Mystische Giganten aus Moos und Stein – Felsenmeer Walbert

Hach, Urlaub am Meer!!! Für viele das Ziel ihrer Träume, die Füße hochlegen, die Sonne genießen … Mich dagegen zieht es in die Eifel, zu den sanften Hügeln und schroffen Felsen, in die tiefen Wälder und ans plätschernde Wasser. Urlaub am Meer mache ich hier trotzdem! Jawohl! Nur, dass es inzwischen – nun ja – versteinert ist. Doch vor 380 Millionen Jahren war hier das Meer. Und ich genieße es: Heute!

Unzählige Male zog es mich schon in den Walbert, das Felsenmeer südlich von Wallersheim, wo sich auf einer kleinen Runde von etwa einem Kilometer der ganze Zauber der Eifeler Landschaft entfaltet. Magie umgibt jeden Stein und jeden Baum, das Moos und den glitzernden Eisenbach auf seinem Weg durch die Schönecker Schweiz, wo er den Schalkenbach nährt, der mystische Geschichten zu erzählen weiß.

Ich befinde mich hier ganz am östlichen Rand der Schönecker Schweiz – und wie es für dieses wunderbare Gebiet typisch ist, nimmt mich die bizarre Landschaft gefangen: Klüfte, Höhlen, Spalten, hoch aufragende Felsen, steile Pfade, moosbewachsene Steine, die an struppige, bärtige Wesenheiten erinnern, und am tiefsten Punkt das muntere Bächlein. Hier unten wartet ein Picknickplatz darauf, dass ich mich niederlasse, den Blick schweifen lasse über das sich auftürmende Gestein, die üppige Vegetation und das idyllische Tal. Eine Infotafel gibt Auskunft. Ich befinde mich auf einem Teilstück des Schneifel-Pfades, der auch als Weg des Friedens bekannt ist, am „Muße-Platz Am Walbert“.

Ganz genau wird hier geschildert, dass die steinerne Wand vor meiner Nase im Zeitalter Devon entstand, in einer Atmosphäre mit viel CO2 und wenig Sauerstoff, in der der Rheinische Ozean, an dessen ehemaligem Rand ich mich gerade befinde, bereits zahllose Fische und kalk- und riffbildende Organismen beherbergte: Stern- und Röhrenkorallen, Trilobiten, Brachiopoden, Crinoiden und Goniatiten. So entstanden die Riffe der heutigen Prümer Kalkmulde, die nun als imposantes Dolomitgestein mit vielfältigen Felsformationen den Charakter der Schönecker Schweiz prägen. Die Kollison der Urkontinente, bei der unvorstellbare Kräfte auftraten, verursachte eine Faltung der flachen Schichten, so dass das, was einst waagerecht am Meeresboden lag, heute aufrecht in die Höhe ragt. Darin eingeschlossen und für die Ewigkeit erhalten – für unsere Augen sichtbar und mit unseren Händen greifbar – findet sich die Tier- und Pflanzenwelt, die vor Jahrmillionen zur Bildung des Gesteins beitrug.

Gut, dass mich niemand beobachtet. Von allen Seiten versuche ich, die geheimnisvollen Felsen für immer mit meiner Kamera festzuhalten, wieder und wieder und doch jedes Mal anders: von unten, von oben, sitzend, stehend, liegend, mit etwas Abstand und ganz nah mit Blick auf jedes Detail. Als könne ich so ein Stück Eifel mit zurück nehmen in die Ferne. Immer wieder hüpft mein Herz, wenn ich etwas Neues erspähe, das es zu erkunden und auf meine Speicherkarte zu bannen gilt.

Ich bekomme nicht genug von der Magie, überquere den Bach und setze meinen Weg auf der anderen Seite fort, dem Schneifel-Pfad folgend und auch der Prümer-Land-Tour-Route 3. Ein paar Stufen führen steil bergauf, und fast an der Kuppe der dem Rundweg gegenüberliegenden Anhöhe liegt neckisch-einladend ein Hochsitz, bevor sich der Wald am höchsten Punkt in Richtung Steinbruch öffnet. Der Weg führt hier weiter, nach Wallersheim oder auch in die Schönecker Schweiz, Richtung Hersdorf oder Schönecken – die Welt ist groß. Doch ich kehre zurück in meine stille Felsenwelt, lasse mich umhüllen vom mystischen Schweigen der steinernen Giganten – spüre den Hauch der Erde und lausche ihren Geschichten.

