Harmonie zwischen Skulpturen und Natur –Skulpturenpark in Niederprüm

In einer Kurve der B410 fällt mein Blick auf ein paar unauffällige Gebäude und einige Parkgelegenheiten davor. Ich bin am Ziel – und ausgesprochen neugierig: auf den Skulpturenpark Kruft Niederprüm.

Am Tor zum Park ist eine kleine Box in Form einer Eule angebracht. Hier entrichte ich mein Eintrittsgeld, und dann empfängt mich eine ganz eigene Welt: Plätscherndes Wasser, Vogelgezwitscher, das frische Grün von Wiesen und Bäumen, geschwungene Wege, rustikale Bänke und romantische Schutzhütten. Und zwischen all dem: Schmiedekunst (in der Regel aus Kupfer), so weit das Auge reicht: Kleine und große, schmale und breite, hohe und niedrige Brunnen mit Kaskaden, überdimensionale Insekten, kleine Vögel, Eulen, Greifvögel, Reiher, Kraniche, Rehe, Hirsche, Wildschweine. Ein Bär hält Wache, und ein Pferd galoppiert auf seiner Weide mutig auf den Zaun zu. Weit hinter all dem, mitten im Dorf, grüßt als malerischer Hintergrund hell leuchtend die weiße Kirche von Niederprüm aus dem Jahr 1677. Über einem kleinen Flüsschen am Rande des Parks, der Prüm, schweben Fische, die aus alten landwirtschaftlichen Gerätschaften geformt wurden. Rostige Zahnräder lachen den Betrachter als Eulenaugen an. Fein gearbeitete kupferne Männchen rasten an jeder Ecke: Auf einer Schaukel am Baum, mit der Angel am See, mit einem Buch in der Hand, auf einer Seite der Bank, als würden sie mich einladen, mich zu ihnen zu setzen. Sie strahlen Ruhe aus und laden den Besucher ein, diese kleine, ganz eigene Welt mit ihren Augen zu betrachten.

An jeder Ecke, in jeder Nische, einfach überall laden (teils überdachte) Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. Im hintersten Winkel des Parks sitze ich auf einer kleinen Anhöhe und lasse den Blick schweifen. Zu meinen Füßen breitet sich ein harmonisch angelegter Park aus, mit Wiesen, seltenen Gehölzen, heimeligen Winkeln und Wasser an jeder Ecke. Zwischen dem Plätschern des Wassers, den Farben der Natur und den kunstvoll gestalteten Figuren erlebe ich Ruhe. Ruhe und die Freude an der Schönheit dessen, was ich betrachten darf. Ich schaue auf das Männlein, das unter einem Baum auf einer Schaukel sitzt, und ein Liedtext aus dem Musical Mozart erfüllt mein Denken: „Manchmal nachts fällt Gold von den Sternen…“

Wer möchte, kann etwas von dieser Schönheit mit nach Hause nehmen. Werkstatt und Laden sind zu den Öffnungszeiten (s.u.) für Besucher zugänglich und bieten reichlich Andenken und den persönlichen Kontakt zum Künstler Hubert Kruft und seinem Sohn, der den Betrieb – ursprünglich eine Dorfschmiede – in der 5. Generation weiterführen wird. Ein richtiger Familienbetrieb: Liane Kruft kümmert sich um ihre Gäste, übernimmt Verkauf und Beratung, Tochter Hannah die „Werbung“ im Internet. Hier erfahre ich auch, dass fast alles, was ich im Park gesehen habe, aus dieser Schmiede stammt. Lediglich die Bronzeskulpturen sind zugekauft.

Lächelnd verlasse ich den Park, mit einem letzten Blick auf die kupfernen Eulen, und ich brauche einen Moment, um wieder im Draußen anzukommen: An der B410 in Niederprüm, wo mein Auto auf mich wartet. Gerne komme ich wieder, wann immer mir nach dieser einzigartigen Kombination aus Zuflucht, Ruhe, Natur und Kunst zumute ist.

