Prüm zu allen Zeiten von allen Seiten – abenteuerlicher Panoramaweg

Blick von der Kalvarienbergkapelle auf Prüm und die Basilika

Egal, von welcher Seite wir uns nähern: Irgendwann ist er da, der erste Blick hinunter ins Tal auf Prüm und seine stolze Basilika – wunderschön, fast poetisch, lässt dieser Anblick niemanden kalt. Ich persönlich möchte mehr davon, Prüm von allen Seiten betrachten, erkunden, fotografieren – und nirgendwo ist das besser möglich als auf dem Panorama-Wanderweg 120 rund um die Karolingerstadt, der zudem auch reichlich Aussicht in andere Richtungen zu bieten hat.

Angelegt wurde die anspruchsvolle Route, auf der auf gut 20 km 430 Höhenmeter zu überwinden sind, 2008 anlässlich des 120jährigen Bestehens der Prümer Ortsgruppe im Eifelverein. Sie beginnt am Wanderparkplatz 14 („Wenzelbach“) an der B410 zwischen Prüm und Niederprüm, lässt sich aber auf diversen anderen Parkplätzen beginnen und natürlich auch vielfältig abkürzen oder durch Abstecher, zum Beispiel in die Innenstadt von Prüm, beliebig erweitern.

Für die Abenteurer unter uns haben sich die Prümer etwas ganz Besonderes ausgedacht. Auf dem Weg gibt es sage und schreibe 65 Geocaches zu heben (digitale Schatzsuche – Link siehe unten!). Vier Gruppen privater Cacher haben die „Schätze“ verschiedenster Art und unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade auf dem Weg versteckt (traditionelle, Multi- und Mystery-Caches) – unendlicher Entdeckerspaß inklusive! Wer nur geradeaus schaut und denkt, kommt meistens nicht weit. Es lohnt sich, ungewohnte Körperpositionen einzunehmen oder sich Dinge einmal von unten, oben oder auch von hinten anzuschauen. Zudem – und das ist uns mehrfach passiert – könnten auch andere Suchende sich gerade am gleichen Ort befinden, um ebenfalls ganz unauffällig („Muggel“ = Uneingeweihte dürfen ja nichts merken!) den Cache zu heben. So kommt man entweder ganz wunderbar ins Gespräch, oder man zieht sich zurück, bis die andere Gruppe fündig geworden ist. Denn eines möchte man ganz sicher nicht: einfach nur mitbekommen, wo sich das Versteck befindet!

Doch auch ohne digitale Schatzsuche gibt es so viel zu entdecken: Der Weg führt vorbei am Kalvarienberg, der 1949 durch die Explosion dort gelagerter Munition quasi in Stücke gerissen wurde, so dass vier Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs erneut Tod und Zerstörung in Prüm regierten. Noch heute beherrscht ein riesiger Krater den Gipfel, und ein Mahnmal erinnert an das schreckliche Ereignis. Für uns als Wanderer bietet der Berg jedoch auch wunderbare Ausblicke auf Prüm. Ein Abstecher zu der hübschen, nach der Katastrophe neu errichteten Kalvarienbergkapelle mit Blick über Prüm und über den Kreuzweg sei jedem wärmstens ans Herz gelegt. Vom Panoramaweg selbst kann der Blick hier oben nach Niederprüm und über das Mehlenbachtal mit seiner Wacholderheide schweifen und weit darüber hinaus bis nach Belgien.

Nördlich von Tafel führt die Strecke ein Stück über den Jakobsweg und den Schneifel-Pfad. In den oberen Regionen des idyllischen Tettenbuschs bietet sich im Skigebiet Wolfsschlucht ein spannender Blick durch die Schneise ins Tal und auf eine bayerisch anmutende Landschaft. Hier verläuft der Weg stellenweise identisch mit dem Gebietswanderweg 16. Es lohnt sich, erneut abzubiegen und (dem Weg Nr. 16 folgend) dem uralten Keltenring einen Besuch abzustatten. Der Wall lässt sich über verschlafene Waldwege erkunden, und an der Prümer-Land-Route befindet sich eine Infotafel dazu mit Blick auf ein rekonstruiertes Tor der Befestigungsanlage.

