Weihnachtszauber von allen Seiten – Adventsblasen in Prüm

Vorfreude auf dem Hahnplatz in Prüm

Die Sehnsucht nach Lichterzauber und Andacht, nach der Stille, die sich so oft – wenn überhaupt – erst in der Heiligen Nacht über uns senkt, treibt mich am ersten Adventssamstag auf den Prümer Hahnplatz. Denn beim Adventsblasen, auch Turmblasen genannt, so das Versprechen (und da zitiere ich gerne einen TV-Artikel aus dem Jahr 2015), bleibt die Zeit für 20 Minuten stehen. Das möchte ich finden, das möchte ich spüren, nicht erst zur Weihnacht, sondern gleich zu Beginn dieser zauberhaften Lichterzeit! Sterne – am Himmel und über der Hahnstraße – geleiten und führen mich zum Ort des Geschehens, auf dem ein überdimensionaler, reich geschmückter Weihnachtsbaum (so einer, der wirklich bis obenhin geschmückt und verziert ist und auf dessen Spitze ein geschweifter Stern prangt) und weitere Sterne vom Zauber der Weihnacht künden.

Ein wenig schwindelig wird es mir, nachdem ich mich möglichst zentral und trotzdem leicht erhoben auf dem Hahnplatz positioniert habe, denn gleich muss ich nach allen Seiten schauen, um die Musiker im Licht der leuchtenden Sterne zu sehen: auf dem Balkon des Hotels Zum Goldenen Stern, im 1. Stock der Volksbank über dem Café 23, am Fenster eines Hauses an der Ecke zur Bahnhofstraße und last, but not least – hoch über allem und durch das Fenster weit entfernt und doch deutlich sichtbar – im linken Basilikaturm. Seit 1975 die Schwestern Marlies und Berta Hansen nach dem Vorbild des Salzburger Turmblasens die Veranstaltung ins Leben riefen, ist sie ein jährlicher Fixpunkt im Prümer Kalender und im Leben der Menschen vor Ort. Ganz bewusst wird auf jeglichen anderen Trubel ringsum verzichtet – alle Aufmerksamkeit gehört der Musik und denen, die sie schaffen.

Um mich herum finden sich immer mehr Menschen ein, und um Punkt 20 Uhr beginnt das einzigartige Erlebnis. Vorweihnachtliche Klänge aus Deutschland, aus dem Salzburger Raum und verschiedenen Nachbarländern, gespielt von den Bläsern des Musikvereins 1834 e.V. Prüm, füllen den Raum, und die Menschen werden still und horchen atemlos. Mit der Musik fluten auch Licht und Freude in die Herzen. Jeder einzelne Ton berührt die Seele, und die Ruhe, in der wir zuhören, findet ihren Widerhall in unserem Inneren. So gerne würde ich die Töne festhalten, doch Handy-Filmchen können den Zauber nicht wiedergeben. So bleibt mir nur meine Kamera, die die Lichter, den strahlenden Baum, die glänzenden Sterne und die eindrucksvolle Basilika in Bilder verwandelt, die mich an diesen Moment erinnern. Die eine Bläsergruppe beginnt, die andere folgt, man lauscht aufeinander, spielt nacheinander und gemeinsam, und dann schenken wir alle, die wir dort stehen, der Solotrompete unser Ohr. Traditionelle Weisen, Andachtsjodler und auch Klassisches wie „Tochter Zion“ bereiten uns vor auf die heilige Zeit. Und wenn der letzte Ton verklungen ist und der Jubel und das Klatschen uns noch auf dem Heimweg begleiten, dann sind Herz und Seele bereit für die nächsten Wochen: Es ist Advent!

 

Weiterführende Informationen:

https://www.ferienregion-pruem.de/kultur/tradition/turmblasen-zum-advent-in-der-abteistadt-pruem
https://www.pruem-aktuell.de/nextshopcms/show.asp?lang=de&e1=6&ssid=1&docid=2&newsid=58680
https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/zum-40-mal-spielt-der-musikverein-pruem-am-vorabend-des-ersten-advent-am-hahnplatz_aid-5542082
https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/adventsblasen-in-pruem_aid-64322261

Bläsergruppe auf dem Balkon des Hotels Zum Goldenen Stern
Bläsergruppe im linken Basilikaturm
Bläsergruppe an der Volksbank
Alle hören andächtig zu.
Vorweihnachtlicher Hahnplatz
Die Basilika im Lichterglanz.

Die Sterne weisen den Weg zum Hahnplatz.

 

Von Barrierefreiheit, Fischen und anderem Gedöns – Stausee Auw

Westufer

Es herbstelt ein wenig, als ich mich auf den Weg mache, den Stausee Auw zu erkunden. Warum ich ihn erkunden möchte? Weil ich Seen mag – nicht nur die großen, bekannten. Wenn mir ein Schild einen Hinweis auf eine landschaftliche Besonderheit gibt, dann muss ich da hin. Hier vor Ort, das erkenne ich schon bei der Anfahrt und erst recht, als ich an den See herantrete, ist zudem noch etwas ganz Neues, zur Zeit noch recht Seltenes, gestaltet worden: ein barrierefreier Komfortwanderweg.

Was ist das denn für ein See zwischen idyllischen Hügeln, den ich nun erkunden werde? In den 1970er Jahren wurde der Auwbach an dieser Stelle im Norden der Verbandsgemeinde Prüm zu einem 4,5 ha großem See aufgestaut. 2022 wurden nicht nur Sedimente entfernt, die die Wasserqualität beeinflussten, sondern auch der Staudamm saniert und vor allem der Weg angelegt, auf dem ich nun den See umrunden werde. Barrierefrei und bequem, mit zwei Parkplätzen und einer Toilette. Baden ist hier verboten, Angeln erlaubt und auch mit Handicap möglich.

Ich parke oberhalb der Anglerhütte, kurz nach einer scharfen Kurve in der Senke, wo eine Brücke den Auwbach überquert. Der barrierefreie Parkplatz befindet sich weiter unten, aber den brauche ich Gott sei Dank noch nicht. Nach wenigen Schritten abwärts befinde ich mich am Ufer. Da sich links von mir Angler befinden, wende ich mich spontan nach rechts, um das Gewässer gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden. 2020 war ich schon einmal hier, aber da war alles noch anders: nicht barrierefrei, und sehr wenig Wasser im See. Darüber kann ich mich nun ganz und gar nicht beklagen, und so gelange ich gemütlich und in einem entspannten Trab (wenn ich nicht gerade wieder stehenbleibe, um einen besonders schönen Blick fotografisch einzufangen) sehr schnell zu dem geschützten Teil am südlichen Zufluss des Bachs, wo Schilf und Röhricht im sumpfigen Gelände unzähligen, teils seltenen Tieren Unterschlupf bieten. Es folgt ein hölzernes Fußgängerbrückchen parallel zur eigentlichen Brücke, denn hier kann ich kurz die Straße sehen, auf der ich hierher gefahren bin. Natürlich ist auch hier alles barrierefrei. Aber wenn ich hinunter zum Bach will, um ein paar Fotos zu machen, dann ist Trittsicherheit das Gebot der Stunde. Die Sonne kommt heraus, lässt das Wasser glitzern und bietet mir ein freundliches Geleit in ein Waldstück hinein, das in den ersten Herbstfarben leuchtet.

Zwischen den Bäumen kann ich den See funkeln sehen, und ab und zu bietet sich ein Ausblick auf die Anglerhütte, die malerisch direkt am gegenüberliegenden Ufer liegt. Die Luft ist frisch, und der feuchte Wald riecht leicht nach Pilzen. Etwas Laub raschelt unter meinen Füßen, als ich mich auf die Bank setze, um zu schauen, zu verweilen, mich am Anblick zu erfreuen – und natürlich, um zu fotografieren!

Kurz darauf treffe ich nach einer weiteren Brücke auf einen noch breiteren, asphaltierten Weg und den zweiten Parkplatz. Diese östliche Seite des Sees ist besonders komfortabel zugänglich, und ich habe die Auswahl zwischen gleich mehreren verschiedenen Bänken und Picknickplätzen. Außerdem geben Infotafeln mir Auskunft über den Rundweg und auch über das Leben der Biber. Ach, sähe ich doch einmal einen! Aber dieser Wunsch wird leider nicht erfüllt. Dafür erfahre ich, dass es sich bei den von mir so profan begangenen Landschaften um besonders geschützte Biotope handelt: Feuchtwiesen, Röhricht und Erlensumpfwald. Und wenn ich lese, dass ich es hier beim Auwbach mit einem Mittelgebirgsbach zu tun habe, dann klingt das einfach nur nach Urlaub. Hach, erst einmal Pause machen und den Blick über den See genießen! Gegenüber an der Angelhütte ist einiges los – es ist ja auch Sonntag. Mehrere Menschen haben ihre Ruten ausgeworfen und warten auf einen guten Fang. Dafür breitet sich links von mir noch einmal ein Schilfgürtel aus, der im Sonnenlicht besonders idyllisch anzusehen ist. Bei jedem Rascheln und Plumpsen spähe ich neugierig, wer sich im Röhricht versteckt. Wasservögel? Frösche? Ich kann es nicht erkennen. Sonne und Wolken wechseln sich ab, und ich setze mich wieder in Trab.

Wenige Meter weiter bietet ein barrierefreier Angelsteg nicht nur Menschen mit Angelschein die Möglichkeit, auch vom Rollstuhl aus Fische zu fangen, sondern mir zudem einen besseren Überblick über den Freizeitsee. Kurz darauf betrete ich den künstlichen Damm, der zum Stauwehr führt. Es geht ganz schön tief hinunter, über eine glatte Betonoberfläche. Doch dort unten, da geht es ganz idyllisch weiter mit meinem munteren Auwbächlein. Vorbei an einem Infoschild zum Landschaftselement Streuobstwiese und der Toilette (sehr praktisch; barrierefrei, allerdings mit normaler Eingangstür) laufe ich zurück zum Auto. Schön leise natürlich: Ich will den anwesenden Anglern ja nicht die Fische verjagen!

Gut 1,5 km Wanderweg liegen hinter mit, und für mich – wegen des Parkplatzes – auch 20 Höhenmeter. Entspannt war’s und einfach schön! Ich komme gerne wieder!

 

Wanderparkplätze: An der L1 zwischen Roth bei Prüm und Auw bei Prüm (GPS  50°18’19.62″N, 6°21’17.51″E und ca. 50°18’23.68″N, 6°21’36.08″E)

Weiterführende Links:
https://www.pruem.de/tourismus-freizeit/barrierefreie-angebote/
https://www.ferienregion-pruem.de/komfort-wanderweg-stausee-auw
https://bueroberg.de/stausee-auw-arbeiten-beginnen-im-mai/

barrierefreier Anglersteg

Am Südwestende des Stausees
barrierefreier Wanderweg zur Staumauer
Anglerhütte 2020
Stausee im Juni 2020
Juni 2020 vor Errichtung des barrierefreien Weges – im Hintergrund die Staumauer
Idylle im Juni 2020
barrierefreier Anglersteg im Juni 2020
Südwestliches Ufer im Juni 2020

Auf Zeitreise im Land der 12000 schönen Dinge – Museum Prüm

„Geh mal ins Museum in Prüm! Es wird dir gefallen!“ Diese Worte hörte ich bereits des öfteren von meiner Freundin, und mittlerweile habe ich diesen Rat bereits zweimal befolgt. Es ist interessant: Bei einem zweiten Besuch gibt es Ausstellungsstücke, auf die man sich bereits im Vorfeld freut wie ein kleines Kind! Bei mir sind es der Zinnteller, aus dem ich selbst als Kind gegessen habe (natürlich nicht aus genau diesem, aber er sah identisch aus) und das Modell der Stadt Prüm, wie sie 1769 vor dem großen Brand ausgesehen haben muss.

Wenn ich „kulturgeschichtliche Sammlung“ lese, klingt das erst einmal langweilig. Doch wenn die Ausstellung in Prüm eines nicht ist, dann das! Sie befindet sich in einem Seitenflügel des Rathauses und geht auf insgesamt 1000 m² über vier Etagen. „Eine Zeitreise durch die Geschichte des Prümer Landes“, so heißt es auf der Homepage. Ja, das trifft es schon eher, und ist doch immer noch zu kurz gegriffen. Für mich ist es auch eine Reise in meine Kindheit, denn auch wenn die bedauerlicherweise nur wenige Wochen im Jahr hier im Prümer Land stattfand, so gibt es doch etliche Ausstellungsstücke, die sicherlich jedem Besucher aus seiner Kindheit bekannt ist – es sei denn, er ist noch sehr jung.

Nun ist es also so weit: Ich besuche endlich wieder die 12000 (!) spannenden Ausstellungsstücke und freue mich wie ein Kind darauf! Die bunte Vielfalt beginnt in der 1. Etage gleich hinter der Kasse mit den Exponaten aus der Glockengießerei Weinsfeld, die zwischen 1461 und 1587 Weltruhm erlangte. Diese erste Etage ist übrigens barrierefrei und legt auch inhaltlich die Basis für mein Erlebnis: Im Flur dreht sich alles um die Geschichte Prüms. Eindrucksvoll und übersichtlich sind die Anfänge der Abtei ebenso dokumentiert wie die Hintergründe der enormen Entwicklung der Stadt als Zentrum der geistlichen Macht, in deren Schatten unzählige Siedlungen als Rodungen angelegt wurden. Karten, Fotos, Kunstprojekte und Schautafeln veranschaulichen die erläuternden Sachtexte. Daneben finden sich Schreib- und Rechenmaschinen, Grammophone und Schallplattenspieler, alte Schilder sowie alles, was zu schwer ist, um in den anderen Etagen ausgestellt zu werden: Maschinen, geologische Fundstücke, Versteinerungen und Relikte aus der Stein-, Kelten und Römerzeit. Und eine historische Kneipe! Zu manchen Themen können zusätzlich per QR-Code Videos und Informationen abgerufen werden. Von Zeit zu Zeit laden Stühle zum Verschnaufen ein, doch Augen und Hirn können keine Pause machen. Selbst das Treppenhaus ist vollgestopft mit interessanten Dingen, Informationen, Flaggen, Fotos, Modellen und Schautafeln zu historischen Ereignissen bis hin zum historischen Feuerwehr-Spritzenwagen oben unter dem Dach. Hier oben befindet sich zudem auch eine lichtdurchflutete Remise, die bis unter das nachgebaute Scheunendach angefüllt ist mit altem landwirtschaftlichem Gerät – eine Zeitreise für alle Sinne! Im Anschluss erwartet mich eine abwechslungsreiche Tour durch die Geschichte von Handel und Gewerbe. In jedem Raum wartet ein anderes Abenteuer: ein Tante-Emma-Laden, eine Schulklasse, eine Apotheke, eine Zahnarztpraxis, eine Post, ein Damen- und Herrenfriseur, historische Geräte zur Milchverarbeitung, Korbherstellung, zum Imkern, Waschen, Kochen, Nähen, Schneidern, Spinnen, Weben, Töpfern, Schmieden, Filmen und Fotografieren. Doch damit ist noch längst nicht Schluss: Alte Wasserleitungen, Werbe- und Hinweistafeln, echte Prümer Holz-Kleiderbügel, Fernseher aus längst vergangenen Zeiten und noch unendlich viel mehr runden das bunte Bild ab!

Und was liegt dazwischen? Die Puppen aus den Kasperletheatern haben teilweise die gleichen Gesichter wie die aus meiner Kindheit! Gretel, Kaspar, die Prinzessin, der Polizist… Ich hatte noch ein Krokodil. Wenn ich denke, dass deren Stoffumhänge längst in Fetzen hängen… Aber es gibt sie noch! Wäre meine Mutter noch am Leben, würde sie neue Umhänge nähen. Hier in der 2. Etage dreht sich alles ums Spielen: bunte Schaukelpferde, Puppen, Baukästen, Spielkarten und Brettspiele aus den verschiedensten Epochen. Auch ein Hochrad fehlt nicht und allerlei Kuriositäten! Im Treppenhaus dann wieder Informationen zu den Burgen im Prümer Land, zu Ereignissen wie dem Zeughaussturm, der Explosion am Kalvarienberg, Prüm zur Zeit der Gotik, Reformation und Gegenreformation, im 2. Weltkrieg und während der Zeit bis zur Verwaltungsreform 1971.

Gleich im Anschluss wieder etwas völlig anderes: Hüte und Kleidung, eine alte Küche, eine Kapelle und eine Klosterschreibstube mit religiösen Exponaten, Messgewändern, Wege- und Grabkreuzen. Der Weg führt vorbei am Goldenen Buch von Prüm und an Stuben, die bäuerliche Wohnkultur und bürgerliche Einrichtungsstile vom Biedermeier bis in die 1950er Jahre demonstrieren. In einem Regal im Flur steht das Radio, das in den 1970er Jahren noch im Wohnzimmer meiner Eltern seinen Platz hatte, und daneben die älteren Modelle der vorangegangenen Epochen. Im gleichen Flur: Hutnadeln!

Irgendwann schwirrt mir der Kopf! Sicher habe ich noch nicht einmal die Hälfte der Exponate überhaupt wahrgenommen! Aber es tut so gut, für ein paar Stunden abzutauchen aus unserer Zeit in eine andere, die nicht besser war, nur anders – aber diese Veränderung, diese Zeitreise, tut gut, entschleunigt, macht nachdenklich und entführt mich in eine andere Welt.

Ich werde meine Wanderung durch die Zeiten fortsetzen. Bald komme ich wieder! Und besuche natürlich wieder als erstes „meinen“ Teller. Und Papas Radio. Und den Kasperl. Ganz bestimmt! Au revoir, liebes Museum! Schön, dass du da bist!

 

Weiterführende Informationen: www.museum-pruem.de

Öffnungszeiten:
1. Juni – 15. September: Di, Do, Sa + So14-17 Uhr
16. September – 31. Mai: Mi, Sa + So 14-17 Uhr
(an Feiertagen geschlossen!)

Eintrittspreise (03/2023): Erwachsene 2 €, Kinder 1 €, Kinder bis 10 Jahre und Schulklassen frei

Museumsrallye: https://www.museum-pruem.de/museumsralley

 

 

„Was wollt ihr eigentlich mit dem ganzen Obst???“ – Euelsberger Brennerei

Die Eifel und Alkohol – das ist seit jeher eine gelungene Kombination. Dass jemand seine Liebe und Verbundenheit zu dem rauen und doch idyllischen Landstrich durch Spirituosen ausdrückt und damit international Ruhm und Ehre erlangt, ist dagegen neu und macht mich absolut neugierig! Nicht zuletzt wegen der Parallele zu mir: Das Leben spielt sich eigentlich außerhalb der Eifel ab, und doch fasst man beruflich genau dort Fuß, wo das Herz zuhause ist.

Also machte ich mich – natürlich nicht ohne telefonische Absprache – an einem trüben Herbsttag auf in das für mich immer noch etwas verwirrende Labyrinth an kleinen Ortschaften irgendwo zwischen den Hügeln südwestlich von Schönecken: nach Dingdorf, das laut Wikipedia Ende 2021 111 Einwohner zählte. („Funfact“ am Rande: Genau diese Zahl, 111 Einwohner, zählt Schönecken derselben Quelle zufolge übrigens pro km².)

Einer dieser Einwohner des Dorfes ist Stephan Thomé, der mich in einem umgebauten alten Kälberstall erwartet, und das in bester Gesellschaft: Im Regal über dem massiven Bartisch stehen etliche Sorten Gin, Limoncello, Eierlikör und verwirrend viele Flaschen und Behälter mit dem prägnanten Euelsberger-Logo, einer stilisierten Eule. An der Stirnseite des Raums glänzt mir die Brennanlage entgegen, eine klassische Anlage von Kothe aus 4 mm starkem Kupferblech mit einer 100-Liter-Brennblase, die speziell für die Gegebenheiten vor Ort angefertigt wurde und deren Größe beispielsweise durch Türbreite und Raumhöhe limitiert wurde. Passend zum Ambiente fällt mir auch der stilechte Fußboden aus 2 cm starken Zementfliesen ins Auge, der ganz klassisch ländlich-schwarz-weiß daherkommt und so aussieht, als hätte er auch schon vor 100 Jahren diesen Raum schmücken können. Ich erklimme einen der Barhocker und lausche, wie es zu der Erfolgsgeschichte kommen konnte.

Eigentlich kommt Stephan Thomé gar nicht aus der Eifel; der Hobbykoch aus dem Harz und seine Frau Claudia lebten und arbeiteten sehr erfolgreich in Berlin. Im Herbst jedoch kümmerten sie sich bereits einige Jahre um die Eifeler Streuobstwiesen der Schwiegereltern am Euelsberg, die vor langer Zeit vom Uropa angelegt und gepflegt wurden. 2012 bekam das Paar die Wiesen geschenkt, und der Schwager stellte ihnen zu Recht die Frage: „Was wollt ihr eigentlich mit dem ganzen Obst???“ Es war später am Abend, der Alkohol floss, und plötzlich stand die geniale „Schnapsidee“ im Raum: „Ich baue eine Brennerei!“ Gesagt, getan: Es wurden die Brennrechte beantragt, Gesetze studiert und Techniken und Fertigkeiten erlernt. Und da es schon reichlich Obstbrennereien in der Region gibt, experimentierte der Mann mit dem feinen Gefühl für Aromen und entwickelte aus 120 Kräutern gleich drei Prototypen Gin für die Freunde zum Ausprobieren. Der Cousin der Ehefrau, Eric Remberg (besser bekannt unter dem Künstlernamen Specter), entwarf das Eulen-Logo für die Brennerei am Fuße des Euelsbergs. Der Zuspruch war groß, entscheiden konnte sich niemand so recht, und so gingen gleich alle drei Produkte in Serie, als Mitte 2017 die bereits erwähnte kupfern glänzende Brennanlage im ehemaligen Kälberstall einzog. Der Qualitätsanspruch ist gewaltig. So verwendet Stephan Thomé 4 kg Wacholder zur Herstellung von 100 Litern Gin. Keine der verwendeten Früchte hat den Boden berührt; auf diese Weise werden Verunreinigungen und die Bildung von Pilzsporen ausgeschlossen. Durch einen verlängerten Herstellungsvorgang von 14 Tagen – man spricht hier auch vom Mazerieren – entsteht ein Aroma, das seinesgleichen sucht. Und reichlich prämiert wird. So erhielten mehrere Produkte bereits den „Oscar“ der Branche bei den World Spirit Awards. Bei der „New York International Spirits Competition“ wurde Euelsberger zur „German Gin Destillery of the Year 2019“ ausgezeichnet. 2022 erhielt die Nummer 4 die Auszeichnung „Best German London Dry“ bei den „World Gin Awards“. Innerhalb kürzester Zeit fanden die hochdekorierten Eifeler Spirituosen den Weg in die Spitzengastronomie und die hippen Clubs der Großstädte. Längst hat das Paar die früheren Berufe und das Leben in Berlin aufgegeben und lebt in Dingdorf, wo sich alles um die Gin-Produktion dreht. Der Verkauf erfolgt sowohl online als auch im kleinen Hofladen und im Einzelhandel. Auch Verkostungen und Führungen werden in verschiedenen Varianten angeboten, beispielsweise „analog“ vor Ort oder auch online. Dabei gibt es eine Menge zu lernen: Wie unterscheidet sich ein Gin von einem Geist oder einem Obstler? Wo liegen die Unterschiede im Herstellungsverfahren? Was genau passiert in der Brennanlage? Vor Ort gibt es dann noch Limousin-Rinder und bei einem Spaziergang auch den Euelsberg zu sehen – und auf dem Spielplatz in der Nachbarschaft einen der ältesten Birnbäume in Rheinland-Pfalz. Er ist über 170 Jahre alt.

Nun sitze ich hier und muss mich entscheiden. Mit einem verschmitzten Lächeln legt Stephan Thomé die Reihenfolge fest, in der ich die fünf verschiedenen Sorten verkosten soll, alle gemischt mit Tonic Water. Sie zu unterscheiden ist einfach, denn sie tragen sowohl Nummern als auch einen zusätzlichen Namen, beispielsweise Euelsberger #1 „Pepper & Lemon“. Ich probiere hin und her, immer wieder, spüre den Gin auf der Zunge und lasse den Geschmack auf mich wirken. Es macht Freude, ist spannend, doch die Unterschiede sind gewaltig! Jede Sorte ist anders: die Nummer #1 ist spritzig und pfeffrig mit Zitrone, Euelsberger #2 weich und blumig, bei #3 wird es weihnachtlich – dann wieder schmecke ich den Eifelwald und beim nächsten Gin das Mittelmeer. Mein Favorit??? Natürlich die Nummer #4 mit dem schönen Namen „Eifel“, mit Fichtensprossen und -nadeln, Eichen- und Eschenrinde, Ginster, Mistel, Efeu, Walnuss- und Haselnuss-Elementen, Apfel, Schlehe, Eberesche und natürlich mit Wacholder. Es schmeckt, wie die Eifel riecht und sich anfühlt, wenn ich durch den Wald und über die Höhen laufe. Ein Stück Zuhause! Die Zutaten sind alle vor Ort gesammelt, auf den Wiesen und in den Wäldern. Lediglich der Wacholder ist in der Eifel geschützt und darf hier nicht geerntet werden. Aber auch der „fremde“ Wacholder riecht natürlich nach dem Landstrich, in dem er auf Wiesen aus Kalkmagerrasen wächst und gedeiht, wie in der Schönecker Schweiz.

