Ein verwunschener Ort – Mühlsteinhöhlen in Hohenfels-Essingen

Borussia-Höhle

Eine meiner schönsten Entdeckungen der letzten Zeit verdanke ich einem Lesefehler! Während ich zum Erkunden der verschiedensten Orte kreuz und quer durch die Eifel fuhr, blieb mein Blick immer wieder an einem Schild hängen, unwiderstehlich angezogen von der Aussage: „Basaltbrücke“!

Wie mag diese Basaltbrücke wohl aussehen? Google hatte – bezogen auf die Eifel – keine Antwort für mich, was mich nur noch neugieriger machte. Falsche Antworten, andere Antworten – das ist normal. Aber keine Antwort? Selbst eine Mitarbeiterin im Eifel-Vulkanmuseum Daun konnte mir keine Auskunft geben, um was für eine Brücke es sich handeln könnte. In der Wander-App (Sie wissen schon, welche ich meine) finden sich auf der Höhe in der Nähe der Ortschaft Hohenfels-Essingen, in der dieses Schild wieder und wieder meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte, spannende Höhlen, so dass ich letztlich meiner Neugier nachgebe und einfach dem Schild nachfahre. Wobei: Bei genauem Hinsehen stelle ich fest (und die Enttäuschung ist groß), dass auf der braunen Tafel keineswegs „Basaltbrücke“ steht, sondern „Basaltbrüche“ – ein kleiner Buchstabe, der einen großen Unterschied macht. Nun bieten diese Steinbrüche natürlich immer noch spannende Einblicke in die Erdgeschichte und bereiten besonders Kindern und Geologen große Freude, aber mein inneres Bild von einer stattlichen Bogenbrücke à la „Herr der Ringe“ oder „Game of Thrones“ schmilzt dahin und löst sich in Sekundenschnelle auf, bis nur noch ein Häufchen Asche übrig ist.

Schilder mit der Aufschrift „Mühlsteinhöhlen“ oder auch „Mariengrotte“ leiten mich über eine schmale Straße und Serpentinen hinauf auf den Mühlenberg. Parken ist hier oben gar kein Problem. Noch ein paar Meter bergauf, dann stehe ich zu meiner eigenen Verblüffung nicht nur vor einem hübschen Festplatz mit mehreren Hütten und Bänken, sondern auch vor einem abenteuerlichen Spielplatz, der spektakulär in eine Felsenbucht hinein gebaut wurde, mit einer Röhrenrutsche, die in etlichen Windungen reichlich Höhenmeter abwärts überwindet. Ganz in der Nähe befindet sich ein funktionierender und zu meiner Freude auch geöffneter Toilettenbau! (Bitte beim Nachwandern pfleglich behandeln. Wir können den Ortsansässigen – hier dem Verschönerungsverein – so dankbar sein für die Errichtung und Pflege solcher Einrichtungen!)

Zwei Kinder spielen dort mit ihrer Oma, klettern in den Felswänden und auf den Vorsprüngen herum und weisen mich fröhlich darauf hin, dass mein Wanderweg hinauf zu den Mühlsteinhöhlen gleich am oberen Ende ihrer Rutsche vorbei führt. Ich eile hinauf, und schon nach wenigen Metern bleibe ich verzaubert stehen: Ich habe einen verwunschenen Ort gefunden! Das Grün der knorrigen Bäume schimmert im Licht der Sonne, und der Felspfad geleitet mich durch eine märchenhafte Welt! Einladend leuchtet mir eine Schutzhütte entgegen, vor deren Fenstern sich spektakulär die Eifellandschaft des Gerolsteiner Landes unter mir ausbreitet, passend in Szene gesetzt durch einige drohend-dunkle Wolken. Und noch etwas hält mich davon ab, endlich die Höhlen zu erkunden: Die Mariengrotte! Hier oben bietet sich, malerisch eingerahmt von Felsen und sich windenden Wurzeln, Efeu, Felsen und einer Umrandung aus Bruchstein, eine heilige Stätte der Andacht und der Stille. Ich nehme Platz, fühle den Ort und atme vor mich hin. Es fühlt sich mächtig, kraftvoll und magisch an.

Endlich begebe ich mich auf den kurzen, abwechslungsreichen Rundweg zu den Mühlsteinhöhlen, die so abenteuerliche Namen tragen wie „Borussia-Höhle“, „Schwedenfeste“ und Martinshöhle. Sie sind frei zugänglich und laden zum Erkunden ein. Natürlich kann auch ich nicht widerstehen, auch wenn ich leider keine Bergziege bin und beim Herumklettern bestimmt ulkig aussehe. In den Höhlen sind noch Reste des Mühlsteinabbaus und einiger halbfertiger Steine zu erkennen.