Natürlich kann der Weg in beide Richtungen erlebt und begangen werden. Unweit des Ausgangspunkts liegt Niederprüm. Von seinen Höhen bietet sich ebenfalls ein reizvoller Blick auf den Ortskern von Niederprüm mit der hübschen weißen Pfarrkirche St. Gordianus und Epimachus, die eindrucksvolle Talbrücke der A60 über die Prüm sowie auf die Höhenlagen von Prüm am Kalvarienberg und am Tettenbusch. Zeit, innezuhalten, Blick und Gedanken schweifen zu lassen und ganz tief durchzuatmen. Um dann mit frischem Schwung den nächsten Geocache zu heben. Oder einfach die Schönheit der Landschaft, der Ortschaften und des Augenblicks zu genießen.

 

Weitere Infos:
www.ferienregion-pruem.de
www.eifelverein-pruem.de
www.geocaching.com

 

Prüm mit Basilika und Abtei, im Hintergrund der Kalvarienberg
Blick ins Mehlenbachtal
Blick auf Niederprüm und die Höhenlagen von Prüm

Der Weg nach Niederprüm

Geocaching – moderne digitale Schatzsuche

Blick auf die Talbrücke der A60
Blick über Niederprüm zum Kalvarienberg und zum Tettenbusch
Niederprüm
Wanderweg in der Nähe des Wanderparkplatzes Wolfsschlucht
Ausblicke am Weg in der Nähe des Wanderparkplatzes Wolfsschlucht
Skihütte Wolfsschlucht

 

eifelnomaden – Lamawandern im Paradies (Schönecker Schweiz)

Seit 2020 gibt es etwas Neues in der Schönecker Schweiz, die ich so sehr liebe. Zeit, es endlich auszuprobieren:

Sie haben keine Hufe, sondern Sohlen, und auf diesen schleichen sie durch die Natur, mit uns an ihrer Seite, wenn wir das möchten. Es sind Yuri und Bingo, die uns auf unserer Wanderung durch die Schönecker Schweiz begleiten, und bevor es losgeht, lernen wir eine ganze Menge!

Die erste Lektion heißt: Distanz. Lamas sind keine Kuscheltiere, und wir müssen lernen, zu warten, bis sie von sich aus die Nähe zulassen oder suchen. Trotzdem ist es wichtig (und das ist die zweite Lektion!), zum Leittier unseres Lamas zu werden, und dies äußert sich auch über die Position, die unser Begleiter an unserer Seite einnimmt. Und natürlich erfahren wir auch, warum Lamas in der Regel keine Menschen anspucken…

Die anderen Lamas der Herde, Sonny, Luca, Arkan, Snickers, Luiz und Egon, schauen uns interessiert zu, als wir aufbrechen und nach wenigen Metern hinabsteigen ins Altburgtal. Die Zeit, die wir mit dem Lama verbringen, lässt sich im besten Sinne als „Quality Time“ bezeichnen: Wir konzentrieren uns nur auf „unser“ Tier; kein Handy, keine Kamera lenkt uns ab, selbst die Gespräche drehen sich um die Lamas. Das Erlebnis ist dicht und intensiv. Die erste Unsicherheit schwindet mit jedem Schritt, auch wenn ich immer noch sehr aufmerksam auf meine Führungsrolle achte. Wir lachen über die Position, die unser Lama einnimmt, als es sich erleichtert, lernen etwas über die Pflanzen am Wegrand, tauschen uns über die Beschaffenheit des Weges aus und besprechen Wünsche für die Route, die wir heute zurücklegen.

Die Schönecker Schweiz bietet unendliche Möglichkeiten: einen Besuch der Burg Schönecken (nun auch in Lama-Begleitung), das Altburgtal mit der alten Keltenburg, Wiesen auf der Höhe, Wacholderheiden, Felsen, Schwindbäche, den Wiesengrund mit dem plätschernden, sich windenden Bächlein, Bärlauch, wilde Orchideen, besondere Bäume und andere botanische Besonderheiten am Wegrand. Bei ausgiebigen Trekkingtouren kann von hier aus die ganze Eifel „erobert“ werden, andere Routen wiederum sind kurz und gemütlich.