Eine Frage habe ich noch (denn probieren ist einfach, wenn man einfach alles fertig eingeschüttet präsentiert bekommt): Wie trinkt man eigentlich Gin? Und welche Gläser verwendet man? Mit leuchtenden Augen erteilt Stephan Thomé Auskunft. Pur auf Eis, in einem Tumbler, aus dem man auch Whisky trinken könnte, schmeckt Nummer #3 „Plum Oriental“ besonders gut, das ist der, den ich insgeheim den „Weihnachtlichen“ nenne (kein Wunder, es ist ja auch Sternanis auf der Zutatenliste). „Meine“ Nummer #4 eignet sich auch sehr gut für Cocktails. Klassisch trinkt man Gin als „Gin Tonic“ aus einem Wein- oder Longdrink-Glas, mit Tonic Water im Verhältnis 1:4 oder auch 1:3 gemischt. (Nur um „Schnapsideen“ vorzubeugen: der Gin sollte dabei den kleineren Teil ausmachen!)

Na, da schenke ich doch gerne nach und genieße den Gin aus der schönen Apothekerflasche mit Korken und dem stilvollen Eulen-Etikett. Und kann sie mit nach Hause nehmen, meine Eifel, und noch eine Weile davon trinken. Prost!

 

Weitere Infos:

www.euelsberger.com

Interessante Artikel/Podcast mit noch mehr Infos:

https://eifelpodcast.de/2022/05/08/euelsberger-gin-aus-der-eifel/

https://www.euelsberger.com/news/2019/2/2/volksfreund-euelsberger-gin-aus-der-eifel-erobert-hongkong

https://www.braunschweiger-zeitung.de/wirtschaft/presseportal/article234881767/Gold-fuer-Euelsberger-Gin-1-PEPPER-LEMON-auch-bei-hochkaraetigem-World-Spirits-Award-2022.html

https://static1.squarespace.com/static/59917af4bf629a9f245edf68/t/61dabe288bc0bb15e768bfbb/1641725481417/Rhein-Zeitung+07.01.2022.jpg

https://zeitung.faz.net/faz/unternehmen/2020-06-08/d10ca1429d850eca09bccba02956c09a/?GEPC=s9

https://www.amagin.de/produkt/euelsberger-gin-1-pepper-and-lemon/

Stephan Thomé in seinem Element, umgeben von seinen Produkten und seinen Auszeichnungen
Herz des Ganzen: Die Brennanlage von Kothe

Auch Euelsberger #4 „Eifel“ wurde bereits mehrfach ausgezeichnet
Ein Teil der bisherigen Auszeichnungen und Urkunden – to be continued…
Das prägnante Eulen-Logo ziert auch die Hauswand

Die Streuobstwiese am Euelsberg mit 100 Obstbäumen und etlichen Bienenstöcken ist auch an einem trüben Herbsttag ein erfreulicher Anblick!
Der Euelsberg
Neugieriges Limousin-Rind auf der Wiese vor dem Hof

Herbstleuchten am Wascheider Stausee

Wascheider Stausee im Herbst

Man muss keine romantische Natur sein, um sich angesichts dieser leuchtenden Schönheit in poetischen Anwandlungen zu verlieren! So treibt mich die Neugier bereits ein zweites Mal zu einem kleinen, aber feinen Ausflugsziel: zum Wascheider Stausee in der Nähe von Gondenbrett am Fuße des Schneifel-Höhenzugs.

Mein Wiedersehen mit dem Mehlenbach verläuft schwärmerisch, auch angesichts der leuchtenden Herbstfarben, die selbst ohne Sonne ein Lachen in meine Seele zaubern. Die Anreise verläuft auf kleineren Straßen von der Höhe nördlich von Prüm („Zur Tafel“) kurvig mit ständig wechselnden Aussichten hinab ins Tal, vorbei an der trutzigen Kirche von Gondenbrett. Ich bestaune ihr auffallend-ungewöhnliches unverputztes Schichtmauerwerk, die hohen gotischen, in Buntsandstein eingefassten Fenster und den unverhältnismäßig klein wirkenden Glockenturm. Rechterhand begleitet von den Schleifen des glitzernden Mehlenbachs und umgeben von grünen Wiesen und leuchtendem Herbstwald folge ich den Hinweisschildern zum Stausee, der mich still begrüßt und mir die bunten Farben der Bäume spiegelnd entgegenwirft.

Wenige hundert Meter weiter bietet ein Parkplatz reichlich Platz, doch heute steht hier neben meinem nur ein einziges weiteres Auto. Menschen treffe ich hier heute keine. Bei meinem ersten Ausflug hierher im Mai 2020 war es auch recht einsam, und ich erinnere mich, dass ich eigentlich nur dem kleinen Rundweg um den See folgen wollte, aber letztlich beim Umrunden im Uhrzeigersinn den Zugang verpasste. Ich driftete viel zu weit ab, bis es nur noch bergauf weiterging und ich weit oberhalb des Sees den Wald erkundete, bis mich ein steiler und nicht allzu häufig begangener Pfad (auf dem ich kurz vor dem Tal sogar einen umgestürzten Baumstamm überwinden musste) wieder hinab führte. Ich erinnere mich an das Gefühl von Schönheit und Abenteuer, aber heute möchte ich am See bleiben und laufe daher „auf Nummer sicher“ andersherum, immer fein am Wasser entlang über die Staumauer, zunächst über die Straße und dann unterhalb zu dem barrierefreien Angelsteg mit der Bank, die nicht nur Angelfreuden, sondern auch eine schöne Aussicht bietet. Mein Blick gleitet nach links, zu dem kleinen Strandabschnitt. Heute ist alles leer, und ich genieße die Stille und Einsamkeit.

Über die Staumauer mit Blick über die Länge des Sees auf die umgebenden Hügel, begleitet vom Rauschen des Mehlenbach-Wassers, das jenseits der Mauer wieder in die Freiheit entlassen wird, gelange ich zu einem verträumten Uferpfad, der sich am Wasser entlang durch den bunten Mischwald schlängelt. Schließlich gelange ich am oberen Ende des Sees an eine kleine Holzbrücke, die mich – vorbei an einer geheimnisvollen Moorlandschaft – zurück zur Straße und zum Parkplatz geleitet. Nicht einmal einen Kilometer habe ich zurückgelegt, und doch bin ich – wie so oft – weitab von allen anderen Gedanken und Sorgen unterwegs. Ich verweile noch etwas auf einer Bank, noch nicht bereit, wieder „aufzutauchen“ und mich dem Leben und dem kommenden Winter zu stellen.

Zum Abschied bricht die Sonne durch die Wolken und taucht die Herbstlandschaft noch einmal in die buntesten Farben. Still und starr ruht der See – und spiegelt mir die farbenfrohe Schönheit noch einmal kraftvoll entgegen bis tief in meine Seele. Zum Aufbewahren für den Winter. Und natürlich auch zum freudigen Fotografieren, um diese bunte herbstliche Freudenbotschaft für immer festzuhalten.

 

Weiterführende Links:
https://www.ferienregion-pruem.de/oertlicher-wanderweg-wascheid
https://www.pruem-aktuell.de/stausee-wascheid-allg

Geocaches:
Am See:
https://www.geocaching.com/geocache/GC8PXN9
Am nahegelegenen Hof Steinrausch, wo Ziegenkäse produziert wird: https://www.geocaching.com/geocache/GC8Y9FW

Wascheider Stausee im Frühjahr

Der Rundweg führt direkt am Ufer entlang.

Brücke oberhalb des Stausees

Der Mehlenbach oberhalb des Stausees
Wanderweg oberhalb des Stausees

„Fingerzeig“ aus uralten Zeiten – der Langstein bei Wallersheim

Man könnte 1000x daran vorbeifahren, ohne ihn zu sehen – doch das wäre extrem schade, denn unweit der Landstraße von Fleringen nach Wallersheim versteckt sich ein „Schatz“ mit einer wahrhaft spannenden Geschichte: der Langstein, auch Langenstein oder Lahnstein genannt.

Die ganze Eifel ist voll von Relikten aus alten Zeiten, angefangen bei der Steinzeit und bei den Kelten über die Römer zu den Franken, Merowingern und Karolingern mit Karl dem Großen, der auch und gerade für das Prümer Land von größter Bedeutung war – der eine oder andere mag sich an den Beitrag „Prüm und die Sache mit den Karolingern“ erinnern…

An vielen Stellen finden wir Keltenringe und uralte Festungen; Anhäufungen von Steinen, die 1000 Geschichten erzählen könnten. Ähnlich bedeutsam, aber viel besser sichtbar sind die Menhire und Langsteine! Der Wallersheimer Basaltstein ist etwa eineinhalb Meter hoch und schaut – wie ein mahnender Finger – weit über das Land. Das Internet teilt uns mit, dass der Stein vermutlich auf die deutsche Megalithkultur der Jungsteinzeit zurückgeht, also deutlich vor Beginn unserer Zeitrechnung hier „abgestellt“ wurde. Man findet ihn aus Fleringen kommend an der L30, bevor die Serpentinen bergab Richtung Wallersheim beginnen. Von dem hier gelegenen Parkplatz folge ich 150 m weit in nordöstlicher Richtung einem Pfad. Schon nach wenigen Schritten wird er oben auf der Anhöhe vor mir deutlich sichtbar, umgeben von einem kleinen Zaun – ein Anblick, der mich fesselt. Je nach Wetterlage schaut er drohend oder interessiert auf jeden hinab, der sich ihm nähert. Die Neugier treibt mich voran, und schon bald bin ich „oben“. Eine Bank lädt zum Ausruhen ein, aber erst muss der Stein von allen Seiten betrachtet werden – und fotografiert natürlich!!! Ist es ein magischer Ort? Was passiert, wenn ich ihn anfasse? 1000 Bilder, Sagen und Legenden fallen mir ein, von Zauberei, verwunschenen und verschwindenden Menschen. Mir wird etwas flau im Magen…

Ach, was könnte dieser Stein erzählen! Wir müssten nur zuhören, und vielleicht hat der eine oder andere dies schon getan. Denn es gibt so viele Sagen, die sich um den Langstein ranken. Wikipedia weiß zu berichten, dass er sich dreimal um sich selbst dreht, wenn am Karfreitag mittags die Glocken läuten. Vor meinem inneren Auge läuft eine Art Comic ab, und ich muss unwillkürlich lächeln.

Eine andere Legende behauptet, dass er zu Ehren eines schwedischen Feldherrn errichtet wurde, dessen Grab sich in der Nähe befindet. Mir klingt das zu neu und zu profan, ich möchte lieber die alten Kelten oder steinzeitliche Kulturen vor mir sehen. Nichtsdestotrotz: Hier begraben zu sein hätte schon was – mit ewigem Blick über das weite Land mit seinen sanften Hügeln und Wallersheim mit seinem Kirchlein zu meinen Füßen. Ich atme tief durch und könnte ewig bleiben. Einfach hier sitzen und schauen… In der Ferne sehe ich die Wege und den Wald, auf denen ich schon als Kind so gerne unterwegs war. Eine kleine Zeitreise zurück zu diesen Spaziergängen mit meinen Eltern und Großeltern würde mir schon genügen. Damals lernte ich die Eifel lieben und hörte nie wieder damit auf.

Doch meine Phantasie reist weiter: Die wohl bekannteste Sage um den Menhir schildert die Suche nach einem alten Wikingerschatz, der unter dem Stein vergraben liegen soll. Dass er noch nie geborgen werden konnte, hat einen guten Grund: Denn dies muss schweigend geschehen. Es ist nicht so, dass es noch niemand versuchte. Aber immer geschah etwas, das die Schatzsucher dazu brachte, ihr Schweigen zu brechen. Einmal erschien eine alte Frau, vielleicht eine Hexe, die den grabenden Bauern große Angst einjagte. Dennoch blieben sie still und setzten ihr Werk fort. Doch dann stand neben der Alten auch noch ein wahrer Höllenhund und näherte sich geifernd und knurrend, bis einer der Männer die Schaufel wegwarf und einen Warnruf ausstieß. Sofort rutschte der Felsblock zurück, und das Loch war wieder verschlossen. Ich schließe die Augen und sehe sie vor mir, grabend, mit ihren Händen und mit Schaufeln und mit starken kräftigen Pferden, die am Stein ziehen und zerren, bis dieser eine von ihnen spricht und all ihre Arbeit unter ihren Händen zerrinnt und Hexe und Hund sich in Luft auflösen. Der Boden um den Stein wirkt unberührt und schaut mich unschuldig an. Einen Schatz zu heben ist hier noch niemals gelungen!

Ich schaue mich um – hier gibt es noch mehr Magisches und Mystisches: Auf der anderen Seite der Landstraße steigt ein Weg an bis auf den Merteshügel mit seinem Gipfelkreuz. Wie ungewöhnlich!!! Ein solches Kreuz würde ich im Hochgebirge erwarten. Hier in der Eifel ist es etwas ganz Besonderes und macht mich neugierig. Ganz bis dorthin kann ich nicht, da es sich auf einer eingezäunten Weide befindet, aber der Weg führt an der Wiese vorbei, so dass ich es aus der Nähe betrachten kann. Ganz oben, nicht weit von dem Kreuz entfernt, befindet sich das Grab eines Keltenfürsten, umringt von einfacheren Grabstätten. Natürlich (leider!) wurde es längst geplündert.

Folgt man dem Weg hinauf auf den Merteshügel, so verläuft er in einer geraden Linie zum Langstein, von einer Anhöhe zur nächsten. Weit unter mir liegt Wallersheim, aber hier ist es still und geht stetig bergauf bis zu dem Gräberfeld, und ich glaube ihn sehen zu können, den Trauerzug, der den Fürsten zu Grabe trug, vor ewigen Zeiten. Ob sie sangen? Oder schwiegen? Wir wissen so wenig. Aber hier, in der Eifel, können wir sie immer wieder fühlen, die uralten Zeiten!

 

https://wallersheim-eifel.de/index.php/gemeinde/geschichte
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2721
http://www.wingarden.de/wing/kelten/index-vorzeit.html

Buchempfehlung: Alois Mayer: Sagenhaft & Wunderbar – Sagen und Erzählungen aus dem Altkreis Prüm (Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Prümer Land, Band 59), www.gvpl.de

Gipfelkreuz auf dem Merteshügel

Der Weg zum Fürstengrab
Wallersheim zu Füßen des Merteshügels

Blick auf Wallersheim
Blick zum Steinbruch

Prüm zu allen Zeiten von allen Seiten – abenteuerlicher Panoramaweg

Blick von der Kalvarienbergkapelle auf Prüm und die Basilika

Egal, von welcher Seite wir uns nähern: Irgendwann ist er da, der erste Blick hinunter ins Tal auf Prüm und seine stolze Basilika – wunderschön, fast poetisch, lässt dieser Anblick niemanden kalt. Ich persönlich möchte mehr davon, Prüm von allen Seiten betrachten, erkunden, fotografieren – und nirgendwo ist das besser möglich als auf dem Panorama-Wanderweg 120 rund um die Karolingerstadt, der zudem auch reichlich Aussicht in andere Richtungen zu bieten hat.

Angelegt wurde die anspruchsvolle Route, auf der auf gut 20 km 430 Höhenmeter zu überwinden sind, 2008 anlässlich des 120jährigen Bestehens der Prümer Ortsgruppe im Eifelverein. Sie beginnt am Wanderparkplatz 14 („Wenzelbach“) an der B410 zwischen Prüm und Niederprüm, lässt sich aber auf diversen anderen Parkplätzen beginnen und natürlich auch vielfältig abkürzen oder durch Abstecher, zum Beispiel in die Innenstadt von Prüm, beliebig erweitern.

Für die Abenteurer unter uns haben sich die Prümer etwas ganz Besonderes ausgedacht. Auf dem Weg gibt es sage und schreibe 65 Geocaches zu heben (digitale Schatzsuche – Link siehe unten!). Vier Gruppen privater Cacher haben die „Schätze“ verschiedenster Art und unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade auf dem Weg versteckt (traditionelle, Multi- und Mystery-Caches) – unendlicher Entdeckerspaß inklusive! Wer nur geradeaus schaut und denkt, kommt meistens nicht weit. Es lohnt sich, ungewohnte Körperpositionen einzunehmen oder sich Dinge einmal von unten, oben oder auch von hinten anzuschauen. Zudem – und das ist uns mehrfach passiert – könnten auch andere Suchende sich gerade am gleichen Ort befinden, um ebenfalls ganz unauffällig („Muggel“ = Uneingeweihte dürfen ja nichts merken!) den Cache zu heben. So kommt man entweder ganz wunderbar ins Gespräch, oder man zieht sich zurück, bis die andere Gruppe fündig geworden ist. Denn eines möchte man ganz sicher nicht: einfach nur mitbekommen, wo sich das Versteck befindet!

Doch auch ohne digitale Schatzsuche gibt es so viel zu entdecken: Der Weg führt vorbei am Kalvarienberg, der 1949 durch die Explosion dort gelagerter Munition quasi in Stücke gerissen wurde, so dass vier Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs erneut Tod und Zerstörung in Prüm regierten. Noch heute beherrscht ein riesiger Krater den Gipfel, und ein Mahnmal erinnert an das schreckliche Ereignis. Für uns als Wanderer bietet der Berg jedoch auch wunderbare Ausblicke auf Prüm. Ein Abstecher zu der hübschen, nach der Katastrophe neu errichteten Kalvarienbergkapelle mit Blick über Prüm und über den Kreuzweg sei jedem wärmstens ans Herz gelegt. Vom Panoramaweg selbst kann der Blick hier oben nach Niederprüm und über das Mehlenbachtal mit seiner Wacholderheide schweifen und weit darüber hinaus bis nach Belgien.

Nördlich von Tafel führt die Strecke ein Stück über den Jakobsweg und den Schneifel-Pfad. In den oberen Regionen des idyllischen Tettenbuschs bietet sich im Skigebiet Wolfsschlucht ein spannender Blick durch die Schneise ins Tal und auf eine bayerisch anmutende Landschaft. Hier verläuft der Weg stellenweise identisch mit dem Gebietswanderweg 16. Es lohnt sich, erneut abzubiegen und (dem Weg Nr. 16 folgend) dem uralten Keltenring einen Besuch abzustatten. Der Wall lässt sich über verschlafene Waldwege erkunden, und an der Prümer-Land-Route befindet sich eine Infotafel dazu mit Blick auf ein rekonstruiertes Tor der Befestigungsanlage.

Natürlich kann der Weg in beide Richtungen erlebt und begangen werden. Unweit des Ausgangspunkts liegt Niederprüm. Von seinen Höhen bietet sich ebenfalls ein reizvoller Blick auf den Ortskern von Niederprüm mit der hübschen weißen Pfarrkirche St. Gordianus und Epimachus, die eindrucksvolle Talbrücke der A60 über die Prüm sowie auf die Höhenlagen von Prüm am Kalvarienberg und am Tettenbusch. Zeit, innezuhalten, Blick und Gedanken schweifen zu lassen und ganz tief durchzuatmen. Um dann mit frischem Schwung den nächsten Geocache zu heben. Oder einfach die Schönheit der Landschaft, der Ortschaften und des Augenblicks zu genießen.

 

Weitere Infos:
www.ferienregion-pruem.de
www.eifelverein-pruem.de
www.geocaching.com

 

Prüm mit Basilika und Abtei, im Hintergrund der Kalvarienberg
Blick ins Mehlenbachtal
Blick auf Niederprüm und die Höhenlagen von Prüm

Der Weg nach Niederprüm

Geocaching – moderne digitale Schatzsuche

Blick auf die Talbrücke der A60
Blick über Niederprüm zum Kalvarienberg und zum Tettenbusch
Niederprüm
Wanderweg in der Nähe des Wanderparkplatzes Wolfsschlucht
Ausblicke am Weg in der Nähe des Wanderparkplatzes Wolfsschlucht
Skihütte Wolfsschlucht

 

Von Quellen, Tannen und Schluchten – unterwegs im Prümer Tettenbusch

Prüm sieht nicht nur schön aus, wenn man durch die Stadt flaniert und die Basilika bestaunt. Rund um den Talkessel bieten sich die vielfältigsten Spazier- und Wanderwege, nicht selten mit Abenteueraspekten und/oder Aussicht! Ein „Häppchen“ dessen habe ich bereits beim Besuch des Kalvarienbergs zu spüren bekommen, und um einen Panoramablick zu erhaschen und zu fotografieren, habe ich mich auch schon sonntags (als nicht ganz so viel Verkehr war) am Abhang hinter der Leitplanke der Bundesstraße entlang gehangelt.

Nun ist es Zeit für mehr! Bei einem Besuch der Tourist-Information im Haus des Gastes in Prüm bekomme ich einen Stadtplan mit einer Umgebungskarte, auf der sämtliche Spazierwege „rund um Prüm“ narrensicher farblich eingezeichnet sind. Die Möglichkeiten sind vielfältig und werden den unterschiedlichsten Konditionsgraden der Wanderer gerecht: Die Routen variieren von 2 km bis zur Prümer Landtour 1 mit 12 km. Wem das zu kurz erscheint, dem sei der Panorama-Wanderweg 120 des Eifelvereins ans Herz gelegt, der auf 21 km über 430 Höhenmeter überwindet und Prüm weiträumig umrundet, natürlich mit Aussicht. Auf dieser Strecke gibt es auch 65 Geocaches zu entdecken!

Für mich wird es erst einmal der Tettenbusch, bevorzugtes Ziel so manches Prümer Sonntagsspaziergangs. Auch hier gibt es mehrere Wege und Möglichkeiten, und da ich den oberen Teil des Tettenbuschs bereits auf der Suche nach dem Keltenring besucht habe, beginne ich am Forsthaus und laufe den Forsthausweg hinauf zum Seilbach und weiter zur Wintersportanlage Wolfsschlucht (Roter Weg, Nr. 3). Der breite Weg führt entspannt bergauf, während der bewaldete Hang rechts steil abwärts und links ebenso steil aufwärts geht. Gleich nach wenigen Metern erwartet mich linkerhand ganz unverhofft eine kleine Sensation! Erst sind es nur ein hübscher kleiner steil bergauf führender Pfad und eine Sonnenbank, die mir zuwinken, doch als ich vorbei an Waldgräsern, Wurzeln und lichtem Wald hinaufstapfe, erblicke ich am Fuß eines Baumes eine Quelle: den sogenannten Adamsbrunnen! Unterhalb der Wurzel ist er in Steine gefasst, die teils mit Moos bewachsen sind. In einer Ritze zwischen den Steinen wächst keck ein kleiner Farn. Ich lasse es mir nicht nehmen, aus der Quelle zu trinken. Entzückt betrachte ich sie von allen Seiten, und natürlich wird sie auch inbrünstig fotografiert. Eine Infotafel gibt darüber Auskunft, dass der Weg, auf dem ich wandere, von historischer Bedeutung ist. Er diente sowohl als Verbindung zwischen dem Kloster in Prüm und dem Tettenbusch als auch als Viehtrift (Treibweg) zwischen Stallungen und Waldweide. Hirten, Waldarbeiter und auch das Vieh selbst werden die Quelle sehr geschätzt haben. Ich sitze noch ein Weilchen in der Sonne, erfreue mich an dem fein blühenden Waldgras und gönne mir ab und zu ein paar Tropfen Quellwasser, bevor ich meine Erkundung fortsetze.

Doch das Wasser bleibt mir treu. Neben dem Zwitschern der Vögel begleitet mich auch das Plätschern der kleinen Bäche, die überall von den Hängen herabrieseln und meinen Weg unterqueren. Ab und zu verweile ich auf einer Bank, um das Ganze so richtig zu genießen. So fühlt sich also Entschleunigung an. In einer Kurve (auf der Karte lese ich, dass ich mich am Seilbach befinde) schimmert ein Tümpel grün im Sonnenschein, während sich unterhalb gewaltiger Wurzeln eine Bank malerisch in der Sonne räkelt. Doch ich treffe eine Frau mit Hund und genieße die Eifeler Freundlichkeit und Offenheit, bleibe stehen und halte ein Schwätzchen!

Immer noch geht es bergauf, doch nun ist es wirklich nicht mehr weit bis oben. Doch zuvor muss ich noch schnell rechts eine achteckige Schutzhütte mit einem Grillplatz erkunden. Später erfahre ich, dass sie den Namen Clemens-Hosius-Hütte trägt. Noch schnell einen Ameisenhaufen bestaunen, der vom Weg aus sichtbar ist, und dann ist es endlich so weit: Ich mache einen Schlenker von meinem Wanderweg zur Skihütte Wolfsschlucht, und bin überrascht! Vor mir erstreckt sich eine Kulisse, die sich auch im Bayerischen Wald hätte befinden können: Ich stehe mitten auf einem Steilhang, an dessen Seite ein Skilift verläuft. Direkt unterhalb meines Standorts befindet ein relativ kleines, dekoratives Häuschen mit überdachter Terrasse und einem breiten Kamin, auf der sich ein Schriftzug mit dem Namen der Hütte befindet. Durch eine Schneise in den Bäumen schaue ich talwärts und auf die gegenüberliegenden Höhenzüge. Es ist wunderschön und fast schon zu süßlich für die Eifel! Damit hatte ich nicht gerechnet! Ich kann mir gut vorstellen, wie hier im Winter Skifahrer und Rodler 600m den Hang hinunter flitzen, und nehme mir vor, es mir einmal live anzuschauen, wenn Schnee liegt oder die Schneekanonen im Einsatz waren.
Nun bin ich wirklich fast auf der Kuppe und laufe scharf links auf dem Schneifelweg zurück. Teils bilden die querenden Wasserläufe unmittelbar unterhalb des Weges bereits eine Schlucht, und natürlich muss ich von der Brücke hinunterschauen. Als Kind habe ich an solchen Stellen immer hinunter gespuckt und geschaut, ob ich das Wasser treffe. Der Weg ist gut zu laufen, es geht nun immer bergab, und andere Wege treffen zu beiden Seiten darauf. So kann ich es mir schließlich nicht verkneifen, der Prümer Landroute 1 und dem Schneifelpfad wieder hinab zum Forsthausweg zu folgen, um noch einmal den zauberhaften Adamsbrunnen zu besuchen!

