Ein bisschen Gullivers Reisen – die Suche nach der Pronsfelder Riesenbank

Die Neuigkeit dringt gleich aus mehreren Kanälen zu mir vor: Pronsfeld hat jetzt auch (wie Birresborn in der Nähe der Eishöhlen) eine Riesenbank! Sie liegt direkt am Wanderweg, oben auf dem Berg. Viel mehr ist zu diesem Zeitpunkt nicht herauszufinden, aber es wird deutlich, dass sie sich auf dem Höhberg am Wanderweg 22 befinden müsste.

Kurz darauf „urlaube“ ich wieder in der Eifel und mache mich sofort auf die Suche. Zu dem Zeitpunkt gibt es im Internet noch keine genaueren Angaben, aber ich habe mir auf der Wanderkarte angeschaut, wo sich der Höhberg befindet und welche Stellen ich mir für eine solche Bank vorstellen könnte. Auf dem Parkplatz am Bahnhof/Eisenbahnmuseum liegen brandneue Infoblätter mit Wanderwegen aus, und ich überlege mir eine Route, die mich ans Ziel bringen soll.

Da Wanderweg 8 (Route gelb), der nach oben auf den Höhberg zum Wanderweg 22 führen soll, ein Rundweg ist, stehe ich gleich hinter dem Bahnhof vor der Qual der Wahl: halbrechts durchs Alfbachtal oder halblinks an der Prüm entlang. Mein Ziel? Genau vor mir oben auf dem Berg „in der Mitte“, also zuckele ich unsicher nach links durch das Tal der Prüm, bewundere die Alfbachmündung und stocke in meiner Unentschlossenheit vor einem Schild, das auf einen Pfad zeigt, der durch den Wald steil nach oben führt: „Aussichtspunkt“. Damit könnte ja… Wahrscheinlich nicht… Aber wenn ich nicht da entlang laufe, ist es vielleicht doch der Weg zur Riesenbank. Und da hoch muss ich sowieso. Also lege ich alle Pläne ad acta, lasse Rundweg 8 sausen und folge dem Pfad über Stufen und Wurzeln im Zickzackkurs stetig bergauf. Es ist steil, aber schön, anstrengend, aber effektiv, und so stehe ich schon kurz darauf und etliche Höhenmeter weiter oben vor einer Bank, die durch eine Lücke zwischen den Bäumen einen malerischen Blick über Pronsfeld bietet (und einen Geocache – siehe unten). Ich ruhe mich aus und veranstalte ein kleines Picknick mit Keksen und Saft, bei dem ich schon mal ausgiebig fotografiere. Definitiv eine „Normalbank“, aber schön. Ich atme zufrieden durch. Immerhin bin ich bereits fast oben, und eine schöne Aussicht hatte ich auch schon.

Ein kleines Stückchen geht es noch bergauf, dann stoße ich wieder auf den Wanderweg 8, den ich ursprünglich erwählte. In welche Richtung ich nun gehen muss, ist einfach. Die Bank steht irgendwo ganz oben. Also bloß nicht bergab, sondern immer dahin, wo es noch etwas höher hinaus geht. Von Zeit zu Zeit geben Informationstafeln Auskunft zur Natur am Wegrand. Unterwegs begegnen mir Sonnenstrahlen im Laubwald und golden leuchtender Ginster. Auf der anderen Seite der Bergkuppe muss ich notgedrungen ein paar Höhenmeter wieder abgeben, doch dann führt der Wanderweg 22 rechts auf der Höhe entlang. Irgendwo hier muss sie sein. Und ich laufe, laufe, laufe… Schaue, schaue, schaue…

