sorte ist anders: die Nummer #1 ist spritzig und pfeffrig mit Zitrone, Euelsberger #2 weich und blumig, bei #3 wird es weihnachtlich – dann wieder schmecke ich den Eifelwald und beim nächsten Gin das Mittelmeer. Mein Favorit??? Natürlich die Nummer #4 mit dem schönen Namen „Eifel“, mit Fichtensprossen und -nadeln, Eichen- und Eschenrinde, Ginster, Mistel, Efeu, Walnuss- und Haselnuss-Elementen, Apfel, Schlehe, Eberesche und natürlich mit Wacholder. Es schmeckt, wie die Eifel riecht und sich anfühlt, wenn ich durch den Wald und über die Höhen laufe. Ein Stück Zuhause! Die Zutaten sind alle vor Ort gesammelt, auf den Wiesen und in den Wäldern. Lediglich der Wacholder ist in der Eifel geschützt und darf hier nicht geerntet werden. Aber auch der „fremde“ Wacholder riecht natürlich nach dem Landstrich, in dem er auf Wiesen aus Kalkmagerrasen wächst und gedeiht, wie in der Schönecker Schweiz.

Eine Frage habe ich noch (denn probieren ist einfach, wenn man einfach alles fertig eingeschüttet präsentiert bekommt): Wie trinkt man eigentlich Gin? Und welche Gläser verwendet man? Mit leuchtenden Augen erteilt Stephan Thomé Auskunft. Pur auf Eis, in einem Tumbler, aus dem man auch Whisky trinken könnte, schmeckt Nummer #3 „Plum Oriental“ besonders gut, das ist der, den ich insgeheim den „Weihnachtlichen“ nenne (kein Wunder, es ist ja auch Sternanis auf der Zutatenliste). „Meine“ Nummer #4 eignet sich auch sehr gut für Cocktails. Klassisch trinkt man Gin als „Gin Tonic“ aus einem Wein- oder Longdrink-Glas, mit Tonic Water im Verhältnis 1:4 oder auch 1:3 gemischt. (Nur um „Schnapsideen“ vorzubeugen: der Gin sollte dabei den kleineren Teil ausmachen!)

Na, da schenke ich doch gerne nach und genieße den Gin aus der schönen Apothekerflasche mit Korken und dem stilvollen Eulen-Etikett. Und kann sie mit nach Hause nehmen, meine Eifel, und noch eine Weile davon trinken. Prost!

 

Weitere Infos:

www.euelsberger.com

Interessante Artikel/Podcast mit noch mehr Infos:

https://eifelpodcast.de/2022/05/08/euelsberger-gin-aus-der-eifel/

https://www.euelsberger.com/news/2019/2/2/volksfreund-euelsberger-gin-aus-der-eifel-erobert-hongkong

https://www.braunschweiger-zeitung.de/wirtschaft/presseportal/article234881767/Gold-fuer-Euelsberger-Gin-1-PEPPER-LEMON-auch-bei-hochkaraetigem-World-Spirits-Award-2022.html

https://static1.squarespace.com/static/59917af4bf629a9f245edf68/t/61dabe288bc0bb15e768bfbb/1641725481417/Rhein-Zeitung+07.01.2022.jpg

https://zeitung.faz.net/faz/unternehmen/2020-06-08/d10ca1429d850eca09bccba02956c09a/?GEPC=s9

https://www.amagin.de/produkt/euelsberger-gin-1-pepper-and-lemon/

Stephan Thomé in seinem Element, umgeben von seinen Produkten und seinen Auszeichnungen
Herz des Ganzen: Die Brennanlage von Kothe

Auch Euelsberger #4 „Eifel“ wurde bereits mehrfach ausgezeichnet
Ein Teil der bisherigen Auszeichnungen und Urkunden – to be continued…
Das prägnante Eulen-Logo ziert auch die Hauswand

Die Streuobstwiese am Euelsberg mit 100 Obstbäumen und etlichen Bienenstöcken ist auch an einem trüben Herbsttag ein erfreulicher Anblick!
Der Euelsberg
Neugieriges Limousin-Rind auf der Wiese vor dem Hof

Herbstleuchten am Wascheider Stausee

Wascheider Stausee im Herbst

Man muss keine romantische Natur sein, um sich angesichts dieser leuchtenden Schönheit in poetischen Anwandlungen zu verlieren! So treibt mich die Neugier bereits ein zweites Mal zu einem kleinen, aber feinen Ausflugsziel: zum Wascheider Stausee in der Nähe von Gondenbrett am Fuße des Schneifel-Höhenzugs.

Mein Wiedersehen mit dem Mehlenbach verläuft schwärmerisch, auch angesichts der leuchtenden Herbstfarben, die selbst ohne Sonne ein Lachen in meine Seele zaubern. Die Anreise verläuft auf kleineren Straßen von der Höhe nördlich von Prüm („Zur Tafel“) kurvig mit ständig wechselnden Aussichten hinab ins Tal, vorbei an der trutzigen Kirche von Gondenbrett. Ich bestaune ihr auffallend-ungewöhnliches unverputztes Schichtmauerwerk, die hohen gotischen, in Buntsandstein eingefassten Fenster und den unverhältnismäßig klein wirkenden Glockenturm. Rechterhand begleitet von den Schleifen des glitzernden Mehlenbachs und umgeben von grünen Wiesen und leuchtendem Herbstwald folge ich den Hinweisschildern zum Stausee, der mich still begrüßt und mir die bunten Farben der Bäume spiegelnd entgegenwirft.

Wenige hundert Meter weiter bietet ein Parkplatz reichlich Platz, doch heute steht hier neben meinem nur ein einziges weiteres Auto. Menschen treffe ich hier heute keine. Bei meinem ersten Ausflug hierher im Mai 2020 war es auch recht einsam, und ich erinnere mich, dass ich eigentlich nur dem kleinen Rundweg um den See folgen wollte, aber letztlich beim Umrunden im Uhrzeigersinn den Zugang verpasste. Ich driftete viel zu weit ab, bis es nur noch bergauf weiterging und ich weit oberhalb des Sees den Wald erkundete, bis mich ein steiler und nicht allzu häufig begangener Pfad (auf dem ich kurz vor dem Tal sogar einen umgestürzten Baumstamm überwinden musste) wieder hinab führte. Ich erinnere mich an das Gefühl von Schönheit und Abenteuer, aber heute möchte ich am See bleiben und laufe daher „auf Nummer sicher“ andersherum, immer fein am Wasser entlang über die Staumauer, zunächst über die Straße und dann unterhalb zu dem barrierefreien Angelsteg mit der Bank, die nicht nur Angelfreuden, sondern auch eine schöne Aussicht bietet. Mein Blick gleitet nach links, zu dem kleinen Strandabschnitt. Heute ist alles leer, und ich genieße die Stille und Einsamkeit.

Über die Staumauer mit Blick über die Länge des Sees auf die umgebenden Hügel, begleitet vom Rauschen des Mehlenbach-Wassers, das jenseits der Mauer wieder in die Freiheit entlassen wird, gelange ich zu einem verträumten Uferpfad, der sich am Wasser entlang durch den bunten Mischwald schlängelt. Schließlich gelange ich am oberen Ende des Sees an eine kleine Holzbrücke, die mich – vorbei an einer geheimnisvollen Moorlandschaft – zurück zur Straße und zum Parkplatz geleitet. Nicht einmal einen Kilometer habe ich zurückgelegt, und doch bin ich – wie so oft – weitab von allen anderen Gedanken und Sorgen unterwegs. Ich verweile noch etwas auf einer Bank, noch nicht bereit, wieder „aufzutauchen“ und mich dem Leben und dem kommenden Winter zu stellen.

Zum Abschied bricht die Sonne durch die Wolken und taucht die Herbstlandschaft noch einmal in die buntesten Farben. Still und starr ruht der See – und spiegelt mir die farbenfrohe Schönheit noch einmal kraftvoll entgegen bis tief in meine Seele. Zum Aufbewahren für den Winter. Und natürlich auch zum freudigen Fotografieren, um diese bunte herbstliche Freudenbotschaft für immer festzuhalten.

 

Weiterführende Links:
https://www.ferienregion-pruem.de/oertlicher-wanderweg-wascheid
https://www.pruem-aktuell.de/stausee-wascheid-allg

Geocaches:
Am See:
https://www.geocaching.com/geocache/GC8PXN9
Am nahegelegenen Hof Steinrausch, wo Ziegenkäse produziert wird: https://www.geocaching.com/geocache/GC8Y9FW

Wascheider Stausee im Frühjahr

Der Rundweg führt direkt am Ufer entlang.

Brücke oberhalb des Stausees

Der Mehlenbach oberhalb des Stausees
Wanderweg oberhalb des Stausees

„Fingerzeig“ aus uralten Zeiten – der Langstein bei Wallersheim

Man könnte 1000x daran vorbeifahren, ohne ihn zu sehen – doch das wäre extrem schade, denn unweit der Landstraße von Fleringen nach Wallersheim versteckt sich ein „Schatz“ mit einer wahrhaft spannenden Geschichte: der Langstein, auch Langenstein oder Lahnstein genannt.

Die ganze Eifel ist voll von Relikten aus alten Zeiten, angefangen bei der Steinzeit und bei den Kelten über die Römer zu den Franken, Merowingern und Karolingern mit Karl dem Großen, der auch und gerade für das Prümer Land von größter Bedeutung war – der eine oder andere mag sich an den Beitrag „Prüm und die Sache mit den Karolingern“ erinnern…

An vielen Stellen finden wir Keltenringe und uralte Festungen; Anhäufungen von Steinen, die 1000 Geschichten erzählen könnten. Ähnlich bedeutsam, aber viel besser sichtbar sind die Menhire und Langsteine! Der Wallersheimer Basaltstein ist etwa eineinhalb Meter hoch und schaut – wie ein mahnender Finger – weit über das Land. Das Internet teilt uns mit, dass der Stein vermutlich auf die deutsche Megalithkultur der Jungsteinzeit zurückgeht, also deutlich vor Beginn unserer Zeitrechnung hier „abgestellt“ wurde. Man findet ihn aus Fleringen kommend an der L30, bevor die Serpentinen bergab Richtung Wallersheim beginnen. Von dem hier gelegenen Parkplatz folge ich 150 m weit in nordöstlicher Richtung einem Pfad. Schon nach wenigen Schritten wird er oben auf der Anhöhe vor mir deutlich sichtbar, umgeben von einem kleinen Zaun – ein Anblick, der mich fesselt. Je nach Wetterlage schaut er drohend oder interessiert auf jeden hinab, der sich ihm nähert. Die Neugier treibt mich voran, und schon bald bin ich „oben“. Eine Bank lädt zum Ausruhen ein, aber erst muss der Stein von allen Seiten betrachtet werden – und fotografiert natürlich!!! Ist es ein magischer Ort? Was passiert, wenn ich ihn anfasse? 1000 Bilder, Sagen und Legenden fallen mir ein, von Zauberei, verwunschenen und verschwindenden Menschen. Mir wird etwas flau im Magen…

Ach, was könnte dieser Stein erzählen! Wir müssten nur zuhören, und vielleicht hat der eine oder andere dies schon getan. Denn es gibt so viele Sagen, die sich um den Langstein ranken. Wikipedia weiß zu berichten, dass er sich dreimal um sich selbst dreht, wenn am Karfreitag mittags die Glocken läuten. Vor meinem inneren Auge läuft eine Art Comic ab, und ich muss unwillkürlich lächeln.

Eine andere Legende behauptet, dass er zu Ehren eines schwedischen Feldherrn errichtet wurde, dessen Grab sich in der Nähe befindet. Mir klingt das zu neu und zu profan, ich möchte lieber die alten Kelten oder steinzeitliche Kulturen vor mir sehen. Nichtsdestotrotz: Hier begraben zu sein hätte schon was – mit ewigem Blick über das weite Land mit seinen sanften Hügeln und Wallersheim mit seinem Kirchlein zu meinen Füßen. Ich atme tief durch und könnte ewig bleiben. Einfach hier sitzen und schauen… In der Ferne sehe ich die Wege und den Wald, auf denen ich schon als Kind so gerne unterwegs war. Eine kleine Zeitreise zurück zu diesen Spaziergängen mit meinen Eltern und Großeltern würde mir schon genügen. Damals lernte ich die Eifel lieben und hörte nie wieder damit auf.