Adresse/Infos: Skulpturenpark Kruft, St. Vither Straße 62, 54595 Niederprüm, Tel. 06551 981638, www.skulpturenpark-kruft.de
Eintritt Park: Erwachsene (ab 16 Jahren) 2,50 €
Öffnungszeiten Park: täglich 10-17 Uhr (auch an Sonn- und Feiertagen)
Öffnungszeiten Geschäft: Mo-Fr 10-17 Uhr, Sa 10-14 Uhr und nach Vereinbarung

www.ferienregion-pruem.de

 

Von Figuren im Fels, Druidensteinen und einem steinernen Kreuz – unterwegs auf dem Bollendorfer Märchenpfad und dem Ferschweiler Plateau

Es gibt 1001 Gründe, das Ferschweiler Plateau zu ergründen! Einer davon ist der Bollendorfer Märchenpfad, der sich wunderbar mit dem Fraubillenkreuz, dem Druidenstein und – je nach Kondition und Motivation – noch diversen weiteren Sehenswürdigkeiten kombinieren lässt. Wer glaubt, es handele sich um eine kleine, einfache Kinderrunde mit ein paar verstaubten Märchenfiguren am Weg, hat sich getäuscht! Obwohl es sich um eine Kinderrunde handelt, Märchenfiguren durchaus eine Rolle spielen und sicher auch Staub darauf liegt, stellt sich die Realität doch völlig anders dar als die Bilder, die unser Gehirn beim Namen des Weges produziert.

Die Anreise gestaltet sich vergleichsweise einfach, denn es gibt oben auf dem Ferschweiler Plateau eine Parkgelegenheit an einem Waldsportplatz. Dort finde ich in einem Kasten an einer Schutzhütte ein Ausmalheft, in dem die Geschichte vom Bollendorfer Märchenpfad erzählt wird und auf dessen Rückseite sich auch ein einfacher Wegeplan befindet. Von hier folge ich der Straße zurück einige Meter bergab und werde linkerhand von einem ersten malerischen Felsen begrüßt. Liebevoll gestaltete Schilder weisen den Weg, und ich verlasse die Straße und wende mich rechts hoch den Felsen zu, in denen die Betrachter sagenhafte Gestalten erkennen können. Zunächst begrüßt mich der Märchenonkel mit dem markanten Kinn. Ich öffne mein Heft und tauche ein in die Geschichte des Königssohns Bollybur, der vier goldene Kugeln benötigt, um seine Burg und die geliebte Prinzessin Bollonia zurück zu erlangen, die sich in Gefangenschaft befindet.

Der schmale Pfad führt am Hang entlang, teils unter Felswänden hindurch, über Stufen, Felsen und Waldboden. Er geht über Stock und Stein und enthält einige steile Stellen, ist aber zu Fuß gut zu meistern. Ich bin froh, dass ich nicht mehr mit dem Kinderwagen unterwegs bin und entspannt solche Wege genießen kann! Etwas sprachlos hinterlässt mich allerdings die Begegnung mit einer Mountainbike-Fahrerin, die die Felsstufen mit spielerischer Leichtigkeit auf ihrem Rad überwindet.

Der Weg führt, vorbei an einer Höhle, die von einem Felsgeist bewacht wird, auf ein Felsplateau mit Aussicht – die Sonnenlay. Eine Bank lädt zum entspannten Verweilen ein. Während der Blick weit über das Tal und Bollendorf schweifen darf, umschließt mich eine einmalige Stille. Ruhe und Frieden hüllen mich ein, und ich tanke Kraft für den weiteren Weg, denn der Pfad zur „Madonna im Stein“ führt steil bergauf. Kreative Geister haben am Wegrand eine Rutsche für Kinder angebracht, die sicherlich schon für viel Freude bei den kleinen Gästen gesorgt hat. Hoch über dem Weg finde ich auf einer Lichtung einen großen Steinbrocken, auf den in bunten Farben eine Madonna gemalt wurde. 1977 stieß der damalige Jagdpächter auf einen Felsen, in dem sich als natürliche Form die Gestalt einer schwangeren Frau erkennen ließ. Er überredete eine Künstlerin, an diesem stillen, magischen Ort eine Madonnengestalt auf den Stein zu malen. Lange Zeit blieb die Lichtung geheim, der Jagdpächter starb, und die Künstlerin wollte der Natur freien Lauf lassen. Stattdessen wurde der Ort nun Teil des Märchenpfades und die Madonna von der Künstlerin frisch restauriert, so dass wir sie bestaunen und die besondere Atmosphäre dieses Fleckchens Erde in uns aufnehmen können.