Wir rasten auf einer gelb leuchtenden Wiese. Die mageren Böden der Schönecker Schweiz sind hervorragend für Lamas und ihre 3 Mägen geeignet. Aber ab und zu darf es auch mal eine satte Weide voll Löwenzahn sein. Die gelben Blüten verschwinden schneller in den Mäulern, als wir schauen können, und die Grimassen, die die Tiere beim Kauen ziehen, zaubern uns ein Grinsen ins Gesicht. Das liegt daran, dass den deutlich sichtbaren Schneidezähnen am Unterkiefer eine Kauplatte am Oberkiefer gegenüberliegt. Sie können damit das Gras hervorragend abbeißen und beschädigen so das Wurzelwerk nicht. Lamas gehören zur Familie der Kamele, und so eine Wanderung oder ein Trekking zaubert einen Hauch Exotik in die ohnehin schon faszinierende Welt der Schönecker Schweiz. Dies wird auch deutlich, wenn wir auf andere Menschen treffen. Unsere Tiere wecken Neugier und verzaubern. Man bleibt stehen und unterhält sich, und häufig möchten die anderen Wanderer Fotos von sich und den Lamas. Da gebe ich gleich ein bisschen mit meinem Wissen an: Bitte nicht so nah heran und nicht streicheln, wenn das Lama das nicht von sich aus anbietet… Und bin etwas stolz auf meine neuen Kenntnisse!

Die Lamas leben seit 2020 in Sichtweite der Burg Schönecken auf den Weiden unterhalb des ehemaligen Hotels „Burgfrieden“ am Rammenfeld. Hier beginnen auch die (begleiteten) Touren. Das Angebot reicht von einer kleinen Familienwanderung über eine intensive „Zeit zu zweit“ mit Picknickkorb und Sekt über Tageswanderungen bis hin zu mehrtägigen Trekkingtouren mit Zelten, beispielsweise auf dem Jakobsweg.

Am Ende fühlen wir uns entspannt, angeregt durch die Erlebnisse und wie nach jeder Wanderung etwas müde. Aber zunächst plaudern wir noch ein wenig und versorgen die Tiere. Ehrensache, dass wir sie nicht einfach anbinden und gehen! Sie sind unsere Gefährten geworden. Nun dürfen sie wieder auf die Weide zu den anderen. Sie werden schon sehnsüchtig erwartet!

Veranstaltungsort/Weide: Rammenfeld 6, 54614 Schönecken
Postadresse und Infos: eifelnomaden, Altburgstr. 26, 54597 Hersdorf. Telefon 06553/
8329762, post@eifeltrekking.de, www.eifeltrekking.de

SWR-Beitrag: https://www.swrfernsehen.de/landesschau-rp/lamatouren-durch-die-eifel-100.html

Hoch über Schönecken mit Blick auf die Burg: An diesem paradiesischen Ort leben seit 2020 die Lamas der eifelnomaden!
Es geht los! Abstieg ins Altburgtal.
Langsam gewöhnen wir uns aneinander.
Frühling im Altburgtal
Eine kleine Rast für alle

Ein wahrer Blumenfreund!
Julietta Baums von den Eifelnomaden mit zweien ihrer „Jungs“ – im Hintergrund ist Burg Schönecken zu sehen.
Auf dem Weg zur Burg Schönecken
Mein Weggefährte Yuri
Auch Yuri und Bingo lesen sich die Infos auf dem Schild genau durch!
An der Burg Schönecken!
Julietta Baums mit Bingo und Yuri an der Burgruine Schönecken
„Gruppenbild mit Dame“ – auch ich werde fotografiert!
(Foto: Julietta Baums)
Yuri und ich sind uns einig! Und nach mehreren gemeinsamen Kilometern lässt er mich auch schon näher an sich heran.
Rückweg zur Weide
Die anderen Lamas erwarten uns schon!
Lamaweide hoch über Schönecken
Von der Lamaweide zur Burgruine Schönecken sind es nur wenige hundert Meter.
Picknick mit Lama

Auf Wiedersehen! Bis zum nächsten Mal!
Ein letzter Blick aufs Lamaparadies und die Burg!

 

Von Ringen und Steinen – auf den Spuren der Kelten unterwegs (Keltenring Prüm)

Warum mich die Kelten so faszinieren? Vielleicht, weil sie für uns nicht so greifbar sind wie die Römer und alles, was in der Geschichte nach ihnen kam. Vor 30 Jahren stand ich in England vor den Steinen von Stonehenge, umringt von Touristen und durch Zäune fern gehalten, und wartete vergeblich darauf, etwas Magisches zu verspüren. In der Eifel ist das anders. In der Eifel begegnet man den Spuren der Kelten unmittelbar. Ihre Hinterlassenschaften sind nur teilweise offensichtlich erkennbar, und gerade das schafft diese faszinierende Brücke zwischen dem, was wir heute wissen und erleben, und der Welt der Sagen und Mythen.

