eifelnomaden – Lamawandern im Paradies (Schönecker Schweiz)

Seit 2020 gibt es etwas Neues in der Schönecker Schweiz, die ich so sehr liebe. Zeit, es endlich auszuprobieren:

Sie haben keine Hufe, sondern Sohlen, und auf diesen schleichen sie durch die Natur, mit uns an ihrer Seite, wenn wir das möchten. Es sind Yuri und Bingo, die uns auf unserer Wanderung durch die Schönecker Schweiz begleiten, und bevor es losgeht, lernen wir eine ganze Menge!

Die erste Lektion heißt: Distanz. Lamas sind keine Kuscheltiere, und wir müssen lernen, zu warten, bis sie von sich aus die Nähe zulassen oder suchen. Trotzdem ist es wichtig (und das ist die zweite Lektion!), zum Leittier unseres Lamas zu werden, und dies äußert sich auch über die Position, die unser Begleiter an unserer Seite einnimmt. Und natürlich erfahren wir auch, warum Lamas in der Regel keine Menschen anspucken…

Die anderen Lamas der Herde, Sonny, Luca, Arkan, Snickers, Luiz und Egon, schauen uns interessiert zu, als wir aufbrechen und nach wenigen Metern hinabsteigen ins Altburgtal. Die Zeit, die wir mit dem Lama verbringen, lässt sich im besten Sinne als „Quality Time“ bezeichnen: Wir konzentrieren uns nur auf „unser“ Tier; kein Handy, keine Kamera lenkt uns ab, selbst die Gespräche drehen sich um die Lamas. Das Erlebnis ist dicht und intensiv. Die erste Unsicherheit schwindet mit jedem Schritt, auch wenn ich immer noch sehr aufmerksam auf meine Führungsrolle achte. Wir lachen über die Position, die unser Lama einnimmt, als es sich erleichtert, lernen etwas über die Pflanzen am Wegrand, tauschen uns über die Beschaffenheit des Weges aus und besprechen Wünsche für die Route, die wir heute zurücklegen.

Die Schönecker Schweiz bietet unendliche Möglichkeiten: einen Besuch der Burg Schönecken (nun auch in Lama-Begleitung), das Altburgtal mit der alten Keltenburg, Wiesen auf der Höhe, Wacholderheiden, Felsen, Schwindbäche, den Wiesengrund mit dem plätschernden, sich windenden Bächlein, Bärlauch, wilde Orchideen, besondere Bäume und andere botanische Besonderheiten am Wegrand. Bei ausgiebigen Trekkingtouren kann von hier aus die ganze Eifel „erobert“ werden, andere Routen wiederum sind kurz und gemütlich.

Wir rasten auf einer gelb leuchtenden Wiese. Die mageren Böden der Schönecker Schweiz sind hervorragend für Lamas und ihre 3 Mägen geeignet. Aber ab und zu darf es auch mal eine satte Weide voll Löwenzahn sein. Die gelben Blüten verschwinden schneller in den Mäulern, als wir schauen können, und die Grimassen, die die Tiere beim Kauen ziehen, zaubern uns ein Grinsen ins Gesicht. Das liegt daran, dass den deutlich sichtbaren Schneidezähnen am Unterkiefer eine Kauplatte am Oberkiefer gegenüberliegt. Sie können damit das Gras hervorragend abbeißen und beschädigen so das Wurzelwerk nicht. Lamas gehören zur Familie der Kamele, und so eine Wanderung oder ein Trekking zaubert einen Hauch Exotik in die ohnehin schon faszinierende Welt der Schönecker Schweiz. Dies wird auch deutlich, wenn wir auf andere Menschen treffen. Unsere Tiere wecken Neugier und verzaubern. Man bleibt stehen und unterhält sich, und häufig möchten die anderen Wanderer Fotos von sich und den Lamas. Da gebe ich gleich ein bisschen mit meinem Wissen an: Bitte nicht so nah heran und nicht streicheln, wenn das Lama das nicht von sich aus anbietet… Und bin etwas stolz auf meine neuen Kenntnisse!

Die Lamas leben seit 2020 in Sichtweite der Burg Schönecken auf den Weiden unterhalb des ehemaligen Hotels „Burgfrieden“ am Rammenfeld. Hier beginnen auch die (begleiteten) Touren. Das Angebot reicht von einer kleinen Familienwanderung über eine intensive „Zeit zu zweit“ mit Picknickkorb und Sekt über Tageswanderungen bis hin zu mehrtägigen Trekkingtouren mit Zelten, beispielsweise auf dem Jakobsweg.