Parkgelegenheit: Wanderparkplatz an der L10 zwischen Wallersheim und Hersdorf (von hier aus den Schildern Schneifel-Pfad und Karolingerweg folgen und das Gesteinsmassiv einmal umrunden – oder den Bach überqueren und auf der anderen Seite weiterwandern)

Interessanter Artikel zum Thema:
https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/felsenmeer-walbert-bei-wallersheim-eifel-war-einst-ein-korallenriff_aid-63875495

Vor langer Zeit in Form gepresst – Geo-Pfad „Prümer Held“

Wird über die Eifel gesprochen, so geht es in der Regel entweder um die Vulkaneifel, den Nationalpark in der Nordeifel oder um die Felslandschaften der Südeifel. Warum eigentlich? Im Herzen der Eifel liegt eine Region, wie sie spannender und abwechslungsreicher nicht sein könnte: die Region rund um Prüm! Dabei sucht nicht nur die landschaftliche Vielfalt ihresgleichen, sondern auch geologisch gibt es so viel zu entdecken und zu verstehen! (Und ja, auch am Wegrand zu sammeln!)

So stellt der Wetteldorfer Richtschnitt nahe des gleichnamigen Schönecker Ortsteils für manchen Fachmann den Nabel Europas dar. Dort wie auch in weiten Teilen der Umgebung zeigen sich die Ablagerungen eines flachen Meeres. Hier finden sich Fossilien von Brachiopoden, Trilobiten, Muscheln und Schnecken in wechselnden Lagen verschiedener Gesteine. Geologen helfen die Funde, eine internationale Referenz (GSSP) für die geologische „Zeitgrenze“ zwischen Unter- und Mitteldevon festzulegen. Dank der Schönecker Fundstelle konnte sie auf einen Zeitpunkt vor 393,3 Millionen Jahren festgelegt werden. Es handelt sich um den einzigen verbindlich festgelegten und allgemein anerkannten Richtschnitt in Deutschland. Noch heute gehen auf diesen unscheinbaren Ort und seine Funde wichtige geologische Publikationen und Erkenntnisse von internationaler Bedeutung zurück. Ich bin beeindruckt, auch wenn ich mich sehr bemühen muss, nachzuvollziehen, was das bedeutet. Mir das Ganze bildhaft vorzustellen, erleichtert die Sache etwas. Es ist die Geschichte „meines“ Stückchens Eifel, und ich will sie verstehen!

Also, warum ist das hier Sichtbare so einzigartig? Seit sich die Ablagerungen gebildet haben, ist viel Zeit vergangen, und ein Großteil der Schichten wurde abgetragen. Übrig blieben meistens nur die unteren Schichten, also die aus dem Unterdevon. Nur dort, wo die Ablagerungen aus Mittel- und Oberdevon bei der Auffaltung von Gebirgen in die Falten hineingedrückt wurden, sind sie heute noch erkennbar, in sogenannten Sätteln und Mulden. Eine davon ist die Prümer Kalkmulde! Fossilien sind hier in Massen zu finden – nicht nur in Steinbrüchen, sondern auch an dem einen oder anderen frisch gepflügten Feld, wo sie einfach zum Sammeln bereit herumliegen. Felder sollte man natürlich nicht betreten, aber auch am Rand bieten sich reichlich Sammelgelegenheiten! Wirklich!

Den Wetteldorfer Richtschnitt hatte ich bereits früher bei meiner Wanderung auf dem Schönecker Panoramaweg ausführlich in Augenschein genommen – nicht aber den idyllischen Wanderweg oberhalb von Prüm, der im Winter, wenn die Bäume nicht belaubt sind, sogar den einen oder anderen Ausblick auf Prüm bietet: den Geo-Pfad „Prümer Held“ an der Ostseite des Prümer Talkessels. Er kommt mir gerade Recht, um noch besser zu verstehen, was es in der Prümer Kalkmulde zu sehen gibt und warum das so außergewöhnlich ist! Nichts wie los – und die Kamera ist natürlich auch dabei. Dort, wo die B410 sich von der Dausfelder Höhe nach Prüm hinunter schlängelt, bietet ein kleiner Parkplatz am Berg einen einfachen Einstieg in den Wanderweg. Der Wald ruft und lädt zum Erkunden ein. Also Wanderschuhe an, und auf geht‘s!