Doch meine Phantasie reist weiter: Die wohl bekannteste Sage um den Menhir schildert die Suche nach einem alten Wikingerschatz, der unter dem Stein vergraben liegen soll. Dass er noch nie geborgen werden konnte, hat einen guten Grund: Denn dies muss schweigend geschehen. Es ist nicht so, dass es noch niemand versuchte. Aber immer geschah etwas, das die Schatzsucher dazu brachte, ihr Schweigen zu brechen. Einmal erschien eine alte Frau, vielleicht eine Hexe, die den grabenden Bauern große Angst einjagte. Dennoch blieben sie still und setzten ihr Werk fort. Doch dann stand neben der Alten auch noch ein wahrer Höllenhund und näherte sich geifernd und knurrend, bis einer der Männer die Schaufel wegwarf und einen Warnruf ausstieß. Sofort rutschte der Felsblock zurück, und das Loch war wieder verschlossen. Ich schließe die Augen und sehe sie vor mir, grabend, mit ihren Händen und mit Schaufeln und mit starken kräftigen Pferden, die am Stein ziehen und zerren, bis dieser eine von ihnen spricht und all ihre Arbeit unter ihren Händen zerrinnt und Hexe und Hund sich in Luft auflösen. Der Boden um den Stein wirkt unberührt und schaut mich unschuldig an. Einen Schatz zu heben ist hier noch niemals gelungen!

Ich schaue mich um – hier gibt es noch mehr Magisches und Mystisches: Auf der anderen Seite der Landstraße steigt ein Weg an bis auf den Merteshügel mit seinem Gipfelkreuz. Wie ungewöhnlich!!! Ein solches Kreuz würde ich im Hochgebirge erwarten. Hier in der Eifel ist es etwas ganz Besonderes und macht mich neugierig. Ganz bis dorthin kann ich nicht, da es sich auf einer eingezäunten Weide befindet, aber der Weg führt an der Wiese vorbei, so dass ich es aus der Nähe betrachten kann. Ganz oben, nicht weit von dem Kreuz entfernt, befindet sich das Grab eines Keltenfürsten, umringt von einfacheren Grabstätten. Natürlich (leider!) wurde es längst geplündert.

Folgt man dem Weg hinauf auf den Merteshügel, so verläuft er in einer geraden Linie zum Langstein, von einer Anhöhe zur nächsten. Weit unter mir liegt Wallersheim, aber hier ist es still und geht stetig bergauf bis zu dem Gräberfeld, und ich glaube ihn sehen zu können, den Trauerzug, der den Fürsten zu Grabe trug, vor ewigen Zeiten. Ob sie sangen? Oder schwiegen? Wir wissen so wenig. Aber hier, in der Eifel, können wir sie immer wieder fühlen, die uralten Zeiten!

 

https://wallersheim-eifel.de/index.php/gemeinde/geschichte
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2721
http://www.wingarden.de/wing/kelten/index-vorzeit.html

Buchempfehlung: Alois Mayer: Sagenhaft & Wunderbar – Sagen und Erzählungen aus dem Altkreis Prüm (Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Prümer Land, Band 59), www.gvpl.de

Gipfelkreuz auf dem Merteshügel

Der Weg zum Fürstengrab
Wallersheim zu Füßen des Merteshügels

Blick auf Wallersheim
Blick zum Steinbruch

Prüm zu allen Zeiten von allen Seiten – abenteuerlicher Panoramaweg

Blick von der Kalvarienbergkapelle auf Prüm und die Basilika

Egal, von welcher Seite wir uns nähern: Irgendwann ist er da, der erste Blick hinunter ins Tal auf Prüm und seine stolze Basilika – wunderschön, fast poetisch, lässt dieser Anblick niemanden kalt. Ich persönlich möchte mehr davon, Prüm von allen Seiten betrachten, erkunden, fotografieren – und nirgendwo ist das besser möglich als auf dem Panorama-Wanderweg 120 rund um die Karolingerstadt, der zudem auch reichlich Aussicht in andere Richtungen zu bieten hat.

Angelegt wurde die anspruchsvolle Route, auf der auf gut 20 km 430 Höhenmeter zu überwinden sind, 2008 anlässlich des 120jährigen Bestehens der Prümer Ortsgruppe im Eifelverein. Sie beginnt am Wanderparkplatz 14 („Wenzelbach“) an der B410 zwischen Prüm und Niederprüm, lässt sich aber auf diversen anderen Parkplätzen beginnen und natürlich auch vielfältig abkürzen oder durch Abstecher, zum Beispiel in die Innenstadt von Prüm, beliebig erweitern.

Für die Abenteurer unter uns haben sich die Prümer etwas ganz Besonderes ausgedacht. Auf dem Weg gibt es sage und schreibe 65 Geocaches zu heben (digitale Schatzsuche – Link siehe unten!). Vier Gruppen privater Cacher haben die „Schätze“ verschiedenster Art und unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade auf dem Weg versteckt (traditionelle, Multi- und Mystery-Caches) – unendlicher Entdeckerspaß inklusive! Wer nur geradeaus schaut und denkt, kommt meistens nicht weit. Es lohnt sich, ungewohnte Körperpositionen einzunehmen oder sich Dinge einmal von unten, oben oder auch von hinten anzuschauen. Zudem – und das ist uns mehrfach passiert – könnten auch andere Suchende sich gerade am gleichen Ort befinden, um ebenfalls ganz unauffällig („Muggel“ = Uneingeweihte dürfen ja nichts merken!) den Cache zu heben. So kommt man entweder ganz wunderbar ins Gespräch, oder man zieht sich zurück, bis die andere Gruppe fündig geworden ist. Denn eines möchte man ganz sicher nicht: einfach nur mitbekommen, wo sich das Versteck befindet!

Doch auch ohne digitale Schatzsuche gibt es so viel zu entdecken: Der Weg führt vorbei am Kalvarienberg, der 1949 durch die Explosion dort gelagerter Munition quasi in Stücke gerissen wurde, so dass vier Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs erneut Tod und Zerstörung in Prüm regierten. Noch heute beherrscht ein riesiger Krater den Gipfel, und ein Mahnmal erinnert an das schreckliche Ereignis. Für uns als Wanderer bietet der Berg jedoch auch wunderbare Ausblicke auf Prüm. Ein Abstecher zu der hübschen, nach der Katastrophe neu errichteten Kalvarienbergkapelle mit Blick über Prüm und über den Kreuzweg sei jedem wärmstens ans Herz gelegt. Vom Panoramaweg selbst kann der Blick hier oben nach Niederprüm und über das Mehlenbachtal mit seiner Wacholderheide schweifen und weit darüber hinaus bis nach Belgien.

Nördlich von Tafel führt die Strecke ein Stück über den Jakobsweg und den Schneifel-Pfad. In den oberen Regionen des idyllischen Tettenbuschs bietet sich im Skigebiet Wolfsschlucht ein spannender Blick durch die Schneise ins Tal und auf eine bayerisch anmutende Landschaft. Hier verläuft der Weg stellenweise identisch mit dem Gebietswanderweg 16. Es lohnt sich, erneut abzubiegen und (dem Weg Nr. 16 folgend) dem uralten Keltenring einen Besuch abzustatten. Der Wall lässt sich über verschlafene Waldwege erkunden, und an der Prümer-Land-Route befindet sich eine Infotafel dazu mit Blick auf ein rekonstruiertes Tor der Befestigungsanlage.

Natürlich kann der Weg in beide Richtungen erlebt und begangen werden. Unweit des Ausgangspunkts liegt Niederprüm. Von seinen Höhen bietet sich ebenfalls ein reizvoller Blick auf den Ortskern von Niederprüm mit der hübschen weißen Pfarrkirche St. Gordianus und Epimachus, die eindrucksvolle Talbrücke der A60 über die Prüm sowie auf die Höhenlagen von Prüm am Kalvarienberg und am Tettenbusch. Zeit, innezuhalten, Blick und Gedanken schweifen zu lassen und ganz tief durchzuatmen. Um dann mit frischem Schwung den nächsten Geocache zu heben. Oder einfach die Schönheit der Landschaft, der Ortschaften und des Augenblicks zu genießen.

 

Weitere Infos:
www.ferienregion-pruem.de
www.eifelverein-pruem.de
www.geocaching.com

 

Prüm mit Basilika und Abtei, im Hintergrund der Kalvarienberg
Blick ins Mehlenbachtal
Blick auf Niederprüm und die Höhenlagen von Prüm

Der Weg nach Niederprüm

Geocaching – moderne digitale Schatzsuche

Blick auf die Talbrücke der A60
Blick über Niederprüm zum Kalvarienberg und zum Tettenbusch
Niederprüm
Wanderweg in der Nähe des Wanderparkplatzes Wolfsschlucht
Ausblicke am Weg in der Nähe des Wanderparkplatzes Wolfsschlucht
Skihütte Wolfsschlucht

 

Von Quellen, Tannen und Schluchten – unterwegs im Prümer Tettenbusch

Prüm sieht nicht nur schön aus, wenn man durch die Stadt flaniert und die Basilika bestaunt. Rund um den Talkessel bieten sich die vielfältigsten Spazier- und Wanderwege, nicht selten mit Abenteueraspekten und/oder Aussicht! Ein „Häppchen“ dessen habe ich bereits beim Besuch des Kalvarienbergs zu spüren bekommen, und um einen Panoramablick zu erhaschen und zu fotografieren, habe ich mich auch schon sonntags (als nicht ganz so viel Verkehr war) am Abhang hinter der Leitplanke der Bundesstraße entlang gehangelt.

Nun ist es Zeit für mehr! Bei einem Besuch der Tourist-Information im Haus des Gastes in Prüm bekomme ich einen Stadtplan mit einer Umgebungskarte, auf der sämtliche Spazierwege „rund um Prüm“ narrensicher farblich eingezeichnet sind. Die Möglichkeiten sind vielfältig und werden den unterschiedlichsten Konditionsgraden der Wanderer gerecht: Die Routen variieren von 2 km bis zur Prümer Landtour 1 mit 12 km. Wem das zu kurz erscheint, dem sei der Panorama-Wanderweg 120 des Eifelvereins ans Herz gelegt, der auf 21 km über 430 Höhenmeter überwindet und Prüm weiträumig umrundet, natürlich mit Aussicht. Auf dieser Strecke gibt es auch 65 Geocaches zu entdecken!

Für mich wird es erst einmal der Tettenbusch, bevorzugtes Ziel so manches Prümer Sonntagsspaziergangs. Auch hier gibt es mehrere Wege und Möglichkeiten, und da ich den oberen Teil des Tettenbuschs bereits auf der Suche nach dem Keltenring besucht habe, beginne ich am Forsthaus und laufe den Forsthausweg hinauf zum Seilbach und weiter zur Wintersportanlage Wolfsschlucht (Roter Weg, Nr. 3). Der breite Weg führt entspannt bergauf, während der bewaldete Hang rechts steil abwärts und links ebenso steil aufwärts geht. Gleich nach wenigen Metern erwartet mich linkerhand ganz unverhofft eine kleine Sensation! Erst sind es nur ein hübscher kleiner steil bergauf führender Pfad und eine Sonnenbank, die mir zuwinken, doch als ich vorbei an Waldgräsern, Wurzeln und lichtem Wald hinaufstapfe, erblicke ich am Fuß eines Baumes eine Quelle: den sogenannten Adamsbrunnen! Unterhalb der Wurzel ist er in Steine gefasst, die teils mit Moos bewachsen sind. In einer Ritze zwischen den Steinen wächst keck ein kleiner Farn. Ich lasse es mir nicht nehmen, aus der Quelle zu trinken. Entzückt betrachte ich sie von allen Seiten, und natürlich wird sie auch inbrünstig fotografiert. Eine Infotafel gibt darüber Auskunft, dass der Weg, auf dem ich wandere, von historischer Bedeutung ist. Er diente sowohl als Verbindung zwischen dem Kloster in Prüm und dem Tettenbusch als auch als Viehtrift (Treibweg) zwischen Stallungen und Waldweide. Hirten, Waldarbeiter und auch das Vieh selbst werden die Quelle sehr geschätzt haben. Ich sitze noch ein Weilchen in der Sonne, erfreue mich an dem fein blühenden Waldgras und gönne mir ab und zu ein paar Tropfen Quellwasser, bevor ich meine Erkundung fortsetze.