Die Seite des Eifel-Tourismus weiß zu berichten, dass sich „agglutinierte Basaltschlacken“ (Ablagerungen flüssiger, glühender Lavafetzen am Kraterrand) hervorragend für die Mühlsteingewinnung eignen, da das Gestein fest und zäh miteinander verschweißt wurde, aber große Poren aufweist. Das klingt schon nicht uninteressant, fühlt sich aber in den dunklen und kalten Höhlen und Gängen ungleich spannender an. Dass sich hier Fledermäuse wohl fühlen, versteht sich von selbst! Wer Angst davor hat oder die Tiere nicht stören möchte, sollte die Höhlen lieber nur zwischen Mai und November betreten.

Noch einmal halte ich inne an der Mariengrotte, noch einmal schaue ich weit über das Land, und als ich mich endlich losreißen kann von diesem wilden, grünen, felsigen Wunderland, lachen mir tief unter mir auf dem Spielplatz die Kinder entgegen, und die Oma ist – wieder so ein wunderbarer Eifelmensch – zu einem Schwätzchen aufgelegt. So macht mir ein simpler Kilometer Wanderung mit nur wenigen Höhenmetern für viele Stunden Freude. Ich lächle, als ich daran denke, dass mir ein Lesefehler all dies beschert hat… Die Verzauberung hält an! Das alles will ich schon bald wiedersehen!!!

 

Weitere Infos:
https://www.eifel.info/a-eis-und-muehlsteinhoehlen-bei-hohenfels-essingen
https://www.geopark-vulkaneifel.de/eifel/landschaft/ausfluege-in-die-erdgeschichte/muehlsteinhoehlen-hohenfels-essingen.html
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=23185
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=18628
http://www.hohenfels-essingen.de

Einmaliger, spektakulärer Spielplatz!
Hier ist der zauberhafte Weg auch schon ein Ziel!

Weiter Blick über das Land
Mariengrotte
Mariengrotte
Schwedenfeste
Blick aus der Martins-Höhle nach draußen
Martins-Höhle

Der Rundweg führt an der Mariengrotte vorbei
Mariengrotte
Es gibt noch mehr zu sehen!
einladender Grillplatz und Spielplatz

 

Von eisigen Höhlen, uralten Bäumen und einer Bank für Riesen (ein Ausflug zu den Birresborner Eishöhlen)

Als ich noch klein war, begann unser jährlicher Eifel-Urlaub damit, dass unser damaliger Gastwirt uns am Gerolsteiner Bahnhof abholte. Der Weg zum Waldhaus führte durch Birresborn, und ich erinnere mich lebhaft an das Hochgefühl, wenn wir die schmale Kopper Straße hochfuhren und ich wusste: Es ist nicht mehr weit. Daran muss ich immer denken, wenn ich heute die Birresborner Eishöhlen und ihre Umgebung besuche und diese Stelle passiere, die sich mir so tief eingeprägt hat.

Wenige Meter, nachdem wir von der Gerolsteiner/Mürlenbacher Straße Richtung Kopp abgebogen sind, geht eine kleine Straße links hoch, die zu den Birresborner Eishöhlen führt. Nach gut 2,5 Kilometern bergauf gelangen wir zu einem geräumigen Wanderparkplatz. Kaum sind wir ausgestiegen, wird es spannend! Denn die Birresborner Eishöhlen sind etwas ganz besonderes! Wir folgen dem Weg von der Straße weg abwärts, und kurz darauf können wir sie linkerhand schon sehen: wildromantisch im Wald öffnen sich am Hang die Eishöhlen.

Drei Dinge sind ganz wichtig, bevor wir sie betreten: eine gut funktionierende Taschenlampe (keine, bei der die Batterie bereits schwächelt oder die nur ein mattes Licht von sich gibt!), festes Schuhwerk und eine warme Jacke. Denn da die Eishöhlen tiefer liegen als die Umgebung, liegt ihre Temperatur dauerhaft bei -1°C bis +4 °C. Selbst im Hochsommer kommt man so schnell ins Frösteln. Vor dem Zugang zu den Höhlen befindet sich eine Infotafel mit einer Karte der Höhlen, die ich noch schnell fotografiere, damit ich innen auch den Weg nach draußen wieder finde. Denn während Höhle 2 zwar stellenweise eng ist, aber der Weg fast schnurgeradeaus führt, ist Höhle 1 bereits verwinkelt, und Höhle 3 verfügt nicht nur über drei Eingänge, sondern auch über ein komplexes Labyrinth aus Querverbindungen. Im Stockdunkeln kann die Orientierung etwas anspruchsvoller sein. Auch die Eingänge sind von sehr unterschiedlicher Größe, und ich schmeiße meinen Rucksack einfach draußen „vor die Tür“, damit ich ungehindert hineinkrabbeln kann.