Bereits am Parkplatz informiert ein Schild über die fünf Stationen und mögliche Fossilienfunde wie Trilobiten, Seelilien, Einzelkorallen, Koloniekorallen und Brachiopode. Folgt man dem Schneifel-Pfad oder der Prümer-Land-Tour (Route 1) bergauf, so findet man schnell einen Einstieg in den Geo-Pfad, der mit weniger als einem Kilometer Länge ohne viele Höhenmeter zugleich ein lohnendes Ziel für einen gemütlichen Sonntagsspaziergang darstellt. Auf diesem kurzen Stück gibt es so viel zu lernen und zu entdecken! Als ich mich im Herbst aufmache, die Strecke zu erkunden, entzücken nicht nur das bunte Laub, sondern auch die verschiedensten Pilze mein Herz! An den Stationen schaue ich mir die Gesteinsaufschlüsse an und staune! Ich blicke mitten hinein in die Entstehungsgeschichte unserer Erde und vor allem dieser wunderbaren Landschaft. Das, was ich hier sehe, ist vor 370 Millionen Jahren auf einem Meeresboden entstanden. Hier gab es eine Küste, Korallenriffe, jede Menge Tiere und Pflanzen, die sich uns heute noch in versteinerter Form darbieten. An fünf Stationen lernen wir vier verschiedene Ablagerungsformen kennen: die Wetteldorf-, Heisdorf-, Lauch- und Unteren Nohn-Schichten, die einer Zeit zwischen Eifelium, Mitteldevon, Unterdevon und Oberemsium entstammen. Ganz einfach gesagt: Bereits auf diesem kurzen Wegstück sieht das Gestein in Form und Farbe ganz unterschiedlich aus, und es lassen sich die verschiedensten Überreste finden – und das zum Sehen, Anfassen und (in kleinen Mengen) Sammeln und mit nach Hause nehmen!

Jeder Stein am Wegrand erzählt uns seine Geschichte. Ich packe meine Kamera aus und halte die Formen und Farben fest, um sie für immer mit nach Hause nehmen zu können. Mein Stück Eifel, mein Brocken Erdgeschichte, mein Splitter Ewigkeit. Ein paar kleine Fossilien stecke ich ein, die großen Steine fotografiere ich ausgiebig. Die Vielzahl an erkennbaren Lebewesen aus längst vergangenen Tagen ist gewaltig und überwältigend. Tief beeindruckt lasse ich mich in der schmucken Schutzhütte auf die Bank sinken und tauche ein in die uralten Zeiten. Meine Phantasie kennt keine Grenzen. Ich kann das Meer vor mir sehen, und die Wesen, die sich mir eben noch im Fels darstellten, nehmen Gestalt an. Korallen, Schnecken, Trilobiten im lichten Blau des Wassers, während um mich herum die Wellen schwappen und ich zwischen ihnen herumschwimme. Ich möchte die Hand nach ihnen ausstrecken, doch es ist nur mein Daumen, der 370 Millionen Jahre später über das Gestein streicht und einen Gruß an das versteinerte Wesen schickt, das sich darin für die Ewigkeit erhalten hat.

 

Hinweis für Geocacher: Dieser Geopfad ist zugleich ein Earthcache: https://www.geocaching.com/geocache/GC1MJ28_geological-footpath-prumer-held

Parkgelegenheit: an der B410 auf halber Höhe zwischen der Dausfelder Höhe und Prüm (links), GPS ca. 50°12’36.25″N,  6°25’52.71″E

Weitere Informationen: Naturparkzentrum Prümer Land, Tiergartenstraße 70, 54595 Prüm (https://www.naturpark-eifel.de/de/naturpark-erleben/Naturerlebniszentren/detail/Naturparkzentrum-Pruemer-Land-19v/)

Quellen:
Josef Miesen, „Fossilien der Eifel“
Wilhelm Meyer, „Geologie der Eifel“, E.Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller) Stuttgart
Informationsschilder am Wegrand

 

Station 1 (Wetteldorf-Schichten)
So liegen die Stationen und Aufschlüsse am Wegrand
Station 3 (Grenze Heisdorf-Schichten / Lauch-Schichten)
Gestein und Erdreich bei Station 5 (Untere Nohn-Schichten)
Station 4
Rastmöglichkeit am Wegrand
In diesem Waldstück verbirgt sich der Geo-Pfad mit seinen geologischen Geheimnissen.
Pilze am Wegrand

Von Figuren im Fels, Druidensteinen und einem steinernen Kreuz – unterwegs auf dem Bollendorfer Märchenpfad und dem Ferschweiler Plateau

Es gibt 1001 Gründe, das Ferschweiler Plateau zu ergründen! Einer davon ist der Bollendorfer Märchenpfad, der sich wunderbar mit dem Fraubillenkreuz, dem Druidenstein und – je nach Kondition und Motivation – noch diversen weiteren Sehenswürdigkeiten kombinieren lässt. Wer glaubt, es handele sich um eine kleine, einfache Kinderrunde mit ein paar verstaubten Märchenfiguren am Weg, hat sich getäuscht! Obwohl es sich um eine Kinderrunde handelt, Märchenfiguren durchaus eine Rolle spielen und sicher auch Staub darauf liegt, stellt sich die Realität doch völlig anders dar als die Bilder, die unser Gehirn beim Namen des Weges produziert.