Doch das Wasser bleibt mir treu. Neben dem Zwitschern der Vögel begleitet mich auch das Plätschern der kleinen Bäche, die überall von den Hängen herabrieseln und meinen Weg unterqueren. Ab und zu verweile ich auf einer Bank, um das Ganze so richtig zu genießen. So fühlt sich also Entschleunigung an. In einer Kurve (auf der Karte lese ich, dass ich mich am Seilbach befinde) schimmert ein Tümpel grün im Sonnenschein, während sich unterhalb gewaltiger Wurzeln eine Bank malerisch in der Sonne räkelt. Doch ich treffe eine Frau mit Hund und genieße die Eifeler Freundlichkeit und Offenheit, bleibe stehen und halte ein Schwätzchen!

Immer noch geht es bergauf, doch nun ist es wirklich nicht mehr weit bis oben. Doch zuvor muss ich noch schnell rechts eine achteckige Schutzhütte mit einem Grillplatz erkunden. Später erfahre ich, dass sie den Namen Clemens-Hosius-Hütte trägt. Noch schnell einen Ameisenhaufen bestaunen, der vom Weg aus sichtbar ist, und dann ist es endlich so weit: Ich mache einen Schlenker von meinem Wanderweg zur Skihütte Wolfsschlucht, und bin überrascht! Vor mir erstreckt sich eine Kulisse, die sich auch im Bayerischen Wald hätte befinden können: Ich stehe mitten auf einem Steilhang, an dessen Seite ein Skilift verläuft. Direkt unterhalb meines Standorts befindet ein relativ kleines, dekoratives Häuschen mit überdachter Terrasse und einem breiten Kamin, auf der sich ein Schriftzug mit dem Namen der Hütte befindet. Durch eine Schneise in den Bäumen schaue ich talwärts und auf die gegenüberliegenden Höhenzüge. Es ist wunderschön und fast schon zu süßlich für die Eifel! Damit hatte ich nicht gerechnet! Ich kann mir gut vorstellen, wie hier im Winter Skifahrer und Rodler 600m den Hang hinunter flitzen, und nehme mir vor, es mir einmal live anzuschauen, wenn Schnee liegt oder die Schneekanonen im Einsatz waren.
Nun bin ich wirklich fast auf der Kuppe und laufe scharf links auf dem Schneifelweg zurück. Teils bilden die querenden Wasserläufe unmittelbar unterhalb des Weges bereits eine Schlucht, und natürlich muss ich von der Brücke hinunterschauen. Als Kind habe ich an solchen Stellen immer hinunter gespuckt und geschaut, ob ich das Wasser treffe. Der Weg ist gut zu laufen, es geht nun immer bergab, und andere Wege treffen zu beiden Seiten darauf. So kann ich es mir schließlich nicht verkneifen, der Prümer Landroute 1 und dem Schneifelpfad wieder hinab zum Forsthausweg zu folgen, um noch einmal den zauberhaften Adamsbrunnen zu besuchen!

Am nächsten Tag erkunde ich vom Parkplatz Wolfsschlucht aus den nördlichen Teil des Tettenbuschs. Hier oben herrscht wieder eine ganz andere Stimmung mit weiten Blicken vom Waldrand über die Wiesen und Weiden des Schneifel-Höhenzugs unmittelbar oberhalb von Prüm und über den Bungartsweiher hinweg. Über den Triftweg treffe ich auf die Schutzhütte in der Nähe des Keltenrings und hebe erst einmal (nach längerer, etwas konfuser Suche an der Hütte selbst und im unmittelbaren Umfeld) erfolgreich den dort versteckten Geocache. Direkt neben dem Holzhäuschen befindet sich auch die Infotafel zum Keltischen Ringwall mit einem QR-Code, um über die ARmob-App (Antike Realität – mobil erleben) spannende Infos und Animationen abrufen zu können. Auch den magischen Keltenring möchte ich einmal wiedersehen. Ich erinnere mich noch gern an die abenteuerliche Erkundung im Spätherbst mit bunten Blättern und Pilzen im einsamen stillen Wald. Doch heute treibt die Neugier mich bergab zu den „Alten Tannen“. Ein verwunschener Ort, an dem ein Pfad ein Bächlein quert, bewacht von imposanten, weise erscheinenden sehr alten Bäumen.  Ein guter Ort, voller Ruhe und Weisheit. Ich atme tief durch und lausche dem Plätschern. Das Wasser fließt hinab zum Tettenbach, der dem Busch seinen Namen gab.

Mittlerweile laufe ich fast auf Socken, da ich ein älteres Paar Schuhe gewählt habe, dessen Sohlen sich während der Tour in Luft und Liebe auflösen. Auf dem Parkplatz gönne ich mir noch ein Abschiedsfoto von den Löchern, auf denen der Weg ganz schnell „steinig und schwer“ wurde, und lache darüber, bevor ich die Schuhe in den Mülleimer werfe.

Prüm, sein Panorama und die dort auf mich wartenden Geocaches werde ich noch weiter erkunden – demnächst und garantiert mit anderen Schuhen!

 

Weitere Informationen und Stadtplan: Tourist-Information Prümer Land, Haus des Gastes, Hahnplatz 1, 54595 Prüm (www.ferienregion-pruem.de)

Der Pfad hinauf zum Adamsbrunnen
Wunderschöne Lichtstimmung an der Sonnenbank am Adamsbrunnen

Der Adamsbrunnen

Lichtdurchfluteter Wald hinter dem Adamsbrunnen

Clemens-Hosius-Hütte

Skihütte Wolfsschlucht

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Blick auf den Bungartsweiher
Schutzhütte in der Nähe des Keltenrings
Hier geht es zu den Alten Tannen
Geocaching an der Schutzhütte

Die Alten Tannen
Pfad bei den Alten Tannen
Schutzhütte an den Wanderwegen 2 und 16

Von geheimnisvollen Steinen und Felsen – Burgruine Hartelstein bei Schwirzheim

Von weitem sichtbar überragt eine kugelförmige Kuppe das Örtchen Schwirzheim und weckt seit jeher meine Neugier. Was im Sommer als grüne „Haube“ erscheint, enthüllt im Winterhalbjahr Spannendes: Auf den hohen Felsen befindet sich eine von Bäumen und Sträuchern überwucherte geheimnisumwitterte, frei zugängliche Burgruine.

Die Prümer-Land-Route 3 führt direkt daran vorbei. Ich muss nur dem nach rechts abzweigenden Pfad folgen, um die Überreste einstiger Wehrhaftigkeit genauer in Augenschein nehmen zu können. „Naturdenkmal – Betreten auf eigene Gefahr“ erklärt das Schild an der gemütlichen Schutzhütte, und dann beginnt das Abenteuer, sowohl vom Weg aus, über den sich die Dolomitkuppe auf einer Strecke von 450 Metern umrunden lässt, als auch auf den Pfaden dazwischen.

Gleich zu Beginn offenbart sich in luftiger Höhe der „Ditzjeskeller“, ein ummauertes Loch, bei dem es sich um eine ehemalige Schießscharte handelt. Im Verlauf des Weges zweigen einige Stufen ab, die den trittsicheren Wanderer bergauf führen. Felsen und Mauerreste sind dabei so miteinander verschmolzen, dass es schwer ist, zu unterscheiden, wo das eine aufhört und das andere anfängt. Der niedriger gelegene Teil des Weges schlängelt sich verwegen durch den Wald.

Der Schatz, der sich hier oben zwischen den Bäumen versteckt, ist die Burgruine Hartelstein nordöstlich von Schwirzheim. Bereits 943 n. Chr. befand sich hier eine zur Abtei Prüm gehörende Burg. Zu dieser Zeit verlief in unmittelbarer Nähe ein Handelsweg zwischen dem Kloster in Prüm und den Gebieten an Ahr und Rhein. Ihren Namen erhielt die Burg jedoch erst 1340, als Graf Hartard von Schönecken sie zu einer Festung ausbauen ließ, die sich über eine Fläche von 100 x 50 Metern erstreckte und (wie bescheiden) seinen Namen trug: Aus „Hartardstein“ wurde später im Sprachgebrauch „Hartelstein“. Aufgrund dieser Verbindung halten sich im Ort Gerüchte, dass von der Ruine unterirdische Gänge bis zur Burg Schönecken führen. Noch ein Rätsel, das die Spannung hier an diesem Ort erhöht! Und damit ist noch lange nicht Schluss! Die Liste der Geschichten um die Burg und ihren Hügel ist lang. So sollen die Herren von Schönberg, die im 16. Jahrhundert hier herrschten und Raubritter gewesen sein sollen, aufgrund ihrer Freundschaft zu den Herren der Kasselburg in Pelm veranlasst haben, eine Schneise oder Schlucht in einen Berg zu schlagen, um Sichtkontakt zu haben.

Der Legende nach existierte jedoch bereits lange zuvor auf diesem Berg ein „Götzentempel“. Der römische Statthalter Rictiovarus, der um 286 in Trier Christen verfolgte und auf dem Marsfeld ein Blutbad anrichtete, das die Mosel rot gefärbt haben soll, stammte anscheinend von der Schwirzheimer Burg. Zu seiner Zeit soll bereits ein unterirdischer Gang zum Büdesheimer Wald bestanden haben. Noch heute soll der römische Statthalter hier spuken. Es ist eine Geschichte eines Handwerksburschen überliefert, der in den Ruinen übernachtete und Musik hörte, wie von einem großen Fest, obwohl im Dorf alles ruhig war.

Die Mauerreste könnten viel erzählen. 1560 fielen die Holländer darüber her und plünderten die Burg. 1712 gelangte sie erneut in den Besitz der Abtei Prüm und verfiel im Laufe der Zeit. Anwohner nutzten sie als Steinbruch. 1940 stürzten die letzten Reste des Burgturms bei einem Gewitter ein.

Man kann sie sich vorstellen, die uralte Burg, nicht viel mehr als ein Bergfried oben auf der Kuppe, umgeben von einer hölzernen Palisade. Dann später, nach dem Ausbau zur Festung: Stolze Mauern und Türme hoch über den Felsen – so unwegsam und steil, dass kein Feind sie erklimmen konnte. Ein Wohnhaus, Ställe, ein separates Küchenhaus und eine Burgkapelle mit einem sanftmütigen Priester, der die Familie und das Gesinde betreute. Und am höchsten Punkt noch der alte Bergfried als stolzer Turm, der weit über das Land hinausragte.

Wie eng die Ortschaft nach wie vor mit ihrer Höhenburg verbunden ist, zeigt sich auch darin, dass im örtlichen Gasthaus ein „Dietzjeskeller“ eingerichtet ist, in dem man herrlich feiern kann. Die dort servierten „Häppchen“ erfreuen sich großer Beliebtheit.

Heute brauchen wir reichlich Phantasie, um uns die stolze Burg vorzustellen – nicht jedoch, um die abenteuerlich-romantische Schönheit dieser Landschaft aus Felsen und Mauerresten zu erspüren. Die Hütte und die davor stehende Bank laden zur entspannten Pause mit Picknick ein, mit Blick über die Felder auf die lieblichen, sich sanft hebenden und senkenden Hügel nördlich von Schwirzheim.