Am nächsten Tag erkunde ich vom Parkplatz Wolfsschlucht aus den nördlichen Teil des Tettenbuschs. Hier oben herrscht wieder eine ganz andere Stimmung mit weiten Blicken vom Waldrand über die Wiesen und Weiden des Schneifel-Höhenzugs unmittelbar oberhalb von Prüm und über den Bungartsweiher hinweg. Über den Triftweg treffe ich auf die Schutzhütte in der Nähe des Keltenrings und hebe erst einmal (nach längerer, etwas konfuser Suche an der Hütte selbst und im unmittelbaren Umfeld) erfolgreich den dort versteckten Geocache. Direkt neben dem Holzhäuschen befindet sich auch die Infotafel zum Keltischen Ringwall mit einem QR-Code, um über die ARmob-App (Antike Realität – mobil erleben) spannende Infos und Animationen abrufen zu können. Auch den magischen Keltenring möchte ich einmal wiedersehen. Ich erinnere mich noch gern an die abenteuerliche Erkundung im Spätherbst mit bunten Blättern und Pilzen im einsamen stillen Wald. Doch heute treibt die Neugier mich bergab zu den „Alten Tannen“. Ein verwunschener Ort, an dem ein Pfad ein Bächlein quert, bewacht von imposanten, weise erscheinenden sehr alten Bäumen.  Ein guter Ort, voller Ruhe und Weisheit. Ich atme tief durch und lausche dem Plätschern. Das Wasser fließt hinab zum Tettenbach, der dem Busch seinen Namen gab.

Mittlerweile laufe ich fast auf Socken, da ich ein älteres Paar Schuhe gewählt habe, dessen Sohlen sich während der Tour in Luft und Liebe auflösen. Auf dem Parkplatz gönne ich mir noch ein Abschiedsfoto von den Löchern, auf denen der Weg ganz schnell „steinig und schwer“ wurde, und lache darüber, bevor ich die Schuhe in den Mülleimer werfe.

Prüm, sein Panorama und die dort auf mich wartenden Geocaches werde ich noch weiter erkunden – demnächst und garantiert mit anderen Schuhen!

 

Weitere Informationen und Stadtplan: Tourist-Information Prümer Land, Haus des Gastes, Hahnplatz 1, 54595 Prüm (www.ferienregion-pruem.de)

Der Pfad hinauf zum Adamsbrunnen
Wunderschöne Lichtstimmung an der Sonnenbank am Adamsbrunnen

Der Adamsbrunnen

Lichtdurchfluteter Wald hinter dem Adamsbrunnen

Clemens-Hosius-Hütte

Skihütte Wolfsschlucht

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Blick auf den Bungartsweiher
Schutzhütte in der Nähe des Keltenrings
Hier geht es zu den Alten Tannen
Geocaching an der Schutzhütte

Die Alten Tannen
Pfad bei den Alten Tannen
Schutzhütte an den Wanderwegen 2 und 16

Von geheimnisvollen Steinen und Felsen – Burgruine Hartelstein bei Schwirzheim

Von weitem sichtbar überragt eine kugelförmige Kuppe das Örtchen Schwirzheim und weckt seit jeher meine Neugier. Was im Sommer als grüne „Haube“ erscheint, enthüllt im Winterhalbjahr Spannendes: Auf den hohen Felsen befindet sich eine von Bäumen und Sträuchern überwucherte geheimnisumwitterte, frei zugängliche Burgruine.

Die Prümer-Land-Route 3 führt direkt daran vorbei. Ich muss nur dem nach rechts abzweigenden Pfad folgen, um die Überreste einstiger Wehrhaftigkeit genauer in Augenschein nehmen zu können. „Naturdenkmal – Betreten auf eigene Gefahr“ erklärt das Schild an der gemütlichen Schutzhütte, und dann beginnt das Abenteuer, sowohl vom Weg aus, über den sich die Dolomitkuppe auf einer Strecke von 450 Metern umrunden lässt, als auch auf den Pfaden dazwischen.

Gleich zu Beginn offenbart sich in luftiger Höhe der „Ditzjeskeller“, ein ummauertes Loch, bei dem es sich um eine ehemalige Schießscharte handelt. Im Verlauf des Weges zweigen einige Stufen ab, die den trittsicheren Wanderer bergauf führen. Felsen und Mauerreste sind dabei so miteinander verschmolzen, dass es schwer ist, zu unterscheiden, wo das eine aufhört und das andere anfängt. Der niedriger gelegene Teil des Weges schlängelt sich verwegen durch den Wald.

Der Schatz, der sich hier oben zwischen den Bäumen versteckt, ist die Burgruine Hartelstein nordöstlich von Schwirzheim. Bereits 943 n. Chr. befand sich hier eine zur Abtei Prüm gehörende Burg. Zu dieser Zeit verlief in unmittelbarer Nähe ein Handelsweg zwischen dem Kloster in Prüm und den Gebieten an Ahr und Rhein. Ihren Namen erhielt die Burg jedoch erst 1340, als Graf Hartard von Schönecken sie zu einer Festung ausbauen ließ, die sich über eine Fläche von 100 x 50 Metern erstreckte und (wie bescheiden) seinen Namen trug: Aus „Hartardstein“ wurde später im Sprachgebrauch „Hartelstein“. Aufgrund dieser Verbindung halten sich im Ort Gerüchte, dass von der Ruine unterirdische Gänge bis zur Burg Schönecken führen. Noch ein Rätsel, das die Spannung hier an diesem Ort erhöht! Und damit ist noch lange nicht Schluss! Die Liste der Geschichten um die Burg und ihren Hügel ist lang. So sollen die Herren von Schönberg, die im 16. Jahrhundert hier herrschten und Raubritter gewesen sein sollen, aufgrund ihrer Freundschaft zu den Herren der Kasselburg in Pelm veranlasst haben, eine Schneise oder Schlucht in einen Berg zu schlagen, um Sichtkontakt zu haben.

Der Legende nach existierte jedoch bereits lange zuvor auf diesem Berg ein „Götzentempel“. Der römische Statthalter Rictiovarus, der um 286 in Trier Christen verfolgte und auf dem Marsfeld ein Blutbad anrichtete, das die Mosel rot gefärbt haben soll, stammte anscheinend von der Schwirzheimer Burg. Zu seiner Zeit soll bereits ein unterirdischer Gang zum Büdesheimer Wald bestanden haben. Noch heute soll der römische Statthalter hier spuken. Es ist eine Geschichte eines Handwerksburschen überliefert, der in den Ruinen übernachtete und Musik hörte, wie von einem großen Fest, obwohl im Dorf alles ruhig war.

Die Mauerreste könnten viel erzählen. 1560 fielen die Holländer darüber her und plünderten die Burg. 1712 gelangte sie erneut in den Besitz der Abtei Prüm und verfiel im Laufe der Zeit. Anwohner nutzten sie als Steinbruch. 1940 stürzten die letzten Reste des Burgturms bei einem Gewitter ein.

Man kann sie sich vorstellen, die uralte Burg, nicht viel mehr als ein Bergfried oben auf der Kuppe, umgeben von einer hölzernen Palisade. Dann später, nach dem Ausbau zur Festung: Stolze Mauern und Türme hoch über den Felsen – so unwegsam und steil, dass kein Feind sie erklimmen konnte. Ein Wohnhaus, Ställe, ein separates Küchenhaus und eine Burgkapelle mit einem sanftmütigen Priester, der die Familie und das Gesinde betreute. Und am höchsten Punkt noch der alte Bergfried als stolzer Turm, der weit über das Land hinausragte.

Wie eng die Ortschaft nach wie vor mit ihrer Höhenburg verbunden ist, zeigt sich auch darin, dass im örtlichen Gasthaus ein „Dietzjeskeller“ eingerichtet ist, in dem man herrlich feiern kann. Die dort servierten „Häppchen“ erfreuen sich großer Beliebtheit.

Heute brauchen wir reichlich Phantasie, um uns die stolze Burg vorzustellen – nicht jedoch, um die abenteuerlich-romantische Schönheit dieser Landschaft aus Felsen und Mauerresten zu erspüren. Die Hütte und die davor stehende Bank laden zur entspannten Pause mit Picknick ein, mit Blick über die Felder auf die lieblichen, sich sanft hebenden und senkenden Hügel nördlich von Schwirzheim.

 

Weitere Informationen:
www.ferienregion-pruem.de
www.schwirzheim.de
http://www.kostisch.de/dietzjeskeller/

Parkgelegenheit: Schwirzheim, am Friedhof

Wanderempfehlung: Prümer Land Tour Route 3

Ein spannend gestalteter Geocache vor Ort „mit Geschichte“: https://www.geocaching.com/geocache/GC1MZDR

Literaturempfehlung: Alois Mayer: Sagenhaft & Wunderbar – Sagen und Erzählungen aus dem Altkreis Prüm (Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Prümer Land, Band 59), www.gvpl.de

Im Wald auf dieser Dolomitkuppe hoch über Schwirzheim verbirgt sich die Ruine
Blick von der Burgruine ins Land hinein
An der Schutzhütte beginnt das Abenteuer; rechts der Weg, auf dem sich die Kuppe umrunden lässt.

Der Ditzjeskeller

Abenteuerlicher Waldpfad etwas unterhalb der Ruine

Der Wald öffnet sich
Pause mit Blick über die Felder nördlich der Burgruine

 

Von Wundern, Kunstschätzen und dem großen Staunen – die Sankt-Salvator-Basilika in Prüm

Die Geschichte der Sankt-Salvator-Basilika in Prüm lehrt uns, an Wunder zu glauben. Zwei Beispiele: Am Heiligen Abend 1945 war die Stadt durch den 2. Weltkrieg schwer zerstört. Der Winter war eisig und unbarmherzig, die Menschen müde, die Trümmer trostlos. Wie ein Hoffnungsschimmer ragte die von allen geliebte und verehrte Basilika aus den Schuttbergen hervor – voller Löcher und mit einer Holzbaracke im Kirchenschiff, aber immer noch intakt. Am 24. Dezember 1945 um 21 Uhr, eine Stunde vor der Christmette, durchbrach unheilvolles Grollen die Stille der Heiligen Nacht, gefolgt von einer riesigen Staubwolke. Mehrere Pfeiler hatten nachgegeben, der Dachstuhl über dem rechten Seitenschiff, Teile der Außenmauern und das Gewölbe des Langhauses waren zusammengestürzt und hatten die Holzbaracke im Kirchenschiff unter sich begraben. Eine Stunde später wären hunderte Menschen zu Tode gekommen. So schlimm es auch aussah, so war es doch ein Wunder, dass niemand Schaden nahm.
Ebenso eindrucksvoll: Die Flutkatastrophe im Juli 2021 überschwemmte in Prüm ganze Straßenzüge. Die Häuser standen teilweise bis zur Oberkante des Erdgeschosses unter Wasser. Doch vor der Basilika machten die Fluten Halt. Sie nahm keinen Schaden. Ein Lichtblick in der tiefen Verzweiflung dieses Sommers.

Weltlich gesehen könnte man sagen, dass die Erbauer den Platz umsichtig gewählt hatten, und das stimmt sicherlich auch. 721 n.Chr. gründete die fränkische Edle Bertrada die Ältere, die Urgroßmutter Karls des Großen, etwa dort, wo sich heute der Friedhof befindet, gemeinsam mit Ihrem Sohn Charibert von Mürlenbach das erste Kloster in Prüm. Die Mönche stammten aus dem Kloster Echternach und lebten nach den strengen Regeln des heiligen Columban. Dieses Stift gelangte noch nicht zu voller Blüte, so dass Pippin der Jüngere 752 das Kloster erneuerte. Er war mit Bertrada der Jüngeren (Enkelin der ursprünglichen Gründerin) verheiratet. Ihr ältester Sohn, der spätere Kaiser Karl der Große, war zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Jahre alt. Benediktinermönche aus Meaux bei Paris bezogen das neue Kloster. Ab 762 erhielt es in der Nähe der ehemaligen Tettenbachmündung in die Prüm deutlich größere neue Gebäude und eine Kirche, die nach Pippins Tod 768 von Karl dem Großen so reich mit Gold- und Silberschätzen ausgestattet wurde, dass sie „Goldene Kirche“ genannt wurde. Pippin selbst hatte neben vielen anderen Reliquien und Kunstschätzen Teile der Sandale Christi nach Prüm gebracht, ein Geschenk von Papst Zacharias, das für die Namensgebung der Kirche bis heute maßgeblich ist: Sankt Salvator (von lat. salvator = Heiland, Erlöser).

Die Basilika erhielt 1721 ihr heutiges barockes Gesicht. Sie wurde weitgehend neu gebaut, jedoch ist der heutige Nordturm identisch mit dem Südturm des Vorgängerbaus. Bei den jüngsten Sanierungsarbeiten 2018 wurden Teile des alten Mauerwerkes freigelegt und dauerhaft sichtbar gemacht. Unter anderem ist eine alte Bogenöffnung des Seitenschiffs erkennbar, ebenso zehn Stufen einer Spindeltreppe. Die mittelalterlichen Fundamente einer früheren romanischen Prümer Abteikirche aus dem 11. oder 12. Jahrhundert sowie Spuren der ehemaligen Abtsburg und eines Zeughauses sowie Reste eines Kalkofens wurden bei der Neugestaltung des Hahnplatzes ausgegraben. Fundstücke reichen bis in die Römerzeit zurück. Eine Bodenplatte aus Carrara-Marmor stammt möglicherweise noch von der ursprünglichen „Goldenen Kirche“.

Auch wenn man dies alles nicht weiß, lädt die Basilika bei jedem Besuch zum Schauen und Staunen ein und vermittelt mir wieder und wieder ein andächtiges Gefühl. Ich mag ihre Farben und wie sie in der Sonne leuchtet, den lichtdurchfluteten Innenraum und das „heilige Gefühl“, das ich bekomme, wann auch immer ich auch nur den Mittelgang entlang schaue! Prüm liegt im Talkessel, und von allen Seiten kann ich sehen, wie sich die Basilika freundlich strahlend über die umliegenden Häuser erhebt. Nach all den Jahren der stillen Verehrung habe ich nun endlich das Glück, sie von Prüms Stadtführerin Monika Rolef gezeigt zu bekommen, einer Zeitzeugin seit dem 2. Weltkrieg und sprudelnder Quell spannender Prümer Geschichte(n).

Wir betreten die Kirche durch eine mächtige hölzerne Flügeltür (schon die Türklinke gibt mir das Gefühl, plötzlich auf halbe Größe geschrumpft zu sein). Neben dem wuchtigen Portal sind zwei Statuen angebracht: Pippin der Jüngere (links) und Karl der Große (rechts). Wir treten ein. Linkerhand befindet sich die Kapelle für die Reliquien der heiligen drei Ärzte Marius, Adifax und Abacum. Im rechten Seitenschiff stellt eine Grablegungsgruppe die Trauer um Jesus nach dessen Tod dar. Sie stammt ursprünglich aus der Krypta der 1949 zerstörten Kalvarienbergkapelle. Damals explodierte im Berg gelagerte Munition, und erneut verschwand Prüm in einer Wolke aus Staub und Zerstörung. Die Sonne scheint auf die bunt leuchtenden Figuren, und die Trauer, die sie ausstrahlen, und ihre Schönheit treiben mir gleichermaßen die Tränen in die Augen. Ich bin dankbar, dass es sie noch gibt und dass sie hier einen derart würdigen Platz gefunden haben. Andächtig schreiten wir durch das Mittelschiff bis zum Altarraum. Die Sandalen Christi! An Feiertagen kann man sie bestaunen – und während der Prümer Kirmes. Völlig unvorbereitet stand ich 2019 bei einem meiner zahlreichen Besuche plötzlich vor dem geöffneten Schrein und starrte auf das alte Stück, das von so großer Bedeutung ist. Untersuchungen haben bestätigt, dass die Reliquie aus der Zeit Jesu und aus der Gegend um Jerusalem stammt. Sie wurde zu karolingischer oder merowingischer Zeit in einen Stoffschuh eingearbeitet. Neben ihrem neugotischen Schrein beeindruckt der barocke Hochaltar aus dem Jahr 1727 sowie das Hochgrab des Kaisers Lothar I., eines Enkels Karls des Großen, rechts neben dem Hochaltar, flankiert von einer Padiglione (Basilikaschirm) mit dem Prümer Wappen. Zwei Gemälde von Januarius Zick zeigen die Klostergründung und die Einweihung der Klosterkirche 799 unter Anwesenheit Karls des Großen und des Papstes Leo III. Beim Betrachten des Chorgestühls aus Eichenholz stockt mir fast der Atem. Zu fein und gleichzeitig gewaltig sind die geschnitzten Figuren – eine andere an jedem Stuhl! Es wurde 1731 als erste neu geschaffene Einrichtung in die neu erbaute Kirche gestellt und kann ebenfalls unglaubliche Geschichten erzählen. So konnte es 1802 trotz eines Verkaufs an einen Privatmann an Ort und Stelle verbleiben und überstand den 2. Weltkrieg unbeschadet, da es bereits 1940 eingemauert worden war. Beim Einsturz 1945 hatte es sich noch in Sicherheit befunden. Voller Ehrfurcht streiche ich mit der Hand über das dunkle Holz und setze mich andächtig und sehr vorsichtig darauf. Und schaue nach oben, denn da gibt es noch mehr zu sehen! Gleich oberhalb dieses Kunstschatzes befindet sich ein 50 Quadratmeter großer Chorteppich, der 1895 von Franz Wirth entworfen und 1908-1918 von 30 Frauen des Prümer Paramentenvereins bestickt wurde. Er zeigt die Erschaffung der Welt. Ich verliere mich in der Betrachtung der 1000 Einzelheiten und Szenen, die in diesem Teppich verwoben sind.

Wohin wir auch schauen – jede Kleinigkeit in dieser Basilika lädt zum Staunen ein und erzählt Geschichten. Allen voran ein kleiner Barockengel mit Pfeil und Bogen am Hochaltar. Er erzählt die Geschichte von „Nithards Pfeil“ – womit wir wieder beim Thema „Wunder“ wären: Um 882 beschlossen der fromme, wohlhabende Ritter Nithard und seine Frau Erkanfrida, ihr Vermögen einem Kloster zu hinterlassen, da sie kinderlos waren. Sie lebten in den französischen Ardennen, wo es viele Klöster gab, konnten sich jedoch nicht entscheiden und baten einen Priester um Rat, der ihnen vorschlug, Gott selbst bestimmen zu lassen. So veranstalteten sie ein großes Fest. Zum Abschluss bestieg das Paar mit seinen Gästen einen nahe gelegenen Berg. Vor all diesen Zeugen schoss Nithard kraftvoll einen Pfeil mit einer Schenkungsurkunde in den Himmel. Die Wolken schienen sich aufzutun, und eine lichtumflutete Gestalt ergriff den Pfeil und trug ihn davon. Abt Ansbald las derweil in Prüm die Messe, als plötzlich ein mild leuchtender Engel erschien und begleitet von himmlischen Klängen den Pfeil mit der Urkunde auf dem Altar niederlegte. So gelangte die Abtei Prüm in den Genuss der reichen Erbschaft, und das Gedächtnis der frommen Eheleute wurde für lange Zeit jährlich am 30. April gefeiert.

Ich stehe vor der ehrfurchtgebietenden Basilika, betrachte andächtig die anmutige Fassade und lausche gespannt den Geschichten. Da erscheint es fast schon selbstverständlich, dass auch der Jakobspilgerweg mitten durch Prüm führt. Und gerade jetzt, in der Weihnachtszeit, eingehüllt in Licht und Sterne, strahlt sie noch einmal doppelt so schön. Niemand kann sich ihrem Zauber entziehen. Möge sie noch lange glänzen, die Basilika St. Salvator!

 

Weitere Informationen:
www.ferienregion-pruem.de
https://susanne-wingels.de/pruem-und-die-sache-mit-den-karolingern

Führungen:
 buchbar bei der Katholischen Kirchengemeinde – Pfarrbüro, Hahnplatz 17, 54595 Prüm, Tel. 06551/147460, E-Mail:
info@pfarreiengemeinschaft-pruem.de, www.pfarreiengemeinschaft-pruem.de

Quellen:
Geschichtsverein Prümer Land/Alois Mayer: „Sagenhaft & Wunderbar – Sagen und Erzählungen aus dem Altkreis Prüm“, 1. Auflage 2010 (www.gvpl.de)
Monika Rolef: „Das neue Prüm – Chronik einer Stadt, Erster Band 1945-1975“, 1. Auflage 2020
Monika Rolef: „Prüm und die Karolinger“ / „Der große Chorteppich in der Sankt Salvator Basilika zu Prüm“ / „Das Chorgestühl in der Sankt Salvator Basilika in Prüm“
TI Prüm: „Karolingerstadt Prüm“ / „Basilika St. Salvator“(Broschüren)

Prüm mit Basilika und Abtei, im Hintergrund der Kalvarienberg

Die Grablegungsgruppe

Der barocke Hochaltar
Die Sandalen Christi
Das Grab Kaiser Lothars I., links die Padiglione
Das Chorgestühl

Der 50 m² große Chorteppich
Spuren des alten Turms

Nithards Pfeil
Advent in der Sternenstadt Prüm
(Foto: Tourist-Information Prümer Land, Sebastian Wiesen)
Advent in der Sternenstadt Prüm
(Foto: Tourist-Information Prümer Land, Sebastian Wiesen)

Harmonie zwischen Skulpturen und Natur –Skulpturenpark in Niederprüm

In einer Kurve der B410 fällt mein Blick auf ein paar unauffällige Gebäude und einige Parkgelegenheiten davor. Ich bin am Ziel – und ausgesprochen neugierig: auf den Skulpturenpark Kruft Niederprüm.

Am Tor zum Park ist eine kleine Box in Form einer Eule angebracht. Hier entrichte ich mein Eintrittsgeld, und dann empfängt mich eine ganz eigene Welt: Plätscherndes Wasser, Vogelgezwitscher, das frische Grün von Wiesen und Bäumen, geschwungene Wege, rustikale Bänke und romantische Schutzhütten. Und zwischen all dem: Schmiedekunst (in der Regel aus Kupfer), so weit das Auge reicht: Kleine und große, schmale und breite, hohe und niedrige Brunnen mit Kaskaden, überdimensionale Insekten, kleine Vögel, Eulen, Greifvögel, Reiher, Kraniche, Rehe, Hirsche, Wildschweine. Ein Bär hält Wache, und ein Pferd galoppiert auf seiner Weide mutig auf den Zaun zu. Weit hinter all dem, mitten im Dorf, grüßt als malerischer Hintergrund hell leuchtend die weiße Kirche von Niederprüm aus dem Jahr 1677. Über einem kleinen Flüsschen am Rande des Parks, der Prüm, schweben Fische, die aus alten landwirtschaftlichen Gerätschaften geformt wurden. Rostige Zahnräder lachen den Betrachter als Eulenaugen an. Fein gearbeitete kupferne Männchen rasten an jeder Ecke: Auf einer Schaukel am Baum, mit der Angel am See, mit einem Buch in der Hand, auf einer Seite der Bank, als würden sie mich einladen, mich zu ihnen zu setzen. Sie strahlen Ruhe aus und laden den Besucher ein, diese kleine, ganz eigene Welt mit ihren Augen zu betrachten.

An jeder Ecke, in jeder Nische, einfach überall laden (teils überdachte) Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. Im hintersten Winkel des Parks sitze ich auf einer kleinen Anhöhe und lasse den Blick schweifen. Zu meinen Füßen breitet sich ein harmonisch angelegter Park aus, mit Wiesen, seltenen Gehölzen, heimeligen Winkeln und Wasser an jeder Ecke. Zwischen dem Plätschern des Wassers, den Farben der Natur und den kunstvoll gestalteten Figuren erlebe ich Ruhe. Ruhe und die Freude an der Schönheit dessen, was ich betrachten darf. Ich schaue auf das Männlein, das unter einem Baum auf einer Schaukel sitzt, und ein Liedtext aus dem Musical Mozart erfüllt mein Denken: „Manchmal nachts fällt Gold von den Sternen…“

Wer möchte, kann etwas von dieser Schönheit mit nach Hause nehmen. Werkstatt und Laden sind zu den Öffnungszeiten (s.u.) für Besucher zugänglich und bieten reichlich Andenken und den persönlichen Kontakt zum Künstler Hubert Kruft und seinem Sohn, der den Betrieb – ursprünglich eine Dorfschmiede – in der 5. Generation weiterführen wird. Ein richtiger Familienbetrieb: Liane Kruft kümmert sich um ihre Gäste, übernimmt Verkauf und Beratung, Tochter Hannah die „Werbung“ im Internet. Hier erfahre ich auch, dass fast alles, was ich im Park gesehen habe, aus dieser Schmiede stammt. Lediglich die Bronzeskulpturen sind zugekauft.