Die Anreise gestaltet sich vergleichsweise einfach, denn es gibt oben auf dem Ferschweiler Plateau eine Parkgelegenheit an einem Waldsportplatz. Dort finde ich in einem Kasten an einer Schutzhütte ein Ausmalheft, in dem die Geschichte vom Bollendorfer Märchenpfad erzählt wird und auf dessen Rückseite sich auch ein einfacher Wegeplan befindet. Von hier folge ich der Straße zurück einige Meter bergab und werde linkerhand von einem ersten malerischen Felsen begrüßt. Liebevoll gestaltete Schilder weisen den Weg, und ich verlasse die Straße und wende mich rechts hoch den Felsen zu, in denen die Betrachter sagenhafte Gestalten erkennen können. Zunächst begrüßt mich der Märchenonkel mit dem markanten Kinn. Ich öffne mein Heft und tauche ein in die Geschichte des Königssohns Bollybur, der vier goldene Kugeln benötigt, um seine Burg und die geliebte Prinzessin Bollonia zurück zu erlangen, die sich in Gefangenschaft befindet.

Der schmale Pfad führt am Hang entlang, teils unter Felswänden hindurch, über Stufen, Felsen und Waldboden. Er geht über Stock und Stein und enthält einige steile Stellen, ist aber zu Fuß gut zu meistern. Ich bin froh, dass ich nicht mehr mit dem Kinderwagen unterwegs bin und entspannt solche Wege genießen kann! Etwas sprachlos hinterlässt mich allerdings die Begegnung mit einer Mountainbike-Fahrerin, die die Felsstufen mit spielerischer Leichtigkeit auf ihrem Rad überwindet.

Der Weg führt, vorbei an einer Höhle, die von einem Felsgeist bewacht wird, auf ein Felsplateau mit Aussicht – die Sonnenlay. Eine Bank lädt zum entspannten Verweilen ein. Während der Blick weit über das Tal und Bollendorf schweifen darf, umschließt mich eine einmalige Stille. Ruhe und Frieden hüllen mich ein, und ich tanke Kraft für den weiteren Weg, denn der Pfad zur „Madonna im Stein“ führt steil bergauf. Kreative Geister haben am Wegrand eine Rutsche für Kinder angebracht, die sicherlich schon für viel Freude bei den kleinen Gästen gesorgt hat. Hoch über dem Weg finde ich auf einer Lichtung einen großen Steinbrocken, auf den in bunten Farben eine Madonna gemalt wurde. 1977 stieß der damalige Jagdpächter auf einen Felsen, in dem sich als natürliche Form die Gestalt einer schwangeren Frau erkennen ließ. Er überredete eine Künstlerin, an diesem stillen, magischen Ort eine Madonnengestalt auf den Stein zu malen. Lange Zeit blieb die Lichtung geheim, der Jagdpächter starb, und die Künstlerin wollte der Natur freien Lauf lassen. Stattdessen wurde der Ort nun Teil des Märchenpfades und die Madonna von der Künstlerin frisch restauriert, so dass wir sie bestaunen und die besondere Atmosphäre dieses Fleckchens Erde in uns aufnehmen können.

Ich atme einen Moment durch, bevor ich mich bergab zurück in das märchenhafte Abenteuer stürze, vorbei an einem Thron, begleitet von einem Löwen, geheimnisvollen Augen und Fußabdrücken im Fels, bis wir schließlich in einer steilen Wand die goldenen Kugeln entdecken, die Bollybur so dringend benötigt und die der große wilde Drache so wütend verteidigt. Das glückliche Ende der Geschichte lässt sich auf dem Königsplatz ausgiebig feiern, bevor der Aufstieg zum Rückweg und zum Fraubillenkreuz beginnt, vorbei am „Stein der Wahrheit“, der für Erwachsene eine ganz andere Weisheit bereithält als für ihren Nachwuchs.

An einer Kreuzung können die Wanderer sich für den Rückweg, einen Besuch der Wikingerburg oder einen Abstecher zum Fraubillenkreuz entscheiden und die Wanderung entsprechend fortsetzen. Meine Wahl fällt auf die geradeaus liegende Strecke, auf der ich nach knapp 500 Metern an einem Bach entlang das Fraubillenkreuz erreiche: einen Menhir (Langstein/Hinkelstein), der als einer von vielen in der Jungsteinzeit als Teil der Megalithkultur auf das Plateau gelangte. Es war vermutlich der heilige Willibrord, der den Stein zu einem bauchigen, schief stehenden Kreuz umgestalten ließ. In einer Aussparung befand sich vermutlich früher einmal ein Heiligenbild. Es ist nicht schwer, sich diesen Platz als Kultort vorzustellen! Das Kreuz und seine Lichtung sind heute noch von einer atemberaubenden Stimmung umgeben, die sich mit der Kamera nicht festhalten lässt, so oft ich das weiblich anmutende schiefe Kreuz auch umrunde und von allen Seiten bildlich festzuhalten versuche.

