Als ich noch klein war, begann unser jährlicher Eifel-Urlaub damit, dass unser damaliger Gastwirt uns am Gerolsteiner Bahnhof abholte. Der Weg zum Waldhaus führte durch Birresborn, und ich erinnere mich lebhaft an das Hochgefühl, wenn wir die schmale Kopper Straße hochfuhren und ich wusste: Es ist nicht mehr weit. Daran muss ich immer denken, wenn ich heute die Birresborner Eishöhlen und ihre Umgebung besuche und diese Stelle passiere, die sich mir so tief eingeprägt hat.
Wenige Meter, nachdem wir von der Gerolsteiner/Mürlenbacher Straße Richtung Kopp abgebogen sind, geht eine kleine Straße links hoch, die zu den Birresborner Eishöhlen führt. Nach gut 2,5 Kilometern bergauf gelangen wir zu einem geräumigen Wanderparkplatz. Kaum sind wir ausgestiegen, wird es spannend! Denn die Birresborner Eishöhlen sind etwas ganz besonderes! Wir folgen dem Weg von der Straße weg abwärts, und kurz darauf können wir sie linkerhand schon sehen: wildromantisch im Wald öffnen sich am Hang die Eishöhlen.
Drei Dinge sind ganz wichtig, bevor wir sie betreten: eine gut funktionierende Taschenlampe (keine, bei der die Batterie bereits schwächelt oder die nur ein mattes Licht von sich gibt!), festes Schuhwerk und eine warme Jacke. Denn da die Eishöhlen tiefer liegen als die Umgebung, liegt ihre Temperatur dauerhaft bei -1°C bis +4 °C. Selbst im Hochsommer kommt man so schnell ins Frösteln. Vor dem Zugang zu den Höhlen befindet sich eine Infotafel mit einer Karte der Höhlen, die ich noch schnell fotografiere, damit ich innen auch den Weg nach draußen wieder finde. Denn während Höhle 2 zwar stellenweise eng ist, aber der Weg fast schnurgeradeaus führt, ist Höhle 1 bereits verwinkelt, und Höhle 3 verfügt nicht nur über drei Eingänge, sondern auch über ein komplexes Labyrinth aus Querverbindungen. Im Stockdunkeln kann die Orientierung etwas anspruchsvoller sein. Auch die Eingänge sind von sehr unterschiedlicher Größe, und ich schmeiße meinen Rucksack einfach draußen „vor die Tür“, damit ich ungehindert hineinkrabbeln kann.
Die Besichtigung der Höhlen ist ein aufregendes Abenteuer, das man sich nicht entgehen lassen sollte! Und da die Höhlen sozusagen „unterschiedliche Schwierigkeitsgrade“ aufweisen, steht einem Besuch nichts entgegen, sofern man nicht Schwierigkeiten mit der Beweglichkeit oder der Trittsicherheit hat. Oder seine Taschenlampe vergessen hat. Eines ist sicher: Sie sind nicht barrierefrei, und das macht das Abenteuer aus. Im wahrsten Sinne über Stock und Stein, durch enge Passagen und weite Räume, erkunden wir die aufregenden Höhlen, begleitet von eiskalten Wassertropfen, Kühle und dunkler Stille. Jeder Schritt, jedes Knirschen der Schuhe auf dem Untergrund, ist überdeutlich wahrzunehmen und erscheint viel lauter als anderswo. Mit etwas Glück sieht man Eiszapfen, vom Boden aufsteigende Eissäulen oder Fledermäuse.
Im Winter gehören die Höhlen nur den dort nistenden und überwinternden Fledermäusen und sind (abgesehen von einem kleinen Bereich) für Menschen gesperrt; nur vom 15. April bis zum 15. Oktober dürfen sie betreten werden und sind jederzeit frei zugänglich. Jeden 2. Freitag im Monat (im April am 3. Freitag) finden öffentliche Führungen statt.
Schon die Römer nutzten das Vulkangestein des Fischbachvulkans als Steinbruch. Der Abbau von Mühlsteinen dauerte etwa zwei Jahrtausende an. Zudem dienten die so entstandenen Höhlen den Menschen aus dem Ort quasi als Kühlschrank und Vorratskeller. Im Krieg fanden sie hier einen letzten Zufluchtsort.
Unweit des Eingangs zu den Eishöhlen befindet sich ein Kreuz. Es wurde ursprünglich 1724 vermutlich zum Gedenken an einen Arbeiter aufgestellt, der beim Steinbrechen tödlich verunglückt war. Das ursprüngliche Kreuz verschwand in den 1970er Jahren und wurde durch das heutige ersetzt.
Am Parkplatz vorbei wandern wir weiter, um drei wahre „Riesen“ zu bewundern: zwei uralte Bäume und eine Bank. Nur etwa 500 Meter südlich befinden sich Adam und Eva, von denen vermutet wird, dass sie mit einem Alter von 200 Jahren die ältesten Kiefern der Eifel sind. Adam ist mit einer Höhe von 21 Metern und einem Stammumfang von 325 cm etwas größer und kräftiger als seine „Partnerin; eindrucksvoll sind sie beide.
In ihrer Nachbarschaft befindet sich eine Schutzhütte mit einem schönen Fernblick. Doch wenn es nicht gerade in Strömen regnet, gibt es eine noch viel bessere Aussicht von einem Gebilde, das uns schon von weitem neugierig macht: eine XXXXL-Bank!
Die Riesen-Bank am Waldrand, nur gut 100 Meter von Adam und Eva entfernt, ist sage und schreibe sechs Meter breit und zwei Meter hoch. Bestiegen werden kann sie über eine schmale Rampe. Allein die Lehne ist weitere 1,70 Meter hoch. Die Bank macht einfach nur Spaß, denn sie stellt all unsere gewohnten Dimensionen auf den Kopf. Sie lädt zum Klettern und Staunen und bietet eine wunderbare Fernsicht in die Weite der Vulkaneifel hinein.
Ein guter Ort zum Verweilen. Wir lassen den Blick und die Gedanken schweifen: hinein in die wunderschöne Eifel und in die Richtung der faszinierenden Eishöhlen, wo unser Auto wartet. Gemütlich laufen wir zurück und grüßen noch einmal die alten Bäume. Wanderwege und Rundwege führen hier vorbei: eine gute Idee für den nächsten Besuch, denn hier gibt es noch so viel mehr zu erkunden.
Weiterführende Informationen: www.eifel.de, www.gerolsteiner-land.de, www.eifel.info, www.geopark-vulkaneifel.de
Führungen: http://www.brunhilde-rings.de/fuehrungen/birresborner-eishohle/
Ein sehr lesenswerter Reisebericht: https://escape-from-reality.de/birresborner-eishoehlen-eifel/
Wanderwege: Muße-Pfad Schneifel-Pfad (Etappe 3 Wallersheim-Gerolstein, 22,9 km ), Erlebnisrundweg „Birresborner Eishöhlen“ (4,5 km)
Ein Gedanke zu „Von eisigen Höhlen, uralten Bäumen und einer Bank für Riesen (ein Ausflug zu den Birresborner Eishöhlen)“
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