Lächelnd verlasse ich den Park, mit einem letzten Blick auf die kupfernen Eulen, und ich brauche einen Moment, um wieder im Draußen anzukommen: An der B410 in Niederprüm, wo mein Auto auf mich wartet. Gerne komme ich wieder, wann immer mir nach dieser einzigartigen Kombination aus Zuflucht, Ruhe, Natur und Kunst zumute ist.

Adresse/Infos: Skulpturenpark Kruft, St. Vither Straße 62, 54595 Niederprüm, Tel. 06551 981638, www.skulpturenpark-kruft.de
Eintritt Park: Erwachsene (ab 16 Jahren) 2,50 €
Öffnungszeiten Park: täglich 10-17 Uhr (auch an Sonn- und Feiertagen)
Öffnungszeiten Geschäft: Mo-Fr 10-17 Uhr, Sa 10-14 Uhr und nach Vereinbarung

www.ferienregion-pruem.de

 

Viel mehr als „nur“ Stullen im Café Stullwerk – Schlemmen im und am Eisenbahnwaggon in Pronsfeld

Diesen Sommer mache ich erneut Station ins Pronsfeld. Hier gibt es etwas Neues zu entdecken, das mir schon auf der Suche nach der Riesenbank, beim Besuch des Eisenbahnmuseums und auch bei meiner Tour durchs Alfbachtal Freude gemacht hätte.

Wie viele Radfahrer und Wanderer mögen hier schon hungrig und durstig gestrandet sein und dankbar gerastet haben? Eines ist sicher: Auch die Einheimischen haben das neue Café am ehemaligen Bahnhof in Pronsfeld schon liebgewonnen. Praktisch ins Eisenbahnmuseum integriert bieten Conny und Boris hier samstags und sonntags Kaffee, alkoholfreie Erfrischungsgetränke, Kuchen und selbstverständlich auch die namensgebenden Stullen an. Der Kaffee stammt von der Kaffeerösterei Daun. Die Küche ist im Schwerpunkt – aber nicht ausschließlich – vegetarisch. Es herrscht ein entspanntes und freundliches Miteinander, und niemand bleibt lange hungrig oder durstig.

Auch ich werde herzlich begrüßt, und es fällt mir schwer, mich für einen der hausgemachten Kuchen zu entscheiden: sie sehen alle so lecker aus! Ich entscheide mich für den Russischen Zupfkuchen und heiße Schokolade: eine gute Wahl! (Mir wurde zugetragen, dass auch die anderen Kuchen ebenso gut gewesen wären: Die Liste der mir von Bekannten zugetragenen empfohlenen „besten“ Sorten ist lang!)

Ich sitze draußen auf dem Bahnsteig, atme die frische Luft, genieße jeden Bissen und schaue dabei auf den alten Bahnhof, Lok und Waggon, die Ausstellung, den Radweg und die mich umgebende Natur. Und auf andere Gäste, spielende Kinder und interessierte Radler. Schließlich bin ich fertig mit der Schlemmerei und dem entspanntem Beobachten, erklimme neugierig die steilen Stufen des Waggons und gestatte ich mir einen Blick ins Innere. Das 3.-Klasse-Abteil aus dem Jahr 1940 lädt uns auf eine kleine Zeitreise ein. So sind die Menschen früher Bahn gefahren. In Gedanken hieve ich einen großen alten schweren Koffer auf die Gepäckablage und nehme auf dem glatten Holz Platz. Die Bänke sind schön abgerundet und in der Sitzfläche leicht vertieft. Trotzdem bin ich ganz froh, dass ich darauf nicht tagelang durch die Weltgeschichte reise. Kaffee trinken dagegen macht hier Freude. An den Wänden hängen alte Fotos von Pronsfeld, seinem Bahnhof und seinen Zügen. Da darf man ruhig etwas nostalgisch werden.

1943 gab es in Pronsfeld noch zwei Stellwerke – heute gibt es das Stullwerk! Wie schön!

Weitere Infos: Café Stullwerk am alten Bahnhof/Eisenbahnmuseum in Pronsfeld, geöffnet von April bis Ende Oktober Samstag und Sonntag 11-18 Uhr
(Außenbereich barrierefrei zugänglich)
Instagram: @stullwerk

Conny und Miri kümmern sich am Tag meines Besuchs hingebungsvoll um die Gäste.

eifelnomaden – Lamawandern im Paradies (Schönecker Schweiz)

Seit 2020 gibt es etwas Neues in der Schönecker Schweiz, die ich so sehr liebe. Zeit, es endlich auszuprobieren:

Sie haben keine Hufe, sondern Sohlen, und auf diesen schleichen sie durch die Natur, mit uns an ihrer Seite, wenn wir das möchten. Es sind Yuri und Bingo, die uns auf unserer Wanderung durch die Schönecker Schweiz begleiten, und bevor es losgeht, lernen wir eine ganze Menge!

Die erste Lektion heißt: Distanz. Lamas sind keine Kuscheltiere, und wir müssen lernen, zu warten, bis sie von sich aus die Nähe zulassen oder suchen. Trotzdem ist es wichtig (und das ist die zweite Lektion!), zum Leittier unseres Lamas zu werden, und dies äußert sich auch über die Position, die unser Begleiter an unserer Seite einnimmt. Und natürlich erfahren wir auch, warum Lamas in der Regel keine Menschen anspucken…

Die anderen Lamas der Herde, Sonny, Luca, Arkan, Snickers, Luiz und Egon, schauen uns interessiert zu, als wir aufbrechen und nach wenigen Metern hinabsteigen ins Altburgtal. Die Zeit, die wir mit dem Lama verbringen, lässt sich im besten Sinne als „Quality Time“ bezeichnen: Wir konzentrieren uns nur auf „unser“ Tier; kein Handy, keine Kamera lenkt uns ab, selbst die Gespräche drehen sich um die Lamas. Das Erlebnis ist dicht und intensiv. Die erste Unsicherheit schwindet mit jedem Schritt, auch wenn ich immer noch sehr aufmerksam auf meine Führungsrolle achte. Wir lachen über die Position, die unser Lama einnimmt, als es sich erleichtert, lernen etwas über die Pflanzen am Wegrand, tauschen uns über die Beschaffenheit des Weges aus und besprechen Wünsche für die Route, die wir heute zurücklegen.

Die Schönecker Schweiz bietet unendliche Möglichkeiten: einen Besuch der Burg Schönecken (nun auch in Lama-Begleitung), das Altburgtal mit der alten Keltenburg, Wiesen auf der Höhe, Wacholderheiden, Felsen, Schwindbäche, den Wiesengrund mit dem plätschernden, sich windenden Bächlein, Bärlauch, wilde Orchideen, besondere Bäume und andere botanische Besonderheiten am Wegrand. Bei ausgiebigen Trekkingtouren kann von hier aus die ganze Eifel „erobert“ werden, andere Routen wiederum sind kurz und gemütlich.

Wir rasten auf einer gelb leuchtenden Wiese. Die mageren Böden der Schönecker Schweiz sind hervorragend für Lamas und ihre 3 Mägen geeignet. Aber ab und zu darf es auch mal eine satte Weide voll Löwenzahn sein. Die gelben Blüten verschwinden schneller in den Mäulern, als wir schauen können, und die Grimassen, die die Tiere beim Kauen ziehen, zaubern uns ein Grinsen ins Gesicht. Das liegt daran, dass den deutlich sichtbaren Schneidezähnen am Unterkiefer eine Kauplatte am Oberkiefer gegenüberliegt. Sie können damit das Gras hervorragend abbeißen und beschädigen so das Wurzelwerk nicht. Lamas gehören zur Familie der Kamele, und so eine Wanderung oder ein Trekking zaubert einen Hauch Exotik in die ohnehin schon faszinierende Welt der Schönecker Schweiz. Dies wird auch deutlich, wenn wir auf andere Menschen treffen. Unsere Tiere wecken Neugier und verzaubern. Man bleibt stehen und unterhält sich, und häufig möchten die anderen Wanderer Fotos von sich und den Lamas. Da gebe ich gleich ein bisschen mit meinem Wissen an: Bitte nicht so nah heran und nicht streicheln, wenn das Lama das nicht von sich aus anbietet… Und bin etwas stolz auf meine neuen Kenntnisse!

Die Lamas leben seit 2020 in Sichtweite der Burg Schönecken auf den Weiden unterhalb des ehemaligen Hotels „Burgfrieden“ am Rammenfeld. Hier beginnen auch die (begleiteten) Touren. Das Angebot reicht von einer kleinen Familienwanderung über eine intensive „Zeit zu zweit“ mit Picknickkorb und Sekt über Tageswanderungen bis hin zu mehrtägigen Trekkingtouren mit Zelten, beispielsweise auf dem Jakobsweg.

Am Ende fühlen wir uns entspannt, angeregt durch die Erlebnisse und wie nach jeder Wanderung etwas müde. Aber zunächst plaudern wir noch ein wenig und versorgen die Tiere. Ehrensache, dass wir sie nicht einfach anbinden und gehen! Sie sind unsere Gefährten geworden. Nun dürfen sie wieder auf die Weide zu den anderen. Sie werden schon sehnsüchtig erwartet!

Veranstaltungsort/Weide: Rammenfeld 6, 54614 Schönecken
Postadresse und Infos: eifelnomaden, Altburgstr. 26, 54597 Hersdorf. Telefon 06553/
8329762, post@eifeltrekking.de, www.eifeltrekking.de

SWR-Beitrag: https://www.swrfernsehen.de/landesschau-rp/lamatouren-durch-die-eifel-100.html

Hoch über Schönecken mit Blick auf die Burg: An diesem paradiesischen Ort leben seit 2020 die Lamas der eifelnomaden!
Es geht los! Abstieg ins Altburgtal.
Langsam gewöhnen wir uns aneinander.
Frühling im Altburgtal
Eine kleine Rast für alle

Ein wahrer Blumenfreund!
Julietta Baums von den Eifelnomaden mit zweien ihrer „Jungs“ – im Hintergrund ist Burg Schönecken zu sehen.
Auf dem Weg zur Burg Schönecken
Mein Weggefährte Yuri
Auch Yuri und Bingo lesen sich die Infos auf dem Schild genau durch!
An der Burg Schönecken!
Julietta Baums mit Bingo und Yuri an der Burgruine Schönecken
„Gruppenbild mit Dame“ – auch ich werde fotografiert!
(Foto: Julietta Baums)
Yuri und ich sind uns einig! Und nach mehreren gemeinsamen Kilometern lässt er mich auch schon näher an sich heran.
Rückweg zur Weide
Die anderen Lamas erwarten uns schon!
Lamaweide hoch über Schönecken
Von der Lamaweide zur Burgruine Schönecken sind es nur wenige hundert Meter.
Picknick mit Lama

Auf Wiedersehen! Bis zum nächsten Mal!
Ein letzter Blick aufs Lamaparadies und die Burg!

 

Alfbachtal – von einer Bachaue, sanften Hängen, Bibern, Schmetterlingen und Hummeln

Blick von oben ins Alfbachtal

Es ist vor allem die Aussicht auf Biber, die mich in das idyllische Alfbachtal lockt. Doch ich entdecke schnell, dass dort noch viel mehr auf mich wartet!

Schon immer haben mich die sich schlängelnden Bachauen in der Eifel aus tiefstem Herzen angesprochen, und so folge ich der Empfehlung für eine kleine, feine, 6 Kilometer lange Wanderung mit 70 Höhenmetern, etwas Aussicht und ganz viel Wasser.

Ich starte in Pronsfeld am alten Bahnhof mit dem sehenswerten Eisenbahnmuseum. Von hier erstreckt sich der Eifel-Ardennen-Hohes Venn-Radweg 12 Kilometer lang bis Bleialf (und von dort weiter nach St. Vith) über die alte Eisenbahnstrecke am Ufer des Alfbachs entlang: Eine leicht zu bewältigende Rad- und Wanderstrecke ohne viele Höhenmeter. Dieser Abschnitt des Alfbachs und seine Umgebung (insgesamt 164 Hektar) stehen unter Naturschutz.

Ich laufe also los, von Pronsfeld in Richtung Bleialf, erst einmal den Radweg entlang. Zu meiner Linken plätschert der Alfbach fröhlich seiner Mündung in die Prüm entgegen und glitzert im Sonnenschein. Hinweisschilder geben anschaulich Auskunft über die Natur am Wegrand. Nach etwa 900 Metern, bei den letzten Pronsfelder Häusern, halte ich mich links (dem Wanderweg 22 und der roten Nordic-Walking-Strecke folgend). Von einer malerischen Brücke schaue ich auf den immer natürlicher und wild umwachsen erscheinenden Alfbach. Kurz darauf finde ich die ersten Biberspuren, einen üppigen Damm, der quer über den ganzen Bach reicht.

Mein Weg führt stetig bergauf, und im Hintergrund türmen sich dunkle Wolken auf. Einen Moment überlege ich, ob ich die Wanderung abbrechen und so schnell wie möglich den Heimweg antreten soll, oder ob ich meinen Weg fortsetze. Aber da die Strecke nicht allzu lang ist und ich gerade die 70 Höhenmeter schon fast vollständig hinter mich gebracht habe, entscheide ich mich fürs Weitergehen – zu Recht übrigens, denn das Wetter bleibt mir wohlgesonnen.

Der Wanderweg 22 biegt rechts ab und folgt dem Hang auf halber Höhe, doch ich steige weiter hoch und wähle erst die nächste Möglichkeit rechts (markiert durch den roten Pfeil der Nordic-Walking-Strecke). Von hier oben bieten sich wunderschöne wildromantische Aussichten über den Alfbach, die ihn umgebende Landschaft und die umliegenden Höhenzüge. Um mich herum wogen Gras und Getreide um die Wette, durchsetzt von den verschiedensten Blumen und einem bunten Gesumm. Hummeln und Schmetterlinge werden meine Wegbegleiter. Der Wanderweg stößt wieder auf meine Strecke. Immer wieder wecken spannende Geländemerkmale mein Interesse, und die Kamera steht nicht still. Ein bewachsener Hügel im Feld, ein malerischer Waldrand, blühender Mohn – es gibt so viel zu sehen! Und gleichzeitig ist es ganz still – ich bin allein mit mir und meiner Kamera und all dem Überschwang. Es ist ein Genuss, ganz mit mir im Reinen hier oben unterwegs zu sein.

Nach knapp einem Kilometer wende ich mich nach rechts. Ab hier geht es deutlich bergab, hinunter ins Tal und zurück zum Alfbach, wieder begleitet von Gräsern, Blumen, Ähren und dem Summen der Insekten. Vor der Brücke hört die Schönheit für kurze Zeit auf: Nicht Biber, sondern schweres Gerät waren hier im Einsatz, aber es sind nur ein paar Meter, dann ist alles wieder gut! Sofort zieht mich die wildromantische Landschaft erneut in ihren Bann, die bildlich gesprochen das Wort „Biber“ in Großbuchstaben auf der Stirn trägt. Haufenweise Spuren von Dämmen und Bauten bestätigen das, und die passenden Infotafeln gleich dazu – nicht nur zu Bibern, sondern auch zu Amphibien übrigens, von denen viele verschiedene Arten den hier entstandenen Lebensraum nutzen! Ich spähe ins Schilf hinein und um mich herum, in der Hoffnung, all diese Dinge auch zu entdecken. Einen Feuersalamander fände ich spannend, doch vielleicht war ich zu laut, denn er lässt sich nicht blicken. Hier unten im Tal steht eine Bank, mit Blick auf Wasser und Aue und einem Eifelwald im Rücken, wie ich ihn schon aus meiner Kindheit kenne und liebe.

Der Rest des Weges führt über den Eifel-Ardennen-HohesVenn-Radweg und ist somit bequem zu meistern. Der Asphalt könnte unromantisch wirken, jedoch gleichen dies die Blumen und Tiere am Wegrand ebenso aus wie die liebliche Auenlandschaft um den Alfbach. Zwischendurch laden Bänke zum Rasten und Infotafeln zum Lernen ein. Bäume, Unterholz, der Bach, sumpfige Gebiete in der Aue, Biberspuren und eine bunte Vielfalt an Blumen geleiten mich zurück nach Pronsfeld. Das Leben ist schön!!!

Weitere Informationen: www.ferienregion-pruem.de (Hier gibt es sowohl Auskunft zum Eifel-Ardennen-Hohes Venn-Radweg als auch die Wanderroute 22 zum Download), www.pronsfeld-eifel.de (Wanderinfos und Übersichtskarten zum Download: https://www.pronsfeld-eifel.de/modules/news/article.php?storyid=1571&location_id=5 )

Parkgelegenheit: Wanderparkplatz Nr. 12, Pronsfeld (hier gibt es zwei verschiedenen Übersichtskarten mit Wanderwegen zum Mitnehmen und ebenso Infos zu den Nordic-Walking-Strecken)
Weitere Park- und Wandermöglichkeiten im oberen Verlauf des Alfbaches an der Habscheider Mühle, in Buchet und Bleialf.

Die Strecke beginnt in Pronsfeld am ehemaligen Bahnhof nahe der Mündung des Alfbachs in die Prüm

Wenn das keine Biberspuren sind…
Blick über den Wanderweg 22 ins Alfbachtal. Wir steigen noch etwas höher.
Oben…
Blick hinunter in die Bachaue
Aussichten
Es blüht und summt
Mohn am Wegrand

Nahe der Brücke

Am Alfbach

Blick über die Bachaue auf den Hügel, über den ich gekommen bin

Wieder kurz vor der Mündung bei Pronsfeld
Heimweg über den Eifel-Ardennen-Hohes Venn-Radweg

Urweltliche Klänge und putzige Zeitgenossen im Eifeltal – der Eifel-Zoo Lünebach

Dieser frei fliegende Papagei begrüßt die Gäste an der Gastronomie

Es ist dieser eine Moment ganz am Ende meines Besuchs, als ich gerade schon den Eifel-Zoo verlassen möchte, der für mich bis in mein Innerstes auf den Punkt bringt, was diesen Ort im Bierbachtal (kurz vor der Mündung in die Prüm) so besonders macht: Ich stehe auf halber Höhe, habe die Urwald-Dingos gerade nach langer Liebäugelei und Fotosession hinter mir gelassen und blicke von oben hinunter ins Tal aufs Löwengehege. In diesem Moment ertönt aus eben diesem Revier ein kraftvolles, lautes, wildes und urtümliches Gebrüll, das das ganze Tal erschüttert und von den umliegenden Berghängen als Echo zurückgeworfen wird. Bereits dies geht mir durch Mark und Bein und lässt mich sprachlos dastehen, da ertönt zu meiner Linken wie eine Antwort ein unheimliches, hohes, durchdringendes, langgezogenes Heulen, das ich zunächst Wölfen (die es hier nicht gibt) zuordne. Es dauert einen Moment, bis ich meine Gedanken so weit sortiert habe, dass ich die Urwald-Dingos als Quelle vermuten kann, und dann setze ich mich wie magisch angezogen in Bewegung, um zu schauen, ob dieses ursprüngliche, gruselige Geräusch tatsächlich von diesen niedlichen, hübschen und überaus freundlichen roten „Hunden“ stammt.

Nach langer durch die Corona-Maßnahmen bedingter Pause hat endlich der Eifel-Zoo wieder geöffnet! Besucher benötigen zwar eine Anmeldung beziehungsweise ein Online-Ticket, aber da plant man den Besuch halt im Voraus und erfreut sich daran, endlich wieder die Tiere besuchen zu können, die schon so lange auf die Aufmerksamkeit ihrer „Kunden“ verzichten mussten. Und man spürt es, wie sie regelrecht um das Interesse betteln – oder vielleicht auch nur um Futter oder auch um Streicheleinheiten. Für mich wird es, nachdem ich durch den steinernen Torbogen wie in einen Schlosspark in diese neue, spannende Welt eingetreten bin, ein Tag der Geräusche. Gleich zu Anfang beweist mir der Lachende Hans mit keckernden und gurrenden Lauten (und ich glaube wirklich, er macht sie extra für mich!), warum er seinen Namen trägt. Im Englischen nennt er sich Kookaburra – auch dies beschreibt sehr deutlich lautmalerisch die Töne, die er von sich gibt. Ein Stück weiter patrouilliert der Emu, bereit, sein von Artgenossen und Kängurus bevölkertes Revier zu verteidigen, und nimmt mich ins Visier. Er erinnert mich fatal an einen Dinosaurier, einen Velociraptor, und ich ziehe lieber weiter.

Im Tal erkennt man noch die Schäden, die die Flutkatastrophe am 01.06.2018 angerichtet hatte. Bierbach und Prüm waren nach einem Unwetter stark über die Ufer getreten, überschwemmten das ganze Tal und verwüsteten Gehege und Zoogelände. Etliche Tiere ertranken in den Fluten. Ein Großteil der Anlagen war zerstört. Auf Schock und Verzweiflung folgten ein Wiederaufbau und eine Neuanlage als Natur-Zoo und Tiergarten, der sich stärker auf heimische Arten und natürliche Gehege konzentriert und zudem für mehr Barrierefreiheit und reichlich Angebote für Kinder sorgt. Phantasievolle Spielgelegenheiten (auch am Wegrand) und ein funkelnagelneuer Spielplatz lassen Kinderherzen höher schlagen, und im Streichelzoo können die Kleinen direkt mit lieben Tieren auf Tuchfühlung gehen. Auf die Wiedereröffnung 2019 folgten bereits zwei Schließungen durch Corona-Lockdowns. Trotz alledem werden Stück für Stück neue Bereiche gestaltet und wieder freigegeben: Die Löwen sind wieder da. Und wie! Ihr Brüllen lässt das Tal erbeben und ihr Zusammenspiel ist gewaltig und beeindruckend.

Das Frühjahr 2021 begrüßt mich auch mit Niedlichkeiten: Quiekende Meerschweinchen recken sich mir entgegen, das Ende Februar geborene Lama zeigt sich endlich den neugierigen Besuchern und posiert fotogen auf einem Hügel. Verliebt zücke ich meine Kamera, woraufhin die anderen Lamas eine regelrechte Show abziehen. 1001 bunte Gesichtsausdrücke später muss ich mich entscheiden, welche Fotos dieser Tiere jetzt am originellsten und schönsten geworden sind. Doch auch die Ponys und Esel können ulkige Gesichter machen, die Ungarischen Zackelschafe präsentieren eindrucksvoll ihre gedrehten Hörner, und wieder habe ich das Gefühl, sie tun dies extra für mich und meine Kamera. Die Kamerun-Schafe blöken mir von weitem entgegen in der Hoffnung auf etwas Futter. Bei diesen Temperaturen vermisse ich noch den Papageien vor der Gastronomie, doch dafür läuft mir ein Pfau gemessenen Schrittes über den Weg, und ich genieße ein Würstchen im Brötchen – im Laufen. Es gibt ja noch so viel zu erkunden. Die schmalspurige Eifel-Zoo-Bahn durch das Wildgehege fährt noch nicht wieder. Die Lok mit den bunten Waggons erinnert mich immer an Emma aus „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer. Aber die Miniatur-Nachbildung einer Prümer Landschaft (mit der Basilika und anderen liebevoll gestalteten Gebäuden) am Bahnhof bezaubert stets aufs Neue. Hier unten in der Talsenke leben amerikanische und europäische Bisons (Indianerbüffel und Wisente) und Davidshirsche sowie Kraniche, klappernde Störche und eine bunte Vogelwelt. Der Park ist weitläufig und das Gelände vielfältig. Auf 30 Hektar leben 60 Tierarten, insgesamt etwa 400 Tiere.

Am Ende sind es wieder die Raubtiere, die mich beeindrucken. Der Rotluchs verteidigt fauchend sein Revier, wenn ich mich ihm nur nähere, und folgt mir auf der anderen Seite des Gitters. Was er wohl über mich denkt? Gar nicht so einfach, ein gutes Foto zu erhaschen, weil er gar nicht erst die nötige Distanz zulässt. Die Urwald-Dingos bezaubern mit treuen Hundeblicken. Und die Löwen? Einfach nur eindrucksvoll. Ich bin schon gespannt auf die neue Anlage. Und die Neugestaltung des Sees direkt unterhalb des Eingangs. Soviel ist sicher: Ich komme wieder! Und freue mich darauf.

Weitere Infos:
Adresse: Reinigseifen 2, 54597 Lünebach
https://eifel-zoo.info (Facebook: @eifelzoo)
https://www.ferienregion-pruem.de/erleben/ausflugsziele/eifelzoo-luenebach

Durch diesen Torbogen betreten wir eine andere Welt.
Der Lachende Hans (Kookaburra)

Mein bester Freund mit dem freundlichen Blick und der schaurigen Stimme: der Urwald-Dingo
Eindrucksvoll: der männliche Löwe
Der Rotluchs
Nur ein kleiner Teil der vielfältigen Spielgelegenheiten

Das junge Lama
Das Lama mit den 1000 Gesichtern

Aufregung bei den Kamerun-Schafen
Die Lok der Eifel-Zoo-Bahn (für mich ganz klar „Emma“)
Der Zug fährt gleich los durch das Tal und hautnah an den Bewohnern des Wildgeheges vorbei.

Miniaturwelt am Bahnhof mit der Prümer Basilika

Wunderschöne Wegführung
Schneeeule
Noch jemand mit 1000 Gesichtern

Zum Abschied noch einmal der Urwald-Dingo
Ein schöner Ort!