1,5 Kilometer südlich treffen wir auf einen weiteren „heiligen Hain“, an dem der „Druidenstein“ über eine kreisrunde Lichtung wacht. Ich lausche aufmerksam, ob er nicht vielleicht doch zu summen beginnt. Doch die Reise zurück in der Zeit findet nur in meinem Kopf statt. Ich kann die Gestalten fast vor mir sehen, die den Stein umtanzen, begleitet vom Klang urtümlicher Lieder. Heute noch vergraben Liebespaare bei Vollmond silberne Löffel darunter, damit die Liebe ewig hält. Etwas sehr Buntes, Schönes, Gegenwärtiges weckt meine Aufmerksamkeit: ein kleiner, flacher, bunt bemalter Eifelstein mit einer niedlichen Spinne darauf, den ich liebevoll in die Hand nehme und dann wieder auf dem Felsen platziere. Ein guter Ort für einen kleinen farbigen reisenden Stein – hier darf er noch ein wenig verweilen, bis er weiter getragen wird an einen anderen spannenden Ort.

Von hier ist es nicht weit zum Auto. Erfüllt von aufregenden Eindrücken fahre ich zurück. Und komme wieder! Hier auf dem Ferschweiler Plateau gibt es noch so viel zu sehen – genug „Stoff“ für mehrere weitere Wanderungen! Ich freue mich darauf!

 

Parkgelegenheit: Waldsportplatz „Bollendorf Gärtchen“ auf dem Ferschweiler Plateau
(Anfahrt über Bollendorf/Neuerburger Straße (Richtung Nusbaum), nach 1,3 km rechts hoch (Altstraße) und den Schildern zum Bollendorfer Märchenpfad folgen)

„Technische“ Daten: 3,3 km Rundweg, mit Abstechern zum Fraubillenkreuz und zum Druidenstein 4,5 km, 120 Höhenmeter

Weitere Informationen: www.felsenland-suedeifel.de

Begrüßung

Sonnenlay
Die Madonna im Stein

An solchen Stellen wahrhaftig ein märchenhafter Pfad!

Augen im Fels

Königsplatz

Pfad zum Fraubillenkreuz
Das Fraubillenkreuz

Lichtung mit dem Druidenstein
Der Druidenstein

Abenteuer Waxweiler: Von römischen Resten, fabelhaften Funden und hilfreichen Hinweisen

Im Devonium

An einem Abreisetag im November 2019 befinde ich mich auf dem Weg von Schönecken nach Waxweiler förmlich über den Wolken. Im Tal liegt malerischer Nebel, hier oben auf den Höhen strahlt die Sonne auf mich herab, als wollte sich die Eifel noch einmal von ihrer allerbesten Seite zeigen. Und diese allerbeste Seite zeigt sie mir an diesem Tag in vielfältiger Weise.

Viel zu spät bin ich losgefahren – der Kaffee war einfach zu gut! Und ich weiß, meine Planung für Waxweiler ist eigentlich schon dahin, weil ich viel zu spät dort ankomme. Ich möchte zur Touristen-Information, denn dort liegt auch der Eingang zum Devonium und zu der Ausstellung der Fundstücke aus einer alten Römervilla, und um 12 Uhr ist Mittagspause. Aber ein Plan ist ein Plan, und so fahre ich tapfer weiter, überwältigt von der Schönheit des Lichts, das der Tag mir zu bieten hat. Und ohne eine Möglichkeit, mit Anstand zu stoppen und diese Schönheit fotografisch festzuhalten, denn die Straße ist schmal und kurvig und die Straßenränder matschig und tief. Ich befinde mich über den Wolken, im strahlenden Licht der Sonne, während unter mir die Täler im watteweißen Nebel verschwinden.

Tapfer betrete ich das „Haus des Gastes“, schon darauf gefasst, wegen der Kürze der Zeit zu Recht abgewiesen zu werden. Doch ich habe die Rechnung ohne „meine“ Eifeler Menschen gemacht. Die Touristikerin macht mir einen guten, pragmatischen und überaus netten Lösungsvorschlag, und kurz darauf betrete ich den kleinen Raum, der die Ausstellung zur Römerzeit beinhaltet. Und staune!