 

Weitere Informationen:
www.ferienregion-pruem.de
www.schwirzheim.de
http://www.kostisch.de/dietzjeskeller/

Parkgelegenheit: Schwirzheim, am Friedhof

Wanderempfehlung: Prümer Land Tour Route 3

Ein spannend gestalteter Geocache vor Ort „mit Geschichte“: https://www.geocaching.com/geocache/GC1MZDR

Literaturempfehlung: Alois Mayer: Sagenhaft & Wunderbar – Sagen und Erzählungen aus dem Altkreis Prüm (Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Prümer Land, Band 59), www.gvpl.de

Im Wald auf dieser Dolomitkuppe hoch über Schwirzheim verbirgt sich die Ruine
Blick von der Burgruine ins Land hinein
An der Schutzhütte beginnt das Abenteuer; rechts der Weg, auf dem sich die Kuppe umrunden lässt.

Der Ditzjeskeller

Abenteuerlicher Waldpfad etwas unterhalb der Ruine

Der Wald öffnet sich
Pause mit Blick über die Felder nördlich der Burgruine

 

Von Wundern, Kunstschätzen und dem großen Staunen – die Sankt-Salvator-Basilika in Prüm

Die Geschichte der Sankt-Salvator-Basilika in Prüm lehrt uns, an Wunder zu glauben. Zwei Beispiele: Am Heiligen Abend 1945 war die Stadt durch den 2. Weltkrieg schwer zerstört. Der Winter war eisig und unbarmherzig, die Menschen müde, die Trümmer trostlos. Wie ein Hoffnungsschimmer ragte die von allen geliebte und verehrte Basilika aus den Schuttbergen hervor – voller Löcher und mit einer Holzbaracke im Kirchenschiff, aber immer noch intakt. Am 24. Dezember 1945 um 21 Uhr, eine Stunde vor der Christmette, durchbrach unheilvolles Grollen die Stille der Heiligen Nacht, gefolgt von einer riesigen Staubwolke. Mehrere Pfeiler hatten nachgegeben, der Dachstuhl über dem rechten Seitenschiff, Teile der Außenmauern und das Gewölbe des Langhauses waren zusammengestürzt und hatten die Holzbaracke im Kirchenschiff unter sich begraben. Eine Stunde später wären hunderte Menschen zu Tode gekommen. So schlimm es auch aussah, so war es doch ein Wunder, dass niemand Schaden nahm.
Ebenso eindrucksvoll: Die Flutkatastrophe im Juli 2021 überschwemmte in Prüm ganze Straßenzüge. Die Häuser standen teilweise bis zur Oberkante des Erdgeschosses unter Wasser. Doch vor der Basilika machten die Fluten Halt. Sie nahm keinen Schaden. Ein Lichtblick in der tiefen Verzweiflung dieses Sommers.

Weltlich gesehen könnte man sagen, dass die Erbauer den Platz umsichtig gewählt hatten, und das stimmt sicherlich auch. 721 n.Chr. gründete die fränkische Edle Bertrada die Ältere, die Urgroßmutter Karls des Großen, etwa dort, wo sich heute der Friedhof befindet, gemeinsam mit Ihrem Sohn Charibert von Mürlenbach das erste Kloster in Prüm. Die Mönche stammten aus dem Kloster Echternach und lebten nach den strengen Regeln des heiligen Columban. Dieses Stift gelangte noch nicht zu voller Blüte, so dass Pippin der Jüngere 752 das Kloster erneuerte. Er war mit Bertrada der Jüngeren (Enkelin der ursprünglichen Gründerin) verheiratet. Ihr ältester Sohn, der spätere Kaiser Karl der Große, war zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Jahre alt. Benediktinermönche aus Meaux bei Paris bezogen das neue Kloster. Ab 762 erhielt es in der Nähe der ehemaligen Tettenbachmündung in die Prüm deutlich größere neue Gebäude und eine Kirche, die nach Pippins Tod 768 von Karl dem Großen so reich mit Gold- und Silberschätzen ausgestattet wurde, dass sie „Goldene Kirche“ genannt wurde. Pippin selbst hatte neben vielen anderen Reliquien und Kunstschätzen Teile der Sandale Christi nach Prüm gebracht, ein Geschenk von Papst Zacharias, das für die Namensgebung der Kirche bis heute maßgeblich ist: Sankt Salvator (von lat. salvator = Heiland, Erlöser).

Die Basilika erhielt 1721 ihr heutiges barockes Gesicht. Sie wurde weitgehend neu gebaut, jedoch ist der heutige Nordturm identisch mit dem Südturm des Vorgängerbaus. Bei den jüngsten Sanierungsarbeiten 2018 wurden Teile des alten Mauerwerkes freigelegt und dauerhaft sichtbar gemacht. Unter anderem ist eine alte Bogenöffnung des Seitenschiffs erkennbar, ebenso zehn Stufen einer Spindeltreppe. Die mittelalterlichen Fundamente einer früheren romanischen Prümer Abteikirche aus dem 11. oder 12. Jahrhundert sowie Spuren der ehemaligen Abtsburg und eines Zeughauses sowie Reste eines Kalkofens wurden bei der Neugestaltung des Hahnplatzes ausgegraben. Fundstücke reichen bis in die Römerzeit zurück. Eine Bodenplatte aus Carrara-Marmor stammt möglicherweise noch von der ursprünglichen „Goldenen Kirche“.

Auch wenn man dies alles nicht weiß, lädt die Basilika bei jedem Besuch zum Schauen und Staunen ein und vermittelt mir wieder und wieder ein andächtiges Gefühl. Ich mag ihre Farben und wie sie in der Sonne leuchtet, den lichtdurchfluteten Innenraum und das „heilige Gefühl“, das ich bekomme, wann auch immer ich auch nur den Mittelgang entlang schaue! Prüm liegt im Talkessel, und von allen Seiten kann ich sehen, wie sich die Basilika freundlich strahlend über die umliegenden Häuser erhebt. Nach all den Jahren der stillen Verehrung habe ich nun endlich das Glück, sie von Prüms Stadtführerin Monika Rolef gezeigt zu bekommen, einer Zeitzeugin seit dem 2. Weltkrieg und sprudelnder Quell spannender Prümer Geschichte(n).

Wir betreten die Kirche durch eine mächtige hölzerne Flügeltür (schon die Türklinke gibt mir das Gefühl, plötzlich auf halbe Größe geschrumpft zu sein). Neben dem wuchtigen Portal sind zwei Statuen angebracht: Pippin der Jüngere (links) und Karl der Große (rechts). Wir treten ein. Linkerhand befindet sich die Kapelle für die Reliquien der heiligen drei Ärzte Marius, Adifax und Abacum. Im rechten Seitenschiff stellt eine Grablegungsgruppe die Trauer um Jesus nach dessen Tod dar. Sie stammt ursprünglich aus der Krypta der 1949 zerstörten Kalvarienbergkapelle. Damals explodierte im Berg gelagerte Munition, und erneut verschwand Prüm in einer Wolke aus Staub und Zerstörung. Die Sonne scheint auf die bunt leuchtenden Figuren, und die Trauer, die sie ausstrahlen, und ihre Schönheit treiben mir gleichermaßen die Tränen in die Augen. Ich bin dankbar, dass es sie noch gibt und dass sie hier einen derart würdigen Platz gefunden haben. Andächtig schreiten wir durch das Mittelschiff bis zum Altarraum. Die Sandalen Christi! An Feiertagen kann man sie bestaunen – und während der Prümer Kirmes. Völlig unvorbereitet stand ich 2019 bei einem meiner zahlreichen Besuche plötzlich vor dem geöffneten Schrein und starrte auf das alte Stück, das von so großer Bedeutung ist. Untersuchungen haben bestätigt, dass die Reliquie aus der Zeit Jesu und aus der Gegend um Jerusalem stammt. Sie wurde zu karolingischer oder merowingischer Zeit in einen Stoffschuh eingearbeitet. Neben ihrem neugotischen Schrein beeindruckt der barocke Hochaltar aus dem Jahr 1727 sowie das Hochgrab des Kaisers Lothar I., eines Enkels Karls des Großen, rechts neben dem Hochaltar, flankiert von einer Padiglione (Basilikaschirm) mit dem Prümer Wappen. Zwei Gemälde von Januarius Zick zeigen die Klostergründung und die Einweihung der Klosterkirche 799 unter Anwesenheit Karls des Großen und des Papstes Leo III. Beim Betrachten des Chorgestühls aus Eichenholz stockt mir fast der Atem. Zu fein und gleichzeitig gewaltig sind die geschnitzten Figuren – eine andere an jedem Stuhl! Es wurde 1731 als erste neu geschaffene Einrichtung in die neu erbaute Kirche gestellt und kann ebenfalls unglaubliche Geschichten erzählen. So konnte es 1802 trotz eines Verkaufs an einen Privatmann an Ort und Stelle verbleiben und überstand den 2. Weltkrieg unbeschadet, da es bereits 1940 eingemauert worden war. Beim Einsturz 1945 hatte es sich noch in Sicherheit befunden. Voller Ehrfurcht streiche ich mit der Hand über das dunkle Holz und setze mich andächtig und sehr vorsichtig darauf. Und schaue nach oben, denn da gibt es noch mehr zu sehen! Gleich oberhalb dieses Kunstschatzes befindet sich ein 50 Quadratmeter großer Chorteppich, der 1895 von Franz Wirth entworfen und 1908-1918 von 30 Frauen des Prümer Paramentenvereins bestickt wurde. Er zeigt die Erschaffung der Welt. Ich verliere mich in der Betrachtung der 1000 Einzelheiten und Szenen, die in diesem Teppich verwoben sind.

Wohin wir auch schauen – jede Kleinigkeit in dieser Basilika lädt zum Staunen ein und erzählt Geschichten. Allen voran ein kleiner Barockengel mit Pfeil und Bogen am Hochaltar. Er erzählt die Geschichte von „Nithards Pfeil“ – womit wir wieder beim Thema „Wunder“ wären: Um 882 beschlossen der fromme, wohlhabende Ritter Nithard und seine Frau Erkanfrida, ihr Vermögen einem Kloster zu hinterlassen, da sie kinderlos waren. Sie lebten in den französischen Ardennen, wo es viele Klöster gab, konnten sich jedoch nicht entscheiden und baten einen Priester um Rat, der ihnen vorschlug, Gott selbst bestimmen zu lassen. So veranstalteten sie ein großes Fest. Zum Abschluss bestieg das Paar mit seinen Gästen einen nahe gelegenen Berg. Vor all diesen Zeugen schoss Nithard kraftvoll einen Pfeil mit einer Schenkungsurkunde in den Himmel. Die Wolken schienen sich aufzutun, und eine lichtumflutete Gestalt ergriff den Pfeil und trug ihn davon. Abt Ansbald las derweil in Prüm die Messe, als plötzlich ein mild leuchtender Engel erschien und begleitet von himmlischen Klängen den Pfeil mit der Urkunde auf dem Altar niederlegte. So gelangte die Abtei Prüm in den Genuss der reichen Erbschaft, und das Gedächtnis der frommen Eheleute wurde für lange Zeit jährlich am 30. April gefeiert.

Ich stehe vor der ehrfurchtgebietenden Basilika, betrachte andächtig die anmutige Fassade und lausche gespannt den Geschichten. Da erscheint es fast schon selbstverständlich, dass auch der Jakobspilgerweg mitten durch Prüm führt. Und gerade jetzt, in der Weihnachtszeit, eingehüllt in Licht und Sterne, strahlt sie noch einmal doppelt so schön. Niemand kann sich ihrem Zauber entziehen. Möge sie noch lange glänzen, die Basilika St. Salvator!