An vielen Orten gibt es Keltenringe und Steine. Für mich von meiner Eifel-Unterkunft aus praktisch nur einen Steinwurf entfernt: die Kelten-Fliehburg in der Schönecker Schweiz, der Langstein in Wallersheim und die Keltenringe in Weinsheim und Prüm.

Anfang November 2019 mache ich mich auf, den Keltenring in Prüm zu erkunden. Auf der Wanderkarte (siehe Empfehlung unten) ist der Keltenring deutlich zu erkennen. Wer der Prümer-Land-Tour-Route 1 folgt, kann ihn nicht verfehlen. Aber wie üblich folge ich meiner eigenen Wegführung und mache dadurch auch meine ganz eigenen Erfahrungen! Ich parke am Ende der Straße „Pferdemarkt“, die sich geradeaus als breiter bequemer Wanderweg fortsetzt. Es geht stetig bergauf, links grüßt steil aufwärts ein vorwiegend aus Nadelbäumen bestehender Wald, rechts fällt der Hang, von Laubbäumen besiedelt, tief zur Prüm hin ab. Ganz oben angekommen, raste ich erst einmal in einer gemütlichen Schutzhütte mit Blick auf das harmonische Grün und die bunten Farben des Herbstwaldes. Von hier zweigen sternförmig Wege ab, und ich habe die Wahl: Der Keltenring lässt sich von oben oder von unten erfahren, und ich wähle den oberen Weg, der im spitzen Winkel direkt links von der Route, über die ich gekommen bin, über die Höhe führt. (Halblinks bergab wäre alternativ die Prümer-Land-Route 1 weitergegangen, die dann linkerhand zu der später beschriebenen Info-Tafel führt. Hier befindet sich auch ein Hinweisschild zum Naturdenkmal „Alte Tannen“ – schon wieder ein Plan für die Zukunft, die muss ich kennenlernen!) Genug der Wegbeschreibungen!

Auf dem recht breiten und bequemen Wanderweg über die Höhe, der links und rechts von dichtem Wald gesäumt ist, lässt sich der Ring in Form von zwei Wällen erahnen, die der Weg sanft überwindet. Dies ist hier oben der einzige Hinweis auf das Vergangene. Auf dem zweiten Wall schlage ich mich rechts in die Büsche und folge einem kaum sichtbaren Pfad, der mich im Halbkreis über den alten Wall durch ein fast unberührtes Waldstück führt. Ich wandele im wahrsten Sinne des Wortes auf den Spuren der Kelten! Rechts von mir raschelt es. Wenn jetzt direkt vor mir ein Reh auftauchen würde, wäre das keine Überraschung. Oder ein Wildschwein. Ich schaue mich um. Weit und breit keine Spur menschlichen Lebens. Was ich eigentlich sehr mag. Wie oft hier wohl jemand läuft? Bestimmt nicht täglich. Einmal in der Woche? Im Monat? Es ist wunderschön und ein ganz kleines bisschen gruselig. Was, wenn wirklich ein Wildschwein käme oder ich stolpern und mir die Beine brechen würde? Ich atme tief durch. Es riecht so gut nach Bäumen, Pilzen und Moos. Verwunschen sieht es aus. Reichlich Platz für Elfen und Zwerge und für mich mit meinen Gedanken. Ich kann gar nicht anders als diesem wunderbaren Pfad weiter zu folgen und den Wald zu erkunden. Das Wort „Traumpfad“ würde passen, und vielleicht ist es genau das, was die Menschen in Australien auch machen: Dem Herzen folgen. Interessanterweise gibt es auch in der Eifel eine ganze Reihe von sogenannten „Traumpfaden“. Zufall? Egal, das hier fühlt sich gut an.