An anderen Orten wird großes Aufhebens um Funde aus der Römerzeit gemacht, hier in „Waleswilere“ (so der Name aus der Römerzeit) präsentieren sie sich in handfester Anschaulichkeit, nämlich im wahrsten Sinne des Wortes zum Anfassen. Neben Modellen und Vitrinen mit Münzen und Original-Fundstücken (die zum Teil auch auf die Steinzeit und die Kelten zurückgehen, größtenteils jedoch aus der Römerzeit stammen) finden sich auf einem Tisch sowohl Infomaterialien als auch echte Scherben und Dachpfannen, die Geschichte so hautnah erfahrbar machen, dass mir die Luft wegbleibt. Ich erkundige mich nach dem Fundort und erhalte eine präzise Wegbeschreibung zur Römervilla und zur Nachbildung einer Mauer am Ortsausgang Richtung Lünebach.

Doch zunächst gilt meine Aufmerksamkeit dem Devonium, das wieder einen ganz anderen Aspekt der Eifeler Geschichte beleuchtet: Hier geht es um die Erdgeschichte an sich, um die Entwicklung des Lebens auf der Erde und um Funde aus dem nahegelegenen Steinbruch, die all dies fabelhaft sichtbar machen! Es handelt sich um „400 Millionen Jahre alte Fossilien, die uns einen Rückblick in die Welt des Devons ermöglichen“ (Zitat aus der Ausstellung). Hier in Waxweiler mündete zu dieser Zeit bei tropischem Klima ein Fluss in das Urmeer und bildete ein großes Delta, vergleichbar mit dem heutigen Orinoco-Delta. Sand- und Tongestein wurden als Sedimentschichten im Flussdelta abgelagert und konservierten dabei Reste der damaligen Tier- und Pflanzenwelt. In der interaktiven, modernen Ausstellung bestaune ich Funde und Modelle, die Entwicklungen (be)greifbar machen, die wir uns sonst nur schwer vorstellen können. Muscheln, Ringelwürmer, Panzerspinnen, Gliedertiere und Skorpione, Quastenflosser und erste Fische sind deutlich im Gestein zu erkennen, ebenso Algen, Pilze, Farne, Schachtelhalme, Bärlappgewächse und erste Spuren von Würmern. Das Leben fand seinen Weg aus dem Wasser an Land. Hier können wir erfahren, was das bedeutete und welche Strategien für alle Lebewesen nötig waren, um mit den geänderten Bedingungen (UV-Strahlung, Austrocknung, Schwerkraft) fertig zu werden. Neue Arten wurden hier im Steinbruch in Waxweiler entdeckt und tragen die Namen der hiesigen Entdecker. Sehr eindrucksvoll ist auch die Abbildung der bisherigen Erdgeschichte auf einen Zeitstrahl, der ein Jahr darstellt. Das Devon liegt hier im Übergang zwischen November und Dezember.

Sprachlos vor Staunen mache ich mich schließlich auf den Weg, um die Überreste der echten Römervilla zu entdecken. Ich biege zu früh ab und lande prompt auf einem Wendehammer in einem Neubaugebiet. „Sie sehen so aus, als hätten Sie sich verfahren!“ spricht mich ein freundlicher Eifelmensch pragmatisch an. Doch seine kleine Tochter weiß Rat. Sie weiß, wo die Römervilla ist, und beschreibt den Weg so anschaulich („Du musst immer nach oben fahren!“), dass ich ihn auf Anhieb finde. Wie gerne würde ich mich dafür heute noch einmal bedanken!!!

Mitten zwischen Neubauten, kurz vor einem weiteren Wendehammer, sind auf der rechten Straßenseite Mauerreste erhalten, überdacht und restauriert. Ein Keller, ein Brunnen – alles ist frei zugänglich, zum Sehen, Begehen und Anfassen. Und zum Staunen natürlich!

Die Eifeler haben eine Weise, die spektakulären, einzigartigen Schätze ihrer Heimat ganz selbstverständlich jedem frei zugänglich zu präsentieren, die einfach glücklich macht! So husche ich noch flink zum Ortsausgang Richtung Lünebach und erfreue mich an einem rekonstruierten Stück Stadtmauer. Später am Tag muss ich die Eifel mal wieder verlassen. Doch noch bin ich hier und genieße Landschaft, Sehenswürdigkeiten und Menschen in vollen Zügen, tauche ein in alte Zeiten, ohne den Blick auf das Hier und Jetzt zu verlieren. Denn hier ist das kein Gegensatz. Waxweiler/Waleswilere – ich komme wieder!!!