 

Weitere Informationen:
www.ferienregion-pruem.de
https://susanne-wingels.de/pruem-und-die-sache-mit-den-karolingern

Führungen:
 buchbar bei der Katholischen Kirchengemeinde – Pfarrbüro, Hahnplatz 17, 54595 Prüm, Tel. 06551/147460, E-Mail:
info@pfarreiengemeinschaft-pruem.de, www.pfarreiengemeinschaft-pruem.de

Quellen:
Geschichtsverein Prümer Land/Alois Mayer: „Sagenhaft & Wunderbar – Sagen und Erzählungen aus dem Altkreis Prüm“, 1. Auflage 2010 (www.gvpl.de)
Monika Rolef: „Das neue Prüm – Chronik einer Stadt, Erster Band 1945-1975“, 1. Auflage 2020
Monika Rolef: „Prüm und die Karolinger“ / „Der große Chorteppich in der Sankt Salvator Basilika zu Prüm“ / „Das Chorgestühl in der Sankt Salvator Basilika in Prüm“
TI Prüm: „Karolingerstadt Prüm“ / „Basilika St. Salvator“(Broschüren)

Prüm mit Basilika und Abtei, im Hintergrund der Kalvarienberg

Die Grablegungsgruppe

Der barocke Hochaltar
Die Sandalen Christi
Das Grab Kaiser Lothars I., links die Padiglione
Das Chorgestühl

Der 50 m² große Chorteppich
Spuren des alten Turms

Nithards Pfeil
Advent in der Sternenstadt Prüm
(Foto: Tourist-Information Prümer Land, Sebastian Wiesen)
Advent in der Sternenstadt Prüm
(Foto: Tourist-Information Prümer Land, Sebastian Wiesen)

Harmonie zwischen Skulpturen und Natur –Skulpturenpark in Niederprüm

In einer Kurve der B410 fällt mein Blick auf ein paar unauffällige Gebäude und einige Parkgelegenheiten davor. Ich bin am Ziel – und ausgesprochen neugierig: auf den Skulpturenpark Kruft Niederprüm.

Am Tor zum Park ist eine kleine Box in Form einer Eule angebracht. Hier entrichte ich mein Eintrittsgeld, und dann empfängt mich eine ganz eigene Welt: Plätscherndes Wasser, Vogelgezwitscher, das frische Grün von Wiesen und Bäumen, geschwungene Wege, rustikale Bänke und romantische Schutzhütten. Und zwischen all dem: Schmiedekunst (in der Regel aus Kupfer), so weit das Auge reicht: Kleine und große, schmale und breite, hohe und niedrige Brunnen mit Kaskaden, überdimensionale Insekten, kleine Vögel, Eulen, Greifvögel, Reiher, Kraniche, Rehe, Hirsche, Wildschweine. Ein Bär hält Wache, und ein Pferd galoppiert auf seiner Weide mutig auf den Zaun zu. Weit hinter all dem, mitten im Dorf, grüßt als malerischer Hintergrund hell leuchtend die weiße Kirche von Niederprüm aus dem Jahr 1677. Über einem kleinen Flüsschen am Rande des Parks, der Prüm, schweben Fische, die aus alten landwirtschaftlichen Gerätschaften geformt wurden. Rostige Zahnräder lachen den Betrachter als Eulenaugen an. Fein gearbeitete kupferne Männchen rasten an jeder Ecke: Auf einer Schaukel am Baum, mit der Angel am See, mit einem Buch in der Hand, auf einer Seite der Bank, als würden sie mich einladen, mich zu ihnen zu setzen. Sie strahlen Ruhe aus und laden den Besucher ein, diese kleine, ganz eigene Welt mit ihren Augen zu betrachten.

An jeder Ecke, in jeder Nische, einfach überall laden (teils überdachte) Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. Im hintersten Winkel des Parks sitze ich auf einer kleinen Anhöhe und lasse den Blick schweifen. Zu meinen Füßen breitet sich ein harmonisch angelegter Park aus, mit Wiesen, seltenen Gehölzen, heimeligen Winkeln und Wasser an jeder Ecke. Zwischen dem Plätschern des Wassers, den Farben der Natur und den kunstvoll gestalteten Figuren erlebe ich Ruhe. Ruhe und die Freude an der Schönheit dessen, was ich betrachten darf. Ich schaue auf das Männlein, das unter einem Baum auf einer Schaukel sitzt, und ein Liedtext aus dem Musical Mozart erfüllt mein Denken: „Manchmal nachts fällt Gold von den Sternen…“

Wer möchte, kann etwas von dieser Schönheit mit nach Hause nehmen. Werkstatt und Laden sind zu den Öffnungszeiten (s.u.) für Besucher zugänglich und bieten reichlich Andenken und den persönlichen Kontakt zum Künstler Hubert Kruft und seinem Sohn, der den Betrieb – ursprünglich eine Dorfschmiede – in der 5. Generation weiterführen wird. Ein richtiger Familienbetrieb: Liane Kruft kümmert sich um ihre Gäste, übernimmt Verkauf und Beratung, Tochter Hannah die „Werbung“ im Internet. Hier erfahre ich auch, dass fast alles, was ich im Park gesehen habe, aus dieser Schmiede stammt. Lediglich die Bronzeskulpturen sind zugekauft.

Lächelnd verlasse ich den Park, mit einem letzten Blick auf die kupfernen Eulen, und ich brauche einen Moment, um wieder im Draußen anzukommen: An der B410 in Niederprüm, wo mein Auto auf mich wartet. Gerne komme ich wieder, wann immer mir nach dieser einzigartigen Kombination aus Zuflucht, Ruhe, Natur und Kunst zumute ist.

Adresse/Infos: Skulpturenpark Kruft, St. Vither Straße 62, 54595 Niederprüm, Tel. 06551 981638, www.skulpturenpark-kruft.de
Eintritt Park: Erwachsene (ab 16 Jahren) 2,50 €
Öffnungszeiten Park: täglich 10-17 Uhr (auch an Sonn- und Feiertagen)
Öffnungszeiten Geschäft: Mo-Fr 10-17 Uhr, Sa 10-14 Uhr und nach Vereinbarung

www.ferienregion-pruem.de

 

Viel mehr als „nur“ Stullen im Café Stullwerk – Schlemmen im und am Eisenbahnwaggon in Pronsfeld

Diesen Sommer mache ich erneut Station ins Pronsfeld. Hier gibt es etwas Neues zu entdecken, das mir schon auf der Suche nach der Riesenbank, beim Besuch des Eisenbahnmuseums und auch bei meiner Tour durchs Alfbachtal Freude gemacht hätte.

Wie viele Radfahrer und Wanderer mögen hier schon hungrig und durstig gestrandet sein und dankbar gerastet haben? Eines ist sicher: Auch die Einheimischen haben das neue Café am ehemaligen Bahnhof in Pronsfeld schon liebgewonnen. Praktisch ins Eisenbahnmuseum integriert bieten Conny und Boris hier samstags und sonntags Kaffee, alkoholfreie Erfrischungsgetränke, Kuchen und selbstverständlich auch die namensgebenden Stullen an. Der Kaffee stammt von der Kaffeerösterei Daun. Die Küche ist im Schwerpunkt – aber nicht ausschließlich – vegetarisch. Es herrscht ein entspanntes und freundliches Miteinander, und niemand bleibt lange hungrig oder durstig.

Auch ich werde herzlich begrüßt, und es fällt mir schwer, mich für einen der hausgemachten Kuchen zu entscheiden: sie sehen alle so lecker aus! Ich entscheide mich für den Russischen Zupfkuchen und heiße Schokolade: eine gute Wahl! (Mir wurde zugetragen, dass auch die anderen Kuchen ebenso gut gewesen wären: Die Liste der mir von Bekannten zugetragenen empfohlenen „besten“ Sorten ist lang!)

Ich sitze draußen auf dem Bahnsteig, atme die frische Luft, genieße jeden Bissen und schaue dabei auf den alten Bahnhof, Lok und Waggon, die Ausstellung, den Radweg und die mich umgebende Natur. Und auf andere Gäste, spielende Kinder und interessierte Radler. Schließlich bin ich fertig mit der Schlemmerei und dem entspanntem Beobachten, erklimme neugierig die steilen Stufen des Waggons und gestatte ich mir einen Blick ins Innere. Das 3.-Klasse-Abteil aus dem Jahr 1940 lädt uns auf eine kleine Zeitreise ein. So sind die Menschen früher Bahn gefahren. In Gedanken hieve ich einen großen alten schweren Koffer auf die Gepäckablage und nehme auf dem glatten Holz Platz. Die Bänke sind schön abgerundet und in der Sitzfläche leicht vertieft. Trotzdem bin ich ganz froh, dass ich darauf nicht tagelang durch die Weltgeschichte reise. Kaffee trinken dagegen macht hier Freude. An den Wänden hängen alte Fotos von Pronsfeld, seinem Bahnhof und seinen Zügen. Da darf man ruhig etwas nostalgisch werden.

1943 gab es in Pronsfeld noch zwei Stellwerke – heute gibt es das Stullwerk! Wie schön!

Weitere Infos: Café Stullwerk am alten Bahnhof/Eisenbahnmuseum in Pronsfeld, geöffnet von April bis Ende Oktober Samstag und Sonntag 11-18 Uhr
(Außenbereich barrierefrei zugänglich)
Instagram: @stullwerk

Conny und Miri kümmern sich am Tag meines Besuchs hingebungsvoll um die Gäste.

eifelnomaden – Lamawandern im Paradies (Schönecker Schweiz)

Seit 2020 gibt es etwas Neues in der Schönecker Schweiz, die ich so sehr liebe. Zeit, es endlich auszuprobieren:

Sie haben keine Hufe, sondern Sohlen, und auf diesen schleichen sie durch die Natur, mit uns an ihrer Seite, wenn wir das möchten. Es sind Yuri und Bingo, die uns auf unserer Wanderung durch die Schönecker Schweiz begleiten, und bevor es losgeht, lernen wir eine ganze Menge!

Die erste Lektion heißt: Distanz. Lamas sind keine Kuscheltiere, und wir müssen lernen, zu warten, bis sie von sich aus die Nähe zulassen oder suchen. Trotzdem ist es wichtig (und das ist die zweite Lektion!), zum Leittier unseres Lamas zu werden, und dies äußert sich auch über die Position, die unser Begleiter an unserer Seite einnimmt. Und natürlich erfahren wir auch, warum Lamas in der Regel keine Menschen anspucken…

Die anderen Lamas der Herde, Sonny, Luca, Arkan, Snickers, Luiz und Egon, schauen uns interessiert zu, als wir aufbrechen und nach wenigen Metern hinabsteigen ins Altburgtal. Die Zeit, die wir mit dem Lama verbringen, lässt sich im besten Sinne als „Quality Time“ bezeichnen: Wir konzentrieren uns nur auf „unser“ Tier; kein Handy, keine Kamera lenkt uns ab, selbst die Gespräche drehen sich um die Lamas. Das Erlebnis ist dicht und intensiv. Die erste Unsicherheit schwindet mit jedem Schritt, auch wenn ich immer noch sehr aufmerksam auf meine Führungsrolle achte. Wir lachen über die Position, die unser Lama einnimmt, als es sich erleichtert, lernen etwas über die Pflanzen am Wegrand, tauschen uns über die Beschaffenheit des Weges aus und besprechen Wünsche für die Route, die wir heute zurücklegen.

Die Schönecker Schweiz bietet unendliche Möglichkeiten: einen Besuch der Burg Schönecken (nun auch in Lama-Begleitung), das Altburgtal mit der alten Keltenburg, Wiesen auf der Höhe, Wacholderheiden, Felsen, Schwindbäche, den Wiesengrund mit dem plätschernden, sich windenden Bächlein, Bärlauch, wilde Orchideen, besondere Bäume und andere botanische Besonderheiten am Wegrand. Bei ausgiebigen Trekkingtouren kann von hier aus die ganze Eifel „erobert“ werden, andere Routen wiederum sind kurz und gemütlich.

Wir rasten auf einer gelb leuchtenden Wiese. Die mageren Böden der Schönecker Schweiz sind hervorragend für Lamas und ihre 3 Mägen geeignet. Aber ab und zu darf es auch mal eine satte Weide voll Löwenzahn sein. Die gelben Blüten verschwinden schneller in den Mäulern, als wir schauen können, und die Grimassen, die die Tiere beim Kauen ziehen, zaubern uns ein Grinsen ins Gesicht. Das liegt daran, dass den deutlich sichtbaren Schneidezähnen am Unterkiefer eine Kauplatte am Oberkiefer gegenüberliegt. Sie können damit das Gras hervorragend abbeißen und beschädigen so das Wurzelwerk nicht. Lamas gehören zur Familie der Kamele, und so eine Wanderung oder ein Trekking zaubert einen Hauch Exotik in die ohnehin schon faszinierende Welt der Schönecker Schweiz. Dies wird auch deutlich, wenn wir auf andere Menschen treffen. Unsere Tiere wecken Neugier und verzaubern. Man bleibt stehen und unterhält sich, und häufig möchten die anderen Wanderer Fotos von sich und den Lamas. Da gebe ich gleich ein bisschen mit meinem Wissen an: Bitte nicht so nah heran und nicht streicheln, wenn das Lama das nicht von sich aus anbietet… Und bin etwas stolz auf meine neuen Kenntnisse!