Am Ende fühlen wir uns entspannt, angeregt durch die Erlebnisse und wie nach jeder Wanderung etwas müde. Aber zunächst plaudern wir noch ein wenig und versorgen die Tiere. Ehrensache, dass wir sie nicht einfach anbinden und gehen! Sie sind unsere Gefährten geworden. Nun dürfen sie wieder auf die Weide zu den anderen. Sie werden schon sehnsüchtig erwartet!

Veranstaltungsort/Weide: Rammenfeld 6, 54614 Schönecken
Postadresse und Infos: eifelnomaden, Altburgstr. 26, 54597 Hersdorf. Telefon 06553/
8329762, post@eifeltrekking.de, www.eifeltrekking.de

SWR-Beitrag: https://www.swrfernsehen.de/landesschau-rp/lamatouren-durch-die-eifel-100.html

Hoch über Schönecken mit Blick auf die Burg: An diesem paradiesischen Ort leben seit 2020 die Lamas der eifelnomaden!
Es geht los! Abstieg ins Altburgtal.
Langsam gewöhnen wir uns aneinander.
Frühling im Altburgtal
Eine kleine Rast für alle

Ein wahrer Blumenfreund!
Julietta Baums von den Eifelnomaden mit zweien ihrer „Jungs“ – im Hintergrund ist Burg Schönecken zu sehen.
Auf dem Weg zur Burg Schönecken
Mein Weggefährte Yuri
Auch Yuri und Bingo lesen sich die Infos auf dem Schild genau durch!
An der Burg Schönecken!
Julietta Baums mit Bingo und Yuri an der Burgruine Schönecken
„Gruppenbild mit Dame“ – auch ich werde fotografiert!
(Foto: Julietta Baums)
Yuri und ich sind uns einig! Und nach mehreren gemeinsamen Kilometern lässt er mich auch schon näher an sich heran.
Rückweg zur Weide
Die anderen Lamas erwarten uns schon!
Lamaweide hoch über Schönecken
Von der Lamaweide zur Burgruine Schönecken sind es nur wenige hundert Meter.
Picknick mit Lama

Auf Wiedersehen! Bis zum nächsten Mal!
Ein letzter Blick aufs Lamaparadies und die Burg!

 

Schönecker Schweiz – auf der Jagd nach der Felsenburg

Oben auf der Keltenfliehburg

Schönecker Schweiz – auf der Jagd nach der Felsenburg

Die Schönecker Schweiz und ich kennen uns jetzt elf Jahre. In jedem Urlaub streife ich zumindest ihre Randgebiete, zu Fuß, auf dem Pferderücken oder bei einem Ausflug mit dem Traktor. Sie hat so viele Gesichter, und jedes ist schön. Und eines ist sie eigentlich immer: grün! Grün vom Laub an den Bäumen, grün vom Bärlauch auf dem Waldboden und von Moosen, Farnen und Flechten auf den Felsen. Ihre Geschichte ist ein ganz eigener Eifelkrimi, denn hier existierte vor 400 Millionen Jahren ein Meer, dessen Ablagerungen die heutige Landschaft gestaltet haben. Und die ist außergewöhnlich!

Beginnen wir mit dem Bärlauch. Ab März bis in den Juni hinein begleitet uns dieser Duft durch die ganze Schönecker Schweiz. Es handelt sich um das größte zusammenhängende Bärlauchgebiet Europas! 2017 wurden hier etwa 60 Tonnen Bärlauch geerntet – Tendenz steigend. Daneben gibt es hier große Vorkommen an Märzenbechern, oft im Jahreslauf gefolgt vom Silberblatt. Zwischen Fleringen und Rommersheim befindet sich auf einer felsigen Anhöhe im Wald zudem noch eine andere botanische Besonderheit: die „krüppelig gewachsene“ Krausbuche! (Streng genommen gleich drei dieser Bäume.)

Überhaupt: als Teil der Prümer Kalkmulde, die mit 240 km² wiederum die größte der Eifeler Kalkmulden ist und im Süden der Kalkmuldenzone liegt, bietet die Schönecker Schweiz Geologen und Botanikern einmalige Einsichten und Erlebnisse. Für Enzian muss niemand in die Alpen fahren: Der (teils beweidete) Kalkmagerrasen an sanften Hängen bietet mit kargem Boden, wenig Wasser, viel Sonne und eisigem Frost extreme Lebensbedingungen, die erstaunlicherweise eine große Artenvielfalt begünstigen und solche Besonderheiten hervorbringen wie beispielsweise Orchideen, Enzian, Wiesen-Salbei, Mücken-Händelwurz, Thymian, Küchenschellen und Wacholder.