Die Besichtigung der Höhlen ist ein aufregendes Abenteuer, das man sich nicht entgehen lassen sollte! Und da die Höhlen sozusagen „unterschiedliche Schwierigkeitsgrade“ aufweisen, steht einem Besuch nichts entgegen, sofern man nicht Schwierigkeiten mit der Beweglichkeit oder der Trittsicherheit hat. Oder seine Taschenlampe vergessen hat. Eines ist sicher: Sie sind nicht barrierefrei, und das macht das Abenteuer aus. Im wahrsten Sinne über Stock und Stein, durch enge Passagen und weite Räume, erkunden wir die aufregenden Höhlen, begleitet von eiskalten Wassertropfen, Kühle und dunkler Stille. Jeder Schritt, jedes Knirschen der Schuhe auf dem Untergrund, ist überdeutlich wahrzunehmen und erscheint viel lauter als anderswo. Mit etwas Glück sieht man Eiszapfen, vom Boden aufsteigende Eissäulen oder Fledermäuse.

Im Winter gehören die Höhlen nur den dort nistenden und überwinternden Fledermäusen und sind (abgesehen von einem kleinen Bereich) für Menschen gesperrt; nur vom 15. April bis zum 15. Oktober dürfen sie betreten werden und sind jederzeit frei zugänglich. Jeden 2. Freitag im Monat (im April am 3. Freitag) finden öffentliche Führungen statt.

Schon die Römer nutzten das Vulkangestein des Fischbachvulkans als Steinbruch. Der Abbau von Mühlsteinen dauerte etwa zwei Jahrtausende an. Zudem dienten die so entstandenen Höhlen den Menschen aus dem Ort quasi als Kühlschrank und Vorratskeller. Im Krieg fanden sie hier einen letzten Zufluchtsort.

Unweit des Eingangs zu den Eishöhlen befindet sich ein Kreuz. Es wurde ursprünglich 1724 vermutlich zum Gedenken an einen Arbeiter aufgestellt, der beim Steinbrechen tödlich verunglückt war. Das ursprüngliche Kreuz verschwand in den 1970er Jahren und wurde durch das heutige ersetzt.

Am Parkplatz vorbei wandern wir weiter, um drei wahre „Riesen“ zu bewundern: zwei uralte Bäume und eine Bank. Nur etwa 500 Meter südlich befinden sich Adam und Eva, von denen vermutet wird, dass sie mit einem Alter von 200 Jahren die ältesten Kiefern der Eifel sind. Adam ist mit einer Höhe von 21 Metern und einem Stammumfang von 325 cm etwas größer und kräftiger als seine „Partnerin; eindrucksvoll sind sie beide.

In ihrer Nachbarschaft befindet sich eine Schutzhütte mit einem schönen Fernblick. Doch wenn es nicht gerade in Strömen regnet, gibt es eine noch viel bessere Aussicht von einem Gebilde, das uns schon von weitem neugierig macht: eine XXXXL-Bank!

Die Riesen-Bank am Waldrand, nur gut 100 Meter von Adam und Eva entfernt, ist sage und schreibe sechs Meter breit und zwei Meter hoch. Bestiegen werden kann sie über eine schmale Rampe. Allein die Lehne ist weitere 1,70 Meter hoch. Die Bank macht einfach nur Spaß, denn sie stellt all unsere gewohnten Dimensionen auf den Kopf. Sie lädt zum Klettern und Staunen und bietet eine wunderbare Fernsicht in die Weite der Vulkaneifel hinein.

Ein guter Ort zum Verweilen. Wir lassen den Blick und die Gedanken schweifen: hinein in die wunderschöne Eifel und in die Richtung der faszinierenden Eishöhlen, wo unser Auto wartet. Gemütlich laufen wir zurück und grüßen noch einmal die alten Bäume. Wanderwege und Rundwege führen hier vorbei: eine gute Idee für den nächsten Besuch, denn hier gibt es noch so viel mehr zu erkunden.

 

Weiterführende Informationen: www.eifel.de, www.gerolsteiner-land.de, www.eifel.info, www.geopark-vulkaneifel.de

Führungen: http://www.brunhilde-rings.de/fuehrungen/birresborner-eishohle/

Ein sehr lesenswerter Reisebericht: https://escape-from-reality.de/birresborner-eishoehlen-eifel/

Wanderwege: Muße-Pfad Schneifel-Pfad (Etappe 3 Wallersheim-Gerolstein, 22,9 km ), Erlebnisrundweg „Birresborner Eishöhlen“ (4,5 km)

Blick von innen auf einen der Eingänge

Führung durch die Eishöhlen
Das Kreuz an den Birresborner Eishöhlen
Blick auf Adam und Eva

Die XXXXL-Bank bei den Birresborner Eishöhlen
Traumhafter Blick weit in die Vulkaneifel hinein
Ausblick aus dem Innen der Höhle zum Eingang

Vor den Eishöhlen
Fels vor den Eishöhlen
Die imposante XXXXL-Bank
Riesenbank am Waldrand bei den Birresborner Eishöhlen