Weitere Infos:
Devonium Waxweiler (Haus des Gastes), Hauptstraße 28, 54649 Waxweiler, Anmeldung für Gruppen: 06554/811,
www.waxweiler.com/devonium (Eintritt 2,50 €/Erw., 2 €/Kind, geöffnet Mo, Di und Fr 9-12 Uhr, 13.30-16.30 Uhr, Do 9-12 Uhr, Sa 10-12 Uhr)

Geocache zur römischen Villa: https://www.geocaching.com/geocache/GC4CA5J

Novembermorgen

Das kleine Römermuseum

Eindrucksvoller Fund
Im Inneren des Devoniums

Die Römervilla am Hüttenberg
Kellermauer

Rekonstruktion der Kellermauer am Ortsausgang Richtung Lünebach

 

 

Eine Schlucht, der Teufel, die Felsen und ich – oder: Von der Schlucht, die oben liegt (die Teufelsschlucht)

Die faszinierende, wildromantische Teufelsschlucht in Ernzen nahe der luxemburgischen Grenze und ich brauchten drei Anläufe, bis ich Landschaft und Felsen wirklich genießen und auf mich wirken lassen konnte. Das zwischen uns ist eine lange und komplizierte Geschichte.

Sie beginnt im April 2011, als ich mich frohgemut mit zwei Teenagern und einer Vierjährigen im Schlepptau aufmachte, die Felsschlucht zu erkunden, und erst einmal an den Irreler Wasserfällen halt machte – im Grunde eine sinnvolle Idee, die auch zunächst zu schönen Erlebnissen führte. Da wir vorhatten, mit dem Auto zur Schlucht weiterzufahren, ließ ich die Hälfte meiner Vorräte im Auto und nahm nur etwas Bargeld, zwei Trinkflaschen und einen kleinen Snack mit zu den Wasserfällen. Wir kletterten hinab zum Fluss und erkundeten die Stromschnellen, überquerten die malerisch überdachte Brücke, bestaunten den Ausblick über das wilde Wasser und die gewaltigen Felsblöcke darin und durchstreiften schließlich den angrenzenden Wald. Auf einem Schild stand: Teufelsschlucht 2,0 km.

Nun, dachte ich bei mir, das ist nicht weit, und die Stufen, mit denen der Weg begann, sahen hübsch und einladend aus. Von den 180 Höhenmetern, die wir auf diesem Stück überwinden mussten, und dass der Rundweg durch die Teufelsschlucht weitere 1,8 Kilometer lang ist (ganz zu schweigen von seinem ständigen Auf und Ab), war nirgendwo die Rede. Bei jedem Felsen glaubten wir, die Schlucht erreicht zu haben, machten eine Pause, tranken, aßen, fotografierten und entdeckten dann ein weiteres Schild mit dem Vermerk „Teufelsschlucht“ und einer Kilometeranzeige, die einfach nicht signifikant kleiner werden wollte. Nach etwa einem Kilometer und gefühlten 1000 Stufen gingen uns Getränke und Verpflegung aus. Die Teenager meuterten. Die Vierjährige gab den letzten Schluck in ihrer Flasche dahin für die maulenden Jugendlichen. Klingt wie ein Märchen, fühlte sich an wie ein Alptraum und führte meinerseits zu Phantasien von plötzlich auftauchenden Helikoptern oder geländetauglichen Traktoren, die uns aus diesem „Irgendwo im Nirgendwo“-Trip befreiten.

Als wir die Teufelsschlucht endlich erreichten, übersahen wir die Abkürzung zum Besucherzentrum, stolperten hungrig, durstig und müde zwischen Felsen hindurch und Pfade und Stiege hinauf und hinab, ohne sie genießen zu können. Endlich im Besucherzentrum angekommen, füllte ich meine Flasche mit Leitungswasser, kaufte Essen und Trinken für die Kinder, eine Karte für mich (natürlich – die Menschen in der Eifel sind immer hilfsbereit – begleitet von einer exakten Wegbeschreibung bezüglich der kürzesten Strecke zurück zu meinem Auto), schärfte meinen Kindern ein, sich nicht vom Fleck zu rühren, und galoppierte die Abkürzung vom Besucherzentrum hinab zum Parkplatz an den Irreler Wasserfällen (ein Foto von der Brücke musste trotzdem noch sein!), stieg ein, fuhr die Strecke zum offiziellen Besucherparkplatz, lief von dort wieder zum Besucherzentrum (eine nicht enden wollende Entfernung von 500 Metern) und war nach rekordverdächtigen 45 Minuten wieder mit meinen drei Schützlingen vereint.