Nach einem perfekten Viertelkreis über den Wall erreicht der Pfad die Oberkante einer aus Steinen aufgeschichteten und oben und seitlich mit Holz verstärkten Befestigung, die ich ausgiebig erkunde. Doch ich muss einem Pfad bergab zum tiefergelegenen parallelen Wanderweg (Prümer-Land-Tour 1) folgen, um die Infotafel zu lesen. Am Wegrand finde ich wunderschöne Pilze, die ich erst einmal ausgiebig fotografieren muss. Gut, dass mich keiner sieht, wie ich da auf dem Waldboden hocke und liege und krieche, um sie schön aufs Bild zu bekommen. Es entstehen Fotos vom Herbstwald und all seinem Leben und all seinen Farben, die zu Sinnsprüchen einladen: „Wenn du nicht weißt, wohin dein Weg führt, genieße die Farben am Wegrand“ poste ich am 16. November 2019 auf Facebook, begleitet von einem dieser Herbstwaldfotos, denn zum Zeitpunkt der Wanderung weiß ich gerade seit ein paar Tagen, dass ich meine Arbeitsstelle wechseln muss und dass vor mir eine lange schwierige Zeit der Suche und der Ungewissheit liegt. Da kommen mir Farben, Moos, Pilze und die Kelten gerade Recht.

Irgendwann ist es dann doch Zeit für die Infotafel, die mir auf einer Abbildung einen Eindruck der Größe und Bauweise der früheren Anlage vermittelt und natürlich noch mehr. So diente der Burgring vermutlich als Stützpunkt und Machtsymbol – übrigens später noch einmal im Mittelalter, auch wenn es dann natürlich nicht mehr die Kelten waren, die ihn bewohnten. Er wurde mit neueren Aufbauten vermutlich als Fluchtburg genutzt. Das rekonstruierte Tor der Keltenburg, das ich gerade bestaunt hatte, basiert auf Ausgrabungen aus dem Jahr 1974. Die ursprüngliche Anlage wird in die sogenannte Latèneperiode datiert und dürfte in der Eisenzeit etwa zwischen 500 und 100 vor Christus genutzt worden sein – ähnlich wie ihre „Schwester“ im Altburgtal der Schönecker Schweiz, die ich früher im Jahr bereits gesucht und schließlich auch gefunden hatte. Besucht habe ich auch den Langstein in Wallersheim, doch davon soll später einmal die Rede sein. Ich kann mich nicht überwinden, dem „geraden Weg“ der Route 1 zu folgen, und so klettere ich wieder hinauf auf die Höhe des Walls, bewundere noch einmal das rekonstruierte Tor, spähe in die Tiefe wie die Verteidiger vor über 2000 Jahren, rieche und spüre den feuchten bunten Wald um mich herum und genieße den federnden Boden unter meinen Füßen. Immer wieder spähe ich links und rechts, denn ich kann die Tiere ringsum hören und spüren, aber ich sehe nichts.

Der breite Wanderweg, der mich am Ausgangspunkt dieses abenteuerlichen Pfades erwartet, erscheint profan und unromantisch. So bin ich nur ein winziges bisschen erleichtert, weder mit gebrochenen Knochen noch vom Wildschwein erlegt vor der Welt verborgen auf dem Pfad zu dahin zu scheiden, und tief in mir kratzt die Enttäuschung, weil wieder alles so normal ist. Ich bin wieder im Heute. Irgendwie schade. Vielleicht blinzelt ja irgendwo hinter mir noch ein Kelte um die Ecke. Oder ein Zwerg, eine Elfe, ein heimliches Eifelwesen… Wer weiß.

Viel zu schnell erreiche ich bergab den Tannenweg und das Post-Feriendorf. Es erwartet mich ein fröhlicher Abend. Aber das weiß ich in diesem Moment noch nicht…

Quellen, Links und Empfehlungen:
www.ferienregion-pruem.de
Wanderkarte Nr. 17 (Prümer Land) des Eifelvereins, ISBN 978-3-944-620-00-8
https://www.eifelverein.de/index.php/verlag/buecher-und-karten/wanderkarten/254-pruemer-land-nr-17

Keltenring Prüm:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=23877, Wanderwege: Prümer Land-Tour Route 1
Parkgelegenheit: Am Postferiendorf (Straße „Pferdemarkt“ bis zum Ende durchfahren, am Straßenrand parken.)
Länge der von mir geschilderten Route: ca. 2,2 km

Kelten-Fliehburg Schönecken:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2416, Örtlicher Rundwege 1
weitere Empfehlungen:
https://susanne-wingels.de/schoenecker-schweiz-auf-der-jagd-nach-der-felsenburg

Oben angekommen! Hier biege ich scharf links ab (im spitzen Winkel, dem grünen Schild folgend). Die Prümer-Land-Tour 1 setzt sich nach links bergab und dann wieder links fort (auf diese Weise gelangt man automatisch zur Infotafel).
Links bergab ginge es zu diesem Naturdenkmal. Die Prümer-Land-Tour 1 folgt zunächst dieser Strecke.
Auf dem Weg ist der Wall deutlich erkennbar.
Das Abenteuer beginnt!