Mittlerweile ist die Position der Bank auch im Internet zu finden. Auch wer Wanderweg 22 (orangefarbenen Route auf der „alten“ Pronsfelder Wanderkarte) oder dem neu benannten „Alfbachhöhenweg“ folgt, kommt auf jeden Fall an ihr vorbei. Zu diesem Zeitpunkt im Mai jedoch ist ihre Lage für mich noch ziemlich unklar. Ich spähe rechts und links, immer auf der Suche nach einer großen Bank, die eigentlich nicht zu übersehen sein sollte, genieße die spannende Natur, die der Höhberg mir bietet, mit Ausblicken nach links ins Bierbachtal und nach rechts ins Alfbachtal und auf Pronsfeld in meinem Rücken. Deutlich später als gedacht erspähe ich hinter einer Wegbiegung mit bewaldeter Böschung endlich das ersehnte Objekt: die funkelnagelneue Riesenbank mit einem dekorativen Fahrrad (nur schauen, nicht benutzen) davor – noch abgesperrt, aber schon begehbar. Oder sollte ich „bekletterbar“ sagen? Eine Leiter führt hinauf, und ich nehme Platz und spähe nach Norden ins Alfbachtal hinunter und auf Pronsfeld, das sich im Osten die Hänge hinaufzieht.

Ich turne wieder hinunter. Zeit für den Beweis, dass ich auch hier war! Auf einem Zaunpfahl gegenüber stelle ich meine Kamera ab und habe ziemliche Probleme, sie geradezurichten, ohne dass sie hinunterpurzelt. Ich versuche es mit verschiedenen Gegenständen: Holzspänen, Taschentüchern… Schließlich ist es das Umhängeband der Kamera, das unter die linke Seite der Kamera gelegt dieser zum richtigen (geraden) Winkel verhilft. Die Fotos, die ich mit Fernauslöser mache, sind zu hell, aber schön, und zeigen mich in etlichen Positionen auf der Bank, immer mit meinem Handy (verschämt versteckt) als Auslöser. Ein Hoch auf die moderne Kameratechnik! Beine baumeln lassen ist auf dieser Bank Programm. Die Sitzfläche befindet sich oberhalb meiner Augenhöhe, die Oberkante der Lehne befindet sich auf 3,20 Metern Höhe. Ganz schön weit oben! Als ich direkt davor stehe, bekomme ich beinahe Genickstarre. Ich muss an die literarische Figur Gulliver denken, der sich im Land der Riesen zurechtfinden muss.

Ich klettere wieder auf die Bank und bin glücklich, denn ich bin in der Eifel, und meine Seele baumelt mit den Beinen um die Wette. Anschließend trage ich mich noch als eine der Ersten in das funkelnagelneue „Gipfelbuch“ ein, und freue mich daran, dass die Menschen in der Eifel sich so schöne Dinge ausdenken, um den Wegrand unserer Wanderungen mit spannenden Erlebnissen zu würzen.

Zurück wähle ich fast den gleichen Weg, nur dass ich dem Wanderweg 8 bis hinunter zur Landstraße und zum Alfbach folge. Ein Stück weiter westlich hätte ich auf die Landstraße stoßen können, das wäre kürzer und weniger anstrengend gewesen, aber womöglich langweilig und durch die Autos vielleicht ungemütlich. Unterwegs begegne ich neugierigen Kühen und sonst wieder einmal niemandem, bis ich im Tal bin. Ach wie schön, die ganze Eifel für mich allein zu haben, mit lieben Freunden, die am Abend auf „meinem“ Ferienhof schon auf mich warten.

So darf es weitergehen!

Weitere Infos: www.ferienregion-pruem.de, www.pronsfeld-eifel.de

Geocache: https://www.geocaching.com/geocache/GC62NTP_panorama-ii

Literaturempfehlungen:
Wanderkarte 17 des Eifelvereins – „Prümer Land“, Maßstab 1:25.000, ISBN 978-3944620008,
ausliegende Wanderkarten in den Infokästen an den Pronsfelder Parkplätzen

Rechts oder links? Wanderweg 8 führt rechts ins Alfbachtal und links an der Prüm entlang. Dazwischen direkt vor mir liegt das Ziel meiner Wanderung, der Höhberg.
Aufstieg zum ersten Aussichtpunkt (Blick zurück nach unten, wo hinter den Bäumen nicht mehr sichtbar der Alfbach in die Prüm mündet)
„Normalbank“ mit Aussicht
Ausblick auf Pronsfeld (mit Picknick und Geocache)
Eifelgrün
Eifelgold
Wanderweg 8 oben auf dem Höhberg
Wanderweg 22 oben auf dem Höhberg
Hinter der Kurve liegt die Riesenbank
Ganz frisch und neu – im Mai war das „Drumherum“ noch abgesperrt.
Die Bank im Profil (das Bild ist gerade!)
Blick von der Riesenbank ins Alfbachtal
Fotosession mit Selbstauslöser und Fernbedienung (nein, wir waren nicht zu dritt!)
Blick von der Riesenbank auf Pronsfeld
Das Gipfelbuch!
Wanderweg 22
Wanderweg 22
Wer Aufmerksamkeit wünscht, sollte an Kühen vorbei spazieren…
Noch mehr Eifelgold