Gleich nebenan finden sich Dolomitfelsen und Karstgestein und eine interessante Besonderheit: „Schwindbäche“ (auch Verlierbäche genannt). Das Wasser verschwindet in „Schlucklöchern“ im Karstgestein und tritt an anderer Stelle wieder aus. So kommt es, dass sich hier unterirdisch das größte Trinkwasserreservoir der Südeifel befindet, das 20.000 Menschen versorgt. Die Schönecker Schweiz einmal von unten zu betrachten, wäre also genauso interessant wie unsere oberirdische Wanderung heute! Doch die ist spannend genug: Überall finden sich Fossilien, und die Felsen geben Geologen einzigartige Einsichten: Bei Schönecken-Wetteldorf wurde bereits 1937 der „Wetteldorfer Richtschnitt“ vorgenommen, anhand dessen Wissenschaftler die Grenze zwischen Unter- und Mittel-Devon festlegen konnten und der seit 1981 der weltweit einzig gültige Maßstab ist. Um bei Superlativen zu bleiben: Hier befindet sich auch das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet im Landkreis Bitburg/Prüm, stolze 865 Hektar groß.

Es ist die Landschaft, die dem Beinamen „Schweiz“ alle Ehre macht. Beispielsweise die „Jungfernley“ im Schalkenbachtal unweit des Schönecker Wanderparkplatzes. Es wird berichtet, hier sei eine bösartige Jungfrau zu Stein erstarrt. Daneben gibt es auch Erzählungen, aus ihrem Felsspalt hätten Hebammen die neugeborenen Kinder herausgezogen. Oder etwa die Hohlley, das „Tor zur Unterwelt“, deren Tropfsteinhöhlen Fledermäusen und Kreuzspinnen Unterschlupf bieten.

Hier beheimatet ist auch die Sage vom „Schalkenmännchen“. Es soll sich um den hinterhältigen Johann von Schwirzheim handeln, den auch der Himmel nicht aufnehmen wollte und dessen Seele daher immer noch unruhig durch den Wald streift, in dem er gewaltsam zu Tode kam. Ein junger Knecht hatte in Wallersheim drei Ferkel abgeliefert und sein Trinkgeld in der dortigen Wirtschaft gegen flüssiges Wohlbefinden eingetauscht. In der Dämmerung machte er sich auf den Weg zurück zu seinem Dienstherrn nach Schönecken, als er im Schalkenbusch auf ein kleines Männlein traf, das er zunächst für einen verstockten Knaben hielt. Im Streit warf er dem Wicht böse Worte entgegen, bis dessen Gestalt wuchs und wuchs und ihm auf den Rücken sprang. Dem Jungen gelang es nicht, die bleierne Last abzuwerfen, die ihn zudem peitschte und antrieb und erst auf der Brücke in Schönecken von ihm abließ. Es heißt, der Knecht sei danach nie wieder froh gewesen.

Wen wundert es, dass auch die Kelten dieses Gebiet zu schätzen wussten? Oberhalb des Altburgtals befindet sich eine sogenannte „Keltenfliehburg“, auch „Keltenring“ genannt: Bezeichnungen, die neugierig machen! Um sie zu finden, muss man gut zu Fuß sein, und so machen wir uns auf den Weg, laufen von Meyersruh, wo Schalkenbach und Kupferbach zusammentreffen, über den Ichter Berg hinab ins Altburgtal und folgen zunächst dem Wanderweg 2. Meine Wanderkarte ist der Ansicht, dass Wanderweg 1 sicher am „Keltenring“ vorbei führt, doch diversen Wegbeschreibungen entnehme ich, dass auch die 2 zum Ziel führt, wenn man achtsam ist und sich im richtigen Moment rechts hält. Die Frage, wann dieser richtige Moment ist, wird uns eine Weile auf Trab halten – neben der atemberaubend schönen Wald- und Felsenlandschaft, die uns umgibt. Hinweisschilder geben uns die Sicherheit, auf dem richtigen Weg zu sein, und so biegen wir kurz rechts ab, um ein paar besonders schöne Felsen im Wald in Augenschein zu nehmen. Wenn ich Kelte gewesen wäre, hier hätte ich gelebt! Ich ernenne dieses Stück Erde kurzerhand zu meiner persönlichen Keltenfliehburg und folge weiter brav den Schildern, bis der Wald aufhört und ich irritiert feststelle, dass wir die Keltenfliehburg längst erreicht haben müssten. Also müssen es die grandiosen Felsen sein, an denen wir unlängst vorbei gelaufen sind, direkt am Wanderweg 1, was auch zu den Angaben auf meiner Karte passt. Die nächste halbe Stunde erkunden wir diese Felsen und Klüfte, und ich stehe auf den natürlichen Terrassen oberhalb der Bäume und stelle mir vor, wie die Kelten diesen Bereich gegen die von unten herannahenden Feinde verteidigten. Die Angreifer hatten keine Chance! Zufrieden lassen wir diesen Ort hinter uns und folgen dem Schneifel-Pfad abwärts, dem Altburgtal mit seinem Schluckloch entgegen. Die Felsen haben 1000 Gesichter: ein Flusspferd, von einem Löwen gejagt, ein schlafendes Krokodil, ein Bär mit einer vorwitzigen Nase – vielleicht ist es auch ein Fabelwesen, das Wache hält vor der Burg. Wie mögen die Kelten diese gewaltige Natur verehrt haben?