Die Lamas leben seit 2020 in Sichtweite der Burg Schönecken auf den Weiden unterhalb des ehemaligen Hotels „Burgfrieden“ am Rammenfeld. Hier beginnen auch die (begleiteten) Touren. Das Angebot reicht von einer kleinen Familienwanderung über eine intensive „Zeit zu zweit“ mit Picknickkorb und Sekt über Tageswanderungen bis hin zu mehrtägigen Trekkingtouren mit Zelten, beispielsweise auf dem Jakobsweg.

Am Ende fühlen wir uns entspannt, angeregt durch die Erlebnisse und wie nach jeder Wanderung etwas müde. Aber zunächst plaudern wir noch ein wenig und versorgen die Tiere. Ehrensache, dass wir sie nicht einfach anbinden und gehen! Sie sind unsere Gefährten geworden. Nun dürfen sie wieder auf die Weide zu den anderen. Sie werden schon sehnsüchtig erwartet!

Veranstaltungsort/Weide: Rammenfeld 6, 54614 Schönecken
Postadresse und Infos: eifelnomaden, Altburgstr. 26, 54597 Hersdorf. Telefon 06553/
8329762, post@eifeltrekking.de, www.eifeltrekking.de

SWR-Beitrag: https://www.swrfernsehen.de/landesschau-rp/lamatouren-durch-die-eifel-100.html

Hoch über Schönecken mit Blick auf die Burg: An diesem paradiesischen Ort leben seit 2020 die Lamas der eifelnomaden!
Es geht los! Abstieg ins Altburgtal.
Langsam gewöhnen wir uns aneinander.
Frühling im Altburgtal
Eine kleine Rast für alle

Ein wahrer Blumenfreund!
Julietta Baums von den Eifelnomaden mit zweien ihrer „Jungs“ – im Hintergrund ist Burg Schönecken zu sehen.
Auf dem Weg zur Burg Schönecken
Mein Weggefährte Yuri
Auch Yuri und Bingo lesen sich die Infos auf dem Schild genau durch!
An der Burg Schönecken!
Julietta Baums mit Bingo und Yuri an der Burgruine Schönecken
„Gruppenbild mit Dame“ – auch ich werde fotografiert!
(Foto: Julietta Baums)
Yuri und ich sind uns einig! Und nach mehreren gemeinsamen Kilometern lässt er mich auch schon näher an sich heran.
Rückweg zur Weide
Die anderen Lamas erwarten uns schon!
Lamaweide hoch über Schönecken
Von der Lamaweide zur Burgruine Schönecken sind es nur wenige hundert Meter.
Picknick mit Lama

Auf Wiedersehen! Bis zum nächsten Mal!
Ein letzter Blick aufs Lamaparadies und die Burg!

 

Alfbachtal – von einer Bachaue, sanften Hängen, Bibern, Schmetterlingen und Hummeln

Blick von oben ins Alfbachtal

Es ist vor allem die Aussicht auf Biber, die mich in das idyllische Alfbachtal lockt. Doch ich entdecke schnell, dass dort noch viel mehr auf mich wartet!

Schon immer haben mich die sich schlängelnden Bachauen in der Eifel aus tiefstem Herzen angesprochen, und so folge ich der Empfehlung für eine kleine, feine, 6 Kilometer lange Wanderung mit 70 Höhenmetern, etwas Aussicht und ganz viel Wasser.

Ich starte in Pronsfeld am alten Bahnhof mit dem sehenswerten Eisenbahnmuseum. Von hier erstreckt sich der Eifel-Ardennen-Hohes Venn-Radweg 12 Kilometer lang bis Bleialf (und von dort weiter nach St. Vith) über die alte Eisenbahnstrecke am Ufer des Alfbachs entlang: Eine leicht zu bewältigende Rad- und Wanderstrecke ohne viele Höhenmeter. Dieser Abschnitt des Alfbachs und seine Umgebung (insgesamt 164 Hektar) stehen unter Naturschutz.

Ich laufe also los, von Pronsfeld in Richtung Bleialf, erst einmal den Radweg entlang. Zu meiner Linken plätschert der Alfbach fröhlich seiner Mündung in die Prüm entgegen und glitzert im Sonnenschein. Hinweisschilder geben anschaulich Auskunft über die Natur am Wegrand. Nach etwa 900 Metern, bei den letzten Pronsfelder Häusern, halte ich mich links (dem Wanderweg 22 und der roten Nordic-Walking-Strecke folgend). Von einer malerischen Brücke schaue ich auf den immer natürlicher und wild umwachsen erscheinenden Alfbach. Kurz darauf finde ich die ersten Biberspuren, einen üppigen Damm, der quer über den ganzen Bach reicht.

Mein Weg führt stetig bergauf, und im Hintergrund türmen sich dunkle Wolken auf. Einen Moment überlege ich, ob ich die Wanderung abbrechen und so schnell wie möglich den Heimweg antreten soll, oder ob ich meinen Weg fortsetze. Aber da die Strecke nicht allzu lang ist und ich gerade die 70 Höhenmeter schon fast vollständig hinter mich gebracht habe, entscheide ich mich fürs Weitergehen – zu Recht übrigens, denn das Wetter bleibt mir wohlgesonnen.

Der Wanderweg 22 biegt rechts ab und folgt dem Hang auf halber Höhe, doch ich steige weiter hoch und wähle erst die nächste Möglichkeit rechts (markiert durch den roten Pfeil der Nordic-Walking-Strecke). Von hier oben bieten sich wunderschöne wildromantische Aussichten über den Alfbach, die ihn umgebende Landschaft und die umliegenden Höhenzüge. Um mich herum wogen Gras und Getreide um die Wette, durchsetzt von den verschiedensten Blumen und einem bunten Gesumm. Hummeln und Schmetterlinge werden meine Wegbegleiter. Der Wanderweg stößt wieder auf meine Strecke. Immer wieder wecken spannende Geländemerkmale mein Interesse, und die Kamera steht nicht still. Ein bewachsener Hügel im Feld, ein malerischer Waldrand, blühender Mohn – es gibt so viel zu sehen! Und gleichzeitig ist es ganz still – ich bin allein mit mir und meiner Kamera und all dem Überschwang. Es ist ein Genuss, ganz mit mir im Reinen hier oben unterwegs zu sein.

Nach knapp einem Kilometer wende ich mich nach rechts. Ab hier geht es deutlich bergab, hinunter ins Tal und zurück zum Alfbach, wieder begleitet von Gräsern, Blumen, Ähren und dem Summen der Insekten. Vor der Brücke hört die Schönheit für kurze Zeit auf: Nicht Biber, sondern schweres Gerät waren hier im Einsatz, aber es sind nur ein paar Meter, dann ist alles wieder gut! Sofort zieht mich die wildromantische Landschaft erneut in ihren Bann, die bildlich gesprochen das Wort „Biber“ in Großbuchstaben auf der Stirn trägt. Haufenweise Spuren von Dämmen und Bauten bestätigen das, und die passenden Infotafeln gleich dazu – nicht nur zu Bibern, sondern auch zu Amphibien übrigens, von denen viele verschiedene Arten den hier entstandenen Lebensraum nutzen! Ich spähe ins Schilf hinein und um mich herum, in der Hoffnung, all diese Dinge auch zu entdecken. Einen Feuersalamander fände ich spannend, doch vielleicht war ich zu laut, denn er lässt sich nicht blicken. Hier unten im Tal steht eine Bank, mit Blick auf Wasser und Aue und einem Eifelwald im Rücken, wie ich ihn schon aus meiner Kindheit kenne und liebe.

Der Rest des Weges führt über den Eifel-Ardennen-HohesVenn-Radweg und ist somit bequem zu meistern. Der Asphalt könnte unromantisch wirken, jedoch gleichen dies die Blumen und Tiere am Wegrand ebenso aus wie die liebliche Auenlandschaft um den Alfbach. Zwischendurch laden Bänke zum Rasten und Infotafeln zum Lernen ein. Bäume, Unterholz, der Bach, sumpfige Gebiete in der Aue, Biberspuren und eine bunte Vielfalt an Blumen geleiten mich zurück nach Pronsfeld. Das Leben ist schön!!!

Weitere Informationen: www.ferienregion-pruem.de (Hier gibt es sowohl Auskunft zum Eifel-Ardennen-Hohes Venn-Radweg als auch die Wanderroute 22 zum Download), www.pronsfeld-eifel.de (Wanderinfos und Übersichtskarten zum Download: https://www.pronsfeld-eifel.de/modules/news/article.php?storyid=1571&location_id=5 )

Parkgelegenheit: Wanderparkplatz Nr. 12, Pronsfeld (hier gibt es zwei verschiedenen Übersichtskarten mit Wanderwegen zum Mitnehmen und ebenso Infos zu den Nordic-Walking-Strecken)
Weitere Park- und Wandermöglichkeiten im oberen Verlauf des Alfbaches an der Habscheider Mühle, in Buchet und Bleialf.

Die Strecke beginnt in Pronsfeld am ehemaligen Bahnhof nahe der Mündung des Alfbachs in die Prüm

Wenn das keine Biberspuren sind…
Blick über den Wanderweg 22 ins Alfbachtal. Wir steigen noch etwas höher.
Oben…
Blick hinunter in die Bachaue
Aussichten
Es blüht und summt
Mohn am Wegrand

Nahe der Brücke

Am Alfbach

Blick über die Bachaue auf den Hügel, über den ich gekommen bin

Wieder kurz vor der Mündung bei Pronsfeld
Heimweg über den Eifel-Ardennen-Hohes Venn-Radweg

Urweltliche Klänge und putzige Zeitgenossen im Eifeltal – der Eifel-Zoo Lünebach

Dieser frei fliegende Papagei begrüßt die Gäste an der Gastronomie

Es ist dieser eine Moment ganz am Ende meines Besuchs, als ich gerade schon den Eifel-Zoo verlassen möchte, der für mich bis in mein Innerstes auf den Punkt bringt, was diesen Ort im Bierbachtal (kurz vor der Mündung in die Prüm) so besonders macht: Ich stehe auf halber Höhe, habe die Urwald-Dingos gerade nach langer Liebäugelei und Fotosession hinter mir gelassen und blicke von oben hinunter ins Tal aufs Löwengehege. In diesem Moment ertönt aus eben diesem Revier ein kraftvolles, lautes, wildes und urtümliches Gebrüll, das das ganze Tal erschüttert und von den umliegenden Berghängen als Echo zurückgeworfen wird. Bereits dies geht mir durch Mark und Bein und lässt mich sprachlos dastehen, da ertönt zu meiner Linken wie eine Antwort ein unheimliches, hohes, durchdringendes, langgezogenes Heulen, das ich zunächst Wölfen (die es hier nicht gibt) zuordne. Es dauert einen Moment, bis ich meine Gedanken so weit sortiert habe, dass ich die Urwald-Dingos als Quelle vermuten kann, und dann setze ich mich wie magisch angezogen in Bewegung, um zu schauen, ob dieses ursprüngliche, gruselige Geräusch tatsächlich von diesen niedlichen, hübschen und überaus freundlichen roten „Hunden“ stammt.