Von eisigen Höhlen, uralten Bäumen und einer Bank für Riesen (ein Ausflug zu den Birresborner Eishöhlen)

Als ich noch klein war, begann unser jährlicher Eifel-Urlaub damit, dass unser damaliger Gastwirt uns am Gerolsteiner Bahnhof abholte. Der Weg zum Waldhaus führte durch Birresborn, und ich erinnere mich lebhaft an das Hochgefühl, wenn wir die schmale Kopper Straße hochfuhren und ich wusste: Es ist nicht mehr weit. Daran muss ich immer denken, wenn ich heute die Birresborner Eishöhlen und ihre Umgebung besuche und diese Stelle passiere, die sich mir so tief eingeprägt hat.

Wenige Meter, nachdem wir von der Gerolsteiner/Mürlenbacher Straße Richtung Kopp abgebogen sind, geht eine kleine Straße links hoch, die zu den Birresborner Eishöhlen führt. Nach gut 2,5 Kilometern bergauf gelangen wir zu einem geräumigen Wanderparkplatz. Kaum sind wir ausgestiegen, wird es spannend! Denn die Birresborner Eishöhlen sind etwas ganz besonderes! Wir folgen dem Weg von der Straße weg abwärts, und kurz darauf können wir sie linkerhand schon sehen: wildromantisch im Wald öffnen sich am Hang die Eishöhlen.

Drei Dinge sind ganz wichtig, bevor wir sie betreten: eine gut funktionierende Taschenlampe (keine, bei der die Batterie bereits schwächelt oder die nur ein mattes Licht von sich gibt!), festes Schuhwerk und eine warme Jacke. Denn da die Eishöhlen tiefer liegen als die Umgebung, liegt ihre Temperatur dauerhaft bei -1°C bis +4 °C. Selbst im Hochsommer kommt man so schnell ins Frösteln. Vor dem Zugang zu den Höhlen befindet sich eine Infotafel mit einer Karte der Höhlen, die ich noch schnell fotografiere, damit ich innen auch den Weg nach draußen wieder finde. Denn während Höhle 2 zwar stellenweise eng ist, aber der Weg fast schnurgeradeaus führt, ist Höhle 1 bereits verwinkelt, und Höhle 3 verfügt nicht nur über drei Eingänge, sondern auch über ein komplexes Labyrinth aus Querverbindungen. Im Stockdunkeln kann die Orientierung etwas anspruchsvoller sein. Auch die Eingänge sind von sehr unterschiedlicher Größe, und ich schmeiße meinen Rucksack einfach draußen „vor die Tür“, damit ich ungehindert hineinkrabbeln kann.

Die Besichtigung der Höhlen ist ein aufregendes Abenteuer, das man sich nicht entgehen lassen sollte! Und da die Höhlen sozusagen „unterschiedliche Schwierigkeitsgrade“ aufweisen, steht einem Besuch nichts entgegen, sofern man nicht Schwierigkeiten mit der Beweglichkeit oder der Trittsicherheit hat. Oder seine Taschenlampe vergessen hat. Eines ist sicher: Sie sind nicht barrierefrei, und das macht das Abenteuer aus. Im wahrsten Sinne über Stock und Stein, durch enge Passagen und weite Räume, erkunden wir die aufregenden Höhlen, begleitet von eiskalten Wassertropfen, Kühle und dunkler Stille. Jeder Schritt, jedes Knirschen der Schuhe auf dem Untergrund, ist überdeutlich wahrzunehmen und erscheint viel lauter als anderswo. Mit etwas Glück sieht man Eiszapfen, vom Boden aufsteigende Eissäulen oder Fledermäuse.