Rekonstruierte Toranlage der Keltenburg (Oberkante). Links der Pfad hinab zur Info-Tafel.

Rekonstruierte Toranlage der Keltenburg
„Wenn du nicht weißt, wohin dein Weg führt, genieße die Farben am Wegrand“

Auf dem Heimweg

Schönecker Schweiz – auf der Jagd nach der Felsenburg

Oben auf der Keltenfliehburg

Schönecker Schweiz – auf der Jagd nach der Felsenburg

Die Schönecker Schweiz und ich kennen uns jetzt elf Jahre. In jedem Urlaub streife ich zumindest ihre Randgebiete, zu Fuß, auf dem Pferderücken oder bei einem Ausflug mit dem Traktor. Sie hat so viele Gesichter, und jedes ist schön. Und eines ist sie eigentlich immer: grün! Grün vom Laub an den Bäumen, grün vom Bärlauch auf dem Waldboden und von Moosen, Farnen und Flechten auf den Felsen. Ihre Geschichte ist ein ganz eigener Eifelkrimi, denn hier existierte vor 400 Millionen Jahren ein Meer, dessen Ablagerungen die heutige Landschaft gestaltet haben. Und die ist außergewöhnlich!

Beginnen wir mit dem Bärlauch. Ab März bis in den Juni hinein begleitet uns dieser Duft durch die ganze Schönecker Schweiz. Es handelt sich um das größte zusammenhängende Bärlauchgebiet Europas! 2017 wurden hier etwa 60 Tonnen Bärlauch geerntet – Tendenz steigend. Daneben gibt es hier große Vorkommen an Märzenbechern, oft im Jahreslauf gefolgt vom Silberblatt. Zwischen Fleringen und Rommersheim befindet sich auf einer felsigen Anhöhe im Wald zudem noch eine andere botanische Besonderheit: die „krüppelig gewachsene“ Krausbuche! (Streng genommen gleich drei dieser Bäume.)

Überhaupt: als Teil der Prümer Kalkmulde, die mit 240 km² wiederum die größte der Eifeler Kalkmulden ist und im Süden der Kalkmuldenzone liegt, bietet die Schönecker Schweiz Geologen und Botanikern einmalige Einsichten und Erlebnisse. Für Enzian muss niemand in die Alpen fahren: Der (teils beweidete) Kalkmagerrasen an sanften Hängen bietet mit kargem Boden, wenig Wasser, viel Sonne und eisigem Frost extreme Lebensbedingungen, die erstaunlicherweise eine große Artenvielfalt begünstigen und solche Besonderheiten hervorbringen wie beispielsweise Orchideen, Enzian, Wiesen-Salbei, Mücken-Händelwurz, Thymian, Küchenschellen und Wacholder.

Gleich nebenan finden sich Dolomitfelsen und Karstgestein und eine interessante Besonderheit: „Schwindbäche“ (auch Verlierbäche genannt). Das Wasser verschwindet in „Schlucklöchern“ im Karstgestein und tritt an anderer Stelle wieder aus. So kommt es, dass sich hier unterirdisch das größte Trinkwasserreservoir der Südeifel befindet, das 20.000 Menschen versorgt. Die Schönecker Schweiz einmal von unten zu betrachten, wäre also genauso interessant wie unsere oberirdische Wanderung heute! Doch die ist spannend genug: Überall finden sich Fossilien, und die Felsen geben Geologen einzigartige Einsichten: Bei Schönecken-Wetteldorf wurde bereits 1937 der „Wetteldorfer Richtschnitt“ vorgenommen, anhand dessen Wissenschaftler die Grenze zwischen Unter- und Mittel-Devon festlegen konnten und der seit 1981 der weltweit einzig gültige Maßstab ist. Um bei Superlativen zu bleiben: Hier befindet sich auch das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet im Landkreis Bitburg/Prüm, stolze 865 Hektar groß.