Nach langer durch die Corona-Maßnahmen bedingter Pause hat endlich der Eifel-Zoo wieder geöffnet! Besucher benötigen zwar eine Anmeldung beziehungsweise ein Online-Ticket, aber da plant man den Besuch halt im Voraus und erfreut sich daran, endlich wieder die Tiere besuchen zu können, die schon so lange auf die Aufmerksamkeit ihrer „Kunden“ verzichten mussten. Und man spürt es, wie sie regelrecht um das Interesse betteln – oder vielleicht auch nur um Futter oder auch um Streicheleinheiten. Für mich wird es, nachdem ich durch den steinernen Torbogen wie in einen Schlosspark in diese neue, spannende Welt eingetreten bin, ein Tag der Geräusche. Gleich zu Anfang beweist mir der Lachende Hans mit keckernden und gurrenden Lauten (und ich glaube wirklich, er macht sie extra für mich!), warum er seinen Namen trägt. Im Englischen nennt er sich Kookaburra – auch dies beschreibt sehr deutlich lautmalerisch die Töne, die er von sich gibt. Ein Stück weiter patrouilliert der Emu, bereit, sein von Artgenossen und Kängurus bevölkertes Revier zu verteidigen, und nimmt mich ins Visier. Er erinnert mich fatal an einen Dinosaurier, einen Velociraptor, und ich ziehe lieber weiter.

Im Tal erkennt man noch die Schäden, die die Flutkatastrophe am 01.06.2018 angerichtet hatte. Bierbach und Prüm waren nach einem Unwetter stark über die Ufer getreten, überschwemmten das ganze Tal und verwüsteten Gehege und Zoogelände. Etliche Tiere ertranken in den Fluten. Ein Großteil der Anlagen war zerstört. Auf Schock und Verzweiflung folgten ein Wiederaufbau und eine Neuanlage als Natur-Zoo und Tiergarten, der sich stärker auf heimische Arten und natürliche Gehege konzentriert und zudem für mehr Barrierefreiheit und reichlich Angebote für Kinder sorgt. Phantasievolle Spielgelegenheiten (auch am Wegrand) und ein funkelnagelneuer Spielplatz lassen Kinderherzen höher schlagen, und im Streichelzoo können die Kleinen direkt mit lieben Tieren auf Tuchfühlung gehen. Auf die Wiedereröffnung 2019 folgten bereits zwei Schließungen durch Corona-Lockdowns. Trotz alledem werden Stück für Stück neue Bereiche gestaltet und wieder freigegeben: Die Löwen sind wieder da. Und wie! Ihr Brüllen lässt das Tal erbeben und ihr Zusammenspiel ist gewaltig und beeindruckend.

Das Frühjahr 2021 begrüßt mich auch mit Niedlichkeiten: Quiekende Meerschweinchen recken sich mir entgegen, das Ende Februar geborene Lama zeigt sich endlich den neugierigen Besuchern und posiert fotogen auf einem Hügel. Verliebt zücke ich meine Kamera, woraufhin die anderen Lamas eine regelrechte Show abziehen. 1001 bunte Gesichtsausdrücke später muss ich mich entscheiden, welche Fotos dieser Tiere jetzt am originellsten und schönsten geworden sind. Doch auch die Ponys und Esel können ulkige Gesichter machen, die Ungarischen Zackelschafe präsentieren eindrucksvoll ihre gedrehten Hörner, und wieder habe ich das Gefühl, sie tun dies extra für mich und meine Kamera. Die Kamerun-Schafe blöken mir von weitem entgegen in der Hoffnung auf etwas Futter. Bei diesen Temperaturen vermisse ich noch den Papageien vor der Gastronomie, doch dafür läuft mir ein Pfau gemessenen Schrittes über den Weg, und ich genieße ein Würstchen im Brötchen – im Laufen. Es gibt ja noch so viel zu erkunden. Die schmalspurige Eifel-Zoo-Bahn durch das Wildgehege fährt noch nicht wieder. Die Lok mit den bunten Waggons erinnert mich immer an Emma aus „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer. Aber die Miniatur-Nachbildung einer Prümer Landschaft (mit der Basilika und anderen liebevoll gestalteten Gebäuden) am Bahnhof bezaubert stets aufs Neue. Hier unten in der Talsenke leben amerikanische und europäische Bisons (Indianerbüffel und Wisente) und Davidshirsche sowie Kraniche, klappernde Störche und eine bunte Vogelwelt. Der Park ist weitläufig und das Gelände vielfältig. Auf 30 Hektar leben 60 Tierarten, insgesamt etwa 400 Tiere.

Am Ende sind es wieder die Raubtiere, die mich beeindrucken. Der Rotluchs verteidigt fauchend sein Revier, wenn ich mich ihm nur nähere, und folgt mir auf der anderen Seite des Gitters. Was er wohl über mich denkt? Gar nicht so einfach, ein gutes Foto zu erhaschen, weil er gar nicht erst die nötige Distanz zulässt. Die Urwald-Dingos bezaubern mit treuen Hundeblicken. Und die Löwen? Einfach nur eindrucksvoll. Ich bin schon gespannt auf die neue Anlage. Und die Neugestaltung des Sees direkt unterhalb des Eingangs. Soviel ist sicher: Ich komme wieder! Und freue mich darauf.

Weitere Infos:
Adresse: Reinigseifen 2, 54597 Lünebach
https://eifel-zoo.info (Facebook: @eifelzoo)
https://www.ferienregion-pruem.de/erleben/ausflugsziele/eifelzoo-luenebach

Durch diesen Torbogen betreten wir eine andere Welt.
Der Lachende Hans (Kookaburra)

Mein bester Freund mit dem freundlichen Blick und der schaurigen Stimme: der Urwald-Dingo
Eindrucksvoll: der männliche Löwe
Der Rotluchs
Nur ein kleiner Teil der vielfältigen Spielgelegenheiten

Das junge Lama
Das Lama mit den 1000 Gesichtern

Aufregung bei den Kamerun-Schafen
Die Lok der Eifel-Zoo-Bahn (für mich ganz klar „Emma“)
Der Zug fährt gleich los durch das Tal und hautnah an den Bewohnern des Wildgeheges vorbei.

Miniaturwelt am Bahnhof mit der Prümer Basilika

Wunderschöne Wegführung
Schneeeule
Noch jemand mit 1000 Gesichtern

Zum Abschied noch einmal der Urwald-Dingo
Ein schöner Ort!

Von Ringen und Steinen – auf den Spuren der Kelten unterwegs (Keltenring Prüm)

Warum mich die Kelten so faszinieren? Vielleicht, weil sie für uns nicht so greifbar sind wie die Römer und alles, was in der Geschichte nach ihnen kam. Vor 30 Jahren stand ich in England vor den Steinen von Stonehenge, umringt von Touristen und durch Zäune fern gehalten, und wartete vergeblich darauf, etwas Magisches zu verspüren. In der Eifel ist das anders. In der Eifel begegnet man den Spuren der Kelten unmittelbar. Ihre Hinterlassenschaften sind nur teilweise offensichtlich erkennbar, und gerade das schafft diese faszinierende Brücke zwischen dem, was wir heute wissen und erleben, und der Welt der Sagen und Mythen.

An vielen Orten gibt es Keltenringe und Steine. Für mich von meiner Eifel-Unterkunft aus praktisch nur einen Steinwurf entfernt: die Kelten-Fliehburg in der Schönecker Schweiz, der Langstein in Wallersheim und die Keltenringe in Weinsheim und Prüm.

Anfang November 2019 mache ich mich auf, den Keltenring in Prüm zu erkunden. Auf der Wanderkarte (siehe Empfehlung unten) ist der Keltenring deutlich zu erkennen. Wer der Prümer-Land-Tour-Route 1 folgt, kann ihn nicht verfehlen. Aber wie üblich folge ich meiner eigenen Wegführung und mache dadurch auch meine ganz eigenen Erfahrungen! Ich parke am Ende der Straße „Pferdemarkt“, die sich geradeaus als breiter bequemer Wanderweg fortsetzt. Es geht stetig bergauf, links grüßt steil aufwärts ein vorwiegend aus Nadelbäumen bestehender Wald, rechts fällt der Hang, von Laubbäumen besiedelt, tief zur Prüm hin ab. Ganz oben angekommen, raste ich erst einmal in einer gemütlichen Schutzhütte mit Blick auf das harmonische Grün und die bunten Farben des Herbstwaldes. Von hier zweigen sternförmig Wege ab, und ich habe die Wahl: Der Keltenring lässt sich von oben oder von unten erfahren, und ich wähle den oberen Weg, der im spitzen Winkel direkt links von der Route, über die ich gekommen bin, über die Höhe führt. (Halblinks bergab wäre alternativ die Prümer-Land-Route 1 weitergegangen, die dann linkerhand zu der später beschriebenen Info-Tafel führt. Hier befindet sich auch ein Hinweisschild zum Naturdenkmal „Alte Tannen“ – schon wieder ein Plan für die Zukunft, die muss ich kennenlernen!) Genug der Wegbeschreibungen!

Auf dem recht breiten und bequemen Wanderweg über die Höhe, der links und rechts von dichtem Wald gesäumt ist, lässt sich der Ring in Form von zwei Wällen erahnen, die der Weg sanft überwindet. Dies ist hier oben der einzige Hinweis auf das Vergangene. Auf dem zweiten Wall schlage ich mich rechts in die Büsche und folge einem kaum sichtbaren Pfad, der mich im Halbkreis über den alten Wall durch ein fast unberührtes Waldstück führt. Ich wandele im wahrsten Sinne des Wortes auf den Spuren der Kelten! Rechts von mir raschelt es. Wenn jetzt direkt vor mir ein Reh auftauchen würde, wäre das keine Überraschung. Oder ein Wildschwein. Ich schaue mich um. Weit und breit keine Spur menschlichen Lebens. Was ich eigentlich sehr mag. Wie oft hier wohl jemand läuft? Bestimmt nicht täglich. Einmal in der Woche? Im Monat? Es ist wunderschön und ein ganz kleines bisschen gruselig. Was, wenn wirklich ein Wildschwein käme oder ich stolpern und mir die Beine brechen würde? Ich atme tief durch. Es riecht so gut nach Bäumen, Pilzen und Moos. Verwunschen sieht es aus. Reichlich Platz für Elfen und Zwerge und für mich mit meinen Gedanken. Ich kann gar nicht anders als diesem wunderbaren Pfad weiter zu folgen und den Wald zu erkunden. Das Wort „Traumpfad“ würde passen, und vielleicht ist es genau das, was die Menschen in Australien auch machen: Dem Herzen folgen. Interessanterweise gibt es auch in der Eifel eine ganze Reihe von sogenannten „Traumpfaden“. Zufall? Egal, das hier fühlt sich gut an.

Nach einem perfekten Viertelkreis über den Wall erreicht der Pfad die Oberkante einer aus Steinen aufgeschichteten und oben und seitlich mit Holz verstärkten Befestigung, die ich ausgiebig erkunde. Doch ich muss einem Pfad bergab zum tiefergelegenen parallelen Wanderweg (Prümer-Land-Tour 1) folgen, um die Infotafel zu lesen. Am Wegrand finde ich wunderschöne Pilze, die ich erst einmal ausgiebig fotografieren muss. Gut, dass mich keiner sieht, wie ich da auf dem Waldboden hocke und liege und krieche, um sie schön aufs Bild zu bekommen. Es entstehen Fotos vom Herbstwald und all seinem Leben und all seinen Farben, die zu Sinnsprüchen einladen: „Wenn du nicht weißt, wohin dein Weg führt, genieße die Farben am Wegrand“ poste ich am 16. November 2019 auf Facebook, begleitet von einem dieser Herbstwaldfotos, denn zum Zeitpunkt der Wanderung weiß ich gerade seit ein paar Tagen, dass ich meine Arbeitsstelle wechseln muss und dass vor mir eine lange schwierige Zeit der Suche und der Ungewissheit liegt. Da kommen mir Farben, Moos, Pilze und die Kelten gerade Recht.

