Von geheimnisvollen Steinen und Felsen – Burgruine Hartelstein bei Schwirzheim

Von weitem sichtbar überragt eine kugelförmige Kuppe das Örtchen Schwirzheim und weckt seit jeher meine Neugier. Was im Sommer als grüne „Haube“ erscheint, enthüllt im Winterhalbjahr Spannendes: Auf den hohen Felsen befindet sich eine von Bäumen und Sträuchern überwucherte geheimnisumwitterte, frei zugängliche Burgruine.

Die Prümer-Land-Route 3 führt direkt daran vorbei. Ich muss nur dem nach rechts abzweigenden Pfad folgen, um die Überreste einstiger Wehrhaftigkeit genauer in Augenschein nehmen zu können. „Naturdenkmal – Betreten auf eigene Gefahr“ erklärt das Schild an der gemütlichen Schutzhütte, und dann beginnt das Abenteuer, sowohl vom Weg aus, über den sich die Dolomitkuppe auf einer Strecke von 450 Metern umrunden lässt, als auch auf den Pfaden dazwischen.

Gleich zu Beginn offenbart sich in luftiger Höhe der „Ditzjeskeller“, ein ummauertes Loch, bei dem es sich um eine ehemalige Schießscharte handelt. Im Verlauf des Weges zweigen einige Stufen ab, die den trittsicheren Wanderer bergauf führen. Felsen und Mauerreste sind dabei so miteinander verschmolzen, dass es schwer ist, zu unterscheiden, wo das eine aufhört und das andere anfängt. Der niedriger gelegene Teil des Weges schlängelt sich verwegen durch den Wald.

Der Schatz, der sich hier oben zwischen den Bäumen versteckt, ist die Burgruine Hartelstein nordöstlich von Schwirzheim. Bereits 943 n. Chr. befand sich hier eine zur Abtei Prüm gehörende Burg. Zu dieser Zeit verlief in unmittelbarer Nähe ein Handelsweg zwischen dem Kloster in Prüm und den Gebieten an Ahr und Rhein. Ihren Namen erhielt die Burg jedoch erst 1340, als Graf Hartard von Schönecken sie zu einer Festung ausbauen ließ, die sich über eine Fläche von 100 x 50 Metern erstreckte und (wie bescheiden) seinen Namen trug: Aus „Hartardstein“ wurde später im Sprachgebrauch „Hartelstein“. Aufgrund dieser Verbindung halten sich im Ort Gerüchte, dass von der Ruine unterirdische Gänge bis zur Burg Schönecken führen. Noch ein Rätsel, das die Spannung hier an diesem Ort erhöht! Und damit ist noch lange nicht Schluss! Die Liste der Geschichten um die Burg und ihren Hügel ist lang. So sollen die Herren von Schönberg, die im 16. Jahrhundert hier herrschten und Raubritter gewesen sein sollen, aufgrund ihrer Freundschaft zu den Herren der Kasselburg in Pelm veranlasst haben, eine Schneise oder Schlucht in einen Berg zu schlagen, um Sichtkontakt zu haben.

Der Legende nach existierte jedoch bereits lange zuvor auf diesem Berg ein „Götzentempel“. Der römische Statthalter Rictiovarus, der um 286 in Trier Christen verfolgte und auf dem Marsfeld ein Blutbad anrichtete, das die Mosel rot gefärbt haben soll, stammte anscheinend von der Schwirzheimer Burg. Zu seiner Zeit soll bereits ein unterirdischer Gang zum Büdesheimer Wald bestanden haben. Noch heute soll der römische Statthalter hier spuken. Es ist eine Geschichte eines Handwerksburschen überliefert, der in den Ruinen übernachtete und Musik hörte, wie von einem großen Fest, obwohl im Dorf alles ruhig war.

Die Mauerreste könnten viel erzählen. 1560 fielen die Holländer darüber her und plünderten die Burg. 1712 gelangte sie erneut in den Besitz der Abtei Prüm und verfiel im Laufe der Zeit. Anwohner nutzten sie als Steinbruch. 1940 stürzten die letzten Reste des Burgturms bei einem Gewitter ein.

Man kann sie sich vorstellen, die uralte Burg, nicht viel mehr als ein Bergfried oben auf der Kuppe, umgeben von einer hölzernen Palisade. Dann später, nach dem Ausbau zur Festung: Stolze Mauern und Türme hoch über den Felsen – so unwegsam und steil, dass kein Feind sie erklimmen konnte. Ein Wohnhaus, Ställe, ein separates Küchenhaus und eine Burgkapelle mit einem sanftmütigen Priester, der die Familie und das Gesinde betreute. Und am höchsten Punkt noch der alte Bergfried als stolzer Turm, der weit über das Land hinausragte.

Wie eng die Ortschaft nach wie vor mit ihrer Höhenburg verbunden ist, zeigt sich auch darin, dass im örtlichen Gasthaus ein „Dietzjeskeller“ eingerichtet ist, in dem man herrlich feiern kann. Die dort servierten „Häppchen“ erfreuen sich großer Beliebtheit.

Heute brauchen wir reichlich Phantasie, um uns die stolze Burg vorzustellen – nicht jedoch, um die abenteuerlich-romantische Schönheit dieser Landschaft aus Felsen und Mauerresten zu erspüren. Die Hütte und die davor stehende Bank laden zur entspannten Pause mit Picknick ein, mit Blick über die Felder auf die lieblichen, sich sanft hebenden und senkenden Hügel nördlich von Schwirzheim.

 

Weitere Informationen:
www.ferienregion-pruem.de
www.schwirzheim.de
http://www.kostisch.de/dietzjeskeller/

Parkgelegenheit: Schwirzheim, am Friedhof

Wanderempfehlung: Prümer Land Tour Route 3

Ein spannend gestalteter Geocache vor Ort „mit Geschichte“: https://www.geocaching.com/geocache/GC1MZDR

Literaturempfehlung: Alois Mayer: Sagenhaft & Wunderbar – Sagen und Erzählungen aus dem Altkreis Prüm (Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Prümer Land, Band 59), www.gvpl.de

Im Wald auf dieser Dolomitkuppe hoch über Schwirzheim verbirgt sich die Ruine
Blick von der Burgruine ins Land hinein
An der Schutzhütte beginnt das Abenteuer; rechts der Weg, auf dem sich die Kuppe umrunden lässt.

Der Ditzjeskeller

Abenteuerlicher Waldpfad etwas unterhalb der Ruine

Der Wald öffnet sich
Pause mit Blick über die Felder nördlich der Burgruine