Es ist die Landschaft, die dem Beinamen „Schweiz“ alle Ehre macht. Beispielsweise die „Jungfernley“ im Schalkenbachtal unweit des Schönecker Wanderparkplatzes. Es wird berichtet, hier sei eine bösartige Jungfrau zu Stein erstarrt. Daneben gibt es auch Erzählungen, aus ihrem Felsspalt hätten Hebammen die neugeborenen Kinder herausgezogen. Oder etwa die Hohlley, das „Tor zur Unterwelt“, deren Tropfsteinhöhlen Fledermäusen und Kreuzspinnen Unterschlupf bieten.

Hier beheimatet ist auch die Sage vom „Schalkenmännchen“. Es soll sich um den hinterhältigen Johann von Schwirzheim handeln, den auch der Himmel nicht aufnehmen wollte und dessen Seele daher immer noch unruhig durch den Wald streift, in dem er gewaltsam zu Tode kam. Ein junger Knecht hatte in Wallersheim drei Ferkel abgeliefert und sein Trinkgeld in der dortigen Wirtschaft gegen flüssiges Wohlbefinden eingetauscht. In der Dämmerung machte er sich auf den Weg zurück zu seinem Dienstherrn nach Schönecken, als er im Schalkenbusch auf ein kleines Männlein traf, das er zunächst für einen verstockten Knaben hielt. Im Streit warf er dem Wicht böse Worte entgegen, bis dessen Gestalt wuchs und wuchs und ihm auf den Rücken sprang. Dem Jungen gelang es nicht, die bleierne Last abzuwerfen, die ihn zudem peitschte und antrieb und erst auf der Brücke in Schönecken von ihm abließ. Es heißt, der Knecht sei danach nie wieder froh gewesen.

Wen wundert es, dass auch die Kelten dieses Gebiet zu schätzen wussten? Oberhalb des Altburgtals befindet sich eine sogenannte „Keltenfliehburg“, auch „Keltenring“ genannt: Bezeichnungen, die neugierig machen! Um sie zu finden, muss man gut zu Fuß sein, und so machen wir uns auf den Weg, laufen von Meyersruh, wo Schalkenbach und Kupferbach zusammentreffen, über den Ichter Berg hinab ins Altburgtal und folgen zunächst dem Wanderweg 2. Meine Wanderkarte ist der Ansicht, dass Wanderweg 1 sicher am „Keltenring“ vorbei führt, doch diversen Wegbeschreibungen entnehme ich, dass auch die 2 zum Ziel führt, wenn man achtsam ist und sich im richtigen Moment rechts hält. Die Frage, wann dieser richtige Moment ist, wird uns eine Weile auf Trab halten – neben der atemberaubend schönen Wald- und Felsenlandschaft, die uns umgibt. Hinweisschilder geben uns die Sicherheit, auf dem richtigen Weg zu sein, und so biegen wir kurz rechts ab, um ein paar besonders schöne Felsen im Wald in Augenschein zu nehmen. Wenn ich Kelte gewesen wäre, hier hätte ich gelebt! Ich ernenne dieses Stück Erde kurzerhand zu meiner persönlichen Keltenfliehburg und folge weiter brav den Schildern, bis der Wald aufhört und ich irritiert feststelle, dass wir die Keltenfliehburg längst erreicht haben müssten. Also müssen es die grandiosen Felsen sein, an denen wir unlängst vorbei gelaufen sind, direkt am Wanderweg 1, was auch zu den Angaben auf meiner Karte passt. Die nächste halbe Stunde erkunden wir diese Felsen und Klüfte, und ich stehe auf den natürlichen Terrassen oberhalb der Bäume und stelle mir vor, wie die Kelten diesen Bereich gegen die von unten herannahenden Feinde verteidigten. Die Angreifer hatten keine Chance! Zufrieden lassen wir diesen Ort hinter uns und folgen dem Schneifel-Pfad abwärts, dem Altburgtal mit seinem Schluckloch entgegen. Die Felsen haben 1000 Gesichter: ein Flusspferd, von einem Löwen gejagt, ein schlafendes Krokodil, ein Bär mit einer vorwitzigen Nase – vielleicht ist es auch ein Fabelwesen, das Wache hält vor der Burg. Wie mögen die Kelten diese gewaltige Natur verehrt haben?