Ich atme einen Moment durch, bevor ich mich bergab zurück in das märchenhafte Abenteuer stürze, vorbei an einem Thron, begleitet von einem Löwen, geheimnisvollen Augen und Fußabdrücken im Fels, bis wir schließlich in einer steilen Wand die goldenen Kugeln entdecken, die Bollybur so dringend benötigt und die der große wilde Drache so wütend verteidigt. Das glückliche Ende der Geschichte lässt sich auf dem Königsplatz ausgiebig feiern, bevor der Aufstieg zum Rückweg und zum Fraubillenkreuz beginnt, vorbei am „Stein der Wahrheit“, der für Erwachsene eine ganz andere Weisheit bereithält als für ihren Nachwuchs.

An einer Kreuzung können die Wanderer sich für den Rückweg, einen Besuch der Wikingerburg oder einen Abstecher zum Fraubillenkreuz entscheiden und die Wanderung entsprechend fortsetzen. Meine Wahl fällt auf die geradeaus liegende Strecke, auf der ich nach knapp 500 Metern an einem Bach entlang das Fraubillenkreuz erreiche: einen Menhir (Langstein/Hinkelstein), der als einer von vielen in der Jungsteinzeit als Teil der Megalithkultur auf das Plateau gelangte. Es war vermutlich der heilige Willibrord, der den Stein zu einem bauchigen, schief stehenden Kreuz umgestalten ließ. In einer Aussparung befand sich vermutlich früher einmal ein Heiligenbild. Es ist nicht schwer, sich diesen Platz als Kultort vorzustellen! Das Kreuz und seine Lichtung sind heute noch von einer atemberaubenden Stimmung umgeben, die sich mit der Kamera nicht festhalten lässt, so oft ich das weiblich anmutende schiefe Kreuz auch umrunde und von allen Seiten bildlich festzuhalten versuche.

1,5 Kilometer südlich treffen wir auf einen weiteren „heiligen Hain“, an dem der „Druidenstein“ über eine kreisrunde Lichtung wacht. Ich lausche aufmerksam, ob er nicht vielleicht doch zu summen beginnt. Doch die Reise zurück in der Zeit findet nur in meinem Kopf statt. Ich kann die Gestalten fast vor mir sehen, die den Stein umtanzen, begleitet vom Klang urtümlicher Lieder. Heute noch vergraben Liebespaare bei Vollmond silberne Löffel darunter, damit die Liebe ewig hält. Etwas sehr Buntes, Schönes, Gegenwärtiges weckt meine Aufmerksamkeit: ein kleiner, flacher, bunt bemalter Eifelstein mit einer niedlichen Spinne darauf, den ich liebevoll in die Hand nehme und dann wieder auf dem Felsen platziere. Ein guter Ort für einen kleinen farbigen reisenden Stein – hier darf er noch ein wenig verweilen, bis er weiter getragen wird an einen anderen spannenden Ort.

Von hier ist es nicht weit zum Auto. Erfüllt von aufregenden Eindrücken fahre ich zurück. Und komme wieder! Hier auf dem Ferschweiler Plateau gibt es noch so viel zu sehen – genug „Stoff“ für mehrere weitere Wanderungen! Ich freue mich darauf!

 

Parkgelegenheit: Waldsportplatz „Bollendorf Gärtchen“ auf dem Ferschweiler Plateau
(Anfahrt über Bollendorf/Neuerburger Straße (Richtung Nusbaum), nach 1,3 km rechts hoch (Altstraße) und den Schildern zum Bollendorfer Märchenpfad folgen)

„Technische“ Daten: 3,3 km Rundweg, mit Abstechern zum Fraubillenkreuz und zum Druidenstein 4,5 km, 120 Höhenmeter

Weitere Informationen: www.felsenland-suedeifel.de

Begrüßung

Sonnenlay
Die Madonna im Stein

An solchen Stellen wahrhaftig ein märchenhafter Pfad!

Augen im Fels

Königsplatz

Pfad zum Fraubillenkreuz
Das Fraubillenkreuz

Lichtung mit dem Druidenstein
Der Druidenstein