Von Ringen und Steinen – auf den Spuren der Kelten unterwegs (Keltenring Prüm)

Warum mich die Kelten so faszinieren? Vielleicht, weil sie für uns nicht so greifbar sind wie die Römer und alles, was in der Geschichte nach ihnen kam. Vor 30 Jahren stand ich in England vor den Steinen von Stonehenge, umringt von Touristen und durch Zäune fern gehalten, und wartete vergeblich darauf, etwas Magisches zu verspüren. In der Eifel ist das anders. In der Eifel begegnet man den Spuren der Kelten unmittelbar. Ihre Hinterlassenschaften sind nur teilweise offensichtlich erkennbar, und gerade das schafft diese faszinierende Brücke zwischen dem, was wir heute wissen und erleben, und der Welt der Sagen und Mythen.

An vielen Orten gibt es Keltenringe und Steine. Für mich von meiner Eifel-Unterkunft aus praktisch nur einen Steinwurf entfernt: die Kelten-Fliehburg in der Schönecker Schweiz, der Langstein in Wallersheim und die Keltenringe in Weinsheim und Prüm.

Anfang November 2019 mache ich mich auf, den Keltenring in Prüm zu erkunden. Auf der Wanderkarte (siehe Empfehlung unten) ist der Keltenring deutlich zu erkennen. Wer der Prümer-Land-Tour-Route 1 folgt, kann ihn nicht verfehlen. Aber wie üblich folge ich meiner eigenen Wegführung und mache dadurch auch meine ganz eigenen Erfahrungen! Ich parke am Ende der Straße „Pferdemarkt“, die sich geradeaus als breiter bequemer Wanderweg fortsetzt. Es geht stetig bergauf, links grüßt steil aufwärts ein vorwiegend aus Nadelbäumen bestehender Wald, rechts fällt der Hang, von Laubbäumen besiedelt, tief zur Prüm hin ab. Ganz oben angekommen, raste ich erst einmal in einer gemütlichen Schutzhütte mit Blick auf das harmonische Grün und die bunten Farben des Herbstwaldes. Von hier zweigen sternförmig Wege ab, und ich habe die Wahl: Der Keltenring lässt sich von oben oder von unten erfahren, und ich wähle den oberen Weg, der im spitzen Winkel direkt links von der Route, über die ich gekommen bin, über die Höhe führt. (Halblinks bergab wäre alternativ die Prümer-Land-Route 1 weitergegangen, die dann linkerhand zu der später beschriebenen Info-Tafel führt. Hier befindet sich auch ein Hinweisschild zum Naturdenkmal „Alte Tannen“ – schon wieder ein Plan für die Zukunft, die muss ich kennenlernen!) Genug der Wegbeschreibungen!

Auf dem recht breiten und bequemen Wanderweg über die Höhe, der links und rechts von dichtem Wald gesäumt ist, lässt sich der Ring in Form von zwei Wällen erahnen, die der Weg sanft überwindet. Dies ist hier oben der einzige Hinweis auf das Vergangene. Auf dem zweiten Wall schlage ich mich rechts in die Büsche und folge einem kaum sichtbaren Pfad, der mich im Halbkreis über den alten Wall durch ein fast unberührtes Waldstück führt. Ich wandele im wahrsten Sinne des Wortes auf den Spuren der Kelten! Rechts von mir raschelt es. Wenn jetzt direkt vor mir ein Reh auftauchen würde, wäre das keine Überraschung. Oder ein Wildschwein. Ich schaue mich um. Weit und breit keine Spur menschlichen Lebens. Was ich eigentlich sehr mag. Wie oft hier wohl jemand läuft? Bestimmt nicht täglich. Einmal in der Woche? Im Monat? Es ist wunderschön und ein ganz kleines bisschen gruselig. Was, wenn wirklich ein Wildschwein käme oder ich stolpern und mir die Beine brechen würde? Ich atme tief durch. Es riecht so gut nach Bäumen, Pilzen und Moos. Verwunschen sieht es aus. Reichlich Platz für Elfen und Zwerge und für mich mit meinen Gedanken. Ich kann gar nicht anders als diesem wunderbaren Pfad weiter zu folgen und den Wald zu erkunden. Das Wort „Traumpfad“ würde passen, und vielleicht ist es genau das, was die Menschen in Australien auch machen: Dem Herzen folgen. Interessanterweise gibt es auch in der Eifel eine ganze Reihe von sogenannten „Traumpfaden“. Zufall? Egal, das hier fühlt sich gut an.

Nach einem perfekten Viertelkreis über den Wall erreicht der Pfad die Oberkante einer aus Steinen aufgeschichteten und oben und seitlich mit Holz verstärkten Befestigung, die ich ausgiebig erkunde. Doch ich muss einem Pfad bergab zum tiefergelegenen parallelen Wanderweg (Prümer-Land-Tour 1) folgen, um die Infotafel zu lesen. Am Wegrand finde ich wunderschöne Pilze, die ich erst einmal ausgiebig fotografieren muss. Gut, dass mich keiner sieht, wie ich da auf dem Waldboden hocke und liege und krieche, um sie schön aufs Bild zu bekommen. Es entstehen Fotos vom Herbstwald und all seinem Leben und all seinen Farben, die zu Sinnsprüchen einladen: „Wenn du nicht weißt, wohin dein Weg führt, genieße die Farben am Wegrand“ poste ich am 16. November 2019 auf Facebook, begleitet von einem dieser Herbstwaldfotos, denn zum Zeitpunkt der Wanderung weiß ich gerade seit ein paar Tagen, dass ich meine Arbeitsstelle wechseln muss und dass vor mir eine lange schwierige Zeit der Suche und der Ungewissheit liegt. Da kommen mir Farben, Moos, Pilze und die Kelten gerade Recht.

Irgendwann ist es dann doch Zeit für die Infotafel, die mir auf einer Abbildung einen Eindruck der Größe und Bauweise der früheren Anlage vermittelt und natürlich noch mehr. So diente der Burgring vermutlich als Stützpunkt und Machtsymbol – übrigens später noch einmal im Mittelalter, auch wenn es dann natürlich nicht mehr die Kelten waren, die ihn bewohnten. Er wurde mit neueren Aufbauten vermutlich als Fluchtburg genutzt. Das rekonstruierte Tor der Keltenburg, das ich gerade bestaunt hatte, basiert auf Ausgrabungen aus dem Jahr 1974. Die ursprüngliche Anlage wird in die sogenannte Latèneperiode datiert und dürfte in der Eisenzeit etwa zwischen 500 und 100 vor Christus genutzt worden sein – ähnlich wie ihre „Schwester“ im Altburgtal der Schönecker Schweiz, die ich früher im Jahr bereits gesucht und schließlich auch gefunden hatte. Besucht habe ich auch den Langstein in Wallersheim, doch davon soll später einmal die Rede sein. Ich kann mich nicht überwinden, dem „geraden Weg“ der Route 1 zu folgen, und so klettere ich wieder hinauf auf die Höhe des Walls, bewundere noch einmal das rekonstruierte Tor, spähe in die Tiefe wie die Verteidiger vor über 2000 Jahren, rieche und spüre den feuchten bunten Wald um mich herum und genieße den federnden Boden unter meinen Füßen. Immer wieder spähe ich links und rechts, denn ich kann die Tiere ringsum hören und spüren, aber ich sehe nichts.

Der breite Wanderweg, der mich am Ausgangspunkt dieses abenteuerlichen Pfades erwartet, erscheint profan und unromantisch. So bin ich nur ein winziges bisschen erleichtert, weder mit gebrochenen Knochen noch vom Wildschwein erlegt vor der Welt verborgen auf dem Pfad zu dahin zu scheiden, und tief in mir kratzt die Enttäuschung, weil wieder alles so normal ist. Ich bin wieder im Heute. Irgendwie schade. Vielleicht blinzelt ja irgendwo hinter mir noch ein Kelte um die Ecke. Oder ein Zwerg, eine Elfe, ein heimliches Eifelwesen… Wer weiß.

Viel zu schnell erreiche ich bergab den Tannenweg und das Post-Feriendorf. Es erwartet mich ein fröhlicher Abend. Aber das weiß ich in diesem Moment noch nicht…

Quellen, Links und Empfehlungen:
www.ferienregion-pruem.de
Wanderkarte Nr. 17 (Prümer Land) des Eifelvereins, ISBN 978-3-944-620-00-8
https://www.eifelverein.de/index.php/verlag/buecher-und-karten/wanderkarten/254-pruemer-land-nr-17

Keltenring Prüm:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=23877, Wanderwege: Prümer Land-Tour Route 1
Parkgelegenheit: Am Postferiendorf (Straße „Pferdemarkt“ bis zum Ende durchfahren, am Straßenrand parken.)
Länge der von mir geschilderten Route: ca. 2,2 km

Kelten-Fliehburg Schönecken:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2416, Örtlicher Rundwege 1
weitere Empfehlungen:
https://susanne-wingels.de/schoenecker-schweiz-auf-der-jagd-nach-der-felsenburg

Oben angekommen! Hier biege ich scharf links ab (im spitzen Winkel, dem grünen Schild folgend). Die Prümer-Land-Tour 1 setzt sich nach links bergab und dann wieder links fort (auf diese Weise gelangt man automatisch zur Infotafel).
Links bergab ginge es zu diesem Naturdenkmal. Die Prümer-Land-Tour 1 folgt zunächst dieser Strecke.
Auf dem Weg ist der Wall deutlich erkennbar.
Das Abenteuer beginnt!

Rekonstruierte Toranlage der Keltenburg (Oberkante). Links der Pfad hinab zur Info-Tafel.

Rekonstruierte Toranlage der Keltenburg
„Wenn du nicht weißt, wohin dein Weg führt, genieße die Farben am Wegrand“

Auf dem Heimweg

Kalvarienberg – von einem Berg, einer Explosion und dem, was heute ist

Der Kalvarienberg thront über Prüm. In der Mitte erkennt man deutlich die fehlende Kuppe.

Ich folge der Kalvarienbergstraße in Prüm bergauf bis zu ihrem Ende und gelange an einen kleinen Wanderparkplatz, bevor Absperrpfosten den Weg nur noch für Fußgänger freigeben, hinauf in idyllisches Grün. Ich befinde mich auf dem alten Kreuzweg – und wandele auf den Spuren einer der größten Nachkriegs-Katastrophen.

Schon von weitem lässt sich erkennen, dass der Kalvarienberg, der über der Silhouette der Stadt thront, fast genau am Gipfel eine „Delle“ aufweist. Steht man davor, sieht man einen riesigen, dicht bewachsenen Krater (190×90 Meter groß und etwa 25 Meter tief). Kleine Pfade führen von mehreren Seiten steil bergab hinein – heute vor allem für Kinder ein großes Abenteuer, denn gut zu Fuß sollte man schon sein, bevor man diese Wege einschlägt.

Was war geschehen? Nach dem 2. Weltkrieg lag Prüm in Trümmern. Der Einsturz der Basilika am Heiligen Abend 1945 (davon wird in einem anderen Beitrag die Rede sein) gab der Bevölkerung fast den Rest. Erst nach der Währungsreform 1948 ging es bergauf, und die Stadt wurde mit einem riesigen Kraftakt wieder aufgebaut. Die französischen Besatzer ließen seit Kriegsende sämtliche Munition sammeln und in einen Bereitschaftsbunker bringen, der unter Hitler in Form von zwei Stollen unterhalb der Kuppe des Kalvarienbergs angelegt worden war. Zudem warteten hier etwa 500 Tonnen Sprengstoff darauf, die Westwallbefestigungen zu sprengen.

Am Abend eines schwülen Sommertages, des 15. Juli 1949 (ein Freitag), machte sich um 18.45 Uhr der Gendarmeriechef auf den Weg zum Kalvarienberg, nachdem eine Rauchsäule über dem Berg gemeldet worden war. Schnell wurde deutlich, dass auch die Feuerwehr nichts mehr ausrichten konnte. Der Landrat ließ die Stadt Prüm räumen. Innerhalb von einer Stunde hatten 2.700 Menschen ihre Heimat verlassen, die meisten zu Fuß und nur mit dem, was sie tragen konnten, die Alten sowie Frauen und Kinder mit einem letzten Zug Richtung Gerolstein. Manche suchten in ihren Kellern Schutz.

Zwischen 20.22 und 20.23 Uhr hob unter einem dunklen Donnergrollen die Bergspitze ab, fiel wieder zurück, und nach einer weiteren Explosion und mehreren Erschütterungen erschien ein riesiger Feuer- und Rauchpilz über dem Berg. 250.000 m³ rote Erde, Sand, Gesteinsbrocken und Staub flogen durch die Luft, rollten in einer Lawine zu Tal und deckten 96 Hektar Land zu. Die Erschütterung war bis Aachen zu spüren und wurde selbst im entfernten Basel noch als Erdbeben aufgezeichnet. Nach der heftigen Druckwelle und dem Bombardement durch Steine und Schutt lag die Stadt Prüm erneut in Trümmern: 76 Häuser (mit 131 Wohnungen) wurden völlig zerstört, 161 stark beschädigt, 965 Menschen obdachlos, 60 Personen wurden verletzt und 12 starben – darunter Gendarmeriemeister Max Oberg und das Prümer Original Katharina Zimmer (Zömmisch Kätchen), das wie durch ein Wunder den Krieg im Keller des gesprengten Bischöflichen Konvikts überlebt hatte und nun wie in der eigenen Prophezeiung mit den anderen Opfern der Explosionskatastrophe mit einer großen Trauerfeier am 20. Juli 1949 durch den Bischof beigesetzt wurde. Ihr Grab und der Gedenkstein für die durch die Detonation Verstorbenen finden sich heute noch auf dem Friedhof.

Im Hier und Jetzt, vor meinen Augen und unter meinen Füßen, ist der Kalvarienberg ein stiller, friedlicher Ort. Die zerstörte Kalvarienbergkapelle wurde an einem anderen Standort nachgebaut. Sie bietet einen malerischen Blick über die Stadt Prüm hinweg bis zur Basilika und zur gegenüberliegenden Anhöhe. Ich raste auf einer Bank, hinter mir Gras, Wald und Löwenzahn – Grün, soweit das Auge reicht – und genieße den Anblick. Nach einer Weile betrete ich die Kapelle und zünde eine Kerze an. Der benachbarte Bestattungswald und der frisch benannte „Dechant-Josef-Zilliken-Weg“ im Gedenken an den aufrechten Pfarrer, der Opfer der Nationalsozialisten wurde, verstärken den tiefen Frieden. So schön und so idyllisch. Die Vögel singen. Ich stapfe bergauf bis zum Rand des Kraters, bewundere den neuen Kreuzweg (von dem ursprünglichen ist nur die 3. Station an der Kreuzung zur Straße „Am Ölberg“ erhalten – siehe Foto), schaue durch das Gestrüpp in die Tiefe und auf das jenseits des „Lochs“ liegende Gedenkkreuz. Dieses Loch ist groß, tief, eindrucksvoll und von einer schrecklichen, gewaltigen Wucht geschaffen worden. Doch seit 2020 gibt es dort trotzdem auch etwas zu lächeln, denn nun sind sechs Ziegen von Mai bis Oktober im Krater damit beschäftigt, den Bewuchs „in Schach zu halten“. Der Bereich ist eingezäunt, kann aber über drei Zugänge betreten werden (bitte nicht füttern!).

Auf dem Schneifel-Pfad und dem Jakobsweg umrunde ich die tiefe Senke und schaue nun von der anderen Seite, in der Nähe des Krankenhauses, hinab und hinüber. Hier finde ich die Gedenkstätte für die Kreuzkapelle mit Nachbildungen der sogenannten „Holtermänner“ – Figuren des Nicodemus und des Joseph von Arimathäa, die aus den Trümmern geborgen werden konnten und sich heute in der Basilika befinden. Das weithin sichtbare „Hohe Kreuz“, das ich schon von der anderen Seite erblickt hatte, trägt am Fuß die Inschrift „Zur Erinnerung an die Explosionskatastrophe am 15.7.1949 – Diene der Versöhnung und dem Frieden“. Ich atme tief durch und denke an die Opfer und das Leid, das an diesem Tag geschah.

Ein idyllischer Pfad führt durch den Wald im Sonnenschein hinab zurück zur Kapelle und zu dem kleinen Parkplatz, auf dem mein Auto auf mich wartet, als unverrückbarer Beweis der Gegenwart. Ein leichter Wind weht. In den Zweigen über mir zwitschert ein Vogel, und die Basilika leuchtet mir sauber und farbenfroh aus dem Tal entgegen.

Doch das, was ich hier erfahren, gesehen, gelesen und auf diese Weise fast hautnah erlebt habe, werde ich nie vergessen! Der 15. Juli 1949 wird heute noch von den Prümern der „schwarze Freitag“ genannt.

 

Buchempfehlungen / Quellen:
Monika Rolef (Hg.), „Das neue Prüm – Chronik einer Stadt – 1945-1975, erster Band“, Prüm, Dezember 2020;
Broschüre „Kalvarienberg Prüm, Kapelle Unserer Lieben Frau“, Verein Kalvarienbergkapelle Prüm, 2. Erweiterte Auflage 2006

Weitere Empfehlung: Stadtführungen von Zeitzeugen, u.a. Monika Rolef, buchbar über die Tourist-Information Prümer Land, www.ferienregion-pruem.de

https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/ziegen-als-landschaftsgaertner-maeh-arbeiten-am-kalvarienberg_aid-50488431

Wanderwege: Jakobsweg, Schneifel-Pfad, Prümer-Land-Tour Route 1, Prüm-Rundwege 8 und 9

Der Weg hinauf zur neuen Kalvarienbergkapelle und zum Krater
Explosionskatastrophe am 15. Juli 1949 (Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Monika Rolef)
Wie ein Wunder: Station 3 des Kreuzweges an der Kreuzung Kalvarienbergstraße / Am Ölberg (Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Monika Rolef)

Die neue Kalvarienbergkapelle

Aussicht von der Kalvarienbergkapelle
Blick auf die Basilika

Der neue Kreuzweg, Station 2
Kraterrand von Süden mit Treppe hinab; gegenüber das Hohe Kreuz

Das hohe Kreuz in der Nähe des Krankenhauses

Der nordliche Kraterrand am Hohen Kreuz
Blick vom nördlichen Kraterrand zur Treppe am südlichen Kraterrand
Kreuzkapelle mit Abbildung der beiden „Holtermänner“
Der Rückweg

Grabmal und Gedenkstein für die Opfer

Flieg nicht zu hoch, mein kleiner Freund… – der fliegende Käfer von Buchet

Was anfänglich nach Biene Maja oder Insektenforschung klingt, ist etwas sehr Ungewöhnliches. Im Internet hatte ich ein Foto gesehen, das mich sehr neugierig machte. Sofort sprang ich (ich hoffe nur innerlich!) auf und dachte: So etwas kenne ich noch nicht – das muss ich sehen! Und natürlich fotografieren, das versteht sich von selbst.

Und so kommt es, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben nach Buchet fahre. Waren Sie schon einmal da? Buchet liegt am Höhenzug Schneifel im Naturpark Hohes Venn-Eifel, einfach ausgedrückt zwischen dem Höhenzug und der belgischen Grenze. Fährt man von Prüm über Niedermehlen und Sellerich nach Bleialf und hält sich dann rechts, kommt man dort hin. Ich jedoch habe den Käfer von Buchet direkt für meinen Anreisetag geplant und besuche vorher noch meinen Freund, den Schwarzen Mann. Ich kann nicht durch die Schneifel fahren, ohne dort zu halten, den Kerl zu umarmen und nach Möglichkeit mit dem Selbstauslöser ein Foto davon zu machen. Also fahre ich im strahlenden Sonnenschein los, lege eine Kuschelminute bei dem Holzkerl oben auf dem Kamm der Schneifel ein, wandere vom Wanderparkplatz Brandscheid noch ein paar Meter durch den Wald bis zum Dreiländerblick und mache mich schließlich mit dem Auto auf den Weg nach Buchet.

Was auf der Landkarte so einfach aussieht, nämlich der sich schlängelnden „Hauptstraße“ Richtung Norden zu folgen, gestaltet sich im echten dreidimensionalen Leben etwas herausfordernder. So geht es kräftig bergab um die Kurve, in der sich zudem eine Baustelle mit einseitiger Straßensperrung befindet. Sozusagen Fahren im Blindflug nach Gehör. Und dann sehe ich ihn, gleich links von mir: den fliegenden Käfer von Buchet!

Auf einer Wiese befindet sich auf einem 7 Meter hohen Mast eine überdimensionale Wippe: an der einen Seite ist die Karosserie eines alten VW Käfer befestigt, auf der anderen Seite sein Motor und sein Getriebe. Der Wind treibt beide sanft wippend im Kreis herum. Und das bereits seit 2008. Im Rahmen einer internationalen Skulpturenausstellung von „Artemedia“ installierte derzeit der Metallbildhauer Herbert Kruft (sein Skulpturenpark in Niederprüm ist immer einen Besuch wert!) den fliegenden Käfer am Ortseingang von Buchet. Und dort dreht er sich auch heute weithin sichtbar im Wind und sorgt für staunende Gesichter.

Direkt unterhalb der Wiese befinden sich Parkmöglichkeiten am Gemeindehaus. Ein Wanderweg führt von hier durch das Alfbachtal nach Bleialf, doch wir nehmen den Pfad bergauf, der uns direkt zu dem rot leuchtenden Kunstwerk führt. Wildblumen begleiten mich am Wegrand, und zu meinen Füßen sonnt sich eine Blindschleiche. Nach wenigen Metern öffnet sich linkerhand das Gebüsch und gibt mir den Blick frei auf das Objekt meiner Neugier: den Käfer von Buchet. Und so nehme ich Platz auf einer Bank und schaue ihm zu, dem roten Automobil, wie es sich unermüdlich im Wind dreht und sich vorwärts und rückwärts neigt, als würde es gleich seinen Motor starten und einfach weiter zum Himmel fliegen. Irgendwie meditativ, das Ganze. Und absolut außergewöhnlich.

Nach einer Weile stehe ich auf und beginne, das überdimensionale „Windspiel“ von allen Seiten zu fotografieren. Besonders die Perspektive, bei der ich fast direkt darunter stehe und man die Wippe kaum wahrnehmen kann, macht mir Spaß. Meine Freunde lächeln immer darüber, wie viele Aufnahmen ich von einem einzigen Objekt machen kann. In diesem Fall sind es 72. Zufrieden hänge ich mir die Kamera wieder um den Hals und mache mich „auf die Socken“ zurück zum Auto. Nur noch schnell ein paar Blumen fotografieren und den Blick zum Alfbach hinunter. Ich schaue mich um.

Fröhlich wippend scheint der Käfer mir nachzuwinken und wendet sich mir noch einmal zu. Weiter unten im Tal gluckert der Alfbach idyllisch vor sich hin und wartet darauf, dass ich ihn erkunde. Wird gemacht, lieber Alfbach! Versprochen!

https://www.skulpturenpark-kruft.de/kunst/fliegender-vw-kaefer-6-internationale-skulpturenausstellung-gipfeltreffen-von-artemedia/, www.buchet.de, www.ferienregion-pruem.de, https://www.pruem.de/buchet#top_o

Geocache vor Ort: https://www.geocaching.com/seek/cache_details.aspx?wp=GC2MFYA&title=

Blindschleiche voraus
Am Wegrand
Das Alfbachtal
Der Weg nach Bleialf am Alfbach entlang

Burg Schönecken – ein schöner Flecken

Das erste Mal erblickte ich sie 2008: die majestätische Burgruine hoch über dem „Burgflecken“ Schönecken. Damals und viele weitere Male zuckelte der Traktor meiner Ferienhofbauern kraftvoll und zugleich gemächlich die Steigung hinauf, um mir und meinen Miturlaubern einen Besuch des Burggeländes und den atemberaubenden Ausblick zu ermöglichen.

Im Mai dieses Jahres nun mache ich mich auf eigene Faust auf den Weg – froh, die Burg nach langer Renovierungszeit endlich wieder unverhüllt anschauen zu dürfen. Da ich an dem Tag etwas fußlahm bin, wähle ich einen Höhenweg, der am Rammenfeld beginnt, und erreiche die Burg nach einer gemütlichen Wanderung von etwa 700 Metern ohne große Steigungen, vorbei an ins Tal abfallenden Wiesen, Felsen und einem kleinen Wäldchen. Bereits auf dem Weg bieten sich atemberaubende Ausblicke. Zudem liegt unweit des Weges auf einer Wiese ein Pavillon, für den ich unbedingt einen Schlenker in einen anderen Pfad hinein wagen muss, weil er so hübsch und einladend aussieht. Hier gibt es einen spannenden Geocache (leider nur für Premium-Cacher), mehrere Bänke und einen grandiosen Blick über Schönecken. Was mag sich in der Vergangenheit hier abgespielt haben? Sicherlich keine GPS-gestützte Schatzsuche, sondern vielleicht Belagerungen, Kämpfe, lustwandelnde Damen und möglicherweise die eine oder andere Liebeserklärung im Angesicht der schönen Aussicht?

Grundsätzlich können wir die Burg von drei Seiten „erobern“: Gegenüber der Tankstelle am Ortseingang beginnt der Schlosspfad, der sich der Burg von Osten nähert. Auch aus dem Altburgtal im Norden heraus führen gleich mehrere Wanderwege hinauf. Von Westen erreichen wir die Burg entweder über den Burgweg oder vom Rammenfeld aus über den Höhenweg, den ich gewählt habe. Es gibt an der Burg keinen Parkplatz – man sollte sich also in jedem Fall zu Fuß auf den Weg machen.

