Hach, Urlaub am Meer!!! Für viele das Ziel ihrer Träume, die Füße hochlegen, die Sonne genießen … Mich dagegen zieht es in die Eifel, zu den sanften Hügeln und schroffen Felsen, in die tiefen Wälder und ans plätschernde Wasser. Urlaub am Meer mache ich hier trotzdem! Jawohl! Nur, dass es inzwischen – nun ja – versteinert ist. Doch vor 380 Millionen Jahren war hier das Meer. Und ich genieße es: Heute!
Unzählige Male zog es mich schon in den Walbert, das Felsenmeer südlich von Wallersheim, wo sich auf einer kleinen Runde von etwa einem Kilometer der ganze Zauber der Eifeler Landschaft entfaltet. Magie umgibt jeden Stein und jeden Baum, das Moos und den glitzernden Eisenbach auf seinem Weg durch die Schönecker Schweiz, wo er den Schalkenbach nährt, der mystische Geschichten zu erzählen weiß.
Ich befinde mich hier ganz am östlichen Rand der Schönecker Schweiz – und wie es für dieses wunderbare Gebiet typisch ist, nimmt mich die bizarre Landschaft gefangen: Klüfte, Höhlen, Spalten, hoch aufragende Felsen, steile Pfade, moosbewachsene Steine, die an struppige, bärtige Wesenheiten erinnern, und am tiefsten Punkt das muntere Bächlein. Hier unten wartet ein Picknickplatz darauf, dass ich mich niederlasse, den Blick schweifen lasse über das sich auftürmende Gestein, die üppige Vegetation und das idyllische Tal. Eine Infotafel gibt Auskunft. Ich befinde mich auf einem Teilstück des Schneifel-Pfades, der auch als Weg des Friedens bekannt ist, am „Muße-Platz Am Walbert“.
Ganz genau wird hier geschildert, dass die steinerne Wand vor meiner Nase im Zeitalter Devon entstand, in einer Atmosphäre mit viel CO2 und wenig Sauerstoff, in der der Rheinische Ozean, an dessen ehemaligem Rand ich mich gerade befinde, bereits zahllose Fische und kalk- und riffbildende Organismen beherbergte: Stern- und Röhrenkorallen, Trilobiten, Brachiopoden, Crinoiden und Goniatiten. So entstanden die Riffe der heutigen Prümer Kalkmulde, die nun als imposantes Dolomitgestein mit vielfältigen Felsformationen den Charakter der Schönecker Schweiz prägen. Die Kollison der Urkontinente, bei der unvorstellbare Kräfte auftraten, verursachte eine Faltung der flachen Schichten, so dass das, was einst waagerecht am Meeresboden lag, heute aufrecht in die Höhe ragt. Darin eingeschlossen und für die Ewigkeit erhalten – für unsere Augen sichtbar und mit unseren Händen greifbar – findet sich die Tier- und Pflanzenwelt, die vor Jahrmillionen zur Bildung des Gesteins beitrug.
Gut, dass mich niemand beobachtet. Von allen Seiten versuche ich, die geheimnisvollen Felsen für immer mit meiner Kamera festzuhalten, wieder und wieder und doch jedes Mal anders: von unten, von oben, sitzend, stehend, liegend, mit etwas Abstand und ganz nah mit Blick auf jedes Detail. Als könne ich so ein Stück Eifel mit zurück nehmen in die Ferne. Immer wieder hüpft mein Herz, wenn ich etwas Neues erspähe, das es zu erkunden und auf meine Speicherkarte zu bannen gilt.
Ich bekomme nicht genug von der Magie, überquere den Bach und setze meinen Weg auf der anderen Seite fort, dem Schneifel-Pfad folgend und auch der Prümer-Land-Tour-Route 3. Ein paar Stufen führen steil bergauf, und fast an der Kuppe der dem Rundweg gegenüberliegenden Anhöhe liegt neckisch-einladend ein Hochsitz, bevor sich der Wald am höchsten Punkt in Richtung Steinbruch öffnet. Der Weg führt hier weiter, nach Wallersheim oder auch in die Schönecker Schweiz, Richtung Hersdorf oder Schönecken – die Welt ist groß. Doch ich kehre zurück in meine stille Felsenwelt, lasse mich umhüllen vom mystischen Schweigen der steinernen Giganten – spüre den Hauch der Erde und lausche ihren Geschichten.
Parkgelegenheit: Wanderparkplatz an der L10 zwischen Wallersheim und Hersdorf (von hier aus den Schildern Schneifel-Pfad und Karolingerweg folgen und das Gesteinsmassiv einmal umrunden – oder den Bach überqueren und auf der anderen Seite weiterwandern)
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https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/felsenmeer-walbert-bei-wallersheim-eifel-war-einst-ein-korallenriff_aid-63875495