Im Winter gehören die Höhlen nur den dort nistenden und überwinternden Fledermäusen und sind (abgesehen von einem kleinen Bereich) für Menschen gesperrt; nur vom 15. April bis zum 15. Oktober dürfen sie betreten werden und sind jederzeit frei zugänglich. Jeden 2. Freitag im Monat (im April am 3. Freitag) finden öffentliche Führungen statt.

Schon die Römer nutzten das Vulkangestein des Fischbachvulkans als Steinbruch. Der Abbau von Mühlsteinen dauerte etwa zwei Jahrtausende an. Zudem dienten die so entstandenen Höhlen den Menschen aus dem Ort quasi als Kühlschrank und Vorratskeller. Im Krieg fanden sie hier einen letzten Zufluchtsort.

Unweit des Eingangs zu den Eishöhlen befindet sich ein Kreuz. Es wurde ursprünglich 1724 vermutlich zum Gedenken an einen Arbeiter aufgestellt, der beim Steinbrechen tödlich verunglückt war. Das ursprüngliche Kreuz verschwand in den 1970er Jahren und wurde durch das heutige ersetzt.

Am Parkplatz vorbei wandern wir weiter, um drei wahre „Riesen“ zu bewundern: zwei uralte Bäume und eine Bank. Nur etwa 500 Meter südlich befinden sich Adam und Eva, von denen vermutet wird, dass sie mit einem Alter von 200 Jahren die ältesten Kiefern der Eifel sind. Adam ist mit einer Höhe von 21 Metern und einem Stammumfang von 325 cm etwas größer und kräftiger als seine „Partnerin; eindrucksvoll sind sie beide.

In ihrer Nachbarschaft befindet sich eine Schutzhütte mit einem schönen Fernblick. Doch wenn es nicht gerade in Strömen regnet, gibt es eine noch viel bessere Aussicht von einem Gebilde, das uns schon von weitem neugierig macht: eine XXXXL-Bank!

Die Riesen-Bank am Waldrand, nur gut 100 Meter von Adam und Eva entfernt, ist sage und schreibe sechs Meter breit und zwei Meter hoch. Bestiegen werden kann sie über eine schmale Rampe. Allein die Lehne ist weitere 1,70 Meter hoch. Die Bank macht einfach nur Spaß, denn sie stellt all unsere gewohnten Dimensionen auf den Kopf. Sie lädt zum Klettern und Staunen und bietet eine wunderbare Fernsicht in die Weite der Vulkaneifel hinein.

Ein guter Ort zum Verweilen. Wir lassen den Blick und die Gedanken schweifen: hinein in die wunderschöne Eifel und in die Richtung der faszinierenden Eishöhlen, wo unser Auto wartet. Gemütlich laufen wir zurück und grüßen noch einmal die alten Bäume. Wanderwege und Rundwege führen hier vorbei: eine gute Idee für den nächsten Besuch, denn hier gibt es noch so viel mehr zu erkunden.

 

Weiterführende Informationen: www.eifel.de, www.gerolsteiner-land.de, www.eifel.info, www.geopark-vulkaneifel.de

Führungen: http://www.brunhilde-rings.de/fuehrungen/birresborner-eishohle/

Ein sehr lesenswerter Reisebericht: https://escape-from-reality.de/birresborner-eishoehlen-eifel/

Wanderwege: Muße-Pfad Schneifel-Pfad (Etappe 3 Wallersheim-Gerolstein, 22,9 km ), Erlebnisrundweg „Birresborner Eishöhlen“ (4,5 km)

Blick von innen auf einen der Eingänge

Führung durch die Eishöhlen
Das Kreuz an den Birresborner Eishöhlen
Blick auf Adam und Eva

Die XXXXL-Bank bei den Birresborner Eishöhlen
Traumhafter Blick weit in die Vulkaneifel hinein
Ausblick aus dem Innen der Höhle zum Eingang

Vor den Eishöhlen
Fels vor den Eishöhlen
Die imposante XXXXL-Bank
Riesenbank am Waldrand bei den Birresborner Eishöhlen