Wenige Meter weiter laufen wir fast gegen ein Schild, das plötzlich in der Landschaft erscheint und uns mit folgenden Worten begrüßt: „Schutz vor Feinden: Burg aus der Zeit um 500 v. Chr.“ Schallendes Gelächter erfüllt den Wald: Was auch immer wir vorher erkundet haben, hier ist es, das Ziel unserer Wanderung! Und es ist tatsächlich beeindruckend. Die Felsen Richtung Süden und Osten mögen mindestens 20 Meter hoch sein. Von hier oben gesehen geht es senkrecht in die Tiefe – Eroberung unmöglich, Verteidigung gesichert. Auf der ebenen Seite, von der auch wir uns genähert haben, gab es Wälle und Gräben sowie Konstruktionen aus Steinen und Holz – eine Abgrenzung von etwa 4.000 m². Das Holz ist längst verrottet, doch die Steine liegen überall. Was für ein magischer Ort hier oben mitten im Wald, grün schimmernd in der Sonne. Unter uns liegt das Altburgtal mit der kleinen Brücke und dem Schwindbach und wartet darauf, dass wir diese Burg von unten bestaunen.

Wer suchet, der findet – gelegentlich auch dreimal…

 

So findet man die Keltenfliehburg: Sie liegt am Schneifel-Pfad oberhalb des Altburgtals, ca. 50°10’8″N, 6°29’13″E (Angabe in der Datenbank der Kulturgüter: 50.169538N, 6.488320E). Wanderweg 2 verläuft unterhalb der Burg. Am einfachsten ist es, den Altburgbach in nördliche Richtung über die kleine Stahlbrücke zu überqueren. Dann wenige Meter links bis zum Infoschild über Karstbäche. Von hier nun weder Richtung Niederhersdorf noch Richtung Schönecken laufen, sondern den kleinen Pfad (Schneifel-Pfad) bergauf. Die Keltenburg befindet sich während des gesamten „Aufstiegs“ auf der rechten Seite. „Oben“ befinden sich rechterhand das Infoschild und der Zugang.

Lage: zwischen Schönecken, Rommersheim, Fleringen und Hersdorf

Wanderparkplätze: in Schönecken (Lindenstraße/L5 an der Nims-Brücke) und Rommersheim (der Straße „Auf der Schlack“ in östliche Richtung folgen)

Weitere Infos zu Wanderwegen und zu einer Mountainbike-Tour sowie zu den geologischen Gegebenheiten: www.ferienregion-pruem.de, www.schoenecken.de, www.naturpark-eifel.de, www.eifelsteig.de/Partnerwege/Vulkaneifel-Pfade (Schneifel-Pfad)

Führungen: http://www.brunhilde-rings.de/fuehrungen/altburgtal/

Buchempfehlung: Alois Mayer: Sagenhaft & Wunderbar – Sagen und Erzählungen aus dem Altkreis Prüm (Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Prümer Land, Band 59), www.gvpl.de

YouTube: https://youtu.be/4s7TbqExq0s

Am Fuße der Keltenfliehburg
Bärlauch zwischen Rommersheim und Fleringen
Gefunden: Dieses Schild informiert über die Keltenfliehburg
Altburgtal bei Schönecken
Krokodilfelsen
Blick von der Fliehburg – Wir tauften dieses imposante Felsgebilde „Die Liebenden“
Brücke im Altburgtal
An der Jungfernley
Jakobsweg am Schalkenbach bei Schönecken
Die Krausbuche zwischen Rommersheim und Fleringen
Interessanter Baum ausgangs des Altburgtals kurz vor Schönecken

Imposante Felsen am Kupferbach nahe Meyersruh
Schwindbach
Mit all meiner Phantasie glaubte ich die Angreifer zu sehen – aber die „echte Burg“ ist noch 500 Meter entfernt

Oberhalb des Altburgtals am Wanderweg 2
Mystische Felsen mitten im Wald
Auch hier wäre ein guter Ort für eine Burg gewesen – Felsen am Wanderweg 1
Nicht die gesuchte Keltenfliehburg, aber wer weiß…
Blick vom Schneifel-Pfad auf die Kelten-Fliehburg
Jungfernley