Fazit: Die Strecke erscheint deutlich länger und ist durch die Höhenmeter sehr anstrengend. Als Familie unbedingt „oben“ bei der Teufelsschlucht starten und mit dem Weg durch die Schlucht beginnen, solange man noch frisch und aufnahmefähig ist. Im Anschluss an eine Wanderung bietet sich ein Besuch im Dinosaurierpark an, der sich am Weg zwischen Parkplatz und Schlucht befindet. Bei Regen oder Frost kann der Pfad, der über Felsen, Stufen, Stock und Stein führt, glitschig und glatt sein. Es gibt eine Vielzahl von Wanderwegen unterschiedlicher Länge, die die Schlucht durchqueren. Unterhaltsam aufbereitete spannende Fakten rund um das Naturwunder und seine Entstehung gibt es auf dem 1,8 Kilometer langen kleinen Rundweg Teufelspfad 1 als Audiotour, die auch über eine App aufs Handy geladen werden kann. GPS-Geräte können im Besucherzentrum geliehen werden. Das Naturparkzentrum bietet neben „Teufels Küche“ noch ein Naturparkmuseum mit interaktiven Stationen, das Haus der Jagd und einen Info- und Souvenirshop. Das Besucherzentrum ist übrigens barrierefrei – die Schlucht ist es nicht!

Im Sommer 2019, bei meinem dritten Anlauf (der zweite scheiterte an einem trüben Novembertag 2013 an meiner negativ angehauchten Stimmung), erschloss sich mir endlich die traumhafte Schönheit und Faszination dieser Schlucht, die ihren Namen mehr als verdient hat: Ich drängte mich durch schmale Spalten, die ich nicht aufrecht durchqueren konnte, starrte auf bizarre Steingesichter, bewunderte wild wucherndes Grün und durchlöcherte Felsen und bestaunte die atemberaubende Aussicht hinab auf die sanft hügelige Eifellandschaft außerhalb der Schlucht. Die wilde, ungezähmte und berauschend schöne Natur verzaubert an jeder Ecke auf eine ganz urtümliche und aufregende Weise, die jeder Beschreibung trotzt. Da gibt es nur eines: Sehen, durchwandern und jeden Meter genießen!

Nun endlich hatte ich auch Augen und Ohren für die Entstehungsgeschichte der Gegend und ihre Besonderheiten: Die Teufelsschlucht liegt am Ostrand des Ferschweiler Hochplateaus, also weit über den Irreler Wasserfällen am Unterlauf der Prüm im Tal (die eigentlich Stromschnellen sind). Die Landschaft der Südeifel bildete sich vor 190 Millionen Jahren aus einem Meer heraus, dessen Reste heute noch an vielen Orten der Eifel sichtbar sind. Es sind nicht zuletzt die Versteinerungen und Fossilien, die diese Landschaft so einzigartig und faszinierend machen. Im Delta eines Flusses, durch die Anhebung des Rheinischen Schiefergebirges heute auf einer Höhe von 330 Metern, bildete sich eine ca. 30 Meter dicke Schicht aus Luxemburger Sandstein. Der darunter liegende Mergelboden war weich und wurde stellenweise herausgewaschen, was zu einem Abrutschen der darüber liegenden Felsschichten und zur Bildung von Klüften führte. Vor etwa 12.000 Jahren, zum Ende der letzten Eiszeit, bildete sich – herausgesprengt im ständigen Wechsel zwischen Frost und Tauwetter – eine 28 Meter tiefe Felsspalte im Sandstein, an ihrer engsten Stelle nur einen Meter breit: die Teufelsschlucht war entstanden. Ihre Lage hoch oben verwirrte die Menschen. Diese Schlucht war nicht durch einen Fluss entstanden, sie musste Teufelswerk sein. Schaut man sich die Felsgebilde mit etwas Phantasie an, können sie auch heute noch gespenstisch wirken. Die ins Tal gerutschten gewaltigen Felsblöcke finden sich auch an den Irreler Wasserfällen. Die wabenförmigen Löcher im Sandstein stammen übrigens von Kieselsäure-Einlagerungen. Und noch eine botanische Besonderheit haben die Felsen vor Ort zu bieten: das goldgrün reflektierende Leuchtmoos. Als gäbe es nicht schon genug zum Wundern und Staunen!

 

Adressen und Infos:
Naturparkzentrum Teufelsschlucht, Ferschweilerstraße 50, 54668 Ernzen, Tel.: 06525/933930, www.teufelsschlucht.de
GPS Besucherzentrum 49°50.8217’N 6°26.1164’E
GPS Teufelsschlucht 49°50.7232’N 6°26.4195’E
Dinosaurierpark Teufelsschlucht (gleiche Adresse): Tel. 06525/9339344 www.dinopark-teufelsschlucht.de

Weitere Infos: www.eifel-gps.de, www.eifel.info, www.naturpark-südeifel.de  

Youtube: https://youtu.be/LbBaF5ezv3U

Irreler Wasserfälle

Durchgang

April 2011: Der Weg begann harmlos und schön
November 2013 – hier sieht man deutlich, wie winzig der Durchgang ist: Der Wanderweg führt durch dieses Loch!

Von oben nicht viel mehr als ein Spalt: Blick von oben am Ausgang der Teufelsschlucht (Norden)
Vor dem Eingang des Dinosaurierparks