Irgendwann ist es dann doch Zeit für die Infotafel, die mir auf einer Abbildung einen Eindruck der Größe und Bauweise der früheren Anlage vermittelt und natürlich noch mehr. So diente der Burgring vermutlich als Stützpunkt und Machtsymbol – übrigens später noch einmal im Mittelalter, auch wenn es dann natürlich nicht mehr die Kelten waren, die ihn bewohnten. Er wurde mit neueren Aufbauten vermutlich als Fluchtburg genutzt. Das rekonstruierte Tor der Keltenburg, das ich gerade bestaunt hatte, basiert auf Ausgrabungen aus dem Jahr 1974. Die ursprüngliche Anlage wird in die sogenannte Latèneperiode datiert und dürfte in der Eisenzeit etwa zwischen 500 und 100 vor Christus genutzt worden sein – ähnlich wie ihre „Schwester“ im Altburgtal der Schönecker Schweiz, die ich früher im Jahr bereits gesucht und schließlich auch gefunden hatte. Besucht habe ich auch den Langstein in Wallersheim, doch davon soll später einmal die Rede sein. Ich kann mich nicht überwinden, dem „geraden Weg“ der Route 1 zu folgen, und so klettere ich wieder hinauf auf die Höhe des Walls, bewundere noch einmal das rekonstruierte Tor, spähe in die Tiefe wie die Verteidiger vor über 2000 Jahren, rieche und spüre den feuchten bunten Wald um mich herum und genieße den federnden Boden unter meinen Füßen. Immer wieder spähe ich links und rechts, denn ich kann die Tiere ringsum hören und spüren, aber ich sehe nichts.

Der breite Wanderweg, der mich am Ausgangspunkt dieses abenteuerlichen Pfades erwartet, erscheint profan und unromantisch. So bin ich nur ein winziges bisschen erleichtert, weder mit gebrochenen Knochen noch vom Wildschwein erlegt vor der Welt verborgen auf dem Pfad zu dahin zu scheiden, und tief in mir kratzt die Enttäuschung, weil wieder alles so normal ist. Ich bin wieder im Heute. Irgendwie schade. Vielleicht blinzelt ja irgendwo hinter mir noch ein Kelte um die Ecke. Oder ein Zwerg, eine Elfe, ein heimliches Eifelwesen… Wer weiß.

Viel zu schnell erreiche ich bergab den Tannenweg und das Post-Feriendorf. Es erwartet mich ein fröhlicher Abend. Aber das weiß ich in diesem Moment noch nicht…

Quellen, Links und Empfehlungen:
www.ferienregion-pruem.de
Wanderkarte Nr. 17 (Prümer Land) des Eifelvereins, ISBN 978-3-944-620-00-8
https://www.eifelverein.de/index.php/verlag/buecher-und-karten/wanderkarten/254-pruemer-land-nr-17

Keltenring Prüm:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=23877, Wanderwege: Prümer Land-Tour Route 1
Parkgelegenheit: Am Postferiendorf (Straße „Pferdemarkt“ bis zum Ende durchfahren, am Straßenrand parken.)
Länge der von mir geschilderten Route: ca. 2,2 km

Kelten-Fliehburg Schönecken:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2416, Örtlicher Rundwege 1
weitere Empfehlungen:
https://susanne-wingels.de/schoenecker-schweiz-auf-der-jagd-nach-der-felsenburg

Oben angekommen! Hier biege ich scharf links ab (im spitzen Winkel, dem grünen Schild folgend). Die Prümer-Land-Tour 1 setzt sich nach links bergab und dann wieder links fort (auf diese Weise gelangt man automatisch zur Infotafel).
Links bergab ginge es zu diesem Naturdenkmal. Die Prümer-Land-Tour 1 folgt zunächst dieser Strecke.
Auf dem Weg ist der Wall deutlich erkennbar.
Das Abenteuer beginnt!

Rekonstruierte Toranlage der Keltenburg (Oberkante). Links der Pfad hinab zur Info-Tafel.

Rekonstruierte Toranlage der Keltenburg
„Wenn du nicht weißt, wohin dein Weg führt, genieße die Farben am Wegrand“

Auf dem Heimweg

Kalvarienberg – von einem Berg, einer Explosion und dem, was heute ist

Der Kalvarienberg thront über Prüm. In der Mitte erkennt man deutlich die fehlende Kuppe.

Ich folge der Kalvarienbergstraße in Prüm bergauf bis zu ihrem Ende und gelange an einen kleinen Wanderparkplatz, bevor Absperrpfosten den Weg nur noch für Fußgänger freigeben, hinauf in idyllisches Grün. Ich befinde mich auf dem alten Kreuzweg – und wandele auf den Spuren einer der größten Nachkriegs-Katastrophen.

Schon von weitem lässt sich erkennen, dass der Kalvarienberg, der über der Silhouette der Stadt thront, fast genau am Gipfel eine „Delle“ aufweist. Steht man davor, sieht man einen riesigen, dicht bewachsenen Krater (190×90 Meter groß und etwa 25 Meter tief). Kleine Pfade führen von mehreren Seiten steil bergab hinein – heute vor allem für Kinder ein großes Abenteuer, denn gut zu Fuß sollte man schon sein, bevor man diese Wege einschlägt.

Was war geschehen? Nach dem 2. Weltkrieg lag Prüm in Trümmern. Der Einsturz der Basilika am Heiligen Abend 1945 (davon wird in einem anderen Beitrag die Rede sein) gab der Bevölkerung fast den Rest. Erst nach der Währungsreform 1948 ging es bergauf, und die Stadt wurde mit einem riesigen Kraftakt wieder aufgebaut. Die französischen Besatzer ließen seit Kriegsende sämtliche Munition sammeln und in einen Bereitschaftsbunker bringen, der unter Hitler in Form von zwei Stollen unterhalb der Kuppe des Kalvarienbergs angelegt worden war. Zudem warteten hier etwa 500 Tonnen Sprengstoff darauf, die Westwallbefestigungen zu sprengen.

Am Abend eines schwülen Sommertages, des 15. Juli 1949 (ein Freitag), machte sich um 18.45 Uhr der Gendarmeriechef auf den Weg zum Kalvarienberg, nachdem eine Rauchsäule über dem Berg gemeldet worden war. Schnell wurde deutlich, dass auch die Feuerwehr nichts mehr ausrichten konnte. Der Landrat ließ die Stadt Prüm räumen. Innerhalb von einer Stunde hatten 2.700 Menschen ihre Heimat verlassen, die meisten zu Fuß und nur mit dem, was sie tragen konnten, die Alten sowie Frauen und Kinder mit einem letzten Zug Richtung Gerolstein. Manche suchten in ihren Kellern Schutz.

Zwischen 20.22 und 20.23 Uhr hob unter einem dunklen Donnergrollen die Bergspitze ab, fiel wieder zurück, und nach einer weiteren Explosion und mehreren Erschütterungen erschien ein riesiger Feuer- und Rauchpilz über dem Berg. 250.000 m³ rote Erde, Sand, Gesteinsbrocken und Staub flogen durch die Luft, rollten in einer Lawine zu Tal und deckten 96 Hektar Land zu. Die Erschütterung war bis Aachen zu spüren und wurde selbst im entfernten Basel noch als Erdbeben aufgezeichnet. Nach der heftigen Druckwelle und dem Bombardement durch Steine und Schutt lag die Stadt Prüm erneut in Trümmern: 76 Häuser (mit 131 Wohnungen) wurden völlig zerstört, 161 stark beschädigt, 965 Menschen obdachlos, 60 Personen wurden verletzt und 12 starben – darunter Gendarmeriemeister Max Oberg und das Prümer Original Katharina Zimmer (Zömmisch Kätchen), das wie durch ein Wunder den Krieg im Keller des gesprengten Bischöflichen Konvikts überlebt hatte und nun wie in der eigenen Prophezeiung mit den anderen Opfern der Explosionskatastrophe mit einer großen Trauerfeier am 20. Juli 1949 durch den Bischof beigesetzt wurde. Ihr Grab und der Gedenkstein für die durch die Detonation Verstorbenen finden sich heute noch auf dem Friedhof.

Im Hier und Jetzt, vor meinen Augen und unter meinen Füßen, ist der Kalvarienberg ein stiller, friedlicher Ort. Die zerstörte Kalvarienbergkapelle wurde an einem anderen Standort nachgebaut. Sie bietet einen malerischen Blick über die Stadt Prüm hinweg bis zur Basilika und zur gegenüberliegenden Anhöhe. Ich raste auf einer Bank, hinter mir Gras, Wald und Löwenzahn – Grün, soweit das Auge reicht – und genieße den Anblick. Nach einer Weile betrete ich die Kapelle und zünde eine Kerze an. Der benachbarte Bestattungswald und der frisch benannte „Dechant-Josef-Zilliken-Weg“ im Gedenken an den aufrechten Pfarrer, der Opfer der Nationalsozialisten wurde, verstärken den tiefen Frieden. So schön und so idyllisch. Die Vögel singen. Ich stapfe bergauf bis zum Rand des Kraters, bewundere den neuen Kreuzweg (von dem ursprünglichen ist nur die 3. Station an der Kreuzung zur Straße „Am Ölberg“ erhalten – siehe Foto), schaue durch das Gestrüpp in die Tiefe und auf das jenseits des „Lochs“ liegende Gedenkkreuz. Dieses Loch ist groß, tief, eindrucksvoll und von einer schrecklichen, gewaltigen Wucht geschaffen worden. Doch seit 2020 gibt es dort trotzdem auch etwas zu lächeln, denn nun sind sechs Ziegen von Mai bis Oktober im Krater damit beschäftigt, den Bewuchs „in Schach zu halten“. Der Bereich ist eingezäunt, kann aber über drei Zugänge betreten werden (bitte nicht füttern!).

Auf dem Schneifel-Pfad und dem Jakobsweg umrunde ich die tiefe Senke und schaue nun von der anderen Seite, in der Nähe des Krankenhauses, hinab und hinüber. Hier finde ich die Gedenkstätte für die Kreuzkapelle mit Nachbildungen der sogenannten „Holtermänner“ – Figuren des Nicodemus und des Joseph von Arimathäa, die aus den Trümmern geborgen werden konnten und sich heute in der Basilika befinden. Das weithin sichtbare „Hohe Kreuz“, das ich schon von der anderen Seite erblickt hatte, trägt am Fuß die Inschrift „Zur Erinnerung an die Explosionskatastrophe am 15.7.1949 – Diene der Versöhnung und dem Frieden“. Ich atme tief durch und denke an die Opfer und das Leid, das an diesem Tag geschah.

Ein idyllischer Pfad führt durch den Wald im Sonnenschein hinab zurück zur Kapelle und zu dem kleinen Parkplatz, auf dem mein Auto auf mich wartet, als unverrückbarer Beweis der Gegenwart. Ein leichter Wind weht. In den Zweigen über mir zwitschert ein Vogel, und die Basilika leuchtet mir sauber und farbenfroh aus dem Tal entgegen.

Doch das, was ich hier erfahren, gesehen, gelesen und auf diese Weise fast hautnah erlebt habe, werde ich nie vergessen! Der 15. Juli 1949 wird heute noch von den Prümern der „schwarze Freitag“ genannt.

 

Buchempfehlungen / Quellen:
Monika Rolef (Hg.), „Das neue Prüm – Chronik einer Stadt – 1945-1975, erster Band“, Prüm, Dezember 2020;
Broschüre „Kalvarienberg Prüm, Kapelle Unserer Lieben Frau“, Verein Kalvarienbergkapelle Prüm, 2. Erweiterte Auflage 2006

Weitere Empfehlung: Stadtführungen von Zeitzeugen, u.a. Monika Rolef, buchbar über die Tourist-Information Prümer Land, www.ferienregion-pruem.de

https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/ziegen-als-landschaftsgaertner-maeh-arbeiten-am-kalvarienberg_aid-50488431

Wanderwege: Jakobsweg, Schneifel-Pfad, Prümer-Land-Tour Route 1, Prüm-Rundwege 8 und 9

Der Weg hinauf zur neuen Kalvarienbergkapelle und zum Krater
Explosionskatastrophe am 15. Juli 1949 (Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Monika Rolef)
Wie ein Wunder: Station 3 des Kreuzweges an der Kreuzung Kalvarienbergstraße / Am Ölberg (Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Monika Rolef)