Wenige Meter weiter laufen wir fast gegen ein Schild, das plötzlich in der Landschaft erscheint und uns mit folgenden Worten begrüßt: „Schutz vor Feinden: Burg aus der Zeit um 500 v. Chr.“ Schallendes Gelächter erfüllt den Wald: Was auch immer wir vorher erkundet haben, hier ist es, das Ziel unserer Wanderung! Und es ist tatsächlich beeindruckend. Die Felsen Richtung Süden und Osten mögen mindestens 20 Meter hoch sein. Von hier oben gesehen geht es senkrecht in die Tiefe – Eroberung unmöglich, Verteidigung gesichert. Auf der ebenen Seite, von der auch wir uns genähert haben, gab es Wälle und Gräben sowie Konstruktionen aus Steinen und Holz – eine Abgrenzung von etwa 4.000 m². Das Holz ist längst verrottet, doch die Steine liegen überall. Was für ein magischer Ort hier oben mitten im Wald, grün schimmernd in der Sonne. Unter uns liegt das Altburgtal mit der kleinen Brücke und dem Schwindbach und wartet darauf, dass wir diese Burg von unten bestaunen.

Wer suchet, der findet – gelegentlich auch dreimal…

 

So findet man die Keltenfliehburg: Sie liegt am Schneifel-Pfad oberhalb des Altburgtals, ca. 50°10’8″N, 6°29’13″E (Angabe in der Datenbank der Kulturgüter: 50.169538N, 6.488320E). Wanderweg 2 verläuft unterhalb der Burg. Am einfachsten ist es, den Altburgbach in nördliche Richtung über die kleine Stahlbrücke zu überqueren. Dann wenige Meter links bis zum Infoschild über Karstbäche. Von hier nun weder Richtung Niederhersdorf noch Richtung Schönecken laufen, sondern den kleinen Pfad (Schneifel-Pfad) bergauf. Die Keltenburg befindet sich während des gesamten „Aufstiegs“ auf der rechten Seite. „Oben“ befinden sich rechterhand das Infoschild und der Zugang.

Lage: zwischen Schönecken, Rommersheim, Fleringen und Hersdorf

Wanderparkplätze: in Schönecken (Lindenstraße/L5 an der Nims-Brücke) und Rommersheim (der Straße „Auf der Schlack“ in östliche Richtung folgen)

Weitere Infos zu Wanderwegen und zu einer Mountainbike-Tour sowie zu den geologischen Gegebenheiten: www.ferienregion-pruem.de, www.schoenecken.de, www.naturpark-eifel.de, www.eifelsteig.de/Partnerwege/Vulkaneifel-Pfade (Schneifel-Pfad)

Führungen: http://www.brunhilde-rings.de/fuehrungen/altburgtal/

Buchempfehlung: Alois Mayer: Sagenhaft & Wunderbar – Sagen und Erzählungen aus dem Altkreis Prüm (Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Prümer Land, Band 59), www.gvpl.de

YouTube: https://youtu.be/4s7TbqExq0s

Am Fuße der Keltenfliehburg
Bärlauch zwischen Rommersheim und Fleringen
Gefunden: Dieses Schild informiert über die Keltenfliehburg
Altburgtal bei Schönecken
Krokodilfelsen
Blick von der Fliehburg – Wir tauften dieses imposante Felsgebilde „Die Liebenden“
Brücke im Altburgtal
An der Jungfernley
Jakobsweg am Schalkenbach bei Schönecken
Die Krausbuche zwischen Rommersheim und Fleringen
Interessanter Baum ausgangs des Altburgtals kurz vor Schönecken

Imposante Felsen am Kupferbach nahe Meyersruh
Schwindbach
Mit all meiner Phantasie glaubte ich die Angreifer zu sehen – aber die „echte Burg“ ist noch 500 Meter entfernt

Oberhalb des Altburgtals am Wanderweg 2
Mystische Felsen mitten im Wald
Auch hier wäre ein guter Ort für eine Burg gewesen – Felsen am Wanderweg 1
Nicht die gesuchte Keltenfliehburg, aber wer weiß…
Blick vom Schneifel-Pfad auf die Kelten-Fliehburg
Jungfernley