Das weitläufige Burggelände beginnt hinter einer Schranke. Linkerhand befinden sich Schautafeln, auf denen geschichtliche Hintergründe und durch eine Zeichnung ein Eindruck von der ehemaligen Größe der Anlage vermittelt werden. Der Weg zur Hauptburg erstreckt sich gut begehbar über die Höhe, gesäumt von einigen wenigen großen Bäumen. Zu meiner Linken sind erste Gebäudereste erkennbar, und eine Wiese fällt leicht zur noch erhaltenen Ringmauer ab und lockt zum Picknick und zum Verweilen. Doch die Bänke sind alle besetzt, und mich zieht es zu einem Rondell, auf dem sich zwei junge Männer gerade gegenseitig fotografieren. Wie üblich biete ich meine Hilfe an, fotografiere zwei glückliche Menschen auf der Mauer über dem Abgrund, und dann bin ich selbst dran, denn die beiden revanchieren sich, und ich erhalte ein glücklich-lebendiges Portrait von mir vor dem malerischen landschaftlichen Hintergrund. Übrigens ist von hier aus der Panoramaweg gut sichtbar, den ich nur wenige Tage zuvor begangen habe. Und nun, wo ich weiß, wo er ist, sehe ich auch die Anhöhe, an der sich der Wetteldorfer Richtschnitt befindet. Gleich gegenüber meiner jetzigen Position, aber deutlich tiefer, sehe ich das Rondell auf dem Marxberg, von dem bei der Eierlage die Schüsse abgegeben werden und das ich bei meiner letzten Wanderung besucht habe. Dort unter der Fahne habe ich gestanden und genau das gemacht, was ich jetzt auch mache: zur Kamera greifen und festhalten, was ich sehe.

Ich fotografiere, was das Zeug hält, und kann mich nicht satt sehen an all der Schönheit der Gegend und des Burgfleckens tief unter mir. Apropos tief unter mir: Direkt hinter der Mauer geht es senkrecht hinunter. Ich will gar nicht wissen, wie tief, aber es ist wirklich weit bis „unten“. Und hier habe ich gerade noch entspannt auf der Mauer gesessen, sogar mit Rucksack auf dem Rücken, und für ein Foto posiert… Was für eine spannende Aussicht nicht nur in der Horizontalen, sondern auch vertikal nach unten gesehen. Wer könnte diese Mauern einnehmen?

Das dachten sich auch die Grafen von Vianden, als sie im 12. oder frühen 13. Jahrhundert die Burg oberhalb der bereits bestehenden Ortschaft erbauten. Sie wurde „Sconecke“ oder auch „Bellacosta“ genannt. Besiedelt war dieses Gebiet bereits vor Christi Geburt durch die Kelten. Wetteldorf geht auf eine Schenkung König Pippins an die Abtei Prüm im Jahr 762 zurück, und 933 wird auch „Schöneck“ erstmals in einem Zinsverzeichnis genannt. 1132 war Graf Friedrich I. von Vianden Schutzvogt dieser Ländereien, die der Abtei Prüm gehörten. Die machtvolle Burg war leicht zu verteidigen und diente dazu, zugleich die Südgrenze des Territoriums der Fürstabtei sowie den Ort selbst zu schützen und die Straße von Bitburg nach Prüm im Tal der Nims zu kontrollieren. Bereits im Jahr 1248 führten Erbstreitigkeiten zu einer Familienfehde: Der erstgeborene Sohn (Heinrich II.) des verstorbenen Friedrich II. wurde von seinem Großvater übergangen, weil er noch ein Kind war. Sein Onkel Philipp, zweitgeborener Sohn des Großvaters, übernahm Titel und Ländereien. Als er erwachsen war, nahm Neffe Heinrich seinen Onkel Philipp gefangen und hielt ihn auf der Burg fest. Da sämtliche Herrscher der Region miteinander verwandt und verschwägert waren, führte dieser Familienkonflikt zur Einmischung des Bischofs von Utrecht und des Luxemburger Grafen. Philipp wurde freigelassen, die Grafschaft Vianden wurde Luxemburger Lehen, und Heinrich II. fortan Herr von Schönecken. Ein Schiedsspruch von 1280 sorgte jedoch dafür, dass die Ländereien weiterhin im Besitz der Abtei Prüm verblieben.

Noch toller trieb es Hartard von Schönecken, der ein verwirrendes Dreier-Lehensverhältnis mit den Luxemburger Grafen und dem König von Böhmen auf der einen Seite, Kaiser Karl IV. als zweitem Lehensherr und außerdem mit dem Trierer Kurfürsten Balduin als dritte Partei einging. Doch erst 1384 gelangte die Burg durch Kauf endgültig in den Trierer Besitz. Nun kehrte erst einmal Ruhe ein.

Ein katastrophaler Brand verwüstete im Jahr 1802 die Burg und die darunter liegende Ortschaft. Steine der Ruine wurden für den Wiederaufbau der Häuser genutzt. Sie sind für immer verloren. Und doch ist so der Ort noch stärker mit der Ruine verbunden, die ihn überragt.

Ihre Faszination hat sie dadurch nicht verloren! Das Areal der Anlage erstreckt sich um mich herum auf dem weitläufigen, etwa 120 Meter langen und bis zu 60 Meter breiten Plateau auf einem Bergsporn. Ich denke daran, was hier los ist, wenn der Traktor der Ferienhof-Bauern uns hierher bringt – meist nach einem kurzen Stopp, um im Ort ein Eis zu kaufen. Meine Miturlauber und ich erobern im Nu praktisch alle Bereiche der frei zugänglichen Ruine und genießen die Aussicht von verschiedenen Passagen der Ringmauer aus in alle Richtungen. Von hier und durch die leeren Fenster der Turmreste bietet sich ein malerischer, atemberaubender Blick auf Schönecken und seine Umgebung. Niemand kann sich der Magie entziehen, und so sind die Ruhe- und Rastbänke auf dem Plateau ebenso wie die Aussichtspunkte in der Regel gut besucht. Die Sonne scheint, neben mir ragen die restlichen Mauern in die Höhe, und ich möchte noch nicht gehen. Es ist etwas leerer geworden als vorhin bei meiner Ankunft. Also nehme ich erst einmal auf einer Bank Platz, lasse meine Seele baumeln und meinen Blick über das Land gleiten. Mauersegler stürzen sich von den uralten Mauerresten in die Tiefe. Meine Gedanken begleiten sie und fliegen von dieser zauberhaften Burg aus frei wie ein Vogel durch Zeit und Raum weit über das Prümer Land.

 

Weitere Informationen:
www.schoenecken.de, www.schoenecken.com
www.ferienregion-pruem.de
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=740

Weitere Quellen:
Matthias Kordel: „Die schönsten Schlösser und Burgen in der Eifel“, Wartberg Verlag Gudensberg 1999

 

Frisch renovierte und doch sehr alte Steine
Blick auf Schönecken – im Hintergrund auf dem Hügelkamm verläuft der Panoramaweg, unterhalb in der oberen Bildmitte liegt der Wetteldorfer Richtschnitt

Blick nach Norden Richtung Schönecker Schweiz/Altburgtal (die sich noch weit in den Osten hinein erstrecken)

Blick von der Burgruine auf den Park
Schöne Aussichten auf den schönen Burgflecken!

Blick von oben auf den Aussichtspunkt Marxberg (rechts)

Ein bisschen Gullivers Reisen – die Suche nach der Pronsfelder Riesenbank

Die Neuigkeit dringt gleich aus mehreren Kanälen zu mir vor: Pronsfeld hat jetzt auch (wie Birresborn in der Nähe der Eishöhlen) eine Riesenbank! Sie liegt direkt am Wanderweg, oben auf dem Berg. Viel mehr ist zu diesem Zeitpunkt nicht herauszufinden, aber es wird deutlich, dass sie sich auf dem Höhberg am Wanderweg 22 befinden müsste.

Kurz darauf „urlaube“ ich wieder in der Eifel und mache mich sofort auf die Suche. Zu dem Zeitpunkt gibt es im Internet noch keine genaueren Angaben, aber ich habe mir auf der Wanderkarte angeschaut, wo sich der Höhberg befindet und welche Stellen ich mir für eine solche Bank vorstellen könnte. Auf dem Parkplatz am Bahnhof/Eisenbahnmuseum liegen brandneue Infoblätter mit Wanderwegen aus, und ich überlege mir eine Route, die mich ans Ziel bringen soll.

Da Wanderweg 8 (Route gelb), der nach oben auf den Höhberg zum Wanderweg 22 führen soll, ein Rundweg ist, stehe ich gleich hinter dem Bahnhof vor der Qual der Wahl: halbrechts durchs Alfbachtal oder halblinks an der Prüm entlang. Mein Ziel? Genau vor mir oben auf dem Berg „in der Mitte“, also zuckele ich unsicher nach links durch das Tal der Prüm, bewundere die Alfbachmündung und stocke in meiner Unentschlossenheit vor einem Schild, das auf einen Pfad zeigt, der durch den Wald steil nach oben führt: „Aussichtspunkt“. Damit könnte ja… Wahrscheinlich nicht… Aber wenn ich nicht da entlang laufe, ist es vielleicht doch der Weg zur Riesenbank. Und da hoch muss ich sowieso. Also lege ich alle Pläne ad acta, lasse Rundweg 8 sausen und folge dem Pfad über Stufen und Wurzeln im Zickzackkurs stetig bergauf. Es ist steil, aber schön, anstrengend, aber effektiv, und so stehe ich schon kurz darauf und etliche Höhenmeter weiter oben vor einer Bank, die durch eine Lücke zwischen den Bäumen einen malerischen Blick über Pronsfeld bietet (und einen Geocache – siehe unten). Ich ruhe mich aus und veranstalte ein kleines Picknick mit Keksen und Saft, bei dem ich schon mal ausgiebig fotografiere. Definitiv eine „Normalbank“, aber schön. Ich atme zufrieden durch. Immerhin bin ich bereits fast oben, und eine schöne Aussicht hatte ich auch schon.

Ein kleines Stückchen geht es noch bergauf, dann stoße ich wieder auf den Wanderweg 8, den ich ursprünglich erwählte. In welche Richtung ich nun gehen muss, ist einfach. Die Bank steht irgendwo ganz oben. Also bloß nicht bergab, sondern immer dahin, wo es noch etwas höher hinaus geht. Von Zeit zu Zeit geben Informationstafeln Auskunft zur Natur am Wegrand. Unterwegs begegnen mir Sonnenstrahlen im Laubwald und golden leuchtender Ginster. Auf der anderen Seite der Bergkuppe muss ich notgedrungen ein paar Höhenmeter wieder abgeben, doch dann führt der Wanderweg 22 rechts auf der Höhe entlang. Irgendwo hier muss sie sein. Und ich laufe, laufe, laufe… Schaue, schaue, schaue…

Mittlerweile ist die Position der Bank auch im Internet zu finden. Auch wer Wanderweg 22 (orangefarbenen Route auf der „alten“ Pronsfelder Wanderkarte) oder dem neu benannten „Alfbachhöhenweg“ folgt, kommt auf jeden Fall an ihr vorbei. Zu diesem Zeitpunkt im Mai jedoch ist ihre Lage für mich noch ziemlich unklar. Ich spähe rechts und links, immer auf der Suche nach einer großen Bank, die eigentlich nicht zu übersehen sein sollte, genieße die spannende Natur, die der Höhberg mir bietet, mit Ausblicken nach links ins Bierbachtal und nach rechts ins Alfbachtal und auf Pronsfeld in meinem Rücken. Deutlich später als gedacht erspähe ich hinter einer Wegbiegung mit bewaldeter Böschung endlich das ersehnte Objekt: die funkelnagelneue Riesenbank mit einem dekorativen Fahrrad (nur schauen, nicht benutzen) davor – noch abgesperrt, aber schon begehbar. Oder sollte ich „bekletterbar“ sagen? Eine Leiter führt hinauf, und ich nehme Platz und spähe nach Norden ins Alfbachtal hinunter und auf Pronsfeld, das sich im Osten die Hänge hinaufzieht.

Ich turne wieder hinunter. Zeit für den Beweis, dass ich auch hier war! Auf einem Zaunpfahl gegenüber stelle ich meine Kamera ab und habe ziemliche Probleme, sie geradezurichten, ohne dass sie hinunterpurzelt. Ich versuche es mit verschiedenen Gegenständen: Holzspänen, Taschentüchern… Schließlich ist es das Umhängeband der Kamera, das unter die linke Seite der Kamera gelegt dieser zum richtigen (geraden) Winkel verhilft. Die Fotos, die ich mit Fernauslöser mache, sind zu hell, aber schön, und zeigen mich in etlichen Positionen auf der Bank, immer mit meinem Handy (verschämt versteckt) als Auslöser. Ein Hoch auf die moderne Kameratechnik! Beine baumeln lassen ist auf dieser Bank Programm. Die Sitzfläche befindet sich oberhalb meiner Augenhöhe, die Oberkante der Lehne befindet sich auf 3,20 Metern Höhe. Ganz schön weit oben! Als ich direkt davor stehe, bekomme ich beinahe Genickstarre. Ich muss an die literarische Figur Gulliver denken, der sich im Land der Riesen zurechtfinden muss.

Ich klettere wieder auf die Bank und bin glücklich, denn ich bin in der Eifel, und meine Seele baumelt mit den Beinen um die Wette. Anschließend trage ich mich noch als eine der Ersten in das funkelnagelneue „Gipfelbuch“ ein, und freue mich daran, dass die Menschen in der Eifel sich so schöne Dinge ausdenken, um den Wegrand unserer Wanderungen mit spannenden Erlebnissen zu würzen.

Zurück wähle ich fast den gleichen Weg, nur dass ich dem Wanderweg 8 bis hinunter zur Landstraße und zum Alfbach folge. Ein Stück weiter westlich hätte ich auf die Landstraße stoßen können, das wäre kürzer und weniger anstrengend gewesen, aber womöglich langweilig und durch die Autos vielleicht ungemütlich. Unterwegs begegne ich neugierigen Kühen und sonst wieder einmal niemandem, bis ich im Tal bin. Ach wie schön, die ganze Eifel für mich allein zu haben, mit lieben Freunden, die am Abend auf „meinem“ Ferienhof schon auf mich warten.

So darf es weitergehen!

Weitere Infos: www.ferienregion-pruem.de, www.pronsfeld-eifel.de

Geocache: https://www.geocaching.com/geocache/GC62NTP_panorama-ii

Literaturempfehlungen:
Wanderkarte 17 des Eifelvereins – „Prümer Land“, Maßstab 1:25.000, ISBN 978-3944620008,
ausliegende Wanderkarten in den Infokästen an den Pronsfelder Parkplätzen

Rechts oder links? Wanderweg 8 führt rechts ins Alfbachtal und links an der Prüm entlang. Dazwischen direkt vor mir liegt das Ziel meiner Wanderung, der Höhberg.
Aufstieg zum ersten Aussichtpunkt (Blick zurück nach unten, wo hinter den Bäumen nicht mehr sichtbar der Alfbach in die Prüm mündet)
„Normalbank“ mit Aussicht
Ausblick auf Pronsfeld (mit Picknick und Geocache)
Eifelgrün
Eifelgold
Wanderweg 8 oben auf dem Höhberg
Wanderweg 22 oben auf dem Höhberg
Hinter der Kurve liegt die Riesenbank
Ganz frisch und neu – im Mai war das „Drumherum“ noch abgesperrt.
Die Bank im Profil (das Bild ist gerade!)
Blick von der Riesenbank ins Alfbachtal
Fotosession mit Selbstauslöser und Fernbedienung (nein, wir waren nicht zu dritt!)
Blick von der Riesenbank auf Pronsfeld
Das Gipfelbuch!
Wanderweg 22
Wanderweg 22
Wer Aufmerksamkeit wünscht, sollte an Kühen vorbei spazieren…
Noch mehr Eifelgold

Nur Fliegen ist schöner – Aussichten rund um Schönecken

Eifelpanorama mit Blick auf Schönecken

Endlich ist sie wieder unverhüllt, die schöne Burg, die über dem Ort Schönecken thront, der sich selbst liebevoll als „Burgflecken“ bezeichnet und aus den Ortsteilen Schönecken und Wetteldorf besteht. Zwei Jahre lang musste ich an den für seine Verhüllungsobjekte bekannten Künstler Christo denken, wann immer mein Blick zum Wahrzeichen hinauf wanderte. Nun endlich strahlt sie im Sonnenlicht, die Steine hell und sauber, die Kanten rötlich abgesetzt. Oben ist im Innenbereich noch nicht alles zugänglich, und ein zweiter Bauabschnitt wird folgen, doch für mich ist es Zeit für ein buchstäbliches Rundum-Erlebnis.

Von der unglaublichen Natur und der spannenden Geschichte der Schönecker Schweiz hatte ich bereits in Blogbeiträgen erzählt, ebenso von der traditionellen Eierlage zum Osterfest. Ich nutze die „Enthüllung“ als Gelegenheit für einen Rundumschlag, um gleich in mehrerer Hinsicht meine Neugier auf Schönecken zu befriedigen: mich mit der Geschichte der Burg zu befassen, Aussichten zu genießen und den Wetteldorfer Richtschnitt kennenzulernen, der dafür sorgt, dass für Geologen der kleine Ort den Nabel Europas bildet. Dafür werde ich, abgesehen von einem alternativen Aufstieg, den Panoramaweg Schönecken begehen. Als ersten Ausblick jedoch möchte ich die Stelle finden, von der die Böllerschüsse bei der Eierlage abgegeben werden und von der man sich ausrechnen kann, dass sie eine hervorragende Sicht auf die Burg bieten müsste. Jedes Mal, wenn ich den Felsvorsprung mit Mauer, Geländer und Fahne sehe, kitzelt mich die Neugier, den Aufstieg zu suchen und zu finden. Daher steht das heute Morgen als erstes auf dem Plan, solange die Beine noch frisch sind.

Später bei der Suche im Internet werde ich herausfinden, dass der Ort südlich des Flüsschens Nims, zu dem ich nun aufstrebe, Marxberg heißt und etwa 30 bis 40 Meter über dem Tal thront. Gleich gegenüber auf der Nordseite der Nims erhebt sich Burg Schönecken, gut 70 Meter über der Talsohle. Ich habe Glück bei meiner Suche nach dem Aufstieg zum Aussichtspunkt. Mein Orientierungssinn lässt mich nicht im Stich. Zum Parken bietet sich das Gemeindezentrum FiF an, und von dort folge ich der Nims ein paar Meter nördlich und nutze dann die Brücke linkerhand. Nach ein paar Metern kann ich den Pfad schon sehen, der mit ein paar Stufen beginnt und sich dann am Berg entlang zunächst über eine Wiese und später durch Büsche schmal am Hang entlang bewegt. Etliche Höhenmeter und ein paar Kehren später stehe ich auf dem Rondell. Neben der freien Sicht auf die Burg – fast auf Augenhöhe – bietet die Plattform einen phantastischen Blick über Schönecken und auf die umliegenden Höhenzüge. Ich muss mich erst einmal setzen und alles auf mich wirken lassen. So viele große und kleine Dinge fallen mir ins Auge: die Burgruine, eine Kapelle, die malerischen Häuser, die sanften Hügel mit Wäldern und Feldern, Straßen, die sich wie Bänder durch die Landschaft schlängeln und schließlich weit unter mir mein eigenes Auto auf dem Parkplatz des FiF. Meine Speicherkarte ächzt unter der Last all der Fotos, die ich in alle Himmelsrichtungen schieße. Später werde ich feststellen, dass ich vor lauter Begeisterung sämtliche Blickwinkel und Sehenswürdigkeiten doppelt und dreifach festgehalten habe. Schönheit liegt im Auge des Betrachters – hier gibt es für jeden Geschmack reichlich davon. Dabei schaue ich besonders intensiv nach Süden, denn dort, wo in einiger Entfernung ein Kirchturm emporragt, werde ich mich nachher auf den Weg machen – auf den „Panoramaweg“.

Zuvor noch ein kleiner Abstecher in den nahegelegenen Park, der sich 300 Meter nordwestlich der Treppe zur Wilhelmshöhe an der Nims entlang nach Norden zieht. Auch hier nehme ich mir Zeit und atme tief durch. Idyllisch plätschert das Wasser des Flüsschens und glitzert im Sonnenschein. Vögel singen. Harmonisch angelegte Wege und Sitzgelegenheiten zwischen Wiesen und Baumgruppen bieten Ruhe für Körper und Seele. Immer wieder bieten sich Blicke steil hinauf auf die Burg. Ein paar Schritte entfernt runden ein bunt und phantasievoll gestalteter Kinderspielplatz und eine Hundewiese das Bild ab.

Ich kehre dem Tal den Rücken und wandere Richtung Wetteldorf. Vor der Kirche biege ich links ab (Alte Bitburger Straße). Für den Panoramaweg müsste ich der ersten Straße rechts Richtung Jugendlager/Feriendorf folgen, doch ich möchte erst einmal meine geologische Neugier befriedigen und den sagenhaften Richtschnitt betrachten. Daher wähle ich die 2. Straße rechts (Danielsberg) und folge den Schildern zum Richtschnitt. Bald geht die Straße in einen Weg über (hier oben gibt es tatsächlich noch einen richtig schönen weitläufigen Spielplatz!), und ich steige höher und höher und schaue, sobald ich mich umschaue, auf mit Kalkmagerrasen bewachsene Hügel. Ich liebe diesen Anblick! Schon bald erreiche ich eine Bank und nutze sie für eine kurze Rast, bevor ich dem Schild folge, das mir klarmacht, dass ich meinen Weg verlassen und dem Abzweig links hoch folgen muss, um zum Richtschnitt zu gelangen. Zu meiner Verblüffung geht es wenige Meter weiter erneut links ab und einen kaum erkennbaren Pfad hoch, der mich am Hügel entlang deutlich bergauf zu einer abgesperrten zugewachsenen Hütte führt. Hier ist er, der sagenumwobene Wetteldorfer Richtschnitt, und ich spähe durchs Fenster und sehe Erde und Gestein. Eine Taschenlampe kann hier nicht schaden, um etwas mehr zu erkennen. Geocachern sei der Earthcache an diesem Ort empfohlen.

Um zu wissen, was geologisch hier los ist, muss man etwas genauer nachlesen. Ein Schild am Weg gibt Auskunft. Die Heisdorf-Schichten zeigen die Ablagerungen eines flachen Meeres. Hier finden sich Fossilien von Brachiopoden, Trilobiten, Muscheln und Schnecken in wechselnden Lagen verschiedener Gesteine. Geologen helfen die Funde, eine internationale Referenz (GSSP) für die geologische „Zeitgrenze“ zwischen Unter- und Mitteldevon festzulegen. Dank der Schönecker Fundstelle konnte sie auf einen Zeitpunkt vor 393,3 Millionen Jahren festgelegt werden. Es handelt sich um den einzigen verbindlich festgelegten und allgemein anerkannten Richtschnitt in Deutschland. Noch heute gehen auf diesen unscheinbaren Ort und seine Funde wichtige geologische Publikationen und Erkenntnisse von internationaler Bedeutung zurück.

Meine unwissenden Augen haben genug gesehen. Ich kehre zurück auf den Weg und schlage mich über den gut ausgebauten Wanderweg Richtung Westen durch, wo ich bald auf den Panoramaweg stoßen werde. Ich picknicke auf einer Bank am Waldrand, als plötzlich ein Reh vor mir auftaucht und mich verblüfft anschaut. Es ist ganz ruhig und etwas fassungslos, scheint sich lange Gedanken über meine Anwesenheit zu machen (ich greife gar nicht erst zu meiner Kamera, da die Einstellungen gerade völlig unpassend für die Lichtverhältnisse sind und ich lieber zurückstarre). Nach einer Weile wendet sich das Tier in Ruhe von mir ab und durchbricht schließlich links von mir den Waldrand. Anscheinend sitzt hier nicht so oft jemand. Auf dem ganzen Weg treffe ich nur einen einzigen Menschen (nebst Hund). Mehr Ruhe fernab des Alltagsstresses ist gar nicht mehr möglich. Es gibt nur die grandiose Eifellandschaft, ihre tierischen Bewohner, die Steigung, 1000 Kleinigkeiten am Wegrand, meine Kamera, meine Füße und mich.

Ab dem Feriendorf geht es auf dem Panoramaweg stetig über eine Asphaltstraße bergauf. Der Blick auf Schönecken ist grandios und wird von Minute zu Minute noch besser. Auch das Angebot an Ruhebänken ist auf diesem Weg üppig. Nur der Aufstieg will und will kein Ende nehmen. Als ich endlich in der Schutzhütte auf der Höhe angekommen bin, lese ich in meinem Faltblatt zum Panoramaweg, dass ich 160 Höhenmeter geschafft habe. Nun denn, es waren ja auch nicht meine ersten Höhenmeter an diesem Tag. Links ab geht es weiter auf dem Hügelkamm entlang vorbei an einem Gehöft namens Irsfelderhof. Dieses Stück Weg kann man übrigens von der Burg Schönecken aus perfekt erkennen, wenn man weiß, wo es ist. Aus 560 Metern Höhe gesehen liegt selbst die Burg tief unten im Tal. Darunter erstreckt sich der Burgflecken, und die Fernsicht weit über die Hügel des Prümer Lands hinweg ist atemberaubend.

Der Abstieg führt über einen Wirtschaftsweg zunächst durch ein Waldstück. Auch hier bin ich ganz für mich. Am Ende des Waldes bietet sich erneut eine malerische Aussicht auf die Ortschaften Schönecken und Wetteldorf. Meine Füße sind müde und mein Herz (und meine Kamera) voll von eindrucksvollen Bildern. Ich beschließe, die Burg bei frischer Kraft mit voller Energie an einem anderen Tag zu genießen.

Auf einer Sonnenbank sitzend betrachte ich den Burgflecken ein letztes Mal malerisch im Tal liegend, bevor er beim Abstieg in die Tiefen des Alltags wieder auf Augenhöhe zurückkehrt.

Ich komme wieder!

 

Weitere Informationen:
www.schoenecken.de, www.schoenecken.com
www.ferienregion-pruem.de
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=19017
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=5583
https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/ein-weltberuehmtes-stueck-eifel-warum-fast-jeder-geologe-wetteldorf-kennt_aid-5994613

Geocache (Earthcache) am Wetteldorfer Richtschnitt: https://www.geocaching.com/geocache/GC2ZT2M_wetteldorfer-richtschnitt?guid=2401f3b7-c010-480d-beaa-4ec1f3d942a5

Ruhebank an der Nims am FiF (Forum im Flecken) mit Blick auf die Burg und die Wilhelmshöhe (oben links)
Aufstieg auf den Marxberg
Auf dem Weg zum Aussichtspunkt auf dem Marxberg
Noch nicht ganz oben; ein erster Blick auf Schönecken
Rondell auf dem Marxberg
Blick Richtung Wetteldorf und Panoramaweg: Oben über den Kamm zwischen beiden Wäldern werde ich später laufen
Burg Schönecken vom Marxberg aus
Blick auf Wetteldorf und den Aufstieg des Panoramawegs (Der Weg führt quer hoch von unten links nach rechts und weiter hoch nach oben links. Oben links neben dem Wäldchen befindet sich die Schutzhütte, an der der Weg links abbiegt.)
Burg Schönecken
Im Park
Blick vom FiF auf den Marxberg

Kurz vor dem Ziel: Die Ludwig-Happel-Hütte, die über einem Teil des Wetteldorfer Richtschnitts errichtet wurde, ist recht zugewachsen.
Blick durch das Fenster der Ludwig-Happel-Hütte auf einen Teil des Wetteldorfer Richtschnitts
Tierische Begegnung – Teil 1

Noch auf Augenhöhe mit der Burg (auf dem Panoramaweg in der Nähe des Feriendorfs). Hier wird deutlich, wie sich die Häuser von Schönecken an den Wegen entlang nach oben „bewegen“.
Schönes am Wegrand
Tierische Begegnung – Teil 2
Endloser Aufstieg mit grandiosen Aussichten
Blick nach Süden „auf die andere Seite“ der Anhöhe von der Wegkreuzung „ganz oben“ an der Schutzhütte
Endlich oben! Blick aus der Schutzhütte nach Westen
Blick auf Schönecken vom Panoramaweg – etwa auf Höhe Irsfelderhof

Keine Hexenhäuschen oder Grabhügel – die Kalköfen in der Eifel

Der Kalkofen zwischen Rommersheim und Fleringen

Als ich vor zwölf Jahren in die Eifel zurückkehrte, hörte ich davon und hatte keine Ahnung – war aber furchtbar neugierig. Kalkofen hier, Kalkofen da. Worum geht es da eigentlich? Und wo kann man sich das anschauen?
Wir finden sie überall, wo die Eifel Kalkgestein zu bieten hat. Manchmal sind sie deutlich als Gebäude erkennbar und wecken unsere Wissbegier, und manchmal glauben wir stattdessen, einen keltischen Grabhügel vor sich zu haben. 500 Jahre lang versorgten sie die Eifel mit Kalk zum Bauen und Düngen, größtenteils noch bis nach dem 2. Weltkrieg. Auch in den Namen von Orten, Gütern oder Familien finden sie sich noch wieder und weisen auf die Vergangenheit hin.
Zwischen Fleringen und Rommersheim findet sich ein besonders gut erhaltenes Exemplar mit Informationstafel, ebenfalls zwischen Niederehe und Nohn an der L68. Eine Fundstelle bei Iversheim (Bad Münstereifel) weist auf ein großes römisches Kalkwerk hin, das um 150 bis 300 n.Chr. betrieben wurde. An anderen Stellen befinden sich von Gras überwucherte „Hügel“ als Reste solcher Kalköfen, die kaum als solche zu erkennen sind, so wie wir sie südlich oberhalb von Fleringen in der Nähe der Schönecker Schweiz auf einer Kuhwiese finden, etwa 700 Meter Luftlinie von der Krausbuche entfernt.
In der Prümer Kalkmulde fand sich eine große Dichte dieser Öfen. So sind allein für Fleringen im Jahr 1856 neun Öfen belegt. 1985 sorgte der „Geschichtsverein Prümer Land“ für die Reaktivierung des oben genannten Kalkofens zwischen Rommersheim und Fleringen, der heute frei zugänglich besichtigt werden kann. Wir können hineinkriechen, drumherum laufen, den Ofen von allen Seiten sehen und anfassen und uns in alte Zeiten hineindenken. Von Zeit zu Zeit wird hier aktiv Kalk gebrannt. Davon zeugt auch der Boden des Kalkofens, wenn man ihn betritt. Oft sind die Spuren zwar von Laub bedeckt, aber sie sind da und erzählen uns ihre Geschichte.
Und wie funktioniert das Kalkbrennen? Beim Brennen im mit Holz befeuerten Ofen entweicht Kohlensäure aus dem Kalk. Der gebrannte Kalk wird mit Wasser „gelöscht“, die so gewonnene Kalkmilch dann als Mörtelgemisch (mit Sand und Wasser) oder zum Kalken von Fassaden und Räumen verwendet, wobei das Wasser verdunstet und die Kohlensäure durch die Luft wieder in den Kalk eindringen kann. Der frische Baustoff hat allerdings eine ätzende Wirkung auf Augen und Haut.
Vieles ist noch aus alten Zeiten überliefert, so eine alte Schilderung von Johannes Busch (geb. 1854) über die Kalkbrennerei in Schönecken. Dort wird erzählt, dass die Menschen ebenso aus St. Vith im Westen wie auch aus östlicher Richtung aus der Gegend weit hinter der Kyll nach Schönecken kamen. Vier bis acht Öfen gehörten jeweils einer Familie. Nebenan befanden sich Ställe oder Unterstände für das Vieh der Kundschaft, das für den Transport genutzt wurde. Im Sommerhalbjahr lebte auch die Familie des Kalkbrenners vor Ort, die der Kundschaft sowohl Kaffee als auch verbotenerweise selbst gebrannten Korn anboten. Nach 1890 löste Thomasschlacke den Kalk als Düngemittel ab, was zu einem starken Rückgang der Nachfrage führte. Nikolaus Arenth, ein Nachfahr der Schönecker Ofenbetreiber, gab 1995 das überlieferte Wissen preis und schildert, dass knapp 5000 Reisigbündel aus den umliegenden Wäldern benötigt wurden, um in einem solchen Ofen Kalk zu brennen. Auch nach dem Krieg, als Baumaterial knapp war, wurde hier nochmals ein Ofen in Betrieb genommen.
Mit all diesem Wissen machen wir uns auf den Weg und erkunden die Öfen – die Hügel am Wegrand ebenso wie die rekonstruierten Gebäude am Wegrand, die wir nach Herzenslust anschauen, anfassen und erkunden können. Und laufen durch das raschelnde Laub, bücken uns, um durch das Loch ins Innere des Ofens zu gelangen, und dann stehen wir dort und werden ganz still und können ihn hören, riechen und fühlen, den Hauch der alten Zeiten.

Koordinaten Kalkofen in Rommersheim: 50°11’53.7″N 6°27’50.5″E /
bei Üxheim-Niederehe: 50°19’14.1″N 6°46’43.3″E /
Hügel südlich von Fleringen: 50°11’42.5″N 6°29’54.5″E


Weitere Informationen: https://www.schoenecken.com/HTML/kalkoefen.htm
https://www.eifel.info/a-kalkofen-1
https://www.eifel.de/go/sehenswertes-detail/kalkofen_hillesheim.html

Im Kalkofen

Kalkofen in Üxheim-Niederehe (in der Nähe der Nohner Mühle)
Grüße aus dem Auenland – diese Hügel sind ehemalige Kalköfen (zu finden am Rand der Schönecker Schweiz)
Kalkofen in Niederehe an der Basis
Infotafel über den Kalkofen an der Landstraße zwischen Rommersheim und Fleringen

Spaß beim Erkunden
Milch ist auch weiß – Kühe weiden auf den ehemaligen Kalköfen am Rand der Schönecker Schweiz

Auf der Flucht vor dem Coronavirus rund um das Mehlenbachtal

Am 18.03.2020 wird es Zeit, die Eifel zu verlassen und mich an meinem Heimatort in die mehr oder weniger freiwillige Isolation zu begeben. Keine Urlaubsreisen mehr. Jeder kehre in sein Haus oder seine Wohnung zurück – wie in der Bibel: ein jeglicher in seine Stadt… Also Lebewohl Eifel, Lebewohl Freiheit, wer weiß schon, für wie lange und was danach sein wird. Welche Restaurants und Feriendomizile nach der „Reisesperre“ überlebt haben und noch existieren. Und welche geliebten und geschätzten Menschen der Krankheit womöglich zum Opfer fallen.
Nun also, wie ein letzter freier Atemzug, eine Wanderung im Mehlenbachtal. Das Tal macht mich schon lange neugierig, leuchtet es mir doch auf meiner Wanderkarte grün und einladend entgegen. Ich habe mir die Sache auf der Karte genau angeschaut und ein paar Tourenbeschreibungen durchgelesen und mich entschieden, direkt im Tal unterhalb von Niedermehlen zu parken, dort, wo der Wanderweg 8 auf die Landstraße trifft. Auf der Durchfahrt habe ich bereits ausgekundschaftet, dass dort neben der Landstraße ein wenig Freiraum mit zum Parken geeignetem Untergrund vorhanden ist. Spannend klingt auch das Wacholdergebiet, also beschließe ich, beides miteinander zu kombinieren.
So überquere ich zum ersten Mal den Mehlenbach, genieße den Blick auf das Bächlein, das unter Sträuchern geduckt dahinplätschert, und folge zunächst der Landstraße Richtung Westen leicht aufwärts nach Niedermehlen und biege nach 150 Metern links ab in den Wacholderweg. Die Straße ist wie ausgestorben. Klar, wegen Corona sitzt jeder in seinem Haus. Doch hinter der nächsten Kurve begrüßt mich ein Hund äußerst freudig, und seine Besitzerin grüßt entspannt, wünscht mir erst einmal einen schönen Tag (ich mag die Eifelmenschen so gern!) und erkundigt sich dann nach meinem Ziel. „Oh, das Wacholdergebiet, da müssen Sie ja den Weg ganz hoch!“ Ja, das muss ich, und sie beschreibt mir genau, wie mein Weg weiter verlaufen sollte. Ich bedanke mich herzlich für ihre hilfreichen Angaben. Sie bezweifelt, dass der Wanderweg oben schon freigeschnitten ist, und ich sehe das nicht so verkrampft. Zur Not komme ich eben einfach wieder zurück. Außerdem verrät mir meine Wanderkarte, dass es „oben“ Alternativen gibt. Ich hatte mir eigentlich eine tiefer liegende Route ausgesucht. Die Praxis zeigt: Auf dieser Route hätte ich gar keinen Wacholder gesehen. Also hier noch einmal ein ganz herzlicher Dank an die nette Dame mit dem genauso netten Hund. Ich verdanke ihr einen ganz besonderen Moment.
Also einfach immer nach oben. Die kleine gepflasterte Straße lässt das entspannt zu und bietet Aussichten, die alle zwei Meter schon wieder noch spektakulärer erscheinen als einen Moment zuvor. Ein Aufstieg mit Genuss – es müssen etwa 100 Höhenmeter gewesen sein, bei denen jeder Schritt es wert war, gegangen zu werden. „Oben“ ist nicht zu verfehlen. Ich tauche in den Wald ein, sehe rechterhand den ersten Wacholder, als sich zur Linken ein Wald- und Wiesenweg mit einem verwitterten Hinweisschild „Wacholdergebiet“ öffnet, der definitiv noch nicht freigeschnitten wurde. Ich klettere über den Baum, der mir den Weg versperren möchte, und genieße den Wiesenpfad zwischen Waldrand und Weiden, der immer wieder eindrucksvolle Aussichten bietet. Auf der anderen Seite des Tals erhebt sich der Kalvarienberg. Ich kann das Krankenhaus und ein paar Häuser der Ortschaft Tafel erkennen. Mein Weg führt direkt auf eine skurrile Formation aus drei Kiefern zu, doch zuvor lädt mich zur Rechten eine malerische Schutzhütte zum Verweilen ein. Ich setze mich, trinke, esse, schaue auf die Karte und lese dann eine Nachricht. Einer meiner Eifel-Menschen bedankt sich bei mir, weil ich ihm heute Morgen noch etwas Gutes zurückgelassen habe. Ich blicke von meiner Bank aus durch die Fenster und die Tür und genieße die Schönheit der Eifel, die unglaubliche Stille des Landes um mich herum, und der Abschied wird mir noch viel schwerer. Kein Mensch ist in der Nähe – ein guter Ort, um einfach einmal die Seele fließen zu lassen und eine Runde hemmungslos zu weinen. Hört ja keiner. Außer mir ist niemand hier.
Irgendwann ist es wieder gut. Ich trinke etwas Wasser, stärke mich und ziehe weiter. Nach wenigen Schritten erreiche ich die Kiefern, stark und knorrig und ganz einzigartig gewachsen. Wie alt mögen sie sein? Ihr Ausblick über das Tal ist einmalig. Und hier gibt es ihn dann auch in Hülle und Fülle: den Wacholder. Wild und struppig geleitet er meinen Weg, und über ihn hinweg schaue ich hinunter ins Tal und hinüber auf die nächste Hügelkette. Den Germanen war der Wacholder heilig. Irgendwie kann ich das verstehen.
Irgendwann ist es vorbei mit dem Wacholder, und ich treffe auf den breiten, heute etwas schlammigen Wanderweg 17, von dem es heißt, dass er später steil abwärts geht. Mal schauen, wie ich und mein Knie das so verkraften. Vor meinem geistigen Auge bildet sich ein Bild von mir mit schlammverkrusteter Kleidung. Alles dreckig und verschrammt, bloß die Kamera heil und sauber. Auch das gab es schon einmal bei einer Wanderung. An einer Weide öffnet sich ein grandioser Weitblick bis zum Viadukt der Schnellstraße mit viel typischer Eifellandschaft und der eindrucksvollen Architektur der Brücke und der Straße, die sich wie ein Band durch die Natur zieht.
Ein Stück weiter bergab zeigt ein Wegweiser, dass mein Weg (17) sich rechts durch einen Laubwald fortsetzt. Kaum erkennbar schlängelt er sich abwärts zwischen den Bäumen hindurch, und ruckzuck (und ohne nennenswerte Probleme mit dem Gefälle, eher beim Erkennen des Weges) bin ich unten. Das letzte Stück Böschung renne ich, damit ich nicht rutsche (später erkenne ich, dass ich eine Serpentine verpasst habe – so viel zum Thema Geländetauglichkeit).
Und dann bin ich fast im Tal und werde von nun an begleitet von dem freundlichen Plätschern verschiedenster Wasserläufe, die den Weg kreuzen oder parallel dazu verlaufen, und von sprießendem Grün. Ich folge dem Weg nach rechts auf der Suche nach einem Übergang und mit dem Ziel, endlich den Mehlenbach nicht nur aus der Ferne, sondern auch aus der Nähe zu erkunden. Dafür muss ich nur weiter dem Gebietswanderweg 17 folgen. Zwei querliegende Bäume weiter (kein echtes Hindernis, ein malerisches Motiv und zudem gut für mein Wanderer-Abenteurer-Selbstbewusstsein, mit allem fertig zu werden) ist es endlich so weit: über einen Blockbohlenweg gelange ich zu einer Brücke über den Mehlenbach, der sich malerisch durch das weite grüne Tal windet – mäandern sagt der Fachmann wohl dazu. Parallel zur hölzernen Brücke führt eine Furt durch das Wasser, und ich stelle mir den Spaß für Pferd und Reiter beim Durchqueren des Bachbetts vor – es sei denn, einer von ihnen ist wasserscheu oder nutzt die Gelegenheit für ein Bad. Das Gewässer wird begleitet von niedrigen und höheren Büschen, die zeitweise Hecken bilden und sich wie das Dach eines Kirchenschiffs über dem Bächlein wölben.
Auf der anderen Seite geht es wieder kurz bergauf, dann folge ich dem örtlichen Wanderweg 8 nach links bis zu meinem Ausgangspunkt. Immer noch werde ich linkerhand begleitet von dem plätschernden Mehlenbach, auf den ich immer wieder Blicke erhaschen kann. Zur Rechten steigt der Wald teilweise steil an, und von meinem Standpunkt aus, vielleicht 20 oder 30 Meter über der Talsohle, schaue ich zurück auf die andere Seite des Tals, dorthin, wo ich hergekommen bin. Deutlich oberhalb meines Standorts liegt gegenüber das Wäldchen, das ich erreichte, nachdem ich schon eine ganze Weile abwärts gelaufen war. Das Wacholdergebiet wird nur teilweise sichtbar, und plötzlich erkenne ich, wie hoch ich eigentlich war. Hoch über den Dingen, allein in meiner Hütte am Feldrand neben den alten Kiefern.
Ein guter Ort für den letzten Tag in Freiheit – für wie lange, das werden wir sehen.

Parkmöglichkeit: Bleialfer Straße (L17) 50°12’59.1″N 6°23’32.3″E
Daten zur begangenen Route: Länge: gut 4 km, Höhenmeter: aufwärts wie abwärts je etwa 130; Nutzung der Wanderwege 10 (nicht auf der Karte, aber an den Wegen gekennzeichnet), Gebietswanderweg „Route 17“ (Prümer Land) und Ortswanderweg 8 (Prüm)
Weitere Infos: www.ferienregion-pruem.de/wandern
Empfehlung: Wanderkarte Nr. 17 des Eifelvereins, „Prümer Land“, ISBN: 978-3-944-620-00-8

Weiter Blick über Niedermehlen
Blick zurück von fast ganz „oben“
Traumhafte Aussichten vom Wiesenweg am Waldrand über die Felder auf dem Weg zum Wacholdergebiet
Rast mit traumhaftem Blick
Einsame Hütte mit Ausblick

Kiefern mit Ausblick: Diese Bäume könnten viel erzählen
Traumhafter Blick über das Wacholdergebiet in die Landschaft hinein

Abstieg mit weitem Blick

Diese Schilder geleiten uns vom Wacholdergebiet hinab bis über den Mehlenbach

Der Mehlenbach

Hier geht es gleich links zum Mehlenbach
Dieser Blockbohlenweg führt zur Brücke über den Mehlenbach
Hier gluckert und plätschert es laut: Der Mehlenbach

Wanderweg 8
Wanderweg 8 kurz vor Niedermehlen
Der Mehlenbach windet sich malerisch durch das weite Tal

Frühlingsboten

Viel mehr als nur Eierlaufen – „Hase und Igel“ am Ostermontag bei der Schönecker Eierlage

104 Eier warten auf der Von-Hersel-Straße auf den Raffer.
Die Perspektive täuscht: Die Eier liegen im Abstand von 62,5 cm (1 Elle).

Stellen Sie sich vor, Sie wohnen in Schönecken, und am Ostersamstag klingelt ein (mehr oder weniger) junger Mann und bittet um Eier – dann sollten Sie ihm welche geben! Denn dieser Mensch ist der „Raffer“ oder der „Läufer“ bei einer der ältesten und interessantesten Ostertraditionen überhaupt – der Schönecker Eierlage!
2011 wurde ich erstmals Zeugin dieses faszinierenden Wettlaufs. Damals wurde der Läufer mit einem Alter von 44 Jahren zum ältesten Sieger der Eierlage gekürt. 2014, bei meinem zweiten Besuch, konnte ich den damaligen Raffer erneut als Läufer bejubeln, der ebenfalls siegte.

Doch was geschieht eigentlich am Ostermontag in Schönecken? Aus dem Mund meiner damals vierjährigen Tochter geschildert passiert folgendes: „Der Eine läuft immer hin und her und hat manchmal ein Ei. Am Ende hat der andere gewonnen, aber den hat man nie gesehen. Alle haben nur gesagt, dass er gewonnen hat.“
Im Klartext: Auf der Von-Hersel-Straße werden 104 rohe Eier im Abstand von einer Elle (62,5 cm) ausgelegt. Um 14 Uhr treten zwei Junggesellen gegeneinander an: Der „Raffer“, der diese Eier einzeln aufsammeln und in den Korb bringen muss, und der Läufer, der die Wegstrecke ins benachbarte Seiwerath und zurück – 7,6 Kilometer bei 122 Metern Höhenunterschied – auf sich nimmt. Der Raffer kann selbst entscheiden, wann er welches Ei aufsammelt, doch es muss einzeln geschehen. Dabei legt er maximal etwa 65 Meter und insgesamt 6,9 Kilometer zurück. Hinzu kommen 104mal stehenbleiben, bücken, aufheben, umdrehen und zurücklaufen. Das letzte Ei darf er werfen. Wer seine Aufgabe zuerst beendet hat, ist der Sieger des Wettbewerbs.

Die Feierlichkeiten beginnen übrigens am Karsamstag mit dem Aufbauen. Am Ostersonntag richtet die Junggesellensodalität bereits ein großes Fest im Gemeindezentrum aus. Der Ostermontag ist geprägt vom Hochamt und gipfelt in dem Wettlauf mit anschließendem Umtrunk und Tanz im Festzelt. Nach dem Aufräumen werden am Dienstag als feierlicher Abschluss die für den Lauf gesammelten Eier verzehrt. Spannend ist jedoch auch die Versteigerung am Palmsonntag, eine Woche vor Ostern. Die Junggesellen bewerben sich paarweise als Raffer und Läufer. Ihnen werden vom Verein 25 Euro angeboten. Im Anschluss unterbieten sich die Bewerber in einer rückwärts laufenden Versteigerung (die Beträge werden also immer kleiner). Bleiben nur noch drei Paarungen übrig, entscheidet die Sodalität darüber, welche davon am besten geeignet ist, anzutreten. Die beiden Sieger geben nun bekannt, wer von ihnen der Raffer und wer der Läufer ist – eine Neuigkeit, die im Dorf schnell die Runde macht.

Als wir am Ostermontag Schönecken erreichen, gleicht besonders die Von-Hersel-Straße einem Hexenkessel. Schaulustige von Nah und Fern bevölkern die festlich geschmückte Ortschaft (auch liebevoll „Flecken“ genannt) und fiebern mit den Probanden um den Sieg. Die Spannung steigt, sobald der Läufer den Punkt erreicht, an dem er von Schönecken wieder sichtbar ist. Der Böllerschuss treibt den Raffer zur Eile. Die Menge tobt. Schweißgebadet hastet er durch die enge Gasse zwischen den Zuschauern hindurch – geschützt, begleitet und angefeuert von seinen Junggesellen-Kollegen und getragen von der Menge. Letztlich ist der Läufer auch von der Von-Hersel-Straße aus sichtbar. Nun wird es eng für den Raffer, wenn er noch nicht fertig ist! Nur noch wenige Meter, und der Läufer hätte gewonnen…

Wer würden Sie sein wollen – Läufer oder Raffer? Welche Strategie würden Sie als Raffer verfolgen? Erst die kurzen Strecken? Oder die langen?
Ich denke darüber nach, wann ein junger Mann ein Junggeselle ist. Darf er schon …? Tatsächlich dürfen die Teilnehmer nicht verheiratet sein und keine Kinder haben.

Und was ging meiner kleinen Tochter durch den Kopf? „Mama, warum heißt der Raffer eigentlich Raffer? Der läuft doch auch…“ Kluges Kind! Das Wort raffen ist vielleicht etwas altmodisch, bedeutet aber in etwa „aufheben“. Eifler kennen sicher den Begriff „oprafen“, zum Beispiel beim Steinesammeln auf dem Feld. Und was dachte die Kleine noch? „Warum nimmt der nicht mehrere Eier auf einmal?“ Was soll ich dazu sagen? Spielregeln? Alte Traditionen?

Wie gut, dass es die in der Eifel noch gibt!

Der Ursprung dieser einzigartigen Tradition zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, weil er so wunderbar typisch für das Leben und die Menschen in der Eifel ist – der Sage nach schon um 1500:
In Schönecken lebten 14 Junker, die neben gewöhnlichem Dienstpersonal auch Läufer beschäftigten, die für sie Besorgungen erledigten. Ein Zechgelage der Ritter führte zu fortgeschrittener Stunde zu Zank und Streit und großmäuligen Sprüchen. Jeder glaubte, den schnellsten Läufer zu haben. Um herauszufinden, wer von ihnen Recht hatte, wetteten sie – jeder auf seinen Läufer. Die Wettläufe erfreuten sich auch beim Volk größter Beliebtheit, und bereits nach kurzer Zeit fand zu Ostern der Wettstreit in einer Form statt, die sich bis heute erhalten hat. Zur damaligen Zeit handelte es sich um 100 bis 110 Eier, und der Läufer lief bis Niederhersdorf und malte dort ein Kreuz an die Kirchentür, bevor er zurückkehrte. (Ich hoffe, er kam nie auf den Gedanken, jemand anderen damit zu beauftragen. Wurde die Tür bewacht, um festzustellen, dass es wirklich der Läufer war, der sich dort verewigte?) Nach der Rückkehr des Läufers gaben sich Raffer und Läufer Kuss und Handschlag und erhielten ein Trinkgeld. Anschließend wurde auf der Burg ein großer Ball abgehalten. Und natürlich ein fröhliches Eier-Essen!
(Tatsächlich urkundlich nachgewiesen ist der Brauch im Jahr 1764. Aber man geht davon aus, dass er deutlich älter ist. Und es wäre doch nett, wenn es so abgelaufen wäre wie oben beschrieben…)

Weitere Informationen: www.eierlage.de, http://www.schoenecken-eifel.de/EIERLAGE.HTM, https://www.ferienregion-pruem.de/kultur/tradition/eierlage-in-schoenecken

Quelle und Buchempfehlung: Alois Mayer: Sagenhaft & Wunderbar – Sagen und Erzählungen aus dem Altkreis Prüm (Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Prümer Land, Band 59), www.gvpl.de

Zwei Kameraden begleiten den Raffer und sorgen dafür, dass ihm niemand im Weg steht.
(Aufnahme aus dem Jahr 2019)
Ei ausgewählt und aufgehoben (opgeraft). Jetzt schnell zurück zum Korb.
„Oprafen“
104x hinlaufen, aufheben und dann schnell zurück zum Korb – begleitet von den Anfeuerungsrufen der Zuschauer und Kameraden. Kamerateams halten alles fest.
Der Läufer naht. Nun bleibt dem Raffer nicht mehr viel Zeit.
(Aufnahme aus dem Jahr 2014; der Läufer 2014 war bereits 2011 als Raffer bei der Eierlage aktiv. Begleitet wird er unter anderem von dem Läufer aus dem Jahr 2011 (links), der damals siegte.)
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: das Ei
Nicht jeder Besucher ist aufmerksam. Obwohl die Eier bei der Veranstaltung im Mittelpunkt stehen, wird das eine oder andere Ei im Vorfeld des Laufs von unachtsamen Fußgängern zertreten. Dann muss schnell für Ersatz gesorgt werden.
Vorbereitungen: Läufer, Raffer, Hauptmann und Brudermeister kontrollieren die regelrechte Auslage der Eier. Die mediale Aufmerksamkeit ist groß.
Raffer und Läufer kurz vor dem Start der Eierlage. Noch schnell etwas trinken und dann auf den Wettbewerb fokussieren.

Prüm und die Sache mit den Karolingern

Prüm und die Sache mit den Karolingern

Von welcher Seite auch immer ich mich der Stadt Prüm nähere: Mein Blick fällt auf die stolze, weiß und rosa leuchtende Basilika und die benachbarten Abteigebäude. Sie laden ein zum Staunen, Innehalten und auch zum Gebet. Rückwärtig und etwas unterhalb, am Gerberweg, zwischen Basilika und Abtei auf der einen Seite und unweit des Aldi-Parkplatzes auf der anderen Seite, befinden sich mehrere Statuen und Gedenktafeln, die eine spannende Geschichte erzählen. Hier, zwischen Friedhof und Bushaltestelle, im Schatten des ehemaligen Klosters, erfahren wir, was es mit Prüm, der Abtei und den Karolingern auf sich hat.

Wenn ich mir Prüm in seinen Anfängen vorstelle, sehe ich im grünen Tal an einem plätschernden Fluss eine kleine hölzerne Kapelle vor mir – nicht gerade günstig zur Verteidigung gegen Gegner gelegen, die von den umliegenden Hängen hinab darauf zuströmen. Dieses Schicksal ereignete die gerade knospende Stadt nicht nur einmal! Und dennoch: Irgendetwas machten die Gründer von Stadt und Abtei richtig, sonst wäre daraus nicht eine solche Erfolgsgeschichte geworden, ein Zentrum der kirchlichen Macht, eine florierende Stadt. Die Lage im Talkessel bot Schutz vor Wind und Wetter, und die Prüm spendete Leben: Wasser zum Trinken, Kochen und für die sich ansiedelnden Gewerbe, Bewässerung für die Gärten und Felder und Viehweiden.

Von fundamentaler Wichtigkeit für die Gründung der Abtei waren die Karolinger. Dieser Begriff war im Geschichtsunterricht in Windeseile an meinem Ohr vorbeigerauscht (praktisch in einem gemeinsamen Zug mit ihren Vorgängern, den Merowingern), und erst nun begreife ich, dass das Wort sich auf Karl Martell bezieht, den Großvater Karls des Großen. Eigentlich sehr einfach und prägnant! Noch beeindruckender sind die Fakten: Die Klostergründung liegt im Jahr 2021 genau 1.300 Jahre zurück. 1.300 Jahre! Ginge man noch einmal so weit in die Vergangenheit zurück, landete man in Europa in der keltischen Hallstattkultur oder im Griechenland von Pythagoras, und das persische Weltreich würde gerade erst gegründet.

Also, tief durchatmen: 721 gründete Bertrada die Ältere gemeinsam mit ihrem Sohn Charibert das erste Kloster in Prüm. Es stand etwa dort, wo sich heute der Friedhof befindet. Bertrada war mütterlicherseits die Urgroßmutter von Karl dem Großen, ihr Schwager Pippin der Mittlere war interessanterweise auf der väterlichen Seite dessen Urgroßvater. Bertrada die Ältere war eine fränkische Edle und stammte von der Burg Mürlenbach. Ihre Mutter hatte bereits Klöster in Oeren bei Trier und (gemeinsam mit dem heiligen Willibrord) in Echternach begründet. Aus Echternach stammten auch die ersten Mönche: nach den strengen Regeln des heiligen Columban lebende irische Missionare. Der erste Abt trug den Namen Angloard. Nun sollte es nicht mehr lange dauern, bis die heute noch berühmten und bestaunten Sandalen Christi ihren Weg nach Prüm fanden.

Dreißig Jahr später ließ sich der Hausmeier (wichtigstes fränkisches Amt) Pippin der Jüngere, ein Enkel des oben genannten gleichnamigen Schwagers Bertradas und Sohn Karl Martells (die Karolinger, wir erinnern uns…), zum König salben und festigte damit seine Macht. Pippin soll sehr klein gewesen sein und trug daher die Beinamen „der Kurze“ oder „der Kleine“. Auch seine Statue auf dem Karolingerweg am Gerberweg in Prüm ist entsprechend kurz geraten.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Bertrada der Jüngeren, die – Sie ahnen es! – eine Enkelin der oben genannten Klostergründerin war, die ihrerseits mit seinem Großvater verschwägert war, gründete er das schwindende Kloster in Prüm 752 neu. Das Paar gebar mehrere Kinder. Der älteste Sohn sollte später „Karl der Große“ genannt werden!

Ab 762 ließen Pippin und Bertrada an der Mündung des Tettenbachs in die Prüm prachtvolle neue Gebäude errichten: ein neues Benediktinerkloster und eine „goldene Kirche“. Als wichtigste Reliquie erhielt die fortan „Sankt Salvator“ genannte Neugründung die „Sandalen Jesu Christi“, die sich bis heute vor Ort befinden und zu bestimmten Zeiten zu besichtigen sind. Die Stelle des Abts wurde mit einem Verwandten namens Aßerus besetzt. Die Familie suchte das Kloster in Prüm regelmäßig auf: zunächst Pippin, dann sein Sohn Kaiser Karl der Große, dann dessen Sohn Pippin der Höckrige, der dort Mönch wurde. Zur Einweihung 799, nach vierzigjähriger Bauzeit, sollen Papst Leo III. und Karl der Große anwesend gewesen sein. Karls Statue auf dem Karolingerweg zeigt bildlich: Karl der Große hatte nicht nur ein riesiges Reich, auch er selbst war groß! Quellen sprechen von 1,90 Metern – also selbst für heutige Verhältnisse ein stattlicher Kerl: mit fünf Ehefrauen (nacheinander), etlichen Konkubinen und etwa 20 Nachkommen. Böse Zungen behaupten, es gäbe heute mehr Mitteleuropäer, die Karl den Großen unter ihren Vorfahren haben, als solche, bei denen dies nicht der Fall ist. Außerdem sagt man ihm eine Fistelstimme nach.

Unter der Regentschaft seines Enkels Kaiser Lothar I. fand im September 855 ein Ereignis statt, mit dem der Name von Stadt und Abtei bis heute Einzug in die Geschichtsbücher fand: die Teilung von Prüm. Kurz vor seinem Tod teilte der Kaiser das riesige Frankenreich unter seinen Söhnen auf – eine Entscheidung, die später zum Zerfall des Reiches führte. Er selbst trat dem Kloster bei, verstarb kurz darauf und wurde dort beerdigt. Ein Sarkophag mit seinen Gebeinen befindet sich heute noch in der Basilika.

Die Karolinger legten den Grundstein für ein blühendes Klosterleben: Landschenkungen und Erbschaften, sechs Zweigklöster, die Unantastbarkeit der Klostergrenzen und die Unabhängigkeit von weltlichen Gerichten, Marktrechte, Wallfahrten und Prozessionen. Viel später, 1222, sollte Prüm zum Fürstentum erhoben werden. Unzählige Ortschaften im Umkreis verdanken ihre Existenz dem Kloster.

Doch es gab im wahrsten Sinne des Wortes gewaltige Rückschlage: Die Wikinger kamen, sahen und siegten! Am Dreikönigsfest 882 fielen herumziehende Normannen über Prüm her. Bauern waren zur Verteidigung herbeigeeilt und wurden erbarmungslos niedergemetzelt. Das Kloster wurde geplündert und niedergebrannt. Niemand war mehr am Leben, der es hätte löschen können. Zehn Jahre später kehrten sie zurück. Sie kamen aus dem Wald, nahmen Gefangene und hinterließen Tod und Verwüstung. Dennoch konnten Klosterschätze, Handschriften und Urkunden vor dem Schlimmsten bewahrt werden. Es war Abt Regino, dessen Statue ebenfalls am Karolingerweg zu finden ist, der seine Erlebnisse mit den Nordmännern schriftlich festhielt, mit seinen Mönchen den Wiederaufbau in Angriff nahm und zudem das Prümer Urbar verfasste, eine über 1.100 Jahre alte Niederschrift der Güter und Einkünfte des Klosters.

Die goldene Kirche stand bis 1721. Sie liegt heute unter dem Hahnplatz. Im linken Eckturm (dem Nordturm) der heutigen barocken Basilika befindet sich ihr ehemaliger Südturm. Ein Teil des Mauerwerks ist von innen sichtbar. 1802 wurden unter Napoleons Verwaltung alle Klöster aufgelöst. Seit 1852 dient die Abtei als Gymnasium. Bei der Jahresausstellung der EVBK e.V. in den Sommerferien ist sie für Besucher geöffnet. Kreuzgang und Innenhofgarten versetzen unvermittelt in alte, klösterliche Zeiten. Ob sie diese Wirkung auch auf Schüler und Lehrer ausüben, die ihnen täglich „begegnen“? Beim Anblick des mächtigen Kristallleuchters an der Decke der Aula, die auch Fürstensaal genannt wird, stockt mir der Atem: Ich kann nur beten, dass niemals jemand einen Fußball mitbringt…

Die ehrfurchtgebietende Basilika mit der anmutigen Fassade, den Statuen Pippins und Karls neben dem Portal und den mächtigen Säulen im Innenraum wurde Pfarrkirche. Sie kann uns viel erzählen – auch über die Karolinger: die Reste des alten Turms, die Sandalen Christi, Kaiser Lothars Grab, Kunstschätze, Altäre, Reliquien. Ein Gemälde im Chorraum zeigt die Weihe der Klosterkirche im Jahr 799. Im Haus des Gastes am Hahnplatz befindet sich eine alte Abbildung der Klostergründung. Die ganze Geschichte der Klostergründung und Stadtentwicklung können wir ausführlich in Wort und Bild im Museum Prüm an der Tiergartenstraße nachvollziehen. Auch den Karolingern können wir in (unterschiedlicher) Lebensgröße einen Besuch abstatten: Auf dem Karolingerweg am Gerberweg. Schauen wir sie uns an, die großen und kleinen Gründer und Wohltäter, und „erlaufen“ und ergründen wir ihre Geschichte!

 

Weitere Infos:
Tourist-Information Prümer Land, Haus des Gastes, Hahnplatz 1, 54595 Prüm, www.ferienregion-pruem.de (hier gibt es einen Flyer zum Karolingerweg)
Museum Prüm, Tiergartenstraße 54, 54595 Prüm, www.museum-pruem.de
www.evbk.org

Weitere Quellen:
Flyer Karolingerstadt Prüm,
Monika Rolef: Prüm und die Karolinger (Paulinus-Druckerei Trier 1995),
Dr. Reiner Nolden (Trier): 1100 Jahre Prümer Urbar und die Ersterwähnung von Trittenheim,
https://www.spiegel.de/spiegelgeschichte/karl-der-grosse-der-riese-mit-der-fistelstimme-a-945746.html

Abt Regino vor Basilika und Abtei
Statue des Kaisers Lothar I. am Karolingerweg
Pippin der Kurze
Karl der Große
Kaiser Lothar I.
Abtei Prüm
Prüm-Basilika-Okt2015
St.-Salvator-Basilika Prüm im Oktober 2015
Regino-Gymnasium / Abtei Prüm
Abt Regino, im Hintergrund die Abtei
Abt Regino
Gedenktafel – Darstellung des Treffens zwischen Mönch Wandalbert und König Ludwig dem Deutschen
Innenhof der Abtei
Abtei-nördliches Portal
Fürstensaal und Aula des Regino-Gymnasiums
Die Basilika innen gegen Ende der Renovierungsarbeiten 2019
St.-Salvator-Basilika Prüm
Gedenktafel für Mönch Wandalbert
Die Türme der Basilika vom Friedhof aus gesehen
Der Sarkophag Kaiser Lothars

 

 

Die Magie der Krausbuche

Als ich die Eifel 2008 für mich endlich wiederentdeckte, führte einer meiner ersten Ausflüge zu einem ganz besonderen Baum, den ich bis heute mehrmals im Jahr aufsuche: zur Krausbuche in der Schönecker Schweiz zwischen Fleringen und Rommersheim.

Gemeinsam mit meinen Eltern und meinen beiden Töchtern fand ich nach leichten Anlaufschwierigkeiten das runde Blätterdach über dem Felsen, tauchte ab in die Höhle, die sich dort bildet, und war fasziniert: dieser Baum ist etwas ganz Besonderes, spannend, abenteuerlich und magisch. Zumindest für mich. Wann auch immer ich dorthin komme und in welcher Stimmung auch immer ich sein mag: Die Krausbuche schenkt mir Ruhe, Frieden und Geborgenheit und manchmal den einen oder anderen guten Gedanken oder schöne Bilder vor meinem inneren Auge. Sie ist für mich das, was man einen Kraftort nennt. Und für die anderen? Die Kinder können im Baum und auf den Felsen klettern, und auf dem Boden zu ihren Füßen kann man schön Platz nehmen und picknicken. So gibt dieser Ort jedem das, was er braucht…

Doch was ist das für ein Baum? Die „alte“ Krausbuche, die seit über 100 Jahren nicht mehr existiert, wird in einem Eifelführer von 1906 als „Gerichtsbuche“ bezeichnet. Im Mittelalter diente sie als Gerichtsstätte. Dieser alte Baum ist vermodert und auf diese Weise fast vollständig verschwunden. Es existiert noch ein Bild von vor 1900, das auf der Schönecker Internetseite betrachtet werden kann und das ich hier ebenfalls zeigen darf. An seiner Stelle stehen drei „Nachkommen“, von denen einer der größte und älteste ist und seinem Vorgänger alle Ehre macht. Doch auch die kleineren „Nachbarn“ (einer unmittelbar daneben, einer etwa 30 Meter nordöstlich, dem Weg in den Wald folgend) bieten dem Besucher bereits ein spannendes Lager unterhalb des Blätterdaches. Ein Ort, der seit jeher den Einheimischen als lauschiges Ziel ihrer familiären Sonntagsspaziergänge diente und Verliebten ganz sicher auch als heimlicher Treffpunkt. Es ist überliefert, dass in alten Zeiten ein Schäfer diesen Baum nutzte, um seine Schafe in der Umgebung weiden zu lassen. Er selbst kletterte auf den Baum, der sich ihm durch seinen Wuchs wie eine Treppe anbot, und behielt so den Überblick.

Es wird vermutet, dass es sich um eine Süntelbuche handelt, auch Teufels- oder Hexenholz, Krüppel- oder Schlangenbuche genannt. Schaut man sich den Baum an, sind all diese Namen kein Wunder und der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Korkenzieherartig drehen und winden sich Stamm und Äste umeinander und formen ein schirmartiges Gebilde, unter dem ein anheimelnd schattiger Hohlraum entsteht. Bei der Krausbuche in Fleringen/Rommersheim wird dies noch verstärkt durch den kalkhaltigen Dolomitfelsen, auf dem sie thront. Stamm und Felsen bilden Gesichter und Formen und geben dem Baum seine ganz eigene unverwechselbare Persönlichkeit. Und immer wieder zücke ich die Kamera und versuche, diese Magie festzuhalten: bizarre Formen, das Spiel der Sonne zwischen den Blättern, den schützenden Schirm ihrer Äste.

Lange Zeit rankten sich Mythen um den Wuchs der Krausbuche. Im 19. Jahrhundert wurde vermutet, sie sei zunächst mit der Krone in den Boden gewachsen und dann gekappt worden, so dass nun die untere Hälfte des ursprünglichen Baumes nach oben zeigte. Im 20. Jahrhundert gab es auf der Basis von Spuren früher menschlicher Besiedelung Überlegungen, eine Mutation sei durch Rückstände einer viele Jahrhunderte zurückliegenden vorindustriellen Nutzung in Form einer nahe gelegenen Eisenschmelze ausgelöst worden. Die Zuordnung zu den Süntelbuchen erfolgte erst in diesem Jahrhundert.

Süntelbuchen sind eine sehr seltene Form der Rotbuche – was ich äußerst spannend finde, denn ihre Blätter sind nicht etwa rot, sondern grün! Ihre größte Population befand sich am Ort ihrer Entdeckung, im Süntel, einem Höhenzug nördlich von Hameln. Der dortige Süntelbuchenwald wurde im Jahr 1843 abgeholzt. Das Holz erschien den Waldbesitzern nutzlos, weil es nicht gestapelt und daraus auch keine Bretter produziert werden konnten. Heute gibt es noch etwa 50 Standorte, an denen derartige Bäume gefunden werden. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Wuchsform tragen sie verschiedene botanische und volkstümliche Namen. Besonders bekannt ist die Süntelbuchenallee mit über 100 Bäumen in Bad Nenndorf.

Die nächste Verwandte unserer drei Krausbuchen steht in Blankenheim. Dort befindet sich die vor mehr als 200 Jahren auf einem alten keltischen Grabhügel gepflanzte Süntelbuche frei zugänglich und deutlich sichtbar auf einer Wiese unweit der B51.

Grund genug für mich, sie an einem lauschigen Novemberabend kurz vor dem Sonnenuntergang zu besuchen und im leuchtend-goldenen Abendlicht ihre Schönheit festzuhalten. Auch dies ist für viele Menschen ein besonderer Ort, dessen Faszination ich gut verstehen kann. Und doch zieht es mich wieder zu der einen. Bei der nächsten Gelegenheit besuche ich sie wieder, suche ihre Ruhe und genieße das Verweilen unter ihrem lauschigen Blätterschirm: die mystisch-schöne Krausbuche mitten im Wald in der Schönecker Schweiz!

 

Koordinaten:
Krausbuche in Fleringen/Rommersheim ca. 50°11’33.79″N, 6°29’20.02″E /
Süntelbuche in Blankenheim 50°25’44.99″N, 6°37’14.82″E

Lateinischer Name der Süntelbuche: Fagus sylvatica forma suentelensis

Weitere Informationen: Wanderkarte „Prümer Land“ (1:25000), www.ferienregion-pruem.de (Wandern/Örtliche Wanderwege/Rundweg 8, Fleringen),
www.schoenecken.com, www.fleringen.de, www.suentelbuchen.de, www.kulturdb.de,
https://www.myheimat.de/wallersheim/natur/naturdenkmal-krausbuche-d2924362.html
Kreiskalender Bitburg-Prüm 1992: Theo Büsch, „Die Krausbuche bei Fleringen – eine Laune der Natur?“, (S. 117-199, Abb. Seite 118)

Die „kleine Schwester“, gleich nebenan
Die alte Gerichtsbuche
Quelle: Kreiskalender Bitburg-Prüm 1992, Seite 118

Die große und die kleine Krausbuche im Frühling
ohne Blätterkleid

Die Süntelbuche in Blankenheim

 

Alle Wege führen nach Pronsfeld – was Eisenbahnen und Fahrräder gemeinsam haben

Alle Wege führen nach Pronsfeld –
was Eisenbahnen und Fahrräder gemeinsam haben

Pronsfeld, wo hab ich das doch gelesen? Richtig, auf einer Milchpackung! Denn die richtig leckere Milch kommt natürlich aus der Eifel. Dabei hat „die Arla“ (wie Mitarbeiter und Angehörige und Anwohner die Arla Foods Deutschland GmbH freundlich personalisieren, falls sie nicht noch von der „Muh“ sprechen) ihren Sitz streng genommen nicht in Pronsfeld, sondern auf dem Gebiet des Nachbarorts Pittenbach (der sogar eine andere Postleitzahl hat) – wenn auch zugegebenermaßen direkt an der Ortsgrenze und mit einer Pronsfelder Postadresse. Außer der Sache mit der Milch wusste ich eigentlich nichts über Pronsfeld…

Dabei ist es in gewisser Weise der Nabel der Welt. Zumindest, wenn man direkt vor der alten Lok an der Kreuzung Hauptstraße / Bahnhofstraße steht. Direkt nebenan gluckert die Prüm unter einer Brücke hindurch in ihrem malerischen Bachbett, und auf der anderen Straßenseite befindet sich ein freundlich einladender Fahrradrastplatz mit gefühlten hundert Wegweisern. Hier geht es nach Prüm, Pittenbach, Waxweiler, Lünebach und Arzfeld, Bleialf und zur Habscheidermühle und letztlich auch nach St. Vith in Belgien, geleitet von mehreren verschiedenen Radrouten-Symbolen. Da muss ich mich erst einmal setzen.

Dann setzt die Neugier ein, und ich lasse mich ein auf das frei zugängliche Outdoor-Eisenbahnmuseum, das mir die Geschichte dieses Ortes erzählt. Denn ich befinde mich an einem alten Bahnhof. Die Lok, die hier ausgestellt ist und die ich frei betreten kann, ist eine Köf II mit einem Flachwagen. Der 3. Klasse-Personenwagen stammt aus dem Jahr 1940. Die Uhr, das Stationsschild, Gleisstücke, Signale, alte Fahrpläne, Fotos und vieles mehr erinnern an alte Zeiten, denn seit 1886 hielten hier die Züge der Westeifelbahn auf der Strecke von Prüm nach Bleialf. Heute sind es Radler aus allen Himmelsrichtungen, die die Bahntrasse zu entspannten Fahrradtouren ohne viele Höhenmeter nutzen und hier ihre wohlverdiente Pause einlegen.

1883 war bereits die Kreisstadt Prüm mit Gerolstein und damit mit der Eifelbahn von Trier nach Köln verbunden worden, ab 1888 ging es von Bleialf weiter nach St. Vith und letztlich ab 1889 über die Vennbahn bis Aachen und Luxemburg. Ab 1907 war es außerdem möglich, mit der Bahn von Pronsfeld nach Waxweiler oder nach Neuerburg zu gelangen, und ab 1916 existierte auf der Strecke sogar ein zweites Gleis. Die Strecke war nicht nur für den Personenverkehr und die wirtschaftliche Entwicklung der Region wichtig, sondern auch für militärische Zwecke wie die Versorgung der Westfront im 1. Weltkrieg mit Soldaten, Material und Verpflegung. Nachdem St. Vith ab 1920 zu Belgien gehörte, wurde Bleialf Zollstation, und der Verkehr auf dieser Strecke ging deutlich zurück. Dennoch war Pronsfeld 1936 beim Bau des Westwalls ein wichtiger Umschlagplatz für das Baumaterial, und die Bahn wurde von zahlreichen Arbeitern als Verkehrsmittel genutzt. Zum Kriegsende wurde der Bahnhof aufgrund seiner militärischen Wichtigkeit fast vollständig zerstört, und mit ihm das ihn umgebende Dorf. Mehrere Jahre nach dem 2. Weltkrieg wurden die Strecken zwar wieder in Betrieb genommen, nicht jedoch die Verbindung zwischen Bleialf und St. Vith. Von 1965 bis 1972 wurde der Personenverkehr nach und nach eingestellt. Der letzte Güterzug fuhr 1994.

Heute, in den Zeiten des fast grenzenlosen Europas, strampeln wir auf bequem asphaltierter Trasse – meist ohne uns der dramatischen Ereignisse bewusst zu sein, die sich hier ereigneten – von Pronsfeld aus, nicht selten über malerische Viadukte, in alle Himmelsrichtungen des weiten Eifellandes. Oder auch mal eben kurz nach Belgien.

 

Standort Eisenbahnmuseum:

54597 Pronsfeld, Ecke Hauptstraße/Bahnhofstraße

(mit Picknickplatz, einer mobilen Toilette und einem kleinen „Kiosk“, der an Sommerwochenenden geöffnet ist)

weitere Infos:

www.ferienregion-pruem.de (unter Kultur – Museen / Radfahren – Radfahren rund um Prüm – Eifel-Ardennen-Hohes Venn-Radwanderweg bzw. Prüm-Radweg bzw. Enz-Radweg)

www.pronsfeld-eifel.de/85/